Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 3. Dezember 1977 Kitzbüheler Anzeiger Seite 11 Spatherbstliche Wallfahrt von St. Johann in Tirol nach Lourdes benötigt Oesterreich bis 1985 zwischen 600.000 und 700.000 Wohnungen. Um möglichst vielen Menschen zu den ei- genen vier Wänden zu verhelfen, in- tensiviert Wüstenrot die Zusammen- arbeit mit gemeinnützigen Wohnbau- vereinigungen. Für Bausparkassen ei- nen ganz neuen Weg in der Wohn- raumbeschaffung ging Wüstenrot durch die Finanzierung von Wohn- anlagen auf Mietwohnungsbasis. Die ersten Projekte dieser Art wurden vor kurzem fertiggestellt. Jan Boon - Opfer eines Piratensenders Jan Boon, der noch immer als Film- regisseur tätig ist und auch Filmfesti- vals besucht, begegnete dabei vor kur- zem einem Bekannten aus Italien, der ihm herzlich zu seinem Film „Das Le- ben auf dem Dach der Weit" gratulier- te, den er im italienischen Fernsehen gesehen hatte. Boon fand dies un- glaubwürdig, mußte aber nach dem umfassenden Bericht des Bekannten zugeben, daß es sich tatsächlich um den Film handelte. Es wurde dabei branchenüblich der Name des Ka- meraniannes und Herstellers im Vor- spann genannt. Da die italienische Fernsehgesellschaft RAI nachweislich keinen Film gekauft hatte, kam Boon dahinter, daß eine der etwa 65 Piraten- fernsehstatonen •den Film ausge- strahlt hat. Die Recherchen ergaben, daß der Film, der etwa vor zwei Jahren mit Genehmigung des Produzenten Jan Boon in der italienischen Schweiz aus- gestrahlt wurde, dabei mit einem Vi- deoaufnahmegerät aufgenommen wurde. Diese Methode ist im Italieni- schen Piratensenderwesen üblich. In der Regel werden, wie Boon erfuhr, für die durchgeführte Schwarzarbeit 200 Dollar gezahlt. Die italienische Regie- rung und die Fernsehanstalt HAI sind sich der Praxis bewußt, trotzdem ist mit bestem Willen gegen diese Pira- terie nicht anzukämpfen. Der einzige Trost für Jan Boon ist der, daß von den Piraten grundsätzlich nur gute Filme auf diese Weise „auf- genommen" werden. Die Piratensen- der nähren sich von Reklame, die aus- gestrahlt wird. Boons Film „Das Le- ben auf dem Dach der Weit" ist ein Filmdokument, weil zahlreiche darin vorkommende Szenen aus dem Volks- leben und dem Brauchtum heute be- reits nicht mehr aufgenommen wer- den könnten. Es handelt sich um ei- nen Film, der in mehreren Expeditio- nen entstand. Der Film wurde mit ei- nem italienischen Staatspreis ausge- zeichnet. Die Geldsumme, die Boon dafür von offiziellen italienischen Stellen zugesprochen erhielt, ist seit bald zwei Jahren unterwegs aus Rom. Die vom 19. bis 27. Oktober erfolgte Pilgerfahrt nach Lourdes, an der über 40 Personen aus St. Johann und Um- gebung - auch Ellm:au, Kitzbühel und Fieberbrunn waren vertreten teil- nahmen, hatte sich, vom mildwarmen sonnigen Herbstwetter begünstigt - außer ihrem religiösen Charakter auch zu einer erlebnisreichen Erholungs- und Bildungsreise gestaltet. Der Ver- anstalter und Fahrer, Jorge Schreder aus St. Johann, überraschte die Reise- gäste durch Abstecher auf mehrere programmgemäß nicht vermerkte Ne- benziele, sozusagen als Fahrt ins Blaue, für die Ihm alle Pilger sehr dankbar waren. So gelangten wir gleich am er- sten Tag, dank der frühzeitigen Ab- fahrt, außer nach Einsiedeln auch zu den Gedenkstätten des Hl. Bruders Klaus von der Flüe nach Sachseln und Flüeli, am zweiten Reisetag nach ei- ner Fahrt entlang den Ufern der tief- blauen Schweizer Seen mit herrlichem Ausblick auf die Berggipfel des Berner Oberlandes, bereits in Frankreich an- gekommen, zur Bergkirche von An- necy, zu Ulf rau Mariä-Heimsuchung, in der sich die Reliquienschreine mit den Gebeinen des hl. Franz von Sales und der Ordensstifterin Franziska v. Ohantal befinden. Eine der dortigen Ordensschwestern im anschließenden Heimsuchungskloster, die aus Salzburg stammt, sprach uns in fließendem Deutsch an, das Sie trotz ihres fast vierzigj ährigen Aufenthaltes in Frank- reich gut beherrschte. Die Fahrt des dritten Tageserstreckte sich über 600 Kilometer durchs Rhonetal und die Provence auf der Autobahn Südfrank- reichs bis Narbonne, dann nach Tou- louse, wo sich unser großer Reisebus durch das Autogewühl des dichten Stadtverkehrs geschickt bis zum Ka- pitolpiatz durchwinden konnte, um uns den Gang zur berühmten fünf - schiffigen Basilika im romanischen Stil, Samt Sernin (Saturninus) zu er- möglichen. Die Krypta birgt die Reli- quien von 128 Heiligen, war aber dies- mal wegen Renovierungsarbeiten nicht zugänglich. - Auch fehlte der kostbare Schrein mit dem Haupt des hl. Thomas von Aquin, der erst kürz- lich in die nahe Dominikanerkirche „Des Jacobins", der schönsten Kirche in Toulous, übertragen worden war. Trotz der uns noch bevorstehenden weiten Fahrt bis zum Reiseziel bei sanftem Regen gelangten wir bereits um 7 Uhr abends nach Lourdes, wo uns eine gefällige Geschäftsfrau, die mit ihrem Auto vorausfuhr, die schwie- rige Zufahrt zum gewünschten Hotel anzeigte. „Geld für den Dienst nehme ich nicht an, aber ich lade Sie ein zu einem Besuch in meinem Devotiona- liengeschäft", meinte sie. Der Besuch der heiligen Gedenkstät- ten der Seherin von Lourdes, Berna- dette Soubirous, sowie der Basiliken und aller Sehenswürdigkeiten war durch das Regenwetter der ersten bei- den Besuchstage kaum beeinträchtigt. Der Gavefluß war mächtig angestie- gen. Die Zahl der anwesenden Pilger- gruppen war, der späten Jahreszeit entsprechend, verhältnismäßig gering, die großen Prozessionen bereits einge- stellt. Dafür erlebten wir die Freude, daß uns für unsere kleine Pilgergrup- pe ein deutschsprachiger Gottesdienst am Sonntag, 23. Oktober um 7.30 Uhr, eingeräumt wurde am Altar der Er- scheinungsgrotte. Hernach trafen wir unter den Zelebranten der nächsten Gruppe den öfter in Oesterreich wei- lenden Kardinal Scheper von der rö- mischen Glaubenskongregation, der anschließend an die unsrige auf dem gleichen Altar eine Gemeinschafts- messe in Englisch feierte. Es war eine Gruppe Katholiken aus den USA an- wesend. Auch eine größere Pilgerschar aus Spanien. Am letzten Tag durften wir auf dem Hochaltar der Rosen- kranzbiasiiika Gottesdienst mit deut- schem Gesang abhalten. Die Besich- tigung der Stadtburg, des ältesten Baudenkmales von Lourdes aus der Zeit Karl des Großen, mit dem sehens- werten Burgmuseum, gestattete uns den schönen Ausblick auf die Stadt und die nahen Berge bis hin zu den schneeigen Berggipfeln der Pyrienäen bei klarer Sonne. Auf der Rückfahrt galt unser erster Besuch nach der Ankunft im vor- nehmen „Hotel de Paris" von Mar- seille der hochgelegenen Wallfahrts- kirche Notre Dame de la Garde (Ma- ria-Schutz), wo uns der gastfreundli- che Wallfahrtspfarrer die Basilika noch am Spätnachmittag zur Verfü- gung stellte, um Gottesdienst zu hal- ten. Wir konnten noch die vergoldete 9,70 m hohe Mariens!tatue über dem Turm und die silberne des Hauptalta- res bewundern, die Maria als Prieste- rin mit dem zärtlichen Kind darstellt und die durchbrochene Kuppel mit den leuchtenden Kronen. Der sonst bezaubernde Ausblick auf das Mittel- meer und die nahen Inseln war durch den einbrechenden Nebel getrübt. Der vorletzte Tag der Reise erlaubte uns einen mehrstündigen Aufenthalt in der Fürstenstadt Monaco, in die wir zu Fuß hinaufsteigen mußten, da aus- ländischen Omnibussen die Einfahrt sehr erschwert und zu gewissen Stun- den ganz verwehrt war. - Unter dem Eindruck der Tagesereignisse sorgte man für Sicherheitsmaßnahmen ge- gen den herrschenden Terrorismus, demzufolge sogar die Kathedrale be- wacht wurde. - Beim Wechsel der
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