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Das herrliche, von Sepp Kals geschaffene Kirchberger Wappen bei der Übergabe. Samstag, 3. Juni 1978 Kitzbüheler Anziger Seite 25 Kirchberg verschwistert sich mit holländischer Gemeinde Gewachsen ausjahrelangen Freundschaf- ten zwischen Bürgern beider Gemeinden entstand 1976 anläßlich des Besuches einer großen Kirchberger Abordnung in der hol- ländischen Gemeinde Denekamp der Ge- danke einer Verschwisterung. Aus dieser Idee wurde 1977 die Tat: über 300 Denekam- per unter der Führung ihres Bürgermeisters und Gemeinderates besiegelten Ende Mai 1977 in Kirchberg die offizielle Partner- schaft. Vor einigen Tagen nun waren die Kirch- berger auf Gegenbesuch in Holland; an die 200 Personen fuhren zur Verschwisterungs- feier nach Denekamp. Die Kirchberger ka- men in malerischer Besetzung: mit der Trachtenmusikkapelle, mit den Schützen, mit der Trachten- und Volkstanzgruppe. Zu- sammen mit dem Bürgermeister und den Herren des Gemeinderates, dem Obmann des FVV mit seinem Vorstand erlebte diese Abordnung zusammen mit etlichen priva- ten Mitreisenden die großartige Gastfreund- schaft der Holländer. In einem Festzelt am Marktplatz gab's praktisch drei Tage lang eine durchgehende Verschwi sterungsfei er. Die Ki rchberg- und Tirolbegeisterung findet ihren Ausdruck in der dort bestehenden Volkstanzgruppe die „Holzhackerbuam" sowie in der waschech- ten Blasmusikkapelle die „Dinkelländer". Beide Gruppen bestritten zusammen mit den Kirchberger Musikanten und Tänzern die langen Festabende und Nächte. Die Kirchberger Trachtenmusikkapelle umrahmte auch den Festgottesdienst in der Denekamper Kirche, wobei ihr am Ende der Messe die anwesende Bevölkerung einen Applaus für die feierliche Musik spendete. Einen sehr spektakulären Beitrag zu die- sem Fest lieferten auch die Kirchberger Dra- chenflieger, welche aus Ermangelung eines Hügels Flüge von einem Hochhaus durch- führten. Die Denekamper ließen es sich nicht neh- men, neben den Einrichtungen ihrer eige- nen Gemeinde den Kirchbergern einen zu- sätzlichen Eindruck von den Niederlanden zu bieten.In einer imposanten, von allen be- geistert aufgenommenen Rundreise konn- ten die Kirchberger die Stadt Amsterdam mit den Grachten und Häfen, die Touristen attraktion das Fischerdorf Volendam, eine Fahrt durch die farbenprächtigen blühen- den Tulpenfelder und über einen neuen 32 km langen Damm das dem Meer abgerunge- ne Land kennenlernen. 's Pinzgalaff n» Ältere Personen in unserem Bezirk sowie die „wißbegierige" Jugend, die es von den Eltern überliefert bekommen hat, haben von dieser sonderbaren Konkurrenz gehört. Schriftliche Aufzeichnungen darüber gibt es von Much Wieser und von Albert Primus, beide Kitzbühel. Sie veröffentlichten ihr Wissen im Kitzbüheler Anzeiger von 1951 und 1952. Auf Wunsch vieler Leser wieder- holen wir Aufzeichnungen, schon deshalb, weil es der Redaktion seit einiger Zeit gelun- gen ist, alle „Annahmen" und auch „Mär- chen" durch authentische Aufzeichnungen ins rechte Licht zu rücken. Der Redaktion steht die Start- und Siegerliste zur Verfü- gung sowie die Ausschreibung in Form eines Plakates, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Frau Grete Langer, Kitzbühel. Beide Original-Unterlagen befinden sich heute im Heimatmuseum Kitzbühel. Nun zu Much Wieser im Kitzbüheler Anzeiger vom 17. März 1951: „Vor mehr als einem halben Jahrhundert wurde auf der Strecke Kitzbühel-Mittersill ein sportlicher Bewerb ausgetragen, der es verdient, der Vergessenheit entrissen zu werden. Den Anlaß hiezu gab Altbürgermei- ster Franz Reisch in Kitzbühel, der als gu- ter, ausdauernder Geher und Bergsteiger be- kannt war. Unter anderem gng er bei Nacht und Nebel, auf Grund einer Wette, von Kitz- bühel auf das Horn, sein Kitzbüheler Horn, und wieder in der Nacht zurück in insgesamt 3 Stunden.Als Konditor und Lebzelter hatte Reisch in Mittersill häufig zu tun und legte einmal die Strecke Kitzbühel-Mittersill- Kitzbühel (54 km) in 7 Stunden zu Fuß zu- rück. Als Reisch auf einem „Bürgertag" beim Tiefenbrunner von seinem Rekordmarsch erzählte, fand er keinen Glauben, da diese Zeit damals für unmöglich gehalten wurde. Rennkapazitäten erklärten, daß sie in7 Stun- den nicht einmal mit ihren Rennpferden von Kitzbühel über den Paß Thirn und zurück kämen, da sie dieselben infolge der großen Steigung ausspannen und rasten lassen müßten. So überzeugt war der Tiefenbrun- ner von der Unmöglichkeit, die Strecke Kitz- bühel-Mittersill-Kitzbühel in 7 Stunden ge- hen zu können, daß er eine Wette von tau- send Gulden, eine für die damalige Zeit enorme Summe, anbot. Niemand aber wag- te, auf diese hohe Wette einzugehen. Franz Reisch organisierte nun im Verein mit dem Hinterbräu Georg Hochfilzer und dem Tiefenbrunner Jakob Ruch, den Promi- nentesten Kitzbühels von damals, ein Wett- gehen von Kitzbühel nach Mittersill und zu- rück, das in der Folgezeit als „Pinzgalaff'n noch jahrelang von sich reden machte. Am „Wichbusch'n-Frautag" (8. September) des Jahres 1897 starteten um 6Uhr früh vom Gasthof Hinterbräu 28 Teilnehmer, darun- ter 5 Mann des Turnvereins Kitzbühel und 4 Metzgerburschen aus dem Pinzgau. Als erster lief Michael Stöckl aus Uttendorf im Pinzgau, dem inAbständenvonje 2 Minuten die übrigen Teilnehmer folgten. Es blieb den Wettbewerbern anheimgestellt, ob sie ein- zeln oder in Gruppen gingen oder liefen. Zum besseren Verständnis der Leistun- gen der Männer von damals sei nur erwähnt, daß von Kitzbühel bis zum Paß Thurn bei ei- ner Weglänge von 4 Gehstunden 450 m und von Mittersill bis zum Paß Thurn bei einer Weglänge von 2 Stunden 435 m, zusammen also 885 m Steigung zu überwinden waren, eine Angelegenheit, über die unser motori- siertes Zeitalter ja mühelos hinwegfährt. Ziel war auf dem Hinweg der Gasthof „Bräu- ruapp" in Mittersill, auf dem Rückweg der Hinterbräu in Kitzbühel. Vor dem Bräu-
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