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Samstag, 19. August 1978 Kitzbüheler Anzeiger Seite 41 Der Fliegerclub St. Johann berichtet: Neues aus dem Club 1 Reinhard Haggenmüllers erster 800-km- Ziel-Rückkehrflug; Rollbahn am Flugplatz St. Johann fertiggestellt; beachtenswerte Flugleistungen der Clubmitglieder - Flug- schüler; Bericht von den Segelflug-Welt- meisterschaften. Reinhard: 810 km Ziel-Rückkehrflug von St. Johann nach Montana im Rhonetal und zu- rück! Start: 29. Juli 1978 um 8.50 Uhr; Rück- kehr: 19.15 Uhr; Flugzeit: 10 Stunden 25 Mi- nuten; Schnitt: 78 kmh 'Wie großartig diese Leistung ist, zeigt fol- gender Vergleich: der österreichische Rekord liegt derzeit bei 890 km und wurde erst im Juni dieses Jahres von Andi Hämmerle aufgestellt. Der Blick auf die Landkarte zeigt, wie weit 400 Flugkilometer in einer Richtung sind; nach Westen: St. Johann bis Basel; nach Nord- westen: Heidelberg und nach Süden ist man bereits im lieblichen San Marino! Bedauerlich ist nur, daß es kaum möglich sein wird, von St. Johann aus noch weiter zu fliegen. Reinhard wardiesmal fast 101/2 Stunden unterwegs und kämpfte hart mit der Abendthermik. Dadurch auch der etwas niedere Schnitt von unter 80 kmh! Jedenfalls gelang es Reinhard mit die- sem Flug zu den besten Piloten Osterreichs aufzusteigen und den internationalen Anschluß zu finden. Der Weg dazu war hart: über lOJah- re Leistungsflug und 2500 Stunden im Cock- pit! Derzeit nimmt Reinhard an der italieni- schen Segelflugmeisterschaft in Rieti teil. 'Wir wünschen ihm viel Erfolg. Rollbahn fertiggestellt: Der Flugplatz in St. Johann ist nicht nur ei- ner der schönsten in Osterreich; er gehört auch zu denen, die am besten ausgerüstet sind. Die Flugsicherung entspricht dem internationalen Standard für Zivilflugplätze und es gibt in Osterreich kaum fünf Plätze mit ähnlich ho- hem Niveau. Die neu fertiggestellte Rollbahn zur Startpiste unterstreicht das Gesagte und macht unseren Platz noch sicherer und beque- mer! Detail am Rande: Während der Bauzeit dieser Rollbahn sah man immer wieder unse- ren Obmann Paul Stöckl persönlich am Steuer riesiger Baugeräte, um die Bahn zu egalisie- ren. Wir danken ihm für diesen unermüdli- chen Einsatz sehr herzlich! Segelflugleistung der weiteren Clubmit- glieder: Lothar Theiss schaffte sein erstes 500-km- Dreieck und profiliert sich immer mehr als Lei- stungsflieger! Horst Leo absolviert seinen ersten 300-km-Rückkehrflug. Auch bei ihm geht es gut voran! Sepp Bichler führte die erste Außenlandung mit dem doppelsitzigen Segel- flugzeug Kalif ohne Schwierigkeiten durch. Dieser Kalif ist eines unserer elegantesten Flugzeuge, bei dem beide Pilotennebeneinan- der sitzen können. Es hat die beachtliche Spannweite von 20,5 m (die meisten haben 15 m) und deshalb sind Außenlandungen eine schwierige Sache. Mit Flugzeugen dieses Typs wurden übrigens viele internationale Ge- schwindigkeitsrekorde erflogen. Lois Exenberger hat im Rahmen der Silber C bereits zweimal von St. Johann aus Inns- bruck erreicht. Da aberjedesmal der Fahrten- schreiber ausfiel, können diese Flüge nicht ge- wertet werden. In diesem Zusammenhang sind einige Worte zur Flugdokumentation angebracht: Schon vor vielen Jahren wurden weltweit Regeln aufgestellt, wie ein Leistungs- flieger den durchgeführten Flug zu beweisen hat: Vor dem Start muß ein Startprotokoll aus- gefüllt, von einem Sportzeugen unterschrie- ben und dann vom Cockpit aus so fotografiert werden, daß auch die Tragfläche teilweise zu sehen ist. Neben dem mit Saugnäpfen an der Plastikhaube der Fahrerkanzel fix befestigten Fotoapparat führt der Pilot auch noch einen Barographen mit, der den genauen Flugver- lauf-Flughöhe und Zeit festhält. Die vorher am Startprotokoll festgelegten Wendepunkte sind so zu fotografieren, daß der Ort einwandfrei am Bild zu erkennen ist. Schwindeln istjeden- falls nicht möglich! Neue Flugschüler Hannes Exenberger und Ing. Henning. Letz- terer ist bereits über 50 Jahre alt und hat trotz- dem mit viel Schwung die Strapazen einer Flugausbildung auf sich genommen! Über- haupt ist Segeifligen eigentlich ein Sport für die reifere Jugend. Große Leistungen werden sel- ten mit 20 Jahren gebracht, so wie dies in ande- ren Sportarten der Fall ist. Einige unserer Flie- gerkameraden sind schon weit über 60 Jahre alt und gehen selbstverständlich auch auf Strecke! Dazu passend: Frau Hanna Reitsch, der großen alten Dame des Segelflugsportes ge- lang am 3. Juni 1978 ein Frauen-Weltrekord im Ziel-Rückkehrflug. Sie flog von Timmers- dorf nach St. Anton/Arlberg und zurück! Wie alt sie ist? Hanna Reitsch hat im Jahre 1937 die Alpen im Segelflugzeug als erste in südlicher Richtung überflogen! Bericht von den Segelflugweltmeister- schaften In Chateauroux/Frankreich fand vom 16. bis 30. Juli 1978 die Segelflugweltmeister- schaft statt. Es siegten: der Brite Georg Lee in der offenen Klasse (Flugzeuge über 15 m Spannweite und Wölbklappen) der Deutsche Helmut Reichmann in der Rennklasse (15 m Spannweite und Wölbklappen); er wude da- mit zum drittenmal Weltmeister! In der Standardklasse (15 m Spannweite ohne Wölb- klappen) siegte der Holländer Baer Stellen. Baer ist erst 23 Jahre alt! Die Plazierung der Osterreicher: offene Klasse: 15. Schubert; 22. Fahrafeilner, Rennklasse: 13. Hämmerle, Standardklasse: 15. Stöger Alle Österreicher hatten etwas Pech und wurden eigentlich unter ihrem Wert geschla- gen! Hämmerle hatte z. B. einen Instru- mentenausfall und mußte 3 km vor dem Ziel landen. Interessant ist, welche Wege der Segelflug- zeugbau geht: Weltmeister Helmut Reich- mann erschien mit seiner SB 11, die etwa 3,5 Mill. Schilling kostet (ein gutes Segelflugzeug kostet sonst etwa 400.000 Schilling). Mit der SB 11 kann während des Fluges die Tragfläche Der Fliegerclub in guten Händen. Ge- sprächsthema: der nächste gemeinsame Se- gelflugurlaub! Von links: Betriebsleiter und Kassierstellvertreter OSR Karl Grifimann, Obmann Paul Stöckl, Beirat Dr. Hans Raffl und Obmannstellvertreter und Segelflug- referent Toni Werner
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