Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 29. Juli 1978 kann. Nachdem im letzten Jahr das Rathaus ei- ne neue Fassade erhielt, bekommt heuer im Zuge der Auswechslung der alten Fensterstök- ke die Volksschule ein neues Kleid. Durch die neue Farbgebung wird die vornehme Archi- tektur des im Jahre 1905 erbauten Gebäudes inmitten der Parkanlagen besonders zur Gel- tung kommen. Darf ich bei dieser Gelegenheit auch erwähnen, daß durch die Ausstattung mit Grünpflanzen eine ganze Gasse viel einladen- der wurde: die Untere Gänsbachgasse mit den an und für sich schon schmucken Häusern als Hintergrund für unser beliebtes Jubiläums- gartl. Die wuchernden Grünpflanzen in den massigen Kisten geben der Gasse eine beson- dere Note. Im vergangenen Herbst hat der Absamer Bildhauer Karl Obleitner das Hotel Maria The- resia mit künstlerischem Schmuck versehen. Die Emailbilder mit Motiven aus Geschichte und Brauchtum lassen die großen Baumassen des Hauses vergessen und bilden in ihrer Ge- schlossenheit mit den Ornamenten der Fen- sterumrahmungen eine Bereicherung des Bil- des der Bichlstraße - und für viele Gäste ein beliebtes Fotomotiv. Einige Häuser erhielten durch Lüftelmalerei künstlerischen Schmuck. Freilich ist hier Vorsicht geboten, weil sie leicht in Kitsch abrutschen kann. Wenn manchmal behauptet wird, diese Art des Hausschmuckes passe nicht hierher, sondern nur in Gegenden, wo seit alters der Steinbau vorherrschend war (Oberinntal usw.), so muß dem widerspro- chen werden. Es zeigte sich erst bei der Reno- vierung des Stadtspitals, daß das Haus früher einmal Fensterumrahmungen hatte - übri- gens sind diese auch deutlich auf dem Bild von Alois Schilling „Kitzbühel vor und nach dem Straßenbau" (1837) zu sehen. Daß diese Art des Hausschmuckes bei uns abkam, hat viel- leicht den Grund auch in der wirtschaftlichen Verarmung unserer Stadt im vorigen Jahrhun- dert. Vom äußeren Erscheinungsbild her hat Kitzbühel in letzter Zeit sicher viel an Charme dazugewonnen. Viel bleibt aber zu tun. Von der Kirche im Zentrum der Stadt, dessen Turm das Glocken- spiel beherbergt, bröckelt der Putz, der unmit- telbare Platz um die Katharinenkirche ist alles eher als einladend und gleicht oft eher einem Lagerplatz. Auch das Äußere der Pfarrkirche ist nicht ohne Mängel (Hauptportal, Obsten usw.). Dafür geht die Innenrenovierung der Frauenkirche dem Ende zu; die barocke Mut- tergottes - Wallfahrtskirche mit Werken aus der besten Schaffenszeit des Kitzbüheler Ba- rockmalers Simon Benedikt Faistenberger - wird sich bald in neuem Glanz dem andächti- gen Besucher zeigen. Wenn aber vom Charme eines Ortes die Re- de ist, so verdient wohl der Blumenschmuck besondere Erwähnung. So wie ein Haus durch Blumen ein völlig anderes Gesicht bekommen kann, so gilt das gleiche für eine Stadt. Für die hervorragende Gestaltung der öffentlichen Anlagen erhielt die Stadt im vergangenen Jahr eine Landesauszeichnung. Mit einigem guten Willen könnte von den Hausbesitzern der Innenstadt hier noch we- sentlich mehr getan werden. So können wirvor- erst nur den wenigen begeisterten Blumen- freunden aufrichtig Dank sagen, die Jahr für Jahr mit reichem Blumenschmuck dem som- merlichen Kitzbühel Charme verleihen. Stel- len Sie sich einmal in die Hinterstadt und las- sen Sie die Blumenpracht am Haus Jenewein Mit dem Anschlag des GERTRUDE-TUN- NELS durch den Lebenberg in Anwesenheit des Herrn Landeshauptmanns von Tirol Eduard Wallnöfer und des Herrn Bundesmini- sters für Bauten und Technik Josef Moser ist ein jahrzehntelanger Wunsch Wirklichkeit ge- worden, fast ist man geneigt zu sagen ein „Traum". Ein Alptraum war nämlich die Ver- kehrslawine in den letzten zehn Jahren und sie ist es noch. Aber Kitzbühel kann aufatmen. In absehbarer Zeit, das heißt in rund drei Jahren, wird der Blechwurm nicht mehr durch das 700 Jahre alte ehrwürdige Altstädtchen rollen, sondern an dieser, dank des Bürgermeisters der Stadt Kitzbühel LA Hans Brettauer und des Gemeinderates sowie seines Vorgängers Hermann Reisch und dessen Gemeindekolle- gen, unterirdisch vorbei. Damit aber geben sich weder die Stadtge- meinde noch die Bürger Kitzbühels zufrieden. Mit der beispielhaften Sanierung von Altbau- ten durch die Stadtgemeinde wurde eine Re- novierungswelle ausgelöst, die am deutlich- sten in der Vorderstadt und in der Hinterstadt zum Ausdruck kommt. Seit Jahren ist zwi- schen dem derzeit noch nicht vorhandenen Spitalstor, beim Tiefenbrunner und Salven- moser, dem Jochberger Tor und dem Brixen- taler Tor eine Wiederherstellung der Fassaden im Gange, wie sie in diesem Umfange nicht leicht vergleichbar ist. Von Monat zu Monat wird das 700 Jahre alte Innenstädtchen schö- ner. Das Wort schön kann in diesem Zusam- menhang mit gutem Gewissen in den Mund genommen werden. Man merkt es an sich selbst, aber noch mehr an den Gästen, an Men- schen, die von außen, häufig aus genormten Industriezonen oder modernen Groß-Stadt- Zentren kommen, wie wohl ihnen dieses Tra- ditionsbewußtsein, der alte Stil aus vergange- nen Jahrhunderten, die Sauberkeit tut. In die- sem Zusammenhang muß gesagt werden, daß stets weitsichtige Bürgermeister und Stadt- baumeister in Kitzbühel am Werke gewesen bigen Modernismus haben hineinmanövrie- bigen Modernismus haben hineinmanöverie- ren lassen. Es sind dies alles bereits Vorberei- tungen auf die Zeit hin, in der es dem Besucher der Innenstadt möglich sein wird, gemächlich von Geschäft zu Geschäft zu bummeln, dort und da ohne Hast und Lärm einen guten Kaf- fee zu trinken, bei Konzerten und sonstigen Veranstaltungen zum Promenieren, mehr Be- wegungsraum zu haben, das alte Städtchen auf sich wirken zu lassen. Es wird, wenn dieser Zustand eingetreten sein wird wieder möglich werden, den Schnee im Städtchen liegen zu se- auf sich wirken - oder die Blumentuffs beim Haus Salvenmoser, bei der Sparkasse .... und besonders auch an vielen Erkern. Unsere Stadt hat bestimmt nicht an Charme verloren, sie könnte freilich durch noch mehr Blumen- schmuck noch charmanter werden. hen und mit den Skiern bis ins Ortszentrum hereinzugelangen, eine Sensation schlecht- hin. Im Sommer die sprudelnden Brunnen und die Blumen, die von den Fenstern und Balko- nen, von den Erkern und Terrassen grüßen, im 'Winter Schnee auf dem man spazieren kann, wie einst zu Waldes Zeiten, als er die Schlitten und die Skifahrer im tiefverschneiten Städt- chen mit Pinsel und Farbe zur Erinnerung fest- hielt. Alfons Walde würde sich freuen, wenn er wüßte, daß Kitzbühel auf dem Wege ist, Blech und Auspuffgase gegen Schnee und Blu- men auszutauschen. Jedermann weiß, daß Investitionen in der Altstadt oder Sanierungen alter Gebäude we- sentlich mehr kosten als neue Vierkantbeton- klötze hinzustellen. Deshalb ist den Bürgern der Altstadt, aber auch allen übrigen Hausbe- sitzem im Ort und in der Gemeinde, ein Kom- pliment auszusprechen, daß sie nicht den be- quemeren und den billigeren Weg, sondern den Weggehen, der diesem Kitzbühel als Stadt mit Geschichte und Tradition entspricht. Wenn man die Felbertauemstraße entlang- fährt, gleichgültig ob aus dem Norden oderaus iem Süden kommend, dann wird niemand jmhinkönnen, die herrliche Giebelreihe der Altstadt, die vom „Bichl" herunter gegen die Südseite zum Horn schaut, zu betrachten. Ein- .esäumt oder flankiert vom mächtigen Pfleg- iofturm im Osten und von den Türmen der St. Andreas- und Liebfrauenkirche im Westen, ziehen sich die Firste, über die schlank und 'ank der Turm der Katharinenkirche heraus- steht, wie ein Gebirge dahin. Unter den schüt- zenden Vordächern leuchten die alten Farben der Häuser hervor. Auch dort und da beginnt man bereits an diesen Fassaden zu arbeiten, sie wieder herzurichten. Es besteht kein Zwei- fel, daß diese Silhouette nicht nur einmalig erhalten ist, sondern gleichzeitig das Aushän- geschild Kitzbühels selbst sein wird. Ein Bild, das durch die Welt gehen wird, sowie die klas- sische Ansicht Kitzbühels vom Lebenberg ge- gen den Süden, mit den drei nebeneinander gestaffelten Kirchtürmen. Überall und an allen Ecken und Enden spürt man, daß sich Kitzbühel, die Stadt zwischen dem Hahnenkamm und dem Kitzbüheler Horn, auf diesen GROSSEN TAG vorberei- let. Dr. Josef Ziepl „Ritz" bereitet sich schon heute auf den großen Tag vor!
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