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Samstag, 29. April 1978 Kltzbüheler Anzeiger Seite 5 2. Bericht und Schluß Unsere deutsche Gruppe hatte schon vor der Bischofswelhe einige Missionsstationen besucht und legte daher jetzt nach der Blschofswelhe einen Ruhetag ein. Ich hatte umge- kehrt vorher schon Ruhetage einlegen müssen und wollte nun etwas von Chile kennenlernen, das in 12 Regio- nen eingeteilt Ist und auf 4300 km Länge sich über 39 Breitengrade er- streckt. So fuhr Ich mit dem Linien- bus die schottrlge Straße nach Lan- coche und von dort auf der Panameri- kana Lcmgltudinal, der löchrigen Traumstraße südwärts durch die 10. Region. Die Fahrt ging an großen Apfelplantagen vorbei und an der kleinen Bahnstation La Paz, dann durch San Jose de Ja Mariiquina. Lei- der hatte ich keine Zeit, um das Se- minar und seinen liebeswrürdlgen R.elctor P. Isidor zu besuchen Etwas später fiel mir ein kleiner Flughafen auf, Plchoy, der dem von St. Johann ähnlich Ist. Dann war ich nach vier- stündiger Fahrt endlich In Valdivia, ein interessanter Hafen am Rio Calle Calle gelegen, das man geradezu das Gibraltar Südamerikas nennt. Ich bat meinen Taxifahrer, mich zur Kathe- drale zu bringen. Ich meinte schon, er habe mich falsch verstanden, als er vor einem spärlichen Rest einer Ziegelmauer mit einer Glocke darauf und einer Wellblechbaracke, dahinter hielt. Doch es war die jetzige Kathe- drale, denn die frühere war durch das Erdbeben 1965 zerstört worden. Nach einem Besuch von 5. Franzlsco und dem Universitätsgelände hieß es zur Station Terminal zurückzukehren, um den Bus zu erreichen, 'der mich nach Villarrica zurückbringen sollte. Nächsten Tag ging die Fahrt nach Pucon In unserem Wagen waren ne- ben den beiden Brüdern des Bischofs, Hans und Toni, noch P. Bon'ifaz von Laufen und meine Wenigkeit, den Wa- gen lenkte 'der Bischof selbst. Pucon ist ein kleines Städtchen mit 4000 Ein- wohnern am Ostufer des Villarrica- Sees gelegen, das manchen Bewoh- nern der Metropole als Ferienziel dient; flUr war jetzt niemand mehr zu sehen, weil die Schulferien am Sonntag, 5. März zu Ende gegangen waren. Wir besuchten das Missions- Krankenhaus und das Altersheim. Beide Häuser werden von Gengen- bach,schwest'ern betreut. Einen beson- ders guten Ruf hat Schwester Lukas, die als Arztin für alle internen und chirurgischen Falle verantwortlich ist. Nach diesem Besuch ging es hinauf zum Vulkan. Die Fahrt ging über Lavahal'den und zwischen Furchen, die vom Hochwasser aufgerissen wa- ren. Zu Fuß ging es noch fast bis an die Schneegrenze des chilenischen Fusijama, vorbei an stolzen Arauka- nien (Kieferart) an denen sich die Nationalblume, die Copih,ue, eine Lianenart, mit ihren schönen roten Kelchblüten emporwindet. P. Walter hat uns an einem Abend Bilder ge- zeigt vom letzten nächtlichen Aus- bruch des Vulkans im Jahre 1971, wo eine 7000 m hohe Explosionssäule emporstieg mit einer Hrtze von 3000 Grad. Die Lava, die sich in 'einer Höhe von 10 m zu Tal wälzte, war nicht einmal so gefährlich, wie die vom geschmolzenen Gietscher, niederdon- nernden Wassermassen. Auf 'der Heim- fahrt hielten Wir noch am Märchen- See Caburigua, der uns mit seinem sandigen Strand, umgeben vom Wald, zum Baden einlud. Diese 9. Region ist ja die Pforte zum zauberhaften blau- grünen Seengebiet, die nicht von un- gefähr das „Smaragdene Tor„ ge- nannt wird Am nächsten Vormittag führte uns Pater Walter, ein zarter aber voll Un- ternehmungsgeist sprühender, junger deutscher Weltpriester, durch die Stadtrandsiedlungen von Villarrica. Wir sehen noch einzelne jener arm- seligen Hütten, die Allende um die Stadt herum aufstellen ließ, um die Besitzlosen zu radikalisieren. Wir be- suchten die Kirche Sagida Familia, die P. Walter geplant und mit seinen Leuten gebaut hat. Nachdem Wir uns den Betrieb in 'der Missions-Industrie- schule (Metall- und Holzverarbeitung und Elektrizität) angeschaut, beka- men wir einen Begriff, was Entwick- lungshilfe bedeutet und wie vernünf- tig unsere Missionsspenden angelegt sind. Anschließend wanderten wir noch zu einer anderen Seelsorge- station, zur Kirche der Muttergottes von Guadalupe, die auch ein Werk P. Walters ist. Durchs Fotografieren war ich auf einmal ein „Zurückgeblie- bener" und besuchte auf dem Heim- weg allein noch S. Franzisco eine Kir- che mit 'einer Siedlung, die Bischof Wilhelm Hartl, der Vorgänger des jet- zigen Bischofs, errichten ließ. Nach einer kurzen Mittagspause fuhren Wir mit dem Bischof zunächst nach Radal, wo 'eine deutsch-chileni- sche 'Schwester mit 'zwei Mapuchen- Schwestern und einigen Lehrerinnen eine Missionsschule betreut. Die Kin- der hatten gerade Unt'erxiichtsschluß und sangen aus voller Brust die Eine Reise ans Ende der Welt Dekan Alois Dialer: von der Weihe des Bischofs Sixto-Josef Parzinger-Foidl Vulkan mit dem See der Bischofsstadt Villarrica.
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