Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 2. September 1978 Kitzbüheler Anzeiger - Seite 3 Univ.-Prof. Dr. Richard Pittioni mit Tiroler-Adler-Orden in Gold ausgezeichnet Wie bereits kurz berichtet, wurde Univ. Prof. Dr. Richard Pittioni von der Tiroler Landes- regierung auf Grund seiner Verdienste für das Land Tirol mit dem Tiroler Adlerorden in Gold ausgezeichnet. Die Übergabe dieser hohen Auszeichnung erfolgte am 14. August 1978 im neuen Landhaus in Innsbruck durch Landeshauptmann Eduard Wailnöfer. Univ.-Prof. Dr. Richard Pittioni, Ordinarius an der Universität Wien für das Fachgebiet Ur- und Frühgeschichte, emeritiert mit 30. September 1976, ist ein Gelehrter von hohem internationalem Ansehen. Dies zeigt u. a. die zu seinem 70. Geburtstag1m Frühjahr 1976 erschienene zweibändige Festschrift. Im wissenschaftlichen Werk Prof. Pittionis spielt der Raum Kitzbühel - Jochberg eine wichtige Rolle. Bodenfunde aus den verschie- denen Phasen der Geschichte dieses Raumes, zum Großteil von Prof. Pittioni selbst ergra- ben, regten den Gelehrten zu Forschungen an. Die urzeitliche Kultur Fragen über den urzeitlichen Kupferberg- bau auf der Kelchalpe, in der Umgebung von Jochberg und von Kitzbühel. Die urzeitliche Verhüttung dieser Kupfererze um Jochberg und die Erforschung der Schmelzplätze. Spuren der urzeitlichen Bewohner; die Sied- lungsreste im Gebiet der Kelchalpe; die Gräber am Lebenberg. Bald nach Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn vor nun bald 50 Jahren fing Dr. Pittioni an, sich mit dem Kupferbergbau auf der Kelchalpe zu befassen. Daß bei der Schilderung der österreichischen Urzeit die Kelchalpe als wichtiger Kupferbergbau erwähnt werden muß, ist zum Großteil eine Folge der Forschungen Pittionis. Die mit der Kupfergewinnung zusammenhängenden Fragen beschäftigen den Gelehrten noch heute. Vor allem die Forschung nach weiteren Schmelzplätzen und die Frage der Beziehun- gen Erzlagerstätte-Schmelzplatz-Fertig- produkt. Gerade dieses Forschungsgebiet veran- Iqßte kürzlich die British Broadcasting Corporation in London (BBC 2) den wissen- schaftlichen Leiter des dortigen Fernsehdienstes, Producer Dominic Flessati, nach Kitzbühel zu entsenden, um Filmaufnahmen für das BBC- Fernsehen über die frühgeschichtliche Hütten- kunde in Europa zu tätigen. Weitere FiimaI?JL nahmen in Kitzbühel-Jochberg efolgen im September d. J. Volkskunde und Volkskultur Den Geehrten beschäftigen selbstverständ- lich auch die Fragen der Volkskunde und der Volkskultur in diesem Raum. Bauern und Bergleute bestimmen das bronzezeitliche Kurlturbild in und um Kitzbühel. Es scheint, daß die Hochblüte des urzeitlichen Bergbaues in der Zeit der Urnenfelderkultur vor etwa dreitausend Jahren fällt. Ihrjedenfalls gehören die zahlreichen im Gelände erhalten gebliebe- nen und von Prof. Pittioni ergrabenen Arbeits- spuren an: die Scheidehalden hoch oben auf Fot Simonis, Wien dem Berg als Zeugen der Aufbereitung des Erzes und im Tal die Schlacknplätze als die letzten Reste einer eifrig betriebenen Kupfer- verhüttung. Grabungen Pittionis auf den Scheidehalden der Kelchaim haben uns die letzten Hinterlassenschaften der Knappen erhalten - aus Holz, 7on, Stein und Metall. Sie berichten von der schweren Arbeit im und auf dem Berg, vom Leben und Treiben und - wie die berühmt gewordenen Lebenberger Urnengräber - vom Tod und Vergehen einer einstmals blühenden Kupferindustrie. Was die Forscherhand Pittionis dem Boden an Geheimnissen entlockt hat, ist nun im Kitz- büheler Heimatmuseum für dne späten Nach- fahren aufbewahrt. Welctie Bedeutung diese Funde besitzen, bestätigt der sensationelle Umstand, daß die Hc.lzobjekte aus dem frühge- schichtlichen Bergbau auf des- Kelchalpe im Sinne der Haager Konvention zum Kulturdenk- mal erklärt wurden, die auch den Schutz bei bewaffneten Konflikten gen e/ien. Hauptverantwortlicher für den Bau des Lebenbergtunnels ist Dipl.-Ing. Edgar Kirschner von der Baufirma STIJAG. Wissen- schaftlicher Berater für die geolo.ischen Ver- hältnisse Univ. -Prof. Dr. Fuchs der Universität Innsbruck. Bauleiter Dipl.-Ing. Herbert Singer und Schachtmeister Polier Hubert Prodesser. Dipl.-Ing. SingersowiePolierProdesserwaren beim Bau des Felbertauerntunrels und bei anderen wichtigen Bauereignissen, wie z. B. im Kaunertal, in Kap--un und bei der Tauem- moossperre in Ut:endorf, ebenfalls mehrere am Tunnelbau bete:ligteri Mitarbeiter. Die Tunnelmannschaft gilt als eine der erfahren- sten in Osterreich. Am 24. August hatte der Richistollen eine Länge von 86 m; die Kalotte (lichte Weite) ein Ausmaß an dieser Stelle von 33 rr2. Die geologischen Vrhäl1nisse waren für die Ereignis des Jahrhunderts Als Mann der „Wissenschaft vom Spaten" schenkt er allen Bodenfunden seine besondere Beachtung und geht mit den von der Ur- und Frühgeschichte erarbeiteten Methoden, durch welche die aus der Urzeit stammenden Boden- funde fundierte wissenschaftliche Erkennt- nisse und Aussagen ermöglichen, an diese her- an, auch wenn für die betreffende Frage eine schriftliche Überlieferung nie existierte. In diesen Tagen fand der „Spaten Pitlionis" das prähistorische Kitzbühel. Bisher waren die Arbeitsstätten der Urzeit bekannt und das Gräberfeld. Nach der Wohnstätte wurde jahr- aus,jahrein gesucht. Nach einer Mitteilung des Kitzbüheler Bürgers, Dipl.-Ing. Hans Kristian Rief gelang Prof. Pittioni dieser sensationelle Fund des Jahrhunderts. Einen „Vorbericht" hierüber hat uns Prof. Pittioni zur Veröffent- lichung in unserer Heimatzeitung zugesagt. Die wissenschaftliche Auswertung wird längere Zeit in Anspruch nehmen. Mitbegründer des Heimatmuseums Univ.-Prof. Dr. Pittioni erbrachte auch Leistungen, die für die Bildung eines fundier- ten Kultur- und Heimatbewußtseins der Bevölkerung im Raum Kitzbühel - Jochberg wichtig sind. Neben den zahlreichen Veröffentlichungen geschah dies vor allem durch seinen Beitrag im 2. Band des Kitzbüheler Stadtbuches (Seite 31 if „Der urzeitliche Kupfererzbergbau im Gebiet um Kitzbühel"). Zum Kitzbüheler Heimatmuseum hat Prof. Pittioni starke Beziehungen, die in die Zeit der Entstehung dieses Museums (1931-1934) zurückreichen. Er hat seine Sammlung, die sich damals im Rathaus befand, mit jener von Hans Graswander vereinigt und diese Vereini- gung war die Geburtsstunde des Kitzbüheler Heimatmuseums. Auch das neue Jochberger Bergbau- und Heimatmuseum hat Prof ttjoni zum wissenschaftlichen Berater. Verantwortlichen die denkbar schlechtesten. Schiefer und wieder Schiefer, grau und schwarz. Es können jeweils nur zwei Meter vorgetrieben werden. In Verwendung stehen normale Bohrhämmer. Für jede Phasen- sprengung werden 180 bis 200 kg Gelatin ver- wendet. Nach den jeweiligen Zweimeteraus- brüchen müssen umfangreiche Sicherungs- arbeiten erfolgen; auf den laufenden Meter je 16 Felsanker; stellenweise muß auch Bau- stahigitter angebracht und Spritzbeton ver- wendet werden. Gegenwärtig wird beim Tunnelportal am Bahnhof ein Portal aus Stahlbeton zur Sicherung aufgerichtet. Nach dem Bauzeitplan gehen die Arbeiten planmäßig und ohne Terminverlust weiter. Etwa im Oktober wird mit dem Vollausbruch begonnen, ebenfalls beim Bahnhof-Portal. Paß-Thurn-Ersatzstraße, Tangente Kitzbühel Lebenbergtunnel: Erster Baubericht nach der Besichtigung vom 24. August 1978
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