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Samstag, 16. September 1978 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 (Aus: Franz Huter, historische Städtebilder aus Alt-Tirol, Tyrolia-Verlag, Innsbruck 1967). 1. Fortsetzung und Schluß aus Nr. 36 Sterzings schönstes Denkmal aber ist seine prächtige Pfarrkirche. Sie ist eine der größten im Lande und das Sinnbild des Reichtums und der Ehrliebe, aber auch der Gottesfurcht der Bürger, die sie erbauten. Drei Menschenalter lang (1417-1525) wurde an ihr gewerkt, und den Grundstein des Langhauses hat, wie eine Inschrift besagt, König Maximilian 1. legen las- sen (1497). Hans Feuer, der Erbauer der Traminer Pfarrkirche, Benedikt Weibhauser, der Schöpfer der Andreas-Kirche in Klausen, Hans Lutz von Schussenried, Bauleiter des Glockenturms der Bozner Pfarrkirche, also Männer erprobter Leistung im Lande, sind in den Kirchenrechnungen als Baumeister ge- nannt. Aber der schönste Schmuck wurde von 1456 bestellt; der prachtvolle Flügelaltar Hans Multschers von Ulm, der der heimischen Kunst entscheidende Anregungen gab. Für ihn ein würdiges Gehäuse zu errichten, haben es sich Sterzings Bürger manches kosten las- sen. Seine sattfarbigen Tafeln, die gezähmte Bewegung und Schönheit der Gestalten, die Konzentration der Handlung eröffneten ein neues Ideal, das nicht zuletzt der Kunst der Pacher den Weg wies. Der Bergbau hat eine neue soziale Schichte in die Stadt gebracht. Gewerken erwarben und bauten hier ihre Häuser. Die Jöchl erbauten sich ein eigenes Gesäß mit Kapelle und Kapla- neiam Rande der Stadt; Friedrich Pacher schuf dafür den Altar. Aber auch sonst erhielt Ster- zing Zuzug von außen, in erster Linie aus den Tälern ringsum und aus dem übrigen Tiroler Lande. Aber es blieb trotz aller innerer Wand- lungen eine Kleinstadt, und seine Bürger ver- mochten der Landwirtschaft nicht ganz zu entsagen. Besondere Sorge bereiteten durch die Jahr- hunderte die Überschwemmungen des Eisacks und der unterhalb Sterzings in ihn mündenden Bäche, die ihn zurückstauten, so daß die Stadt oft bedroht und auch verheert wurde. Erst im späteren 19. Jahrhundert wurde im Gefolge der Brennerbahnbauten diese Geisel von der Stadt genommen. Die Brennerbahn, eröffnet 1867, schien dem Wirtschaftsleben der Stadt den tödlichen Schlag zu versetzen. War doch Sterzing ein wichtiger Stützpunkt des Frachten- und Personenverkehrs auf der Straße über den Brenner gewesen. Die Stadt hatte für die Pflasterung des Weges bis zum Sprechenstein- kofel zu sorgen und dafür im Jahr 1500 von König Maximilian 1. einen Wegzoll zugespro- chen erhalten. Von Sterzing waren die von Norden kommenden Rodwägen nach Süden gefahren; die umliegenden Gemeinden hatten an Fuhr- und Vorspann verdient und die Bür- ger und die öffentlichen Einrichtungen der Stadt mit ihnen. Auch noch, als der Bergbau auf Silber und Blei im Laufe des 17. Jahrhun- derts dahingesiecht war. Der Abbau des Rat- schinger Marmors hatte, vom Bedarf der Barockbauten und ihres plastischen Schmucks angeeifert, den Niedergang nur hinauszögern können. In der Tat setzte das Erliegen des Pferdeverkehrs für Sterzings Zukunft harte Akzente. Die Stadt war zunächst genötigt, sich auf die Aufgabe, gewerblicher Mittelpunkt eines größeren Landbezirks zu sein, zurückzu- ziehen. Aber die unvergleichliche Lage führte ihr bald neue Möglichkeiten wirtschaftlicher Entwicklung zu. Sie wurde in den letzten Jahr- zehnten Ausgangspunkt der Bergsteiger, nun- mehr auch der Skisportler, die auf den Höhen und Gipfeln um die Stadt lohnende Ziele fan- den. Schon 1910 (1800 Einwohner) wurden 4000 Fremde gezählt, heute hat sich die Zahl vervielfacht, während die Einwohnerzahl 4000 überschritten hat. Der moderne Autoverkehr nutzte Sterzing erst recht als Rastplatz; liegt es doch, so wie einst am Kaiserweg Deutschland-Italien, auch heute wieder an einer der besuchtesten Ver- kehrslinien über die Alpen. Die Umfahrung der Stadt hilft ihr ihren alten Charakter bewah- ren, der einen Hauptanziehungspunkt für den Besinnlichkeit suchenden Fernfahrer bietet. Diese Herzlage hat Sterzing schon im Mittelalter als Ort der Zusammenkunft in Landesangelegenheiten und darüber hinaus anziehend gemacht. 1460 und dann wieder 1496 versammelten sich hier die Steinmetzen des Landes, um die Einrichtung der Haupt- und Nebenladen auch im Süden Tirols durch- zuführen, und fast zur gleichen Zeit tagten in Sterzing die Keßler, ein anderes Wanderge- werbe, das sich in größeren Räumen zur Ver- tretung seiner Interessen zusammenschloß. Wiederholt ist die Stadt, als der Tiroler Land- tag noch keinen festen Sitz hatte, Tagungsort des Parlaments gewesen, unter anderem 1502 in Anwesenheit König Maximilians. Dieser Lage verdankt Sterzing auch den hervorragenden Besuch seiner Bürgerspiele, vor allem des 16 Jahrhunderts. In dem aus einer Meraner Malerfamilie stammenden Vigil Raber fand die Stadt einen „Universal- menschen", der mit dem Geschmack und der Gestaltungskraft des Künstlers nicht nur die Spielwagen baute, sondern auch als wortge- 700 Jahre Schwesterstadt Sterzing Sterzing - altstädtisches Juwel im Herzen der Alpen Zu den Stadterhebungs-Jubiläumsfeiern am 23. und 24. September 78 IIUHUUIUUIIIUIUI IIHIJIIIHflIIflHIIIHßor10 aabireit IlItHItItllh(1!(II(IlItUI(UllUIUtIl Kleine Bezirksgeschichte aus dem Jahr 1928 Kitzbühel. Musikbundfest. Am 15. Juli 1928 fand auf dem Schulhof und auf dem Warmbadplatz das Bundesmusikfest für den Bezirk Kitzbühel statt. Zum Feste wa- ren alle dem Bunde angehörenden Kapellen wie: Aurach, Brixen, Hopfgarten, Itter, Kirch- berg, Kirchdorf, Kössen, Waidring und We- stendorf erschienen. Besonderes Interesse fand die Gesamtaufführung mit insgesamt260 Mann unter der Leitung von Bundesmusikka- pelirneisterR i s c h a w y(Hopfgarten). Bun- desobmann Vizebürgermeister Carl P 1 a - n e r begrüßte besonders die neu dem Bunde beigetretene Musikkapelle Westendorf sowie die kürzlich angemeldete Kapelle Fieber- brunn. Das Goldene Ehrenzeichen (40 Jahre) erhielten: Gottlieb Kirchner, Konrad Bachler, Anton Gschwantner und Johann Bemberger (Brixen im Thale), Josef Tal er und Gottlieb Opperer (Hopfgarten), Johann Seisl und Jakob Ager (Itter), Wolfgang Aigner (Kirchdorf), Johann Hager (Waidring), Lo- renz Hötzenauer und Johann Korger (Westen- dorf). Das Silberne: Christian Aigner (Kirchdorf), Andrä Auer (Kössen) und Wolfgang Hölzl (Westendorf) El/mau. Schwimmbad. Den Wünschen der Sommergäste entsprechend hat Herr Jakob Leitner durch Erbauung eines Schwimm- bades eine dankenswerte Aufgabe gelöst. Am Sonntag, 22. Juli 1928, fand die Eröffnung statt. Der Obmann des Fremdenverkehrsver- bandes Herr Dr. Neuner nahm die Eröffnung vor und würdigte das verdienstvolle Werk. Die Musikkapelle Ellmau konzertierte am Fest- platz. St. Johann. Neue Gaststätte. Der Nasen- bauer Franz Grander hat nun auch eine Gast- stätte errichtet. Als Jausenstation wird dieser schöne Aussichtspunkt im Sommer wie im Winter gerne besucht werden. Kitzbühel. Dienstjubiläum. Am 29. Juli 1978 feierte Karl Bodenseer, Betriebsleiter des städ- tischen Elektrizitätswerkes, sein 25jähriges Dienstjubiläum. Die Stadtgemeinde hat das langjährige Wirken des Jubilars der seine gan- ze Schaffenskraft und vorzüglichen Fach- kenntnisse 25 Jahre lang in ihren Dienst ge- stellt hat, durch eine besondere Ehrung aner- kannt. KitzbüheL'J Tennisturnier. Das alljährliche Tennisturnier des KSC um die Kubmeister- schaftvon Kitzbühel, vom25. bis 30. Juli 1978, erfreute sich einer ungewöhnlich starken Be- teiligung des Fremdenpublikums. Die Resul- tate der Finalspiele: Klubmeisterschaft im Herreneinzel: Herr von Cavallar, der Titelver- teidiger, gegen Herrn Fürth 6:1,6:1. Klubmei- sterschaft im Dameneinzel: Frau Gratzinger gegen Frau Schütz (Titelverteidigerin) 6:2, 6:1. Dameneinzel in der 2. Klasse: Frau Schwarz (Innsbruck) gegen Frau Thirring 6:8, 6:2, 7:5. Herrendoppel: Herr von Cavallar-
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