Kitzbüheler Anzeiger

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4: Samstag, 9. September 1978 führt ist, daß mir diese, wenn sie aus irgend- welchen Gründen Objekte verkaufen wollen, mir ihre Sachen anbieten. Red.: Sie sind auch Wirtschaftsberater? Welwert: Ja, schon viele Jahre. Als ein in der Industrie tätiger Manager bin ich einer der relativ seltenen Kunsthändler, der einen Blick für die weiteren wirtschaftlichen Zusammen- hänge hat. Aber ich kann auch den wirklichen Sammler insofern beruhigen, als auf lange Sicht hin die reinen Investoren, welche die Antiquität, das Kunstwerk, das Sammelstück wirklich nur als Geldanlage betrachten, daß diese meistens schlecht investieren. Red.: Und der „Rat des Experten"? Welwert: Der wichtigste Rat ist, sich nicht auf Gebiete zu begeben, die gerade Modesam- melgebiete geworden sind, wie im Augenblick etwa Waffen. Die werden viel zu viel gesam- melt und die Preise daher unverhältnismäßig hinaufgetrieben. Dasselbe gilt für die deut- sche Malerei des 19. Jahrhunderts. Allge- mein ist zu sagen, daß die Ratschläge, die ich Ihnen geben kann, natürlich regional beschränkt sind. Sie würden für einen engli- schen Leser selbstverständlich anders aus- sehen als für den deutschen oder österreichi- schen Leser. Hier in Mitteleuropa würde ich zu allererst ein Gebiet empfehlen, welches immer noch im Vergleich zu Westeuropa bei uns wenig beachtet wird, das ist das Gebiet der Graphik, und zwar der alten Graphik, nicht der zeitgenössischen. Es ist das Gebiet der Zeichnung und der Aquarell-Malerei. Während etwa in angelsäch- sischen Ländern eine Zeichnung oder ein Aquarell nicht viel weniger hoch bewertet wird als ein Ölbild desselben Künstlers, ist bei uns das Verhältnis 1:10 oder noch schlechter. Hier ist wirklich ein Gebiet, wo noch nicht jeder sammelt und wo man noch relativ günstig, wie ich selbst es getan habe, eine nicht unbedeu- tende Sammlung aufbauen kann. Ein zweites Gebiet ist die Malerei des 18. Jahrhunderts. Wobei ich raten möchte, sich nicht an der Modetendenz zu beteiligen, religiöse Themen abzulehnen. Wenn man ein Kunstwerk zu- nächst einmal als Kunstwerk betrachtet und erst in zweiter Linie daraufhin ansieht, ob nun die Mutter mit Kind eine gewöhnliche Mutter mit Kind oder die Mutter Gottes ist, wenn man sich hier nicht von Vorurteilen leiten läßt, so kann man auf diesem Gebiet ausgesprochen günstige Sammlungen aufbauen. Das dritte Gebiet ist eines, auf dem ich mich auch selbst betätige, das ist das Gebiet der Realienkunde, also Werkzeuge, Geräte und das große Gebiet der religiösen Volkskunst, welches allerdings eine bedeutende Kenntnis kulturgeschicht- licher volkskundlicher Tatsachen verlangt. Aber ich persönlich finde, daß ja das gerade den Reiz des Sammelns ausmacht. Daß man nicht einfach Gegenstände hamstert, sondern sich mit ihnen befaßt und dadurch den eigenen Horizont, das eigene Lebensgefühl erweitert. Red.: Vielen Dank! Kitzbüheler Anzeiger Bericht zur Generalversammlung am 25. August im Hotel Klausner, Kitzbühel Großes Jubiläum des Obmannes Techn. Rat GR Toni Kahlbacher Anläßlich der Generalversammlung des Segelfliegerclubs Kitzbühel beging der Obmann Toni Kahlbacher ein besonderes Jubiläum. 50-jähriges Fliegerjubiläum im Jahr 1978 65 Jahre am 10. September 1978 Im Monat August 1978 Motorflugprüfung mit Erfolg bestanden Toni Kahlbacher fliegt bereits seit 50 Jahren. Mit 15 begann er als Flugschüler. Mit 25 Jah- ren errang er einen Weltrekord. Dazu bringen wir einen Originalbericht der Zeitung „Deutsche Luftwelt", Ausgabe Okto- ber 1938: 40 Stunden 51 Minuten Segelflug im Zweisitzer Eine hervorragende segelfliegerische Leistung glückte am 8. und 9. September zwei Segelfliegern der Ostmark. Sie fügten durch ihren Dauerflug von 40 Stunden 51 Minuten im Segelflug-Zweisitzer eine neue Welthöchstleistung der großen Zahl der deut- schen Segelflugrekorde hinzu. Toni Kahl- bacher und Josef Führinger sind Segelflug- lehrer und gehören der Gruppe 17 Ostmark an. Die junge Gruppe hat mit dieser Leistung bewiesen, daß sie in der kurzen Zeit ihres Bestehens dem deutschen Flugsport eine wertvolle Stütze geworden ist und an Unter- nehmungsgeist und Einsatzbereitschaft erfolgreich mit den Gruppen des Altreichs wetteifert. Sie waren am 8. September um Seite 13 8.10 Uhr morgens vom Segelfluggelände Spit- zerberg mit einem Motorflugzeug in 500 m Höhe geschleppt worden. Um 8.35 Uhr began- nen sie um den einen Kilometer entfernten Hundsheimer Kogel ihre Kreise zu ziehen. Streng wurden alle vorgeschriebenen Bedin- gungen eingehalten, um dem Rekord seine Anerkennung zu sichern. Die Flieger führten einen genauen Höhenmesser mit, ihr Gewicht mußte zusammen über 150 kg haben und sie mußten in einem Umkreis von einem Kilo- meter des Startplatzes landen. Alle diese Bedingungen wurden erfüllt. Sie landeten um 1.26 Uhr in der Nacht vom 9. September auf dem Gelände der Segelfliegerschule Spitzer- berg. Während des nächtlichen Fluges waren das Fluggelände und die Kuppe des Hunds- heimer Kogels durch Feuer beleuchtet, was sich als besonders notwendig erwies, da in beiden Nächten Nebel herrschte und gegen Mitternacht Wolken sich niedersenkten. Von Zeit zu Zeit stieg ein Motorflugzeug auf, um mit Fahnensignalen die Flieger über die Wettervorhersage zu unterrichten. Als Nahrungsmittel hatten die Flieger nur ein Päckchen Keks und Wasser mitgenommen. Unser Bild zeigt Toni Kahlbacher mit seinem Fliegerkameraden Josef Führinger kurz nach dem Weltrekordflug. Im Jahre 1973 errang Toni Kahlbacher den Diamanten. Ver- gangenen Monat bestand er mit Erfolg seine Motorflugprüfung. Der Flugveteran Toni Kahlbacher zeigt trotz seiner 65 Lebensjahre immer noch besondere Energie, Willenskraft und Aus- dauer, die manchem jungen Menschen nur zu wünschen wäre. Die Clubmitglieder sprachen dem Obmann die besten Glückwünsche zum bestandenen Motorflugschein aus. Toni Kahlbacher (links) und Josef Führinger, Spitzerberg 1938 Scgelfliegerclub Kitzbühel
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