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Seite 16 Kitzh'iheler Az€iger Samstag, 15. April 1978 Kaiserjager Anton Ritter zum Gedenken Am 22. Mäz 19 starb im Alters- heim zu KitzTühe1 der Bauernnecht Anton Rit:er im Ater von 89 Jahren. Anton Ritter wurde am 3. Oktober 1888 in KLzbühel geboren. Sein Vater war Setastian Ritter, Bauer zu „Un- term Hir2ing' und seine Mutter Bar- bara geb. Leitner, Bauerin:ochter zu Kohihoteu in Reiith. Schon in früher Jugend am Ritter auf den Bauernhof Going n Kitzbühei, blieb dort über 50 Jahre, kam dann 1942 auf Sinn- eben, 1!52 wiederum auf Going, 1955 Am 2i. April 1973 starb im 75. Le- bensjahr Frau Ma:4a Sch:ol1, Bäue- rin zu Metzg;er]eiten Viele Mitbürger aus Stadt und Land gaben der all- seit:s gE chteen E.•uerin das letzte Geleit auf 'ihrem Weg vom Trauer- haus zu: Kirche. Auf dem Weg, 'den sie oft rund gern in der heimatlichen Fest- tagstracht zum Besuch des Gottes- dienstes seibs: ging. Das Röcklgwand war fü1• die Metzgerleitbäuertin von Jugend an eine Selbstverstlnidiichkeit. Dabei hatte sie ein Röck]'wand für die gewdhfllichefl Sonntage In dunkel- auf Neuwiesen und 1973 in das Kitz- büheler Altersheim. Von 1909 bis 1,9,1,2 diente Ritter beim 4. Tiroler Kaiserjägernegiment. Von 1914 bis 1918 machte er den 1. Welt- kae mit und wurde mit dem Karl- CD Ti'uppen-Kreuz ausgezeichnet. Bei der Gründung des Kaiserjäger- bunde'5 Kitzbühel trat er diesem bei und rückte mit diesem aus. Oft trug e1 bei Begräbnissen von Kameraden das Vortragskreuz, stramm in der iKaiserjägeruniform mit dem Gala- hut. Die Kameradschaft Kitzbühel des Tiroler Kaiserjägerbundes ehrte den Verstorbenen mit der Goldenen Me- daille für 60 Jahre „In Treue fest!" Es war sein Wunsch, den er noch kurz vor seinem Tode äußerte, daß seine Kaiserjägeru:niform, Galahut, Ober- schwung und Bajonett dem Kitzbü- heler Heimatmuseum erhalten bleibe. Beim Begräbnis gab ihm, neben den zahlreichen Verwandten Ufld Bekann- ten, auch Prälat Dr. Sebastian Ritter, dessen Onkel der Verstorbene war, die Ehre des letzten Geleits. grüner Farbe und nur für die hohen Festtaue das heute allgemein übliche Röcklgwand im feierlichen Schwarz. Da das Röckl früher' ja viel mehr ge- tragen wurde, verwendete man auch die Farben blau, weinrot und grün sehr häufig. Und wenn oft geklagt wird über die Umständlichkeit des Anziehens, die Metzgerleitmutter hat da nie jemanden gebraucht zum Hel- fen und hat auch dazu nicht länger gebraucht als andere für ein gewöhn- 'Uches Kleid. Zum Dank für diese Treue zum Röcklgwand ist auch die LandesbäuerI'n Anna Heche'nberger mit einer Gruppe von Frauen in der Festtagstacht im Be!gräbniszug mit- gegangen. Allgemein bekannt war die Metzger- leitmutter als besondere Blumen- freundin. Als vom Balkonblumen- schmuck noch kaum die Rede war, hatte sie immer schon eine prächtige ‚Buschlabn" in voller II alkonbreite und außer den Pelargonien und Knol- len'begonien hatten die Fuchsien, die „Nagel" (Tiroler Häng!en:elke), die verschiedenen Arten von Kakteen, das Aschenkraut und besonders der Ros- mar!len bei Ihr immer schon eine Heimstatt. und so hat sie mit dem „Kischtagbusch" zu Kirchweih oft auch in der Nachbarschaft ausgehol- fen. usigehol- fen. Ober der Haustüre blühten Jahr für Jahr „Braut und Bräutigam" (weiße und blaue Glockenblume). Für die so verschiedenartigen Balkonblu- men konnte sie auch nicht Blumen- kisteln verwenden; sie hatte den Pflanzenreichtum in einer Unzahl von „Buschgschirrl'n" der mannigfach- sten Art untergebracht und dafür von der Blumenkommission freilich oft auch Minuspunkte in Kauf nehmen müssen. Ihre besondere Freude war aber auch der Hausgarten. Hier fand man buchstäblich alles, was es an land- läufigen Gartengewächsen gibt, so z. B. die verschiedensten Gewürz- rund Heilkräuter wie Schwarzminzen (Pfef- ferminze) ‚ Melisse, Salbei, Zitronen- kraut, Lavendel, Maggikriaut (Lieb- stöckl), Bohnenkraut oder Eibisch. Was an Blumen im Garten blühte, wurde alles selbst gesät und heran- gezüchtet oder „abgepelzt". Wie vie- le solcher Pelzer oder Ableger hat sie wohl Zeit ihres Lebens verschenkt und damit Freude bereitet, ganze Taschen und Säcke voll hat sie oft Interessen- ten mitgegeben. Alles, was sie in die Hand nahm und in idie Erde steckte, ist bei ihr gewachsen. So hatte sie natürlich auch Im Haus ihre 'blühen- den Begleiter, isei es die herrliche Passricnsblume oder ihre besonderen Lieblinge, die Zyklamen, die sie nach dem Blühen ausreifen liß und aus Samen wieder neue zog und nach drei Jahren zum Blühen brachte. Von ei- nem selbst ausgesäten Asparagus (Plumosus) schenkte sie einmal ein Pflanzer Pflanzerl der Laucher Lisi, heute füllt ein Riesenstock zu Exenwaid den Hausgang und erinnert natürlich an sie Wenn die Metzge'rleit'mutter nun- mehr von einem arbeitserfüllten Le- ben ausruht, 'so lebt sie weiter in den von ihr so geliebten Blumen und Pflanzen, die sie so oft und mit Freu- de verschenkt hat. Beim Seielengott,esdienst dankte Stadtpfarrer Danninge in herzlichen Worten für die stete Bereitstellung der Stube für die Hauslehre jeder- mann fühlte sich darin iin 'einer Atmo- sphäre der Geborgenheit. Unter de- nen, die ihr das letzte Geleit gaben, werden sicher auch jene gewesen sein, denen sie in der Notzeit des Kriege,s In christlicher Nächstenliebe mit dem Allernotwendigsten, und wenn es manchmal nur ein kleines Lackeri Milch war, helfen konnte. Sie hat- te immer eine offene Hand, besonders für kinderreiche Mütter, die in der ängsten Not und Ausweglosigkeit wie- der zu Metzigerleiten klopften und nie eine verschlossene Türe fanden. Der Herr möge ihr alles reich v'erjge'lten! Peter Brandistätter Feuernotruf Te L 1 2 2 Rettung (Rotes Kreuz) . . . Tel. 144 Notruf Gendarmerie . Tel. 133 Der Metzgerleitmutter Maria Schroll zum Gedenken Abschied von einer Blumen- und Gartenfreundin
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