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Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 26. August 1978 um 22.30 Uhr abgebrochen, nachdem erneut Geschenke ausgetauscht wurden und unsere Gäste und die Yamagatschinsje ein Lied zum Abschied sangen. Am Dienstag, 8. August, wurden unsere Freunde von Stadtrat Resch und Gemeinderat Peschl zum Bahnhofbeglei- tet und um 7.13 Uhr in den Zug nach Bern ver- frachtet. Nach einer Nacht in Bern verbrachten unsere Freunde noch 2 Tage in Paris und flogen von dort über die Polroute nach Tokio. Der Yamagatschinclub dankt allen, die bei der erfolgreichen Betreuung unserer lieben Freunde aus Yamagata mitgeholfen haben. Mutation eines Genius 2. Konzert im Schubert-Zyklus Zwischen Haydn-Nachfolge und Geniestreich Das zweite Kammerkonzert im Schubert- Zyklus begann - dies muß gesagt werden! - nicht mit jenem Schwung, welcher das Konzert mit dem Küchlquartett ausgezeichnet hatte. War es die ungewohnte Akustik des Handelskammersaals, der bekanntlich einen längeren Einschwingvorgang braucht; war es die weite Distanz der Musiker zueinander (was dieser Saal nicht verträgt); lag es am Stück? Jedenfalls fanden sich die drei Inter- preten Alfons Egger (Violine), Eduard Kudlak (Bratsche) und Florian Ebersberg (Cello) nicht sofort zum konzentrierten Guß zusammen. Trotz sauberen Spiels wollte kein rechter Schwung aufkommen. Vielleicht ist dieses frühe, an Haydn orientierte B-Dur-Trio Schuberts (1817) für heutige Hörgewohn- heiten einfach zu lieblich, zu unpro- blematisch. (Über weite Strecken haben Bratsche und Cello nur Begleitfunktion. Erst im letzten Satz bricht an einigen Stellen der typische Schubert durch.) Ganz anders das zweite Stück - jenes frag- mentarische Trio B-Dur (1816), das Schubert leider nicht fertig komponierte. Es wurde - fast möchte man sagen „berückend schön" gespielt und klang von der ersten bis zur letzten Note einheitlich. Alfons Egger hat einen sehr schönen, nie aufdringlichen Führungston; vielleicht noch etwas wenig differenziert. Eduard Kudlak ist ohne Zweifel ein sehr guter Bratschist, wirkte aber meist zu leise, während man sich von Florian Ebers- berg einen noch farbigeren, stärker grundierenden Ton (den er nämlich hat) erwartete. Aber sicher spielten die akustischen Verhältnisse - der leidige Vorhang! - eine Rolle. Durchwegs sehr edel die Soli! Nach der Pause jener Geniestreich des 22jährigen Schubert - ein gewaltiger Entwicklungssprung; und doch nur eine Seite des Meisters - der zu dessen Popularität sehr viel beigetragen hat: das „Forellenquintett". Es gesellen sich Monique Duphil (Klavier) und Milan Sagat (Kontrabaß) dazu. Duphil ist eine großartige Pianistin, die sehr sauber, pedalarm und mit weiten Spannungsbögen spielt; ein musikalisches Vollblut mit offen- sichtlich bester Ausbildung. Die unge- künstelte Delikatesse, mit der sie den Klavier- part spielte und die Streicher mitriß, wird man (hoffentlich) lange nicht vergessen. Milan Sagat führt am Kontrabaß einen sehr geschmack- vollen Bogen; aber auch sein Ton wurde teils verschluckt. Das Publikum schließlich war ein dankbares Publikum und hatte dazu auch allen Grund. Nach dem Forellenquintett reagierte man nicht nur mit Klatschen, sondern auch mit Bravorufen. h. bon. Verein Kitzbüheler Musikfreunde - letztes Konzert im Sommerzyklus Das vierte und letzte Konzert in der Reihe „Kammermusik von Franz Schubert", für Mittwoch, 30. August 1978 angesetzt, wird neben den bereits vorgestellten Künstlern Monique Duphil und Florian Ebersberg von Eduard Melkus, einem sehr bekannten Geiger, bestritten. Dieses Konzert, zu dem wirwieder eine Ein- führung geben, bringt noch einmal einen Höhepunkt im Kammermusikschaffen Franz Schuberts: jenes Trio Es-Dur aus dem Jahre 1827 (op. 100), das mit dem Trio op. 99 eine unbegreifliche Meisterschaft des nunmehr 30jährigen Schuberts widerspiegelt. Ein Lebensjahr bleibt noch, in welchem Schubert schafft und schafft - und in welchem er die erstaunliche Absicht hat, noch einmal die Schulbank zu drücken, um bei Simon Sechter „Kontrapunkt" zu studieren. Es kommt nicht mehr dazu! Das Konzert beginnt jedoch nicht mit die- sem Trio, sondern mit der Sonatine für Violine und Klavier, D-Dur, op. 137/1 (1816). Dieses Werk ist an sich unproblematisch und viel- leicht ein Musterbeispiel dafür, daß Schlicht- heit nicht Mangel an Meisterschaft bedeuten muß. Nur ein Genie wie Schubert konnte aus Eduard Melkus, Foto Rolf Schläger, Hannover einem solchen Minimum an Rohmaterial eine derartige Fülle ansprechender Musik zaubern. Die Sätze: Allegro molto, Andante, Allegro vivace. Die Sonate für Violine und Klavier, A-Dur, op. 162 (1817) ist freilich ungleich bedeuten- der als diese Sonatine. Die Komposition ist nicht nur rhythmisch und harmonisch sehr reizvoll und interessant, sondern auch durch die Ausgewogenheit von Klavier- und Violin- stimme. Die Sätze: Allegro moderato, Scherzo presto, Andantino (das Thema scheint Brahms 4. Symphonie vorwegzu- nehmen), Allegro vivace. Das bereits erwähnte Trio Es-Dur, op. 100 zeigt - im Gegensatz zu op. 99 - gleich zu Anfang starken Melodienfluß. Der 1. Satz - ein Allegro - beginnt mit einem kurzen Motiv fast beethoven'scher Prägung. Die motivische Arbeit setzt rasch ein. Ein zweites Thema bringt einen merkwürdig eintönigen Rhyth- mus bei größter harmonischer Buntheit. Der 2. Satz (Andante con moto) erwächst aus einem rhythmischen Keim mit ungewohnter Betonung eines - vom Metrum her gesehen - unbetonten Achtels. Ein Fortissimo bricht jäh ab und mündet in ein Pianissimo. Im Scherzo (Allegro moderato) ist der Hauptteil kano- nisch und im Einklang geführt. Das Finale (Allegro moderato) ist gekennzeichnet durch ein (fast unverständliches) Nebeneinander gegensätzlichster Teile, die eigenartigerweise unverknüpft bleiben. Ein genialer Einfall - die Wiederholung der Anfangsmelodie des 2. Sat- zes - hebt auch dieses Finale auf ein den übri- gen Sätzen ebenbürtiges Niveau. Ort und Zeit: Festsaal der Handelskammer Kitzbühel, 20 Uhr. Karten zu S 80,—, er- mäßigte Jugendkarten S20,—. Vorverkauf im Fremdenverkehrsverband, Hinterstadt, und an der Abendkasse. Wir laden zu diesem letzten Konzert in der Veranstaltungsreihe Sommer 1867 besonders herzlich ein. FPÖ-Landesparteivorstand tagt in Kitzbühel Am Samstag, 26. und Sonntag, 27. August tagt im Rathaussaal in Kitzbühel der Landes- parteivorstand der FPÖ. Der Landesparteivor- stand ist das höchste Parteigremium der Frei- heitlichen Partei in Tirol. Von den 18 Mit- gliedern stellt der Bezirk Kitzbühel vier, nämlich: GRDr. 0. Wendling, StR G. Resch, beide aus Kitzbühel, GR. H. Strobl, Westen- dorf, und S. Eberl, Kelchsau. Die Klausurtagung dient in erster Linie der Vorbereitung zum Bundesparteitag, welcher Ende September in Wien stattfindet. Außer- dem sollen Landesprobleme besprochen werden und eine Ideologiedebatte stattfinden. Geleitet wird die Klausurtagung von National- rat Dr. G. Stix.
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