Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 10 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 21. Oktober 1978 Das Eisenbad an der jochberger Straße in Kitzbühel in der ältesten bisher bekannten Fotografie Im Jahre 1830 entdeckte der Wundarzt Jo- hann Lampodinger eine warme Quelle (15 Grad C) mit fadem, tintenartigem Geschmack, ohne Geruch, gelbliche Trübung und braunem Niederschlag. Ob es schon 1830 zur Nutzung kam, wissen wir nicht. (Wir folgen hier dem Beitrag von Dr. Otto Kosten- zer (gestorben 1977) im Stadtbuch Kitzbühel, 4. Band „Das Gesundheitswesen in Kitzbü- hel"). Wahrscheinlich hat der Wirt Johann Harb bald darauf diese Quelle und den umlie- genden Platz erworben, denn 1845 ließ er vom Apotheker Josef Traunsteiner das Wasser untersuchen. Die Analyse Traunsteiners ergab, daß die Quelle ein erdig salinisches Eisenwasser war, das auch zugleich ein Moor- wasser sei. Ursprung dieses Wassers In der Talebene von Kitzbühel längs der Jochberger Straße entspringen mehrere Quel- len, die das nie versiegende und nie gefrieren- de Langauer Bachi bilden. Dieser Bach von reinem Quellwasser erhält in der Nähe des neuen Badhauses einen Wasserzufluß aus einer Wiese, von dem das Kiesbett des Baches ganz rostfarb inkrustirt wird. Verfolgt man dieses zufließende Wasser gegen seinen Ursprung, so findet sich in dem Wasser der Gräben jener Wiese überall reichlich ein ochriger Schlamm abgelagert, und das Wasser bedeckt sich, wo es langsamer fließt, überall mit einem metallisch schillernden Häutchen. Das Wasser selbst ist etwas gelblich getrübt, hat einen eisenhaften Geruch und noch mehr einen solchen tintenartigen Geschmack... Dieses Wasser ist sohin ein erdigsalinisches Eisenwasser, welches der Gehalt an quell- sauren Salzen zugleich als ein Moorwasser bezeichnet. Demnach eignet es sich zur innerlichen und äußerlichen Anwendung in allenjenen krank- haften Körperzuständen, denen Schlaffheit des Muskularsystems, Schwäche der Ver- dauungswerkzeuge, Disharmonie im Nerven- system oder ein Mangel an bildenden und ein Uberwiegen in seriösen Bestandteilen zu Grunde liegen. Der größtenteils aus quellsalzsauren Eisen und aus Eisenoxidhydrat bestehende ochrige Absatz dieses Wassers kann überdies zu Schmallbädern verwendet werden, wo man die tonische Wirkung des Badwassers noch verstärken will. Kitzbühel, 9. Mai 1845, Josef Traunsteiner, Apotheker m. p." Durch das günstige Analysergebnis ermu- tigt, richtete Johann Harb ein Ansuchen an das Gubemium in Innsbruck, eine Badeanstalt errichten zu dürfen. Noch im Jahre 1845 erbaute er ein Haus zur Verabreichung der Bäder. Auch der Distriktsarzt von St. Johann, Dr. Kapeller, stellte auf Grund der Analyse ein Zeugnis aus, daß das Wasser bei innerlichen und äußerlichen Krankheiten heilend wirken Das Eisenbad in Kitzbühel, das langgestreckte Gebäude ist der Kabinentrakt; ganz rechts im Separatgebäude die Kapelle; links: das Gast- haus. Im Hintergrund die Stadt, davor dieHögl- rain-Sägemühle und daneben das Rainhaus, Ehrenbachgasse 46, bis 1828 Siechenhaus. Die Fotografie, von Frau Edeltraud Er/er geb. Ritzer, derFotosammlung des Heimatmuseumsfreund- licherweise zur Verfügung gestellt, zeigt uns die Badeanlage um 1870, also noch vordemBau der Giselabahn (1870-1975). auf die Pfarre Going investiert. Brixen im Thale. Promotion. An der Univer- .sität Innsbruck wurde Herr Heinrich Lang aus Brixen im Thale zum Doktor der gesamten Hollkunae promoviert. kitzbü hei. Tödlich verunglückt. Am 22. No- venber 1928 war der in Kitzbühel wohnhafte Wpermeister Josef Haggenmüller mit sejejn Gehilfen in der Nähe von Erpfendorf niir Schlägerung einiger Buchen beschäf- tigt. Beim Fällen des letzten Baumes wurde Haggenmüller so unglücklich getroffen, daß er hiebei tödlich verletzt wurde. Der so tragisch ums Leben gekommene war ein ruhiger, allseits beliebter Bürger Kitzbühels und umsichtiger Geschäftsmann. Kitzbühel. Heldenmutiger Bahnwächter. Am 17. November 1928, gegen 7 Uhr abends, ver- sah beim Wächterhaus am Schwarzsee der Bahnwächter Primus Koidl seinen Dienst. Als ein herankommender Lastenzug etwa noch 300 Schritte vom Bahnschrankenentferntwar, bemerkte Koidl, wie zirka 160 Schritte vom Schranken entgegengesetzt eine Frauens- person sich über jenes Bahngeleise warf, das auch der herankommende Zug benützte. In rascher Entschlossenheit begann ein Wettlauf mit dem Zug und Koidl gelang es, die Frau noch rechtzeitig vom Bahngeleise wegzu- ziehen. Die Frau wäre ohne Hilfe Koidls unweigerlich dem Tode preisgegeben gewesen; aber auch der Bahnwächter schweb- te bereits in Lebensgefahr. Um so schöner ist die Heldentat des Retters, da dieser Familien- vater ist und nicht zagte, sein Leben für ein anderes aufs Spiel des Schicksals zu setzen. Kitzbühel-Land. 5 Wahllisten. Für die Gemeinderatswahlen in Kitzbühel-Land sind nun glücklich fünf Listen eingereicht worden. Es ziehen in den Wahlkampf: der Bauern- bund, der Bauernbund-Volksverein, die Großdeutsche Volkspartei, derLandbund und die Sozialdemokraten. Waidring. Torfstich. Die Torfgewinnung tritt hier wieder in den Vordergrund. Zu diesem Zwecke waren Sachverständige in Waidring, um über die Rentabilität und Menge des Torf- stiches Erhebungen zu pflegen. Es stellte sich heraus, daß in den von Josef Bichl erst kürzlich angekauften Gründen bis zu vier Meter Tiefe anfangs Streu und tiefer reichlich Brenntorf vorkommt. Die Regierung will den Besitzer unterstützen und Holz für die Trockenanlagen beistehen, damit das Torflager abgebaut wer- den kann. St. Johann. Cäcilienkonzert. Wie alle Jahre, veranstaltete auch heuer wieder der Kirchen- chor mit dem Salonorchester St. Johann im Bärensaal am 21. November ein Konzert, das sehr gut besucht war. Das reichhaltige und gut ausgewählte Programm löste reichen Beifall aus. Eingeleitet wurde der Abend mit dem Militärmarsch von Franz Schubert, op. 5111, der vom Salonorchester flott gespielt wurde. Es folgte die Ouvertüre zu „Figaros Hochzeit".
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