Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag. 22. Oktober 1977 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 L Monsig nore Johennes Reitmeier t Folo Max, 1n1. Max Erter, Kirchberg Am 13. Oktober 1917 wurde Mon- signore Johannes Reitmeier von der Pfarrgemeinde Kirchberg zur letzten Ruhe geeitet. Als höchster kirchli- cher Würdenträger trauerte Weih- bischof iakob Mayr mit den Pfarr- angehörigen und zum Mittelpunkt der Trauerfeier wurde de: Nachruf von Prälat Dr. Sebastian R.:ter. „Christliche Trauergemelnde! Am Rosenkr anzsonrag, 9. Oktober 1977 Ist Monsignore Johannes Reit- meier Im hohen Alter von 90 Jahren von Gott nach einem schmerzhaften Leiden in die ewige Heimat aufge- nommen worden. Wir legen heute seine sterbliche Hülle in Priestergrab Eures Friedhofes zur letzten Ruhe, in seiner geliebten Heimaterde. Im hl. Opfer und im Gebet geden- ken wir seiner, daß Gott ihn von allen menschlichen Schwächen und Makeln reinigen und in die Anschauung seiner unermeßlichen Herrlichkeit führen möge. Bild und Leten von Monsignore Jo- hannes Reitmeler ist Ihnen in allem noch lebendig. Ob Sie ihn nun in die- sen letzten acht Jahren hier als Prie- ster gekannt und geschätzt haben oder ob Sie auch noch zurückdenken können an die Jahre seiner Kaplans- zeit, wo er Ihnen vielleicht im Reh- gionsunterrich; oder :n der Jugend- gruppe bleibende Eindrücke hinterlas- sen hat. Es war ein vollendetes Pr:esterleben im Diens;e des Herrn - so hat man auf seine Trauerparte geschrieben. Vor gu; einem Jahr habe ich zum Anlaß seines 51)jährigen Priesterjubi- läums auf dem Platz vor der Kirche einiges im Anschluß an dieses Priester- fest sagen dürfen. Lassen Sie mich heute an seiner Bahre diese Gedanken wieder aufgreifen und weiterführen. Die Stationen des Priesterlebens sind kurz umgriffen: Kirchberg als Kaplan und pensionierter Pfarrer und 35 Jahre Seelsorger der Auswanderer in Dreizehnhinden in Brasilien. Die Tätigkeit von Msgr. Johann Reitmeier als Kaplan, als Kooperator in Kirch- berg in den dreißiger Jahren sind von nachhaltiger Wirkung geblieben; so zwar, daß er Kirchberg im besonderen immer als seine eigentliche priesterli- che Heimat betrachtet und geliebt hat. Und so ist er als Hochbetagter wieder nach Kirchberg zurückgekehrt. Nicht, um hier einfach ein Pensioni- stendasein zu führen, sondern noch, soweit er irgendwie konnte, als Prie- ster zu wirken, im Gottesdienst, im Beichtstuhl, in der Kranken- und Al- tenseelsorge. Ihr habt Ihn, meine lieben Kirch- berger, für diese seine Anhänglichkeit und Treue beschenkt mit Eurer be- sonderen Liebe, mit Eurer Anhäng- lichkeit, mit Eurer Hochschätzung. - Das hat dem guten alten Mann wohl- getan und so glaube ich, wird er dieser seiner Kirchberger Gemeinde auch von der Ewigkeit her ein priesterlicher Freund bei Gott dem Herrn sein und bleiben. Die 35 Jahre in Dreizehnlinden mö- gen von hier aus schwer zu beschrei- ben sein. Schon der Entschluß des et- wa gut 40jährigen Priesters, sich die- ser Auswanderergruppe anzuschließen, weit in die Ferne zu gehen, sich mit dem Leben und Schicksal dieser Fa- milien, dieser Oesterreicher im Aus- land, gleichsam auf Gedeih und Ver- derb zu verknüpfen in seinem prie- sterlichen Dienst, ist nicht so leicht und einfach abzuschätzen und zu würdigen. Die Kunde aber, die Erzäh- lungen und die Nachrichten sind doch so zahlreich, daß Johannes Reitmeier von Dreizehnlinden für diese Auswan- derergruppe in aller Form irgendwie Halt, seelische Mitte und das gute Ge- wissen war und geblieben ist. - Wer mag absehen, wieviel dahinter per- sönlicher Verzicht, schlichte Arbeits- treue, Denken und Fühlen mit den Sorgen der Menschen und Tragen an ihrem Heimweh, an ihrer existentiel- len Unsicherheit, an ihren familiären Problemen, an allen menschlichen Fragezeichen, unter denen die Men- schen gerade in einer solchen Situa- tion gelitten und getragen haben. - Kein Denkmal könnte das verewigen, kein Staat könnte das richtig aus- zeichnen und würdigen. Gott ist es vorbehalten, ein solches Leben eines Priesters einmal von seiner Größe und Güte her zu lohnen. Wenn wir im gesamten auf das Prie- sterleben von Msgr. Reitmeier zurück- schauen, können wir sagen: es war ein Weg der Gnade Gottes! Alles ist Gnade! So hat er auf sein Leben und die verschiedenen Stationen und Fügungen und Leistungen zurück- blickend, sagen können: Gnade ist das Eigentliche und Tiefste und Be- stimmende im Menschenleben und schon gar im Priesterleben. Gnade war seine Berufung. Der Bauernsohn, der bäuerliche Arbeiter, der Jungbau- er hat in diesem seinem bäuerlichen Leben, Arbeiten und Mühen immer- fort mit sich die Sehnsucht getragen, eine tiefe Sehnsucht, einmal Priester zu werden. Es schien durch Jahre hin- durch unmöglich. Immer wieder ver- hindert. Und noch immer weiter ent- fernt schien dieses Ziel und die Er- füllung dieser Sehnsucht. Mit 23 Jah- ren hat der bäuerliche Arbeiter seinen Hof, seine Arbeit und seine Heimat verlassen und hat sich ins Studium begeben, zuerst des Gymnasiums, dann der Theologie. Mit 37 Jahren, also nicht mehr jung, ist er 1926 für die Erzdiözese Salzburg zum Priester ge- weiht worden. So setzt sich in seinem Leben die Kette von fühlbaren und spürbaren Gnaden Gottes im kleinen und im großen fort als ein Weg, der bis zum Ziel hin gezeichnet war von e i n e r Markierung: gnadenvolle Fü- gungen der göttlichen Güte haben sei- nen Lebensweg gezeichnet. Dann die Weihe zum Priester: wer spürte da nicht, wie Gott die Hand auf einen Menschen legt, ihn für sich in Beschlag nimmt, in seinen Bann zieht. Das ist der tiefste Sinn alles priesterlichen Wirkens: Gottes Gna- de zum Durchbruch zu verhelfen, Gott Einlaß zu gewähren und für ihn Platz zu suchen in den Herzen der Menschen, durch sein Wort, durch sei- ne Predigt, durch sein Beispiel, durch sein Wirken in der Beichte, im Reli- gionsunterricht und in der persönli- chen Aussprache. Gottes Gnade in der hl. Messe, in der Kommunion Einlaß zu geben und zu gewähren in den Herzen der Menschen soviel Gna- den strömen in uns ein in der Taufe, in der Krankensalbung, in der Ehe- schließung. Die Menschen mit Gott zu versöhnen, mit Gott zu verbinden, mit Gott zu erfüllen: das ist das Um und Auf seines täglichen Werkens und Wirkens gewesen. Das Priesterleben von Msgr. Reit- meier, auf das wir zurückblicken dür- fen, ist auch ein Weg des Opfers. - Der Priester ist zutiefst verbunden mit dem Opfer. Das Opfer ist aus dem priesterlichen Leben nicht wegzuden- ken und nicht wegzudiskutieren. - Primizopf er, tägliches Opfer der hl. Messe. Dieses mystische gnadenvolle Opfer, das der Priester in seinem hei- ligsten Tun ständig gegenwärtig set- zen darf, muß er selber immer wieder
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