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Seite 6 Zu den berühmtesten Ringkampfstätteri gehört schließlich der Wallfahrtsort Jochberg- wald (Kirche um 1671) an der Grenze von Salzburg, wo Pinzgauer und Tiroler am Patro- ziniumsfest (2. Juli) nach beendigtem Gottes- dienst zum „Hosenrecken" zusammen- stießen. Ausgerechnet um Maria-Heim- suchung damit zu verherrlichen? Einen literarischen Hinweis zu den Rangg- lerfesten auf dem Paß Thum finden wir auch bei Staffier, Band 1, Seite 881 (1830): „Seit undenklichen Zeiten fanden auf dem Paß Thurn, auf dem freien ebenen Rasenplatze an der „alten" Jochberger Waldkapelle am Patro- Bei der vorigen Sitzung des Gemeinderates der Marktgemeinde St. Johann in Tirol unter dem Vorsitz von Bürgermeister Andreas Mariacher wurde auf Antrag des Kultur- referenten Gemeinderat Karl Hofinger für die Errichtung eines eigenen Heimatmuseums im alten Gemeindehaus ein Raum im 1. Stock zur Verfügung gestellt. Der Pfarrgemeinderat beschloß die Restaurierung der Gmailkapelle am Niederkaiser und bestellte den Pfarr- gemeinderat Karl Hofinger als Kurator der Restaurierungsaktion. Was gibt es literarisch über die Gmailkapelle: Führer durch St. Johann, Verfasser Koop. Christian Aufschnaiter, St. Johann (als Pfarrer von Stumm gestorben) S96 Kapelle Gmail. Wir steigen von der Ein- siedeleikapelle „Maria Blut" einen schmalen, steilen, aber ganz harmlosen Pfad in Windun- gen aufwärts und erreichen in einer halben Stunde den Bergrücken und eine kleine Kapelle, das Gmal oder Gmail genannt. Ihr Ursprung ist sicher in einer anfänglich ange- brachten Tafel, Gemälde, zu suchen. Ein un- vergleichlich schöner Blick in und über das Leukental lohnt unsere Mühe; gerade gegen- über steht das Horn, zu seinen und unseren Füßen die weite, grüne Ebene von St. Johann, Oberndorf bis Kitzbühel und nördlich den Ab- schluß des Tales bei Kirchdorf und Erpfen- dorf; da denken wir der Worte J. V.v. Scheffels, denn da ist es wie am Staffelstein, es „Umrahmen Berg und Hügel Die breite stromdurchglänzte Au, Ich wollt, mir wüchsen Flügel!" Rechts hinüber von der Kapelle wären einige Felsenhöhlen, in welchen Namen von Flüchtlingen aus dem Jahre 1809 zu finden sind, aber der Weg ist nicht für jedermann zu empfehlen. Wohl aber gelingt es uns ohne besondere Gefahr, durch das „Georgental" zum „Fräul-Turm" vorzudringen und die merkwürdige Felsennadel in der Nähe zu besichtigen. Hier mußten natürlich wilde Fräulein gehaust haben, die auch anderorts, Kitzbüheler Anzeiger ziniumsfest „Maria Heimsuchung" Ranggeln statt. Hochamt und Predigt wurden vor der Kapelle gehalten, da das Volk in der kleinen Kapelle nicht Platz hatte. Nach dem Gottes- dienst schloß der männliche Teil einen Kreis und die Zweikämpfe im „Hosenrecken" be- ganen. Jener war in seiner Klasse Sieger, welcher seinen Gegner unter dreimal mindestens zweimal zu Boden warf. Zuerst die Jugend, dann immer die älteren und stär- keren Männer und zuletzt die Hagmoar aus dem Pinzgau und Tirol. Angesehene Männer von Jochberg und Aurach befanden sich unter den Zuschauern und sorgten dafür, daß das Kampfspiel nie in eine Rauferei ausartete." wie am Falken- und Rettenstein, den jungen Burschen gefährlich waren. Vom Gmail weg könnten wir auf gefahrlosem Wege durch den Wald in das Gebiet von Kirchdorf steigen. Am niederen Kaiser vorbei soll einst ein Römer- weg geführt haben, als dessen Stationen die Bauernhöfe zu Streithausen, Schwentling, Aigen angegeben werden, die allerdings in einer Linie liegen und alte Bauart zeigen. Auch der Name „Kummerstein" hat Anlaß zu Ver- mutungen gegeben und soll ehemals ein Schloß bezeichnet haben. Der Weg hätte über das Hügelland am Niederkaiser bis zur Burg der Velben und dann über Elimau ins Inntal geführt. Die Römer legten Ihre Wege aller- dings gerne über die Hügel an". (Soweit Christian Aufschnaiter) Zur Chronik der Lourdesgrotte. Die Grotte steht auf Kirchdorfer Gemeindegrund, und der Grat zwischen Gmailkapelle und Grotte bildet die Gemeindegrenze zwischen Kirch- dorf und St. Johann in Tirol. Während am Fel- sen der Gmailkapelle die Jahreszahl 1623 ein- gemeißelt ist, findet man in der Felserigrotte auf der Kirchdorfer Seite des Grates, dessen Besitzer der Schusterbauer Jusel Lackiier, Kirchdorf, ist, keine Jahreszahl. Samstag, 26. August 1978 Die mündliche Überlieferung weiß zu be- richten, daß im Jahre 1888 die Lourdesgrotte von dem im heutigen Seebacherhaus wohn- haft gewesenen Nagelschmied Hansei errich- tet wurde. Über die näheren Umstände der Aufstellung und einer Weihe der ersten Marienstatue und der Statue des Mädchens Bernadette bestehen keine Überlieferungen, außer daß am Weiheakt die beiden Musik- kapellen von St. Johann und Kirchdorf mit- wirkten. Die erste Erneuerung der beiden Statuen erfolgte unter Benefiziat Jakob Hirzinger auf der Weitau. Dieser ließ die Statuen vom Drechslermeister Josef Raß anfertigen; vor Überführung in die Felsen- grotte wurden die Statuen am Balkon des Drechslermeisters während der Fronleich- namsprozession aufgestellt. Die Überführung und Weihe der Holzstatuen erfolgte in den Jahren 1922 oder 1923. Die Aufstellung der dritten (uns bekannten) Marienstatue hatte folgenden Anfang: Anläß- lich der 1953 erfolgten Kreuzaufsteckung der Heimkehrerkameradschaft St. Johann auf dem Gmail besuchten die beiden Bürger Franz Wilhelm und Karl Rainer die Felsen- grotte und sahen dort den (inzwischen verstor- benen) St. Johanner Dekan Josef Ritter kniieend beten. Sie gesellten sich zu ihm und St. Johann in Tirol mit dem Gniail (rechts) und einem Teil des Niederkaisers; rechts im Hintergrund Kirchdorf Photochromiekarte, Purger & Co., München um 1910. bemerkten so nebenbei, daß die Marienstatue wohl einer Erneuerung bedürfe, Auf Anregung des Dekans versprachen beide, in fünf Jahren, falls sie bis dahin noch gesund wären - und nicht aufgehaust hätten - eine Marieristatue zu stiften. Genau auf den Tag nach Ablauf der fünf Jahre erfolgte von den beiden Patrioten die Neuaufstellung (die dritte) der Madonna. Die Aufstellung erfolgte am 1. Mai 1958. Die Ausführung der Statue, ein Werk des Bildhauers Hans Kalteniegger, St. Johann - nun Kössen, hat bei allen Besuchern Bewunderung hervorgerufen. St. Johann restauriert Gmailkapelle Ein Raum im alten Gemeindehaus für St. Johanner Museum
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