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Seite 18 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 6. Mai 1978 >Schnupperlehre< in Kitzbühel erfolgreich gestartet Seit einigen Jahren besteht im Rahmen von Schulversuchen in Osterreich die Mög- lichkeit, daß Schüler von Polytechnischen Lehrgängen eine sogenannte »Schnupper- lehre« machen. Dabei handelt es sich um ei- nen Versuch, durch eine direkte Konfronta- tion mit den praktischen Bedingungen eines Berufes ein wenig vertraut zu werden und betriebspraktische Erfahrungen zu gewin- nen. Dies geschieht dadurch, daß in einem ersten Turnus von fünf Tagen der gewünsch- te Beruf »ergriffen« wird, in einem folgen- den zweiten Turnus von der gleichen Zeit- dauer besteht die Wahlmöglichkeit zwi- schen dieser Sparte in einem anderen Be- trieb oder einer völlig anderen Sparte. In Tirol machten heuer erstmals sechs Po- lytechnische Lehrgänge diesen Versuch mit, der eine große Zahl von Vorbereitungen erfordert und in enger Zusammenarbeit mit der Kammer der gewerblichen Wirtschaft und der Berufsberatung der Arbeitsmarkt- verwaltung durchgeführt wird. Zum ersten- mal beteiligte sich der Polytechnische Lehr- gang Kitzbühel an der »Schnupperlehre«. Aus organisatorischen Gründen konnten nur 27 von insgesamt 80 Schülern teilneh- men. Insgesamt 30 Betriebe erklärten sich bereit, Schüler als »Schnupperlehrlinge« aufzunehmen. Die Schülerinnen und Schüler waren mit großer Begeisterung dabei und versuchten durchwegs, sich ein möglichst genaues Bild von ihrem zukünftigen Beruf zu verschaf- fen. Wenn auch eine einwöchige Begegnung mit dem erträumten oder seit Jahren konse- quent verfolgten Beruf nur einen beschränk- ten Einblick ermöglicht, so ist es doch eine Konfrontation mit der Berufswirklichkeit. Einzelne Schüler haben ihre Schnupper- lehre kurz beschrieben: Maria: Ich war in einem Hotel und durfte als Zimmermädchen arbeiten. Außerdem konnte ich verschiedene andere Arbeiten (Besteck wischen, Gläser spülen) durchfüh- ren. Ich kann mir nun nichts anderes mehr vorstellen, als Zimmermädchen zu werden. Martin: Ich war einmal als Kunstschmied- lehrling und einmal als Mechanikerlehrling im Einsatz. Ich durfte Teile zusammen- schweißen, abrunden und anstreichen. Ich wurde in meinem Wunsch, Kunstschmied zu werden, bestärkt. Margit: Ich war in einer Bank und das zweitemal als Schneiderlehrling im Einsatz. In der Schneiderei hatte ich Knopflöcher zu nähen, Röcke zu staffieren und zu bügeln. Ich werde mich aber für einen kaufmänni- schen Beruf entscheiden. Mono: Zuerst war ich als Sekretärin, dann in einer Bank tätig. Es hat mir sehr gefallen, aber leider konnte ich fast keine Arbeiten verrichten, was verständlich ist. Ich wurde durch die Schnupperlehre in meinem Be- rufswunsch, OP-Schwester zu werden, noch bestärkt. Die Schüler zeigten sich im wesentlichen mit den gebotenen Möglichkeiten sehr zu- frieden. Verständlicherweise wurden die Erfahrungen ausgetauscht. Die Lehrfirmen waren fast ausnahmslos mit den zukünftigen Lehrlingen zufrieden. Sie bemühten sich durchwegs darum, den Schülern einen Einblick in die Berufswirk- lichkeit zu geben. Die Lehrlinge arbeiteten in den Werkstätten, hatten aber auch bei Außenarbeiten mitzuhelfen, wenn Monta- gen vorgenommen wurden. Die Lehrfirmen beurteilten zum überwie- genden Teil den Wert der Schnupperlehre als sehr wertvoll bzw. wertvoll. 24 Prozent sahen den ungewöhnlichen Schulversuch als »teilweise wertvoll«, 7 Prozent gaben kei- ne Beurteilung ab und nur eine Stimme fand den Versuch fast wertlos. Die Schnupperlehre ist nicht der Stein der Weisen in der Vorbereitung auf Lehrberufe, aber angesichts des noch immer häufigen Berufswechsels bei den Erwachsenen ein echter Versuch, den selbstgewählten Beruf nicht nur theoretisch, sondern auch prak- tisch kennenzulernen. Berufskunde ist eine wesentliche Aufgabe des Polytechnischen Lehrganges, die durch die Schnupperlehre nur praxisnäher gemacht werden kann. Nach dem erfolgreich abgeschlossenen ersten Versuch einer Schnupperlehre in Kitzbühel zeigt sich, daß noch viele andere Betriebe, die zuerst skeptisch waren, an Schnupperlehrlingen interessiert sind. Aus diesem Grund wird für das kommende Schuljahr die Schnupperlehre auf breiterer Basis vorbereitet. H. Wirtenberger Zum Gedenken an HH Prälaten Protonotar Domdekan 1. R. SEBASTIAN ACHORNER Ebbs: Ein arbeitsreiches und bewegtes Prie- sterleben hat der Verstorbene hinter sich. Er ist geboren am Madlerhofin Buchberg, Pfar- re Ebbs, am 15. 10. 1896. Er besuchte die Volksschule in Ebbs, kam dann in das eb. Gymnasium Borromäum in Salzburg. Er war immer Vorzugsschüler, verzichtete nach dem Hochschulstudium in Salzburg auf das Doktorat. Im Jahre 1920 feierte er Primiz in der schönen Muttergotteskirche in Ebbs, an der er zeitlebens mit großer Liebe hing. Als Kooperator wirkte er zuerst in Unken, dann in Bischofshofen und von dort wurde er Religionsprofessor in Kufstein. 1938 wurde er als einer der ersten Professo- ren von den neuen Machthabern abgesetzt. Nun aber berief Erzbischof Dr. Waitz den jungen fähigen Priester in das Domkapitel nach Salzburg. Zuerst in das Seelsorgeamt, nach dem Tode des Kanzlers Niedermoser wurde er sein Nachfolger über 20 Jahre lang. Sein unmittelbarer Vorgesetzter im eb. Ordinariat war Weihbischof Dr. Johannes Filzer, der damals auch Generalvikar war und zwar unter Erzbischof Dr. Waitz und später unter Erzbischof Dr. Rohracher. Aus Gesundheitsgründen legte er die Stelle des eb. Ordinariatskanzlers nieder und derjetzi- ge Erzbischof Dr. Karl Berg wurde sein Nachfolger. Nun war er wieder frei für die Seelsorge und die Besichtigungen des bischöflichen Denkmalamtes. Mit 75 Jahren trat er in den wohlverdienten Ruhestand und machte bei seinem Freund Kan. Ramsl in der Pfarre Obertrum Seelsorgsdienste in der Pfarre und in der dortigen Schule. Nach dem Tode sei- ner Schwester Ursula, die ihm zeitlebens den Haushalt führte, kehrte er wieder in sei- ne Heimatgemeinde Ebbs zurück, wo er bei seiner Nichte Cilli in einem schönen Heim seine letzten Lebensjahre verbrachte. Im Ruhestand half er sonntags oft seel- sorglich in der Pfarre Brixen im Thale aus. Besonders war er seelsorglich tätig in seiner Heimatpfarre Ebbs und vertrat den dortigen Pfarrer in den Ferienwochen, damit dieser zu seinem verdienten Urlaub kam. Er freute sich, in den letzten Lebensjahren in vielen Pfarren der Erzdiözese das Sakrament der Firmung spenden zu dürfen. Seine letzte Firmung spendete er, obwohl schon sehrlei- dend, im Jahre 1977 in Ebbs. Trotz seiner schwer angeschlagenen Ge- sundheit war Prälat Achorner in Freundes- kreisen immer ein fröhlicher Mensch. Anfangs dieses Jahres spürte erimmermehr, daß seine Lebenstage gezählt sind und äußerte sich in einem seiner Briefe: »Ohne Gesundheit taugt man zu keiner rechten Arbeit mehr, aber Beten und Dulden sind vielleicht mehr wert als alles rasante Arbei- ten, und meine Kräfte lassen immer mehr nach und mein Herz will nicht mehr mittun und ich bin froh, daß ich bei meiner Nichte Cilli gut aufgehoben bin.« Nach einem zwei- ten Schlaganfall vor 14 Tagen konnte in der Intensivstation im Krankenhaus Kufstein sein arbeitsreiches, frommes Priesterleben nicht mehr gerettet werden. Am 21. April früh rief Gott seinen treuen Diener zu sich. Am Dienstag, 25. April wurde der Verstorbe- ne unter großen Ehren und zahlreicher Be- teiligung der ganzen Bevölkerung und der geistlichen Mitbrüder in seiner Heimatge- meinde Ebbs, deren Ehrenbürger er schon lange war, zur geweihten Erde bestattet. Sein Andenken wird besonders in denBezir- ken Kufstein und Kitzbühel und in der gan- zen Diözese unvergeßlich bleiben. Ch.G. Andreas-Hofer-Denkmalenthüllung in Wien Am Pfingstsonntag, 14. Mai wird das von Prof. Dr. Clemens Holzmeister entworfene Andreas-Hofer-Denkmal auf dem Südtiro- ler Platz im IV. Wiener Gemeindebezirk feierlich enthüllt werden.
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