Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 22. Jänner 1977 Xitzbüheler Anzeiger Seite 9 Dr. Norbert Wallner zum Gedenken Stellungnahme zum Artikel- Nur-Qualitätstourismus rtikel: Nur-QualitätStourismus nicht der Weisheit letzter Schluß! Sehr geehrte Herren In Ihrer Ausgabe vom 18. Dezember 1976 äst auf Seite 17 und 18 unter dem Titel „Nur-Quaiitätstounjsmus nichr der Weisheit letzter Schluß" ein grundsätz- licher Artikel von Herrn Kammerrat Wolfgang Hagsteiner erschienen, zu dem ich wegen der grundsätzlichen Am der Ausführungen Stellung beziehen mächte. Zunächst einmal muß einem Mißver- ständnis vorgebeugt werden. Der Quali- tätstourismus ist nicht zum Stehen ge- kommen, im Gegenteil, auch im Sommer 1976, der für Österreich mit einem Näch- tigungsm.inus von 2,2 Prozent gegenüber dem Sommer 1975 abschloß, hat sich das Qualitätsangebot wieder bewährt. Die gewerblichen Beherbergungsbetriebe der Kategorie Al/A verzeichneten gegen- Über dem Sommer 1975 einen Nächti- gungszuwachs von acht Prozent und die Betriebe der Kategorie B einen solchen von 2.5 Prozent. Demgegenüber hatten die Beherbergungsb etriebe der Kaeg o - sie C und D eine Abnahme von - 2,4 und die Privatquartiere eine Abnahme von -7,1 Prozent hinzunehmen. Dabei ist wohl auch zu berücksichtigen, daß sich durch Um- und Neukategorisierun- gen die Kapazität in den oberen Kate- gorien zu Lasten der unteren etwas ver- größert hat, aber dies ändert am grund- sätzlichen Bild nichts. Das gleiche gilt sinngemäß für die Auslastung der Be- triebe, d. h. die Qualitätsbetriebe sind besser ausgelastet als alle anderen. Ein weiterer Blick auf die Statistik zeigt, daß (mit 31. August 1975, das ist der letzte ausgewiesene Stand) im ge- samtösterreichischen Durchschnitt noch immer erst nur 37,4 Prozent aller Gäste- zimmer sogenannte Komfortzimmer (mit fließendem Kalt- und Warmwasser sowie WC bzw. Bad oder Dusche und WC) sind. Die Betriebe der Kategorie A1/A boten mit Stand 31. August 1975 rund 72.000, die Betriebe der Kategorie B rund 136.000 und die Betriebe der Kate- gorie C/D rund 371.000 Gästebetten (ohne Notbetten und Matratzenlager) an. Die Schlußfolgerung aus dieser Ana- lyse ist zwingend. Wir besitzen in Öster- reich und selbstverständlich auch in Tirol das von Herrn Kammerrat Hag- steiner verlangte Bettenangebot jeder Qualität. Die Nachfrage und das wirt- schaftliche Ergebnis zeigen jedoch, daß der qualitativ höherwertige Teil des An- gebotes bevorzugt wird. Danach - ohne in weitere Einzelheiten zu gehen - hat sich die Fremdenverkehrspolitik auszu- richten, und das hat auch der Öster- reichische Fremdenverkehrstag 1976 un- ter anderem einstimmig zum Ausdruck gebracht. Ministerialrat Dr. jur. Anton Würzl, Leiter der Gruppe Fremdenverkehr und Gewerbeförderung im Bundesministe rium für Handel, Gewerbe und Industrie lurz nach Weihnachten starb in Inns- bruck im 70. Lebensjahr der Volkskul- turfachmann Dr. phil. Norbert Wallner. Er war seit längerer Zeit kränklich, gönnte sich aber im Dienst an seiner Aufgabe am Volkslied keine Schonung. Am letzten Tag des alten Jahres nahm eine große Trauergemeinde am Inns- brucke: Westfriedhof VOfl seiner sterb- lichen Hülle Abschied. Die Inntaler Sän- ger und die Erler Sänger gestalteten die Tra-jerfe er, Sepp Landmann sprach für den Tir:ier Volksmusikverein die Ge- denlwor:e am offenen Grab. Unter den Traoermien sind nicht nur seine Fami- lie ond dIe engsten Freunde, sondern viele Liebhaber echter Tiroler Volks- musik, denen Norbert Wallner zu früh entrissen wurde. Der ORF - Studio Tirol würdigte wenige Stunden nach dem plötzlichen Tod Wdilners Verdienste in einem länge- ren Naehrssf und brachte ein Tonrnonu- meet, das die Persönlichkeit eharakteri- sierre. Am folgenden Tag berichteten die Tageszeirongen eingehend über das Werk Wallner.s. Der ORF wiederholte am Neu- jahrstag eine bereits vor einigen Jahren aufgenommene Sendung, bei der Her- bert. Buzas mit Dr. Wallner über seine Tätigkei im Tiroler Volksliederarchiv und üoer seinen gesamten Lebensweg sprach. Norbert Wallner kam als Sohn eines Steuerbeanmen in Siiz im Oberinntal zur Weh:. Zr absolvierte die Realschule in Meran und Innsbruck, besuchte den Abiturientenkurs der Lehrerbildungs- anstalt und :rat 1926 in den Schuldienst. Wa[ner kam zuerst an die Bürgerschule in Reutte und unterrichtete dann in Telfs an der Hauntschu.le. Im Jahre 1938 wur- de WaLlner kurzfristig Volkshiidunigs- referent für Tirol, kam aber bald mit der offiziellen Sprachreelung hinsicht- lich Südtirol mit den Parteispitzen in Konflikt und wurde als Bezirksschul- inspektor mit dem Titel Schulrat nach Kitzbühel versetzt. Diesem Amt stand Wallner bis 1945 vor, obwohl er zum Mi- litärdienst einrücken mußte. Sein Ver- treter während der Militärdjenstzeit war Franz Schmid. Im Sommer 1945 wurde Wallner seines Postens enthoben und in- terniert. 27 Monate lang war Wallner in Lagern, so in Adenbruck bei Eferding und Glase'nbach bei Salzburg. Nach dem Tod seiner ersten Gattin im Herbst 1939, die bei der Geburt einer Tochter ihr Le- ben gab. hatte Wallner 1941 die Graze- rin Edelburg Lawatseh, Tochter eines weitbekannten Volklsliedforschers und Witwe nach einem im Polenfeldzug ge- fallenen Offizier, geheiratet. In der Bit- ternis der Nachkriegszeit folgte die Gat- tin Wallner auf allen Stationen des We- ges. Nach der Entlassung zog die Familie in die Steiermark, wo die Familie La- watsch am Stadtrand von Graz ein klei- nes Bauerngut besaß, das von Norbert und Edelburg Wallner mit großem Ein- satz in Zusammenarbeit mit den Ange- hörigen der Stadtbauratsgattin Lawatsah bewirtschaftet wurde. Wallner war nach der Entlassung als Strafarbeiter in Graz eingeteilt. Das Ehepaar verlebte trotz der Entbehrungen, die schlimmer waren als bei vielen anderen Familien in die- ser Zeit, eine glückliche Gemeinschalt. der die Kinder Hiltraud und Hartwig geboren wurden. In Kitzbühel wurde der zweite Sohn Norbert Burghart (Berti) geboren. In Graz arbeitete Norbert Wallner an der Zeitschrift des Alpenvereins, er war als „Burohote" eingestellt, leistete aber tatsächlich die redaktionelle Hauptarbeit und machte Kinovorführungen in der Steiermark und in anderen Bundeslän- dern.- 1950 konnte Norbert Wallner in die Berufsarbeit zurückkehren. - Er wurde Lehrer an der Hauptschule Le op oidstra- ße in Innsbruck, dann unterrichtete er an der Hauptschule Pradl 1, ehe er 1960 nach Kitzbühel zurückkehrte und an der Hauptschule unterrichtete. Im Jahre 1964 promovierte Wallner zum Doktor der Philosophie. Im folgenden Jahr übersie- delte er wieder nach Innsbruck und un- terrichtete an der Mädchenhauptschule Hötting sowie an der Höheren Bundes- lehranstalt für Landwirtschaft in Kema- ten. Ab 1970 hatte Dr. Wallner einen Lehrauftrag für musikalische Volkskun- de an der Universität Innsbruck, der bis 1974 dauerte. Die Professur in Kem.aten übte Dr. Wallner bis zu seinem Tode aus. Er war Leiter des Tiroler Volks- liedarchivs und Mitbegründer des Tiro- ler Volksmusikvereins. Dr. Wallner lei- stete neben der vielfachen Arbeit, die an die Öffentlichkeit kam, stille Forschungs- arbeit in allen verfügbaren Archiven. - Für seine wissenschaftliche Arbeit wur- de er mit dem Silbernen Ehrenzeichen der Republik Oesterreich ausgezeichnet.
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