Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 7. Oktober 1978 niinister nicht kommen konnte, da sein Vater auf dem Sterbebett lag. An seiner Stelle sprach ein hoher Beamter des Unterrichtsministe- riums. Der Samstag Abend wurde in harmonischer Geselligkeit verbracht, wobei die Vertreter der Stadt Kitzbühel mit ihren Kollegen in Sterzing die 1971 bekundete Freundschaft festigen konnten. Der Sonntag, 24. September, begann mit dem feierlichen Hochamt in der Pfarrkirche „Maria im Moos". Anschließend erfolgte der Aufmarsch zum Festakt auf dem Stadtplatz, der unter der Mitwirkung der Sterzinger Stadt- musik und der Schützen sowie mit den Forma- tionen aus Kitzbühel einem Festzug glich. Der Festakt auf dem Stadtplatz wurde um 11 Uhr mit der Begrüßung durch Bürger- meister Dr. RudolfPichler eröffnet. Dr. Pichler bedankte sich in seiner Ansprache, daß die Landeshauptleute Dr. Silvius M a g n a g o (Südtirol) und Eduard a 11 n ö f e r (Tirol) den Ehrenschutz übernommen hatten. Der Sterzinger Bürgermeister schloß mit den Worten: „Es geht uns darum, unsere Stadt für morgen zu planen und zu entwickeln. Wir Sterzinger stehen begeistert zu ihr, ob daheim oder in derFerne. Möge sie das bleiben, was sie ist und immer war: eine traditionsbewußte, zukunftsfrohe Tiroler Stadt". Mit Genugtuung wies Bürgermeister Dr. Pichler auf die Anwesenheit seines Kollegen aus Kitzbühel, der Stadtmusik und der Schüt- zenkompanie Kitzbühel hin, worauf die vielen tausend Teilnehmer am Festakt in Beifall aus- brachen. Die vorgesehene Ansprache von Landes- hauptmann Walinöfer entfiel, da dieser an der Reise nach Sterzing verhindert war. Es wurde aber folgende Grußbotschaft verlesen: „In der Reihe der alten Tiroler Städte, die ihren beson- deren Charakter bis in die Gegenwart be- wahren konnten, steht Sterzing ganz vorn. So ist es gut und recht, wenn die Stadt im Rahmen der Feier ihres 700jährigen Bestehens Rück- schau auf die guten und schlechten Zeiten ihrer Entwicklung hält und sich ihre heutige Stellung im Interesse der Entwicklung für die Zukunft bewußt macht. Wenn man liest, daß Otto von Görz Tirol im 13. Jahrhundert „seinen Bürgern in dem statt- lichen Sterzing" das Recht des Weinausschan- kes und der Beherbergung von Reisenden gegen Geld zwischen den beiden Mittewalden und dem Jaufen verlieh und damit Sterzing zum bedeutenden Rastplatz für Handel und Verkehr an der Brennerstraße machte, wenn man dies mit heute vergleicht, sieht man, daß sich die wirtschaftliche Konstellation der Stadt als Rastplatz am Brennerweg nicht geändert hat, wenn man davon absieht, daß zur Straße noch eine Autobahn gekommen ist, und neue Straßen über den Jaufen, das Penserjoch und nach Pfitsch überallhin Verbindung halten. Die goldene Zeit der Stadt, Sterzing als Knappenstadt für den Silberbergbau, ist leider nicht wiederholbar, doch gereicht es ihren Bürgern zur Ehre, die berühmten Bautenjener Zeit der Nachwelt erhalten zu haben. Wenn heuer zum Jubiläum das alte Rathaus saniert wurde, soll man sich erinnern, daß dort viermal der Tiroler Landtag getagt hat und auch, daß in Sterzing im Jahre 1904 der Tiroler Bauernbund gegründet wurde. Das umgebau- te Vigil-Raber-Theater läßt den Sterzinger Spielleiter wieder lebendig werden, dessen Passionsspiele und Possen heute noch Gefal- len finden. Gewiß war der Schnitt des Jahres 1918 ein schwerer Eingriff, aber wie die 700jährige Geschichte zeigt, hat diese Stadt, allen Kriegen und Überschwemmungen zum Trotz, sich immer hervorragend behauptet. So darf ich zum Schluß allen Einwohnern Sterzings wünschen, daß sie, ihren Vorfahren gleich, als gute Tiroler sich eine glückliche Zukunft, begleitet vom Segen des Herrgotts, gestalten mögen!" Eduard Wailnöfer. Aus der Festrede von Dr. Josef R a m p o ld konnten wir entnehmen, daß Graf Meinhard II. von Tirol Sterzing zwischen 1276 und 1281 das Stadtrecht verliehen hat. Eine diesbezügliche Urkunde fehlt. Um nicht diese fünf Jahre, von 1976 bis 1981 jedes Jahr feiern zu müssen, hat sich die Stadt Sterzing entschlossen, eben heuer, 1978, die Sieben- hundertjahrfeier abzuwickeln. Großartig war der historische Festzug am Nachmittag, an dem insgesamt 39 Gruppen teilnahmen, während der Gemeinderat mit Bürgermeister Brettauer bei den Ehrengästen auf der Tribühne neben dem Rathaus Platz ge- nommen hatten. Gemeinderat Wolfgang Peschl fungierte als Filmer, und ist zu hoffen, daß zu gegebener Zeit in Kitzbühel ein Film- vortrag zu sehen sein wird. Aus Nordtirol nahmen an dem Festzug teil die Stadtmusik Kitzbühel, die Schützenkompanie Kitzbühel, das Frunsberg-Fähnlein aus Schwaz und die Original Tiroler Kaiserjägermusik aus Inns- bruck. Von den historischen Gruppen im Festzug Das Johannes-Nepomuk-Denk- mal in Sterzing, 1739 zum Schutz gegen die jährliche Überschwem- mungsgefahr durch den Valler- bach und den Eisack, aus Sterzin- ger Marmor errichtet. Im Hinter- grund der Stadtturm, auch Zwöl- ferturm genannt (wegen dem Zwofiläuten); erstmals 1469 erwähnt. DasfrüherespitzeSchin- deldach fiel 1867 einem Brand zum Opfer und wurde durch den jetzigen Steinhelm mit Staffel- giebeln (Treppengiebel) ersetzt. (Foto Hans Thaler, Sterzing) Feuernotruf - Tel. 122 Rettung (Rotes Kreuz) Tel. 144 Notruf Gendarmerie Tel. 133 erwähnen wir besonders den Festwagen mit dem Sterzinger Wappen, den Deutschen Ritterorden, Kaiser Maximilian 1502 in Sterzing, den Bauernaufstand 1525 mit Michael Gaismair, den Hexenmeister von 1680 (mit einem Hahn als Vorspann), Tirol 1809, die Zünfte Sterzings mit ihren Fahnen, der Wintersport seit 1900 und die Tiroler Kaiserjägermusik. Der Festzug dauerte gut zwei Stunden und die Straßen Sterzings säum- ten viele tausend Besucher, die begeistert Bei- fall spendeten. Den Festzug eröffneten, nach den Fanfarenbläsem, den Vorreitern, der Bürgerkapelle Sterzing unsere Stadtmusik mit der Schützenkompanie. Der Festakt am Hauptplatz am Vormittag wurde mit der Gemeinschaftsauffiihrung des Stückes „Mein Heimatland" von Sepp Thaler durch die Bürgermusik Sterzing und der Stadt- musik Kitzbühel, wobei Stadtkapellmeister Sepp G a s t e i g e r den Taktstock führte, abgeschlossen. Nun noch einmal zurück zum Hochamt in der Pfarrkirche. Nach der Predigt von Abt. Dr. Karl Egger, einem gebürtigen Sterzin- ger, forderte dieser die weltlichen Behörden auf, vor den Kirchenbesuchern ihre Wünsche darzutun. Es taten dies der Bürgermeister und der Kirchenpropst. Sie erbaten sich den Segen des Himmels, und insbesondere der Mutter- gottes.
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