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Bundespräsident Walter Scheel erprobt den Pinzgauer Barockschrank von Gerald Plamoser, Kirchberg - Jochberg. Foto Fritz Witzig, München. Samstag, 8. April 1978 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 Wissen Sie, lieber Leser, wen wir am 12. April feiern? Ichglaube eher nicht, weil es wohl niemanden mehr geben wird, der seinen Namen trägt. Zeno heißt heute leider keiner mehr, ob- wohl es ein altehrwürdiger tirolischer Vorname wäre. Dafür gibt es aber in Unserem Lande gar nicht wenige Zeno- kirchen und Zenokapeilen. Es sind dies: Sanz:eno im Nonsberg, St. Zeno auf Zenoberg, in Naturns, Missi:an, Burg- eis, Serfaius, im Dorf Pein der Gemein- de Terenten, St. Zeno auf Schloß Grei- fenstein und St. Zeno auf Burg Grei- fensted.n. Nördlich davon finden wir in Tirol keine Zenokirchen mehr. Erst wieder in Reichenhall gibt es eine Zenokirche, mit der später ein Klo- ster verbunden wurde, dem die Pfar- re Kirchdorf gehörte. Dann kommt noch in isen östlich von München und in Geisenfeld bei Pfaffenhofen an der um St. Zeno vor. Das ist aber auch dann der nördlichste Punkt der Zeno- verehrung. Ostwärts von Tirol gibt es überhaupt keine Zenokirche, westlich von Tirol hat nur Graubünden in La- dir eine Zenokirche. Wir sehen also, daß Tirol idasLand ist, in dem St. Zeno heimisch gewor- den ist, obwohl er sozusagen kein Tiroler von Geburt ist. Aber immer- hin war er der achte Bischof von Ve- rona, der Stadt am Südausgang Tirols, in den Jahren 362 bis 372. Er kam von Mauretanien, das ist heute Marokko, und war berühmt durch seine Gelehr- samkeit. Nach seinem Tode am 12. April 372 wurde er bald als Heiliger verehrt. Die ersten Glaubensboten vor der Völkerwanderung, als wir noch dem Römerreich angehörten, kamen von Süden zu uns. Und diese brachten auch die Zenoverehrung erstmals nach Tirol. In dem befestigten Römerlager Mais hei Meran baute der hl. Valentin, Abt und Bischof in Rätien, seinem bischöflichen Mitbruder von Verona eine Kapelle. Daraus entstand eine berühmte Wallfahrt, die dann von den Langobarden, den neuen Herren im Süden, besonders gefördert wurde. ihnen ist es auch zu verdanken, daß der Patron von Verona, das ja zu ih- rem Machtbereich gehörte und eine bedeutende politische Rolle spielte, gerade in Tirol eine tiefe Verehrung fand und heimisch wurde. Da der hl. Korbinlan auf Zenoberg war und zu den großen bayerischen Heiligen ge- hört, förderten auch die bayerischen Herzoge die Zenoverehrung, hatten aber dabei flUr in Tirol Erfolg Da Zenoberg an der Grenze des Franken- reiches ab 600 lag, wollten auch die Franken in der Zenoverehrung nicht zurückstehen und in ihrem Macht- bereich St. Zeno heimisch machen, was ihnen aber auch wiederum nur in Tirol gelang. Es ist daher eine ganz eigenartige Erscheinung, daß St. Zeno nur in Tirol, wie wir hörten, eine Heimat seiner Verehrung fand. Wenn man sich mit dieser Merkwürdigkeit näher befaßt, dann fällt einem auf, daß die Zeno- Bei der 30. inernatioia1en Hand- werksnije in München b atedligite sich wiederum mlijt einem elgenen Stand der Kirchbeiger Holzschnitzer Gerald P 1 a - m o s er. Der gelernte Drogist begann 1970 mit der selbtändig Herstellung Von bemalten Holzartikeln für die Souvenirhane und vesiuche bald daalauf, selbst zu schntzen. Plamoser mietete sich in Jochberg-Hütte, im Ge- lände des früheren Kuipferbeipgbaues eine Baracke und begann unter schweii- sten Bedingungen mit der Holzschnitze- rei. Er studietje alte Truhen und Kä- sten sowie sonstige Bauernmöbel im Voiksunstnus in Innsbruck. Pla- moser hat sich auf barocke Baueirtnmö- hei (Truhen, Kästen, Kasisietenkdecken und Schnitzereen für gare Bauern- stuben) ispezialisiert.Er arbeitet dabei mjiit Tischlern, Architekten und Fabriken zusammen. Seijt 1976 hart Gerald Piaioser mehr- mals ausgestellt, zuerst in einer Schau kirchen mit Siedlungen aus der räti- sehen Zeit, also mit vordeutschen Or- ten zusammenfallen Sie kennzeich- nen also mit anderen alten Heiligen, die durch das antike Christentum nach Tirol gebracht worden sind, das Altsiedlungsland vor der germani- schen Völkerwanderung. Die Zenokapellen, die meist auf Höhen und Hügeln stehen, deuten dar- auf hin, daß sie einen heidnischen Höhenkult verdrängen sollten, den- ken wir nur an das uralte St. Zeno in Serf aus. Ja, es ist schon etwas Denkwürdiges um diese merkwürdige tirolische Lie- be zu St. Zeno, die in unsere uralte Vergangenheit weist. in der Haupt/schule Kirchberg, dann bei der iternjationaJen Kunstane in Düsseldorf und im Vorjahr erstmals bei drer inrternationalen Haa ecksmesse in München. Gerald Plamoser steJe heuer eine geschaiützte Stube sowie eine Truhe., einen Wandkaten und einen Tisch in Bauernbarock sowie eine Wiege, dann einen Kasten, ein Kat1 und eine Truhe in Kerbschnitt aus. Der „Pinzgiauer Baurernscha,ank" fand die besondere Beachtung vieler fach- kundiger Zurschauefr. Der deutsche Bundespräsident Walter Scheel, der den Pinzgau von sedem Fetiehedm seit Jahren kennt, bewundetrte den Stand von Gerald Plamoser und verisiuchte (mirt Erfolg) die Tür zu öffnen, um einen Blick ins Innere des Pnauer, Kastens zu werfen. Er äuißetite sch gegenüber einer Begleitung beifällig über das Stück. Der Veroneser Bistumspatron wurde nur in Tirol heimisch Von Hofrat Dr. Eduard Widmoser Anerkennung für Kirchberger Holzschnitzer
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