Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 18 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 22. Juli 1978 Jungbauern aus Dreizehnlinden an der Lehranstalt St. Johann in Tirol „Drei Tiroler" aus Brasilien Auf Einladung der Länder Tirol und Vorarl- berg verbringen in der Zeit von Mai bis No- vember 1978 drei ausgewählte Jungbauern aus Dreizehnlinden einen landwirtschaftli- chen Studienaufenthalt in der alten Heimat. Seit Mitte Juni bis Anfang August sind sie an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt St. Jo- hann in Tirol. Sie, das sind: Johann Grander, 25 Jahre alt, dessen Großeltern aus Jochberg (Bichibauer) im Jahre 1934 nach Dreizehnlinden ausge- wandert sind. Die Großeltern von Erich Altenburger, 20 Jah- re, stammen aus Kramsach, die von Albert FelL der, 22 Jahre, aus Mellau im Bregenzerwald. Nach den verschiedenen Hilfen aus der alten Heimat (Rinder, Maschinen,...) sollen sich 3 tüchtige Jungbauern auf Führungsauf- gaben in ihrer neuen Heimat im Süden Brasi- liens vorbereiten. Hofrat Dr. Streiter und Dipl.-Ing. Huter haben dies bei dem vorjähri- gen Besuch in Dreizehnlinden vereinbart und dem Land Tirol vorgeschlagen. Das Ausbildungsprogramm umfaßt alle Be- reiche der Tierproduktion mit Milchwirt- schaft, der Landtechnik, des Obstbaues und der Waldwirtschaft. Die Landw. Lehranstalten erfüllen gerne die vornehme Aufgabe, diesen jungen hoffnungsvollen Menschen eine gute Berufsvorbereitung zu vermitteln. In St. Jo- hann stehen ihnen Dipl.-Ing. Ludwig Partl und Dipl.-Ing. Josef Kogler für fast 2 Monate voll zur Verfügung. Durch 2 Jahre hatte die Lehranstalt St. Johann i. T. andreijungenAfri- kanern aus Togo praktische Entwicklungshilfe geleistet (1975/77), Mit umso größerer Freude stellt sie sich für ihre Landsleute zur Verfü- gung. Landwirtschaft in Dreizehnlinden: Die drei Jungbauern bewirtschaften mit ihren Eltern Landwirtschaften mit 20 - 70 Rindern auf50 - 200 ha. Die Nutzung der Fel- der umfaßt neben einer Weidewirtschaft für 12 Monate (es gibt keinen Winter, trotz 1500 mm Niederschlag) den Anbau von Mais, Reis und Sojabohnen. Nur etwa 5% der Bäuern gewin- nen Heu als Winterfutter. In der Viehwirtschaft war die Schweinehal- tung lange Zeit dominierend. Seit dem Aus- bau der Molkerei mit dem geregelten Absatz für Frischmilch und laufenden Einnahmen ist es die Rinderhaltung geworden. Als Milchvieh werden Schwarzbunte gehalten. Alle drei Be- triebe halten je 1 Stück Fleckvieh oder Braun- vieh aus den Spenden der Bundesländer Tirol und Vorarlberg - zur Verbesserung der Milchleistung. Familiengeschichte: Der Großvater Grander war hier Holz- knecht in Jochberg, Altenburger war Tisch- ler in Kramsach, als sie sich zur Auswande- rung in den schwierigen 30er Jahren ent- schlossen. Der Großvater Felder war Bauer in Mellau und übersiedelte mit 13 Kindern nach Brasilien, um eine neue Heimat zu finden. Die Väter der 3 Jungbauern, die heute noch gut deutsch mit Tiroler Einschlag sprechen, waren bei der Reise nach Übersee 2 - 8 Jahre alt. 45-Jahr-Feier: Heuer am 13. Oktober begeht man in Drei- zehnlinden die 45-Jahr-Feier der Einwande- rung. Die drei werden zu dieser Zeit noch in Imst oder Hohenems sein. Viele Tiroler wer- den mit dem Landesreisebüro nach Brasilien reisen, um ihre Verwandte drüben zu besu- chen - um zu sehen, was sie unter schwierig- sten Bedingungen als neue Heimat aufgebaut haben. Dieser Studienaufenthalt für drei hoff- nngsvollejunge Bauern dürfte das edelste Ju- b:!äumsgeschenk für die Tiroler Kolonie in Dreizehnlinden sein. Reith: Die Hochzeit des Jahres Am 24. Juni 1978 fand in Reith die kirchliche Trauung der jungen Bauersleute zu Zimmer- au, Peter und Michaela Koidl geb. Seiwald, statt. Die Trauung vollzog Pfarrer Ferdinand Babnik; die ‚jnntaler" führten die Bauernmes- se von Anette Thoma auf. Das besondere an dieser Trauung: die Frauen nahmen an der Hochzeit im festlichen Röcklgwand teil und bildeten mit der Braut ein volkstümlich—tra- ditionelles Bild. Der alte Brauch, in der festli- chen Tracht zur Kirche zu gehen, um sich für ewig zu binden, wurde von der Bevölkerung, we auch von den Sommergästen, mit Freude aufgenommen. Als vor zwei Jahren der Zimmerauerbauer Josef Koidl starb, hinterließ er fünf Söhne, die er im Testament wie folgt bedachte: Hermann, Jahrgang 1949, erhielt die Sä- ge Hermann, Jahrgäng 1949, erhielt die Säge Josef, Jahrgang 1951, das Mühlnerbauern- anwesen (Neubauernhof) mit 23 ha und 45 Stück Vieh Peter, Jahrgang 1956, die LiegenschaftZim- rnerau mit 86 ha und ebenfalls 45 Stück Vieh Bernhard, Jahrgang 1959 und Andreas, Jahrgang 1967, erhielten mit der Mutter das neue Haus, den Gieringer Weiher und den Hof Bahaus mit 13 ha. Bahaus wurde von den jüngsten Brüdern an Josef verpach- tet. Die Wildalm mit 236 Gräsern gehört zur Hälfte dem Bräuwirt Egid Koidl, Kirchberg, Vorige Woche wurden die drei Jungbauern aus Von links: Bezirkshauptmann Dr. Hans- Dreizehnlinden dem Herrn Bezirkshaupt - Heinz Höfle, Johann Grander (Jochberg), mann Rat Dr. Hans-Heinz H ö f 1 e vorge- Erich Altenburger (Kramsach), Albert Felder stellt (Bild). (Mellau, Bregenzerwald) md Dipl.-Ing. Lud- wig Partl. der Leiter der Schule in der Weitau Peter und Michaela Koidl, geb. Seiwald
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