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Der Skiklub Fieberbrunn Seite 16 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 25. März 1978 »Angehimmelte« Gäste? Eine Antwort an Herrn Walter Rahm Im »Kitzbüheler Anzeiger« Nr. 1 vom 7. Jänner 1978 las ich Ihren Artikel: »Die Kehr- seite der Medaille zur kulturellen Situation in Kitzbühel«. Ihre Kernthese lautet: »Mi muß hier endlich damit aufhören, den Gast anzuhimmeln und den Einheimischen da- neben allmählich abstumpfen zu lassen.« Ich finde Ihre Äußerung, sehr geehrter Herr Rahm, recht aggressiv, sowohl gegen uns Gäste als auch gegen Ihre eigenen Ge- meindepolitiker. Als Präsidentin des Internationalen Stammgast-Clubs Kitzbühel will ich mich bemühen.mit Ihnen zu einem sachlichen Einvernehmen zu kommen. Ich glaube, daß Sie schließlich meine Meinung teilen wer- den, daß wir nicht Gegner, sondern Ver- bündete sind, die zusammen in einem Boot sitzen. Ich persönlich bin mit Ihrer Heimatstadt seit Jahrzehnten verbunden und darf be- haupten, daß ich gerade zu Ihren Mitbür- gern ein Verhältnis habe, wie es kaum schö- ner sein kann. Ich wage anzunehmen, daß viele Leser dieser Behauptung zustimmen werden. Zugeben will ich, daß ich mich als Gast umworben fühle, keineswegs aber angehimmelt. Meinen Sie, daß dies vernünf- tigen Gästen, die ganz sicher in der großen Mehrheit sind, angenehm wäre? Es mag ein- zelne Gäste geben, die an Überheblichkeit und Selbstherrlichkeit leiden. Sie sind mei- ne Freunde bestimmt nicht. Da Kitzbühel nun einmal ein internationaler Platz ist mit zahlreichen Spitzenveranstaltungen im Sport, will ich nicht bestreiten, daß damit auch ein gewisser Starkult verbunden sein wird. Das können Sie Ihrer Heimatgemein- de nicht anlasten, dies ist eine heute weltweit verbreitete, allgemeinmenschliche Schwä- che. Ich könnte mir vorstellen, daß Herr Beckenbauer diesen Winter in Kitz mehr »angehimmelt« wurde, als Sie und ich es jemals werden. Herr Rahm, Sie sind doch si- cher ein moderner, realistisch denkender Mensch, vermutlich ein junger Mann, der einsehen wird, daß wir Gäste nicht umwor- ben - »angehimmelt« wie Sie meinen - werden, weil wir höhere Wesen oder Men- schen mit mehr Rechten wären, sondern aus dem ganz nüchternen, handfesten Grund, weil Ihre schöne Heimatstadt ganz wesent- lich von der Fremdenverkehrswirtschaft lebt. Und daß diese Werbung treiben muß, und zwar im weitesten Sinne des Wortes, ist uns doch beiden klar. Sie glauben doch wohl nicht, daß eine Beschränkung der Gästezahl oder dessen, was als »Service« bezeichnet wird, von Vorteil wäre für die Verwirkli- chung Ihrer Vorstellungen. Sie würden ei- nen schwerwiegenden Fehler machen und zwar im Hinblick auf die Gemeindewirt- schaft wie auch auf das bisher so angenehme Klira zwischen Gemeindebürgern und Gä- sten, wollten Sie eine Trennungslinie ziehen zwischen Gästen mit angeblichem »high life« und einer dadurch zur Primitivität verdammten Bürgerschaft! berichtet stolz vom guten Erfolg beim Bezi ks-Kinder-Cup: 9. Inge Semmelrock 5. Roman Wurzenrainer Günther Obkircher Franz Frick Günther Obkircher ist nun schon das zweite- mal Sieger des Bezirks-Kinder-Cups und zwar 1976 und 1978. Ein besonderer Dank für diese Leistungen gilt dem Trainer. Einen echten Stammgast stelle ich mir so vor, daß er sich geradezu als Bürger Kitzbü- hels fühlt, natürlich ohne deren Rechte und Pflichten, d. h., daß er auch Anteil nimmt an den Gemeindebelangen und sein Interesse nicht darauf beschränkt, was für ihn ang- nehm ist in seinem relativ kurzfristigen Aufenthalt. Ich erkläre ganz offen, daß z. B. die Schonung der Tiroler Landschaft und ihre langfristige Pflege Vorrang haben vor Straßen, Pisten, Loipen und ähnlichen Plä- nen. Wer Tirol wirklich liebt, kann gar nic1it einseitig fremdenverkehrsp jlitisch denken, er wird auch an spätere Generationen dei- ken. für welche dieser Lebensraum sein wird. Wenn ich Ihren Artikel recht verstehe, so beanstanden Sie vor allem einen Mangel an kulturellem Freizeitangebct für die einhei- mis:he Jugend. Haben Sie der Gemeinde schon konkrete Vorschläge gemacht? 1± kann mir kaum vorstellen, Daß Sie da au taube Ohren getroffen sind. Gegenwärtig bin ich nicht in der Lage, zu Einzelheiten. Stellung zu nehmen. Daher bestreite ich auch nicht, daß Ihre Kritik im Prinzip vie1- 70 JAHRE SKIKLUB FIEBERBRUNN Der Skiklub Fieberbrunn wurde im Jahr 1908 von Andreas Eggerund Karl Schieß! ge- gründet. Aus Anlaß des 70jährigen Beste- hens findet am Freitag, 31. März 1978 in der Tenne in Fieberbrunn eine Jubiläumsfeier statt. Beginn 20 Uhr. Im Rahmen der Feier werden langjährige Mitglieder und ver- dienstvolle Funktionäre geehrt. Alle Mit glieder, deren Angehörige und Freunde des Skiklubs sind zur Teilnahme an der Jubi- läumsfeier herzlich eingeladen. leicht richtig ist. Ich werde mich in Zukunft um ein eigenes Urteil in Ihrer Angelegenheit bemühen. Es sind Forderungen denkbar, die zugleich im Sinne der Gäste sind. Wenn sich die Interessen von Einheimischen und Gästen nicht decken, weil diese sich viel- leicht gar nicht direkt berührt fühlen, kön- nen Sie daraus nicht folgern, daß die Ein- stellung der Gäste nicht hilfreich für Ihre Projekte sein kann. Tun Sie bitte eines nicht, sehr geehrter Herr Rahm, aus einer gewissen Voreinge- nommenheit, die möglicherweise Nahrung erhalten hat, eine Konfrontation zu betrei- ben. Sie kann nur schädlich sein. Vielleicht snd Sie auch zu der Ansicht ge- kommen, daß Gäste und Gemeindebürger doch an einem Strang ziehen sollten,weil sie beide in einem Boot sitzen, und weil es langfristig für Ihr schönes Land Tirol und seine Bürger von Nutzen ist. Marie-Luise Scheller Präsidentin Ges 1. Internat. Stammgast- Clubs Kitzbühel
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