Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 26. August 1978 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Im „Rupertusbiatt" vom 5. Februar 1978 zitierte H. Spatzenberger Originalzitate eines Domherrn aus dem 18. Jahrhundert. Die Zitate galten den Flachgauern, Terineri- gauern, Pongauern, Pinzgauern, Lungauern und schließlich auch den Tirolern. Die Tiroler (nach einer in Prag 1826 erschie- nenen belehrenden Beschreibung exotischer Länder wie Hindostari, Nubien, Feuerland, Neu-Caledonien und T i r o 1). Darin heißt es u. a.: Mehrenteils sind die Tiroler große und starke, arbeitsame Menschen, und man findet viele unter ihnen, die eine außerordentliche Körperkraft besitzen, wozu ihre Jugendspiele, Ringen, nach entfernten Zielen werfen (gemeint Ranggeln und Plattenwerfen) usw. viel beitragen." In der Österreichischen Zeitschrift für Volks- kunde 1952 fanden wir einen Beitrag von Gustav Gugitz über „Die alpenländischen Kampfspiele und ihre kultische Bedeutung". „Bei der Wallfahrt F i e b e r b r u ii n, 1214 Kapelle bei altem Heilbrunnen erbaut, wurden einst Kampfspiele abgehalten, darunter besonders im September das merk- würdige „Weiberleutranggeln". Als Quellen wurden angegeben: Die „Wiener Allgemeine Zeitung", 14. Sept. 1894: Das Weiberleut-Ranggeln in Fieberbrunn am 10. September 1894; „Tiroler Heimatblätter" 1930, S. 9 ff. Während in den Tiroler Heimat- blättern nichts gefunden wurde, vermittelte uns eine Kitzbühelerin in Wien den Text der 'Wiener Allgemeinen Zeitung. Dieser lautet: Mitheilungen aus dem Publicum Weiberleut-Ranggeln Aus Fieberbrunn, 10. September 1894, schreibt man dem Tiroler Tagblatt: Bei günsti- gem Wetter wurde gestern auf dem Platze vor dem Schwefelbade ein „Ranggeln unter Weib erleuten", ein „Weiberleut-Ranggeln" aufgeführt. Es hatten sich sechs Ver- treterinnen des schwachen Geschlechtes ein- gefunden, um ihre Kräfte zu messen. Daß es beim zarten Geschlecht - auch wenn es in Lederhosen und nackten Knien ist - ebenso wie beim starken nicht immer nuraufdie Kraft ankommt und daß nicht dicke Arme, breite Knie und ein colossaler Unsagbarer zum Siege verhelfen, sondern daß Geschmeidigkeit und Gewandtheit eher zu einem günstigen Aus- gang führen, hat sich auch hier bewahrheitet, denn eine spindeldürre, lange Stange mit „fuxeten" Haaren hat drei kurze, sehr korpu- lente Gegnerinnen „geworfen". Daß es bei diesem Ranggeln weniger kunstgerecht zu- ging, als wenn Burschen ihre Kraft messen, läßt sich denken, denn daß der wunde Punkt in den Haaren liegt, welche zu erhaschen jede Kämpferin trachtet, kommt eben beim starken Geschlecht nicht vor. Kaum sind die Gegnerinnen auf dem Kampfplatz erschienen, sieht man schon fliegende Haare, denn die sie zusammenhaltenden Nadeln liegen am Boden. Die „lange Dünne" trachtet schon begierig nach den Haaren der „kurzen Dicken" und zieht diese damit zu Boden. Hat eine gesiegt, so bekommt sie als Abschlagszahlung von dem dabeistehenden „Peterle" • einen kräftigen Schluck „Se!bstbrennten". Die kräftigen Schluck „Selstbrennten". Die Kämpferinnen und einige Scenen während des Kampfes wurden von einem eigens hier- her gekommenen Photographen aufgenom- men." Von der Ranggler-Landesmeisterschaft 1938 in Innsbruck, sitzend von links: Josef Straßer; rechts Christian Hechenberger; Ranggler: Georg Hochtilzer (links) und Josef Jöcht, Reitherwirt. Stehend: Zimmerauer-Orgei (Knecht), Alois Wahrstätter, Hüttl-Sepp (Aschau) und Agyd Koidl (Bräu in Kirchberg) Soweit die Wiener Zeitung, die sich auf das Tiroler Tagblatt stützt. Leider wurden keine Namen genannt und leider konnte bis heute auch noch keine Photographie von diesem Weiberleutranggeln in Fieberbrunn auf- gefunden werden. Frau enzimmerranggeln in Fieberbrunn „Kitzbüheler Bote" vom 6. September 1908, Nr. 36, 10. Jahrgang. Fieberbrunn. Ein Frauenzimmerranggelri. Am Sonntag, 6. September 1908, findet beim Badwirt in Fieberbrunn eine originelle Veranstaltung, nämlich ein Frauenzimmer- ranggeln mit verschiedenen Preisen statt. Während des Ranggelns Konzert der hiesigen Werksmusikkapelle. Eintritt 40 Heller. Anfang 3 Uhr nachmittags. Bei ungünstiger Witterung wird das Ranggeln auf den nächstfolgenden schönen Feiertag verschoben. (Auch hier keine Ergebnisse, keine Namen etc.) Überliefert sind außerdem „Weiberleut- ranggeln" in den zwanziger und dreißiger Jahren in Kitzbühel, St. Johann und in Fieber- brunn (Wildseeloder). Jedoch konnte bisher kein Tatsachenbericht in einer Zeitung oder einer Zeitschrift beigebracht werden. Die bereits angeführte „Österreichische Zeitschrift für Volkskunde" berichtet im Anschluß an das Weiberleutrariggeln u. a.: Bei der Kleinholzkapelle bei Kufstein (1605 errichtet) wurden verschiedene Kraftspiele, darunter auch Rangeln, unternommen, von denen Adolf Pichler in seiner Erzählung „Der Riesensohn" eine anschauliche Schilderung entwirft. Sehr belebt war der Schauplatz solcher Kämpfe besonders zu Bartholomäus bei der Johannisbaptistwallfahrt auf der Hohen Salve, wo die Kampfspiele sich oft zu schweren und blutigen Raufszenen gestalteten und schließ- lich unterdrückt wurden. Die sehr hoch gelegene Gnadenstätte wurde 1589 gegründet. Nach der Legende hätte eine Frau dort die Köpfe von drei hingerichteten Räubern, darunter den ihres Sohnes, begra- ben und zur Sühne dieses Kirchlein errichtet. Es scheint, als ob die Legende damit einen Begräbnisplatz andeuten wollte. Wohl von dort beeinflußt, weil in nächster Nähe, ist Schlaberstatt, ein Rasenplatz im Brixental mit seinen Kampfspielen am berüchtigten - Schlaberstatt'schen Kirchtag. Schlaberstatt ist wohl identisch mit der „Schlägerstätte" im Brixental, wo nach Augustin (F. Freiherr von Augustin, Der Pinzgau, Pest 1844), „etliche 14 Tage vor Michaeli" die Ringkämpfe vor sich gingen. Die allerdings erst spät (1745) ins Leben ge- tretene Wallfahrt zu Hochfilzen hatte sich zu Laurenzi (10. August) mit Ringkämpfen ver- bunden, vorausgesetzt, daß diese nicht, wie dies sehr wahrscheinlich ist, längst vor der Wallfahrt bestanden, denn Hochfilzen ist ja in nächster Nähe von Fieberbrunn gelegen, wo sie ebenfalls zu Hause waren. Fieberbrunn: Ursprung des Weiberleutranggelns Zum Preisranggeln am 17. September in Kirchberg und zum Tiroler Abschlußranggeln am 8. Oktober in Fieberbrunn
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