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Seite 6 Kitbüheler Anzeiger Samstag, 19. August 1978 Fotoausstellung in der Fremdenverkehrs- schule über Südamerika zu informieren. Weit- gehend herrscht ja die Meinung vor, dieser Kontinent läge sozusagen am Ende der Welt und habe uns daher nicht mehr zu interessie- ren, und wenn, dann nur wegen seiner bizar- ren fremdländischen Erscheinungen. Man kennt Südamerika als Kaffee- und Kakaopro- duzent, als Ursprungsland von Tango und Samba, als eine Region von Fußballkünstlern, als ein von der Kirche (Dreikönigsaktion) unterstütztes Entwicklungsgebiet. Was aber gilt der Mensch? Darüber gaben die Ausstel- lung bzw. Gespräche mit den Organisatoren Auskunft. Auch die Fotoschau in der Fremdenver- kehrsschule, die die Ereignisse in Chile vor und nach dem Putsch vom 11. September 1973 dokumentierte, stellte den Menschen in den Mittelpunkt. Sie zeigte keine Maschinen, keine Bauwerke, keine Landschaftsaufnah- men, dafür Menschengesichter. Information durch Texte, Musik einen offenen Briefdes argentinischen Schrift- Blick in. die Chi,'e-Fotoausstel/ung der KKK- stellers Rudo]fo Walsh an Gereral Videla Sie Werks ätte St. i9haiin Am 30. Juni ging es in das Abendprogramm. Es begann mit einer hervorragend darge- botenen Dichterlesung von Urs M Widme,; der von dem chilenischen Flüchtling Sergio Vesely auf der Gitarre begleitet wurde. Sie prä- sentierten auch das neueste Buch ihres Auto- renkollektivs. Tief betroffen lauschte man den Lyrik- und Prosatexten. Obwohl sich Widmer und Vesely dem behan- delten Thema unterordneten, so soll ihr her- vorragender Vortrag doch Erwähnung finden: Widmer mit seiner klaren, akzentuierten Aus- sprache; Vesely, der mit seiner Musikbe- gleitung sparsam umging und dadurch die Be- deutung des Wortes weiter unterstrich. Die wenigen Stücke, in denen er selbst zu Wort bzw. zu Gesang kam, zeugten von überragen- der Qualität. Nach der Pause spielten Paulo Volkmer und Gerhard Laber Afro-Sambas und brasiliani- sche Volksmusik. Bei dem in Porto Alegra, Brasilien, geborenen Volkmer handelt es sich um einen intelligenten Gitarristen und Sänger, ganz im Stil der großen brasiliani- schen Tradition von Baden Powell und Vincius de Moraes. Er wurde dynamisch unterstützt durch den Salzburger Amateur- musiker Laber, ein Mann mit einem großarti- gen Rhythmusgefühl, der „schwärzeste Neger Salzburgs", wie er von Volkmer bezeichnet wurde. In wechselnder gegenseitiger Beein- flussung steigerten sich die zwei Künstler, ver- senkten sich in ihre Musik undvermittelten da- mit brasilianische Mentalität und Atmosphä- re. Da auch Sergio Vesely mitmusizierte, entwickelte sich das ganze zu einer Art Ses- sion. Ihre spontane, jazzangehauchte Spiel- form gab zu spüren, welche Wirkung Musik ausüben kann, welche Freude sie vermitteln kann. Man verstand veilleicht, warum der brasilianische Karneval so aufgeheizt ist. warum dort so wild getanzt wird, warum dort die Menschen aus sich herausgehen. Der Film „Zeugnis des Terrors" beinhaltete nahmen Jas Schicksal von Walsh vorweg. Wenige Tage nach dem Verfa;sn dr Zeilen wurde er von einem Kommando argentini- scher Streitkräfte verschleppt und ist seither verschollen. Fuß bal/sp?e und Xonzert Am Nachmttag ces 1. Juli fand ein Fußball- spiel zwischen dem Jugendzentrum Z 6 Inns- bruck und der Aktin Neues Jugeidzentrum St Johann sna:t. Die Heimischen hat:n keine Chance und verloren 0 : 3. Aber dEeses Spiel zeigte, daß es in St. Johann fast unmöglich ist, FLßball, ei±tath1etik o.A. zu b--treiben, ohne einem Klub anzugehören. Dies wäre an und ifir sich n:chts 5 hlechtes, wäre--- nicht eine Vielzahl dieser Klubs parteipol:tisch organi- siert (ASKO. Union usw.) Air-Pi-Korzert - Riesenerfolg Viele gingen skeptisch zum erster Auftritt cer Goinger1elo-Jazz-Rock-Grppe „Air-Pi" (Samstag, 1. Juli, abends). Aber alle waren da- nach begeis:ert. Zum erstenmal na±i dem Abtreten der Satin Lace verfügt cer Bezirk Kitzbühel wieder über eine gute Band. Was unsere vier Musiker boten, war beach- tenswert. Natürlich sind noch &nige Mängel zu beheben. Vor allem das Arrangement könnte no± verbessert werden. So wirkt der Synthesizer-Einsatz oft zu lang. Dieses Instru- ment degradiert nämlich Baß und Gitarre oft zu einfachen „Wasserträgern" Weder der Gitarrist Franz Kreuzmairnoch der Bassist Sigi Pürsil müssen vom Können her unbedingt in diese Rolle gdräng: werden. Peter Mlnailovic am Synthesizer spielte aber scherEi± groß- artig. Seine Musikalität, gepaart mit :echni- schem Versändnis, prädestinieren ihn für dieses Instrument. Der Gitarrist Franz Kreuzmair müßte mehr aus sizh heraLsghen. Seine wenigen Soli konnten aber cbnso begeistern wie die des Schlagzeugers Charlie Fischer. Viele waren überrascht von der Technik und Virtuosität dieses jungen St. Johainner Musikers. Den Bassisten Sigi für;.-1 kennen wir ja schon von den Satin Lac- her als zuverlässigen Techni- ker. Er belebte aber das Konzert durch seine Einsätze sehr. Nicht zu vergessen Sebastian Astlinger, der cur± seine Lichteffekte dem Konzert einen gzoen Rahmen verlieh. Air-Pi werden auch in Zukunft in Tirol zu hören sein. Eine ?tattenaufnahme wird ange- strebt. Zu rwähncn ist auch die junge St. - Johanrier Vorgrupe, die einen unky Rock spielte. Ihr erster öffentlicher Bühnenauftritt :auerte viel zu kurz. AusstelhrngssnJ lvJi Am 2. Juli wrce schließlich die Ausstellung in der Fremdenverkehrsschule geschlossen und ein Ape11 an den argentinischen Staats- präsidenten General Vidla verfaßt und u.a. efordert, Nachricht über den Verbleib des Österreichers - Wolfgang Achtig, 33 Jahre alt, zu geben. Mit ut'700 Besuchern war die Veranstal- tungsreihe sicherlich eine der bedeutendsten kulturellen AI:tiviäten in diesem Jahr. Die Kunst-, Kommunikatiotis- und Kritikwerk- stätte (KKK-Werkstätte) wurde ihrem Namen --inmal mehr g2 --echt. Feuernotruf - Tel. 122 Rettung (Rotes Kreuz) Tel. 144 Notruf Gendarmerie Tel. 133
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