Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 12 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 9. September 1978 Zeit haben. Sie prüfen die Objekte, die sie besichtigen, wesentlich eingehender, als sie es normalerweise in den Großstädten tun, in denen sie zu Hause sind. Das zweite, was ebenfalls mit diesem Mehr-an-Zeit zusam- menhängt, ist, daß sie Objekte betrachten, die sie normalerweise vielleicht gar nicht sam- meln, die sie normalerweise nur am Rande interessieren. Und dabei man durchaus der Anstoß zu einem neuen Sammelgebiet erfol- gen. Der dritte Effekt ist, daß diese Kunden plötzlich Zeit haben zum Diskutieren. Daß sie sich nicht nur umsehen, sondern sich unter Umständen in eine längere Debatte verwik- keln, so daß der Händler herausfinden kann, was sie genau interessiert. Dabei kann ich allgemein feststellen, daß es sich im großen und ganzen um die Interessensgebiete handelt, die jeweils auch aus den Versteige- rungsergebnissen in den Großstädten als besonders bevorzugt erkennbar sind. Red.: Was interessiert? Welwert: In Mitteleuropa im allgemeinen Gemälde, allerdings mit regionalen Unter- schieden. Der deutsche Sammler, der ja hier den Großteil des Publikums bildet, sucht meistens deutsche und österreichische Maler des 19. Jahrhunderts. Die Italiener und die Franzosen, aber auch die Engländer, sind eher an italienischen Gemälden der Renaissance und des 18. Jahrhunderts interessiert. Die österreichischen Sammler, die keine unbedeu- tende Schicht darstellen, suchen vor allem Gemälde des 18. und 19. Jahrhunderts. Das 20. Jahrhundert, sofern man unter dem 20. Jahrhundert etwa die moderne abstrakte Malerei, Tachismus oder dergleichen versteht, geht in den Fremdenverkehrsorten im allge- meinen nicht besonders gut. Dafür scheint hier kein großer Bedarf gegeben zu sein. In zweiter Linie geht bei uns sehr stark das soge- nannte große Gebiet des Kunsthandwerks, so- fern dieser Ausdruck berechtigt ist. Auch hier zeichnen sich dieselben Tendenzen ab wie in den Großstädten mit einer merklichen Hin- wendung zur Volkskunst. Woraus ich persön- lich schließe, daß dieses ganze Gebiet der Volkskunst in den kommenden Jahren für den Sammler zusätzlich interessant werden wird, ebenso für den Museumsmann und für den Händler. Es wird vieles, was bisher mehr oder weniger abwertend, als bäuerlich, als volks- kundlich bezeichnet wurde, nunmehr wesent- lich höher geschätzt und der früher abwerten- de Begriff des volkskundlichen ist heute inwei- ten Kreisen, man könnte beinahe sagen, ein Qualitätsausdruck. Red.: Was kostet Tiroler Volkskunst oder Bauernkunst? Welwert: Die Preisentwicklung ist hier wo- möglich noch rasanter gewesen als auf anderen Gebieten des Antiquitäten- und Kunstsammelns. Jedes Faß ist einmal leer. Im Grunde genommen ist der bäuerliche Bereich längst ausverkauft. Zum großen Teil werden heute Möbelgeräte angeboten, auch von Bauern selbst, die zusammengestückelt sind, nach dem Motto: aus alt mach neu, aus drei Truhen werden zwei Truhen. Das Fälscher- tum nimmt auf diesem Gebiet enorm zu, wird schon durch die steigenden Preise begründet. Wobei die Grenze zwischen restauriert und falsch immer mehr verschwindet und immer mehr den geschulten Blick dessen verlangt, der sich viele Jahre mit der Materie befaßt hat, um sagen zu können, hier hört das Restaurie- ren auf, hier beginnt die Fälschung. Nun wol- len Sie sicher das vorhin Gesagte an einigen Preisbeispielen erläutert sehen. Nun, ein echter Alpbacher Schrank, wobei ich hinzufü- ge, daß die Alpbacher Möbel seit Jahrzehnten besonders gesucht waren, konnte vor verhält- nismäßig wenigen Jahren noch für 15.000 bis 20.000 Schilling erworben werden. Heute müssen Sie für denselben Schrank zwischen 60.000 und 100.000 Schilling rechnen. Aller- dings sind es dann besonders schöne Möbel. Gewöhnliche Bauerntruhen, die keine Beson- derheit darstellen, aber echt sind, die nicht restauriert sind, sind von 4000 auf 8000 bis 20.000 Schilling angestiegen. Ich weise aber wamend auf etwas hin. Der Antiquitäten- handel in Fremdenverkehrsgebieten kann sich im allgemeinen nicht nur auf bäuerliches Mobiliar und bäuerliches Gerät beschränken. Er muß auch Objekte aus dem Bereich der gehobenen Kunst führen und das tue ich. Meine Spezialgebiete sind etwa die Malerei, die Zeichnung und das Aquarell. Und hier vor allem die englische Zeichnung und das engli- sche Aquarell, weil ich persönlich auf diesem Gebiet so interessiert bin, daß ich eine eigene Sammlung aufgebaut habe, die im kontinenta- len Europa wohl kaum ihresgleichen hat. Da- durch habe ich mich auch geschäftlich auf dieses Gebiet spezialisiert. Und das dritte Gebiet, das mich besonders interessiert, ist das Gebiet des Werkzeuges, des Gerätes, weil es den arbeitenden Menschen und seine Proble- me im Laufe der Jahrhunderte am schönsten widerspiegelt. Red.: Wie kommt man zu solchen Samm- lungen? Welwert: Die größte Quelle ist die Auf- lösung bestehender Sammlungen, die übri- gens nicht nur im Todesfall erfolgt, sondern auch dadurch, daß Sammelgebiete gewechselt werden. Fastjeder Sammler kann ein Lied dar- über singen, daß er mit einem Sammelgebiet begonnen und mit einem anderen geendet hat. Eine durchaus interessante Quelle ist, was ein Händler dem anderen verkauft, dennj eder von uns hat ja seine Spezialgebiete und auch seine Spezialkunden und kann bestimmte Objekte an seine Sammler heranbringen, die sein Kollege nicht verkaufen kann. Eine weitere Quelle ist, daß man eben ganz Europa bereist, wie ich es tue und von Schottland bis Italien hinunter Objekte sucht. Wobei man unter Umständen das Glück haben kann, in, sagen wir einmal Paris, verhältnismäßig günstig Gegenstände des österreichischen Kulturkreises zu finden, weil diese ganz ein- fach dort nicht bekannt sind. Persönlich habe ich eine vierte Quelle da- durch, daß das Geschäft meiner Mutter und auch meines in gewissen Kreisen so gut einge- verein mit Musikbegleitung zum Festgottes- dienst zur Kirche. Nach demselben wurde in der Kriegergedächtniskapelle „Zumhl. Johan- nes" ein Libera für die gefallenen Krieger abge- halten. Leopold Dialer als Obmann der Heim- kehrer hielt eine sinnige Ansprache. Auch Bür- germeister Foidl gedachte der Gefallenen. Die Auflösung erfolgte vor dem Gasthaus „Alte Post" nach der Intonierung des Andreas-Ho- fer-Liedes durch die Musikkapelle. St.Johann. Kaffeehauseröjjhung. Zur Eröffnung des „Kaffee Rainer" spielte am 14. Juli 1928 ein Wiener Trio (Konservatori- sten). Aus dem Eröffnungsbericht: „Das Kaf- fee Rainer hat durch einen Zubau eine bedeu- tende Vergrößerung erfahren. Die Stil-Verbin- dung zum alten Haus wurde von Baumeister Alois Stampfer (Kitzbühel) hergestellt. Das Innere entspricht dem verwöhntesten Ge- schmack. Ein Kuppelbau an der Stirnseite gibt der Musikkapelle einen erhöhten Sitz. Zu bi den Seiten Logen mit Polsterung und Mar- mortischen (Fa.Paulus,Innsbruck). Die Mitte füllen Thonet-Tische und Sessel. Der Parkett- boden und die Wandvertäfelungen sind von Baumeister Stampfer, die Deckenbeleuch- tung von der Firma Junger, Salzburg, neuzeit- liche Malereien von Malermeister Pehnelt, Vorhänge von Fohringer, Innsbruck, Warm- wasserheizung von der Firma Emhardt & Auer, Innsbruck, die Entlüftungsanlage von Schlossermeister Franz Hantich. Auch die Ne- benanlagen, wie Klosett und Baderäume sind erstklassig (Volland & Erb, Innsbruck) ausge- führt worden. Die Fremdenzimmer im 1. Stock entsprechen allen Anforderungen eines modernen Hotels. Kirchberg.Moor- und Eisenbad. Durch die Ubemahme des Gasthauses „Bad- haus" durch den Besitzer Weißensteiner, hatte der Badebetrieb eine vorteilhafte Ausgestal- tung erfahren. Die Tagesfrequenz des von ver- schiedenen Seiten als heilkräftig bezeichneten Bades, beträgt an manchen Tagen bis zu 50 Personen. Der Betrieb kann als Markstein unseres Fremdenverkehrs bezeichnet werden. Medizinalrat Dr. Erhart als ärztlicher Badelei- ter gibt die Gewähr, daß sich der Ruf des Bades als Heilbad zusehend vergrößert. Kössen. Andreas-Hofer-Bund. Am 8. Juli 1928 fand im Gasthof Jakob Fuchs (Erzherzog Rainer) die Gründung der Orts- gruppe des Andreas-Hofer-Bundes statt. Die Wahl ergab folgenden Ausschuß: Obmann Oberlehrer Peter Gaim, Stellvertreter Josef Haunholter, Bauernbundortsgruppenob- mann, Schriftführer Dipl.-Tierarzt Alois Edlmayer, Stellvertreter Konrad Nusko (Bäk- ker und Volksschriftsteller), Stellvertreter Jo- hann Haselmeier, Schuhmachermeister. Von der Landesleitung Innsbruck war der Wander- redner Dr. Groder.
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