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Samstag, 10. Dezember 1977 Kitzbüheler Anzeiger Seite 27 ZD Tracht, dem Röcklgwand. Diese Frau- engruppe nahm geschlossen in den vordersten Bänken der Kirche Platz." Bestärkt durch diesen großen ersten Erfolg nahm sich Peter Brandstätter umso mehr dieser Sache an. Die Wie- derbelebung des Röcklgwandes wurde ihm ein Herzensanliegen. Durch schriftliche Einladungen mit gefälli- gem. Briefkopf (Frauen in der Tracht; im Hintergrund die Kitzbüheler Kir- chen) erschienen allmählich immer mehr Frauen in der Tracht. Aus der Gewißheit heraus, daß eine ganze Gruppe im Röckl'gwand kommt, ge- trauten sich immer mehr, die Tracht zu tragen. Seit diesem Erntedankfest begann Dir. Brandstätter mit der list:enmäßi- gen Erfassung der Frauen, die ein Röcklgwand besaßen und es auch tru- gen. Durch einen eigenen Platz in der Kirche in den ersten Bankreihen und durch einen bestimmten Platz wäh- rend 'der Fronleichnamsprozession wurden die Trägerinnen der Tracht in dem Gefühl bestärkt, nicht allein zu sein. In einer größeren Gruppe Vor gut 75 Jahren wurden von der Österreichischen Monarchie eine Reihe von Eisenbahnverbindungen mit Triest geplant. Insgesamt lagen zehn Projekte vor. Das 10. Projekt war die Felber- tauern-Linie von Kitzbühel bis Lienz. Allgemeine Beschreibung 10. Felbertauern-Linie Diese seitens des Landes Tirol seiner- zeit befürwortete Tauernlinie soll von der Staatsbahnstation Kitzbühel über den Paß Thurtn ins Saizachtal und von da durch das Feibertal zum Tauern- stocke, und nach Durchbrechung dersel- ben, durch das Tauern- und Ie1tal nach Lienz an die Südbahnlinie Marburg - Franzensfeste geführt werden. Von der vorgenannten Station Kitz- bühel in einer Seehöhe von 740 m in südlicher Richtung alzweigend, ent- wickelt sich die Trasse zumeist unter Anwendung der größten Steigung von 25 Promille am linksseitigen Gelände des Hochhergtales bis zur Station Stan- gen am Paß Thurn, durchsetzt densel- ben mittels eines Tunnels von 4000 m, in welchem sich die Trasse auf die Seehöhe von 1076 m erhebt, fällt dann mit 25 Promille am nürcilichen Abhange des Salzachtales, in welchem sie sich talwärts bis zur Verschneidung mit der Talsohle entwickelt, übersetzt die Salz- ach und erreicht in der Seehöhe von 838 m die Station Mühlbach im oberen Pinzgau. Hinter der Salzachübersetzung wird die Trasse am südlichen Talgehänge in fühlten sich die „Röcklgwandfrauen" wohler. -- Persönlicher Kontakt, die zur Regel gewordenen schriftlichen Einladun- gen und regelmäßige Aufrufe im „Kitzbüheler Anzeiger" (mit Abdruck des oben angeführten Briefkopfes) trugen stets zum zahlreicheren Er- scheinen bei und hoben auch die Wert- schätzung der Tracht in 'der öff entil- chen Meinung. Die 700-Jahr-Feier der Stadterhe- bung Kitzbühels im Jahre 1971 bot den Röckigwandfrauen mehrmals die Gelegenheit der Repräsentation ihrer schönen Trachten. Im selben Jahr kam aus dem Kreise der Frauen (Ma- ria Mamoser) die Anregung, am 8. De- zember (Maria Empfängnis) zum Dankgottesdienst der Frauen im Röcklgwand zu erscheinen. Diese An- regung wurde sogleich in die Tat um- gesetzt. - Beim Erntedankfest 1972 konnten bereits über 60 Frauen in der Tracht gezählt werden. Im Jahre 1973 wurden die Frauen von Dir. Brandstätter aufgerufen, am 15. August (Hoher Frauentag) in der Tracht zu kommen. Dadurch wurde der Tiroler Landesfeiertag in Kitzbü- östlicher Richtung bis zur Einmündung des Feibertales geführt, welchem sie sodann in südlicher Richtung unter An- wendung der Maximalsteigung bis zum Taftschlusse bei Spital am Felbertauern in der Seehöhe von 1200 m folgt. Hinter der Station Spital durchbricht die Bahn den Feibertauern mittels eines 17.300 m langen Tunnels, dessen Schei- tel die Seehöhe von 1216 m aufweist, um südlich im Tauerntale die Station Berg in der Meereshöhe von 1160 m zu erreichen. Von der Station Berg fällt die Trasse nahezu in der größten Neigung an dem östlichen Gehänge des Tauerntales, durchsetzt die Klamm mittels eines 1000 m langen Tunnels, überschreitet den Steinbachgr'ahen und erreicht über Schloß Weißenstein und den bekannten Touristenort Winclisch Matrei führend. bei St. Johann im Walde in der See- höhe von 776 m den Talboden des Isel- taaes, welchem sie mit eimallgem Uferwechsel, entsprechend dem gerin- gen Talgefälle, bis zum Anschlusse an die Südbahn in der Station Lienz, auf der Meereshöhe von 677 rn, folgt. Die Summe der erstiegenen Höhen beträgt in Richtung Kitzbühel - Lienz 732 m, in der Gegenrichtung 795 m. Die Betiliebslänge der Linie Kitzbü- hel - Lienz stellt sich auf 106 km, die Tariflänge auf 133 km. Die Baukosten sind mit 106 Millionen Kronen veran- schlagt und würden sich bei Herstellung eines normaispuziigen Flügels von Mühl- hei erst ein festlicher Tag und ist heute ohne die Mitwirkung der Frauen in der Festtagstracht nicht mehr denkbar. Bei 'den Bischof sfe,st'en in Salzburg (Beerdigung, Installierung, Domjubi- läum) war Kitzbühel stets mit einer Gruppe von Röcklgwandfrauen (zirka 30) vertreten. Die Gruppe erhielt je- desmal einen Ehrenplatz im Dom. Dadurch stieg unwillkürlich die Wert- schätzung der Tracht - auch bei den Trägerinnen selbst. Seit 1,975 kommen die Frauen auch zu Ostern und Pfingsten zum Fest- gottesdienst in der Tracht, so wie es früher üblich war. Wiederholte Vorführungen von Licht- bildern über Frauen in der Tracht tru- gen viel zur Wiederbelebung des Röckl- gwand:es bei. Wie wirken sich heute diese bei- spielhaften Bemühungen um die Wie- derbelebung des „Röcklgwandes" in Kitzbühel aus? Die Besitzerinnen einer Tracht sind heute listenmäßig erfaßt (für event. schriftliche Einladungen). Die Samm- lung umfaßt (wie eingangs bereits er- wähnt) über 140 Namen bzw. Andres- bach nach Bruck-Fräsch auf 114 Millio- nen Kronen erhöhen. Die Betriebslänge der Linie Bruck- Fuisch - Lienz beträgt 104 km, die Tariflänge 120 km. Die Linie Kitzbühel - Lienz kürzt den Weg zwischen Wörgl und Villach (über Brenner und Pustertal) um 81 km, welche Kürzung die Südbahn durch Aufhebung des Brennerzuschiages voll- kommen wettmachen kann, während sich für die Relation Salzburg - Selz- thal - Villach keinerlei Wegkürzungen ergeben. Bei Herstellung der Linie Bruch- Fusch - Lienz würde jedoch der Weg Salzburg - Villach um 71 km gekürzt. Abschließend heißt es in dem Proto- koll: „Diese Daten im Zusammenhange mit den Baukosten zeigen zur Genüge, daß die Feibertauern-Linie nicht bau- würdig erscheint, und wurde selbe nur der Vollständigkeit wegen in die Stu- dien einbezogen." Kostenvergleiche der damals geplan- ten nördlichen Bahnlinien mit direkter Forsetzung nach Triest: 1. Rottenmiainner-Linie 40 Millionen Kronen, 2 Radstätter4Jnie 77,4, 3. Ze- derhaus-Linle, 1. Variante 77, 2. Varian- te 81, 4. Groß-Ar'l-Lrinie 87,6, 5. Ga- steiner Linie, 1. Variante und 27. Va- riante je 60, 6. Flattacher-Linie 68, 7. Fraganter-Linie 82, 8. Rairtiiser Linie 97,3, 9. Fuscher-Lindie 88 und 10. Feliber- tauern- Linie (Kitzbühel - Lienz) 106 Millionen Kronen. (Eine Photokopie dieses „Technisch- kommerziellen Berichtes" wurde uns freundlicherweise von Rechtsanwalt Dr. Klaus Reisch zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank!) Zur geplanten Eisenbahn Kitzbühel - Lienz Technisch-kommerzieller Bericht aus den Protokollen des Abgeordneten- hauses Wien - XVII. Session 1901
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