Kitzbüheler Anzeiger

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Bürgermeister Andreas Manacher (rechts) dankt Hofrat Direktor Mag. Walter Weihs im Photo Jöchler, Wilder-Kaiser-Verlag, St. Jo- Namen der Schulgemeinde St. Johann hann in Tirol Samstag, 29. Juli 1978 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Bundesgymnasium St. Johann i. T. Direktor Hofrat Mag.Walter Weihs im Ruhestand Beim Festakt aus Anlaß der Verabschie- dung der Maturanten und zu Ehren von Dir. Hofrat Mag. Walter Weihs, der mit Ende des Schuljahres 1977/78 in den Ruhestand getre- ten ist, hielt Oberstudienrat Prof. Adolf Colo- gna die Festrede, der wir nachstehend folgen! „Die Schwierigkeit meiner Aufgabe be- steht wohl darin, nun meiner nicht allzu lan- gen Rede das Bild von Herrn Hofrat Weihs zu zeichnen, denn er ist ein vielseitig veranlagter und begabter Mensch und sein Lebenswerk ist ein so bedeutendes, daß man all dem kaum ge- recht werden kann. 1931 maturierte Herr Hofrat Weihs an der Realschule Wien X und wollte eigentlich zu- nächst aktiver Offizier werden. Dem setzten sich einige Schwierigkeiten entgegen und so inskribierte er 1931 an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien. Schon seit frü- hester Jugend war er ein begeisterter Turner und stellte sich sehr bald für die Jugendarbeit im Deutschen Turnerbund zur Verfügung. Es war also naheliegend, daß er Turnen und durch seinen Hochschullehrer Skrbik begei- stert, Geschichte als zweites Fach für sein Stu- dium wählte. Seine erste Anstellung erhielt er 1938 als Turnprofessor an der Handelsakade- mie in Wien; bald wurde er aber als Leiter der Sportschule Schieleiten bestellt. 1940 wurde er im 2. Weltkrieg zur Luftwaffe eingezogen, schließlich zum Flugzeugführer ausgebildet und dann als Fluglehrerfür die Ausbildung des Flugzeugführemachwuchses eingesetzt. Auch ein Absturz ist ihm nicht erspart geblie- ben. Im März 1945 starb sein Vater. Den Front- urlaub, den er aus diesem Grund bekam, be- nutzte er dazu, seine Familie aus Wien zu eva- kuieren, standen doch die Russen bereits in Wr. Neustadt, und in einem Güterzug fuhr die Familie Weihs damals nach Westen, der wahr- scheinlich durch Zufall in Fieberbrunn ausge- laden wurde. Frau und Kinder und die beiden Mütter wurden bei einem Bauern unterge- bracht, Herr Hofrat Weihs mußte wieder zu seiner Fliegereinheit, die er aber in den Wirren des Kriegsendes trotz aller Bemühungen nicht mehr fand. So gelang es ihm nach dem Waffen- stillstand im Mai 1945 sich zu seiner Familie nach Fieberbrunn durchzuschlagen. Um seine militärische Entlassung zu bekommen, mel- dete er sich bei der amerikanischen Besatzung. Ein Fliegeroffizier kam dabei automatisch in Internierungshaft. Diese dauerte 3 Monate in einem Lager in Bayern, und im Spätherbst kam er endlich wieder zu seiner Familie nach Fieberbrunn. Die Wohnung in Wien, so hatte man erfah- ren, war geplündert und von anderen Leuten besetzt worden, von der russischen Besatzung hörte man auch nicht gerade Erfreuliches und so entschloß sich die Familie Weihs in Tirol zu bleiben und Herr Hofrat Weihs nahm sich vor, zunächst mit Nachhilfestunden, hauptsäch- lich in Englisch, soviel zu verdienen, daß er sei- ne Familie versorgen konnte. Seine Nachhilfeschüler erstreckten sich auf den Raum St. Johann - Fieberbrunn. Im Winter 1945/46 unterrichtete er seine ersten vier Schüler in allen Fächern fü die Untermit- telschule. Später kamen noch die Schüler da- zu, und der Unterricht wickelte sich zunächst abwechselnd in den Wohnungen der Schüler ab. Als Herr Professor Weihs ini Frühjahr 1946 in den Hinterkaiser nach St. Johann übersie- delte, wurde dort auch unterrichtet. Im Schuljahr 1946/47 stieg die Zahl der Schüler auf elf an. Ihre Prüfungen machten sie als Privatisten in Innsbruck und bestanden sie ausnahmslos. 1948/49 war die Schüleranzahl auf 28 ange- wachsen, dadurch wurde die Anstellung eines weiteren Lehrers notwendig. Große Schwie- rigkeiten gab es aber mit der 3eheizung der Unterrichtsräume und der Schulweg in den Hinterkaiser war auch ziemlich weit. Damals lernten wir uns kennen und ich erin- nere mich noch gut an Deinen Ausspruch: „Sie werden sehen, Herr Kollege, eines Tages wer- den wir in St. Johann eine Vollmittelschule ha- ben". 1951 mußte die Wohnung im Hinterkaiser aufgegeben werden. Die Schule übersiedelte in das Sägewerk Müller. Das konnte aber keine Dauerlösung sein und so entstand der Plan, ein eigenes Schulgebäude zu bauen. Viele Eltern, von der Notwendigkeit der Schaffung einer Mittelschule im Bezirk Kitzbühel über- zeugt und von der schönen Aufgabe begei- stert, halfen durch Sachspenden und Darlehen sowie durch tätige Mitarbeit. Die Gemeinden St. Johann und Kitzbühel leisteten ein zinsen- loses Darlehen. Im Spätherbst 1951 wurde der Schulhaus- neubau an der Achenallee begonnen. Was von Zweiflern als unmöglich bezeichnet worden war, wurde vollendet und am 28. September 1952 fand die feierliche Eröffnung des Schul- hausneubaues der Privatmittelschule Weihs im Beisein mehrerer Ehrengäste, vieler Eltern, der Lehrer und Schüler statt. Der Schule stan- den nun im Schuljahr 1952/53 zwei helle, freundliche Klassenzimmer, ein Lehrmittel- kabinett und die notwendigen sanitären Anla- gen zur Verfügung, was zur Führung einer vierklassigen Untermittelschule bei Vor- und Nachmittagsunterricht reichen mußte. 60 Schüler wurden von fünf Lehrern unterrichtet, die Prüfungen wurden für jedes Trimester in Salzburg abgenommen, die am Schluß des Schuljahres von allen Schülern bestanden wurden. In den folgenden Schuljahren trat für den Schulbetrieb insofern eine wesentliche Erleich- terung ein, als nun durch das Entgegenkom- men des Landesschulrates für Tirol eine Prü- fungskommission der Bundesrealschule Inn- bruck nach St. Johann kam, um die Schüler zu prüfen. Der nächste bedeutende Schritt in der Entwicklung der Schule war nun die Errei- chung des Öffentlichkeitsrechtes. Dies bedeu- tet den Entfall der Prüfungen durch eine Prü- fungskommission und damit die Beurteilung der Schüler durch die schuleigenen Lehrer. Die Privatrealschule Weihs konnte damit staatsgültige Zeugnisse ausstellen und die Aufnahmsprüfungen durchführen. Um dies zu erreichen, war zu- nächst die Gründung des Vereins „Mit- telschulheim St. Johann in Tirol- notwendig, die am 19. Jänner 1955 erfolgte. Dem Verein wurde statutengemäß ein Kuratorium zur Sei- te gestellt. Die Hauptaufgabe dieser beiden Einrichtungen bestand in der Unterstützung der Privatrealschule Weihs und deren Beitrag, der Schule sobald wie möglich zum Öffentlich- keitsrecht zu verhelfen. Es galt nun, die Regie- rungsstellen davon zu überzeugen, daß der
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