Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 21. Oktober 1.978 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 Ferner berichtete Herold über die ersten Tiroler Skimeisterschaft im Jahre 1905 in Kitzbühel, die ich als junger Student an Hand der ausgestellten Fotos in Innsbruck mit einem enthusiastischen Lokalpatriotismus stolz bewundern konnte. Damals war ich bereits 15 Jahre alt und ein fanatischer Jünger des Skisports. Die weitere Entwicklung des Kitzbüheler 'Winterbetriebes verfolgte ich mit größtem Interesse. In den Jahren 1910 bis 1914 setzte ich mit meinem Onkel Sepp Ritzer, ein hervorragender Alpenfotograf, das Werk von Herold fort, indem wir unzählige Auf- nahmen im ganzen Skigebiet für die Propa- ganda herstellten. Nun aber zurück zu diesem Abend im Winter 1925, als ich mit Herold bei einem guten Tropfen, wie des öfteren, plauderte. Sein ganzes Sinnen und Trachten wendete er einer zeitgemäßen Förderung des aufblühenden Fremdenverkehrs zu, besonders aber trachte- te er, für den 'Wintersport etwas Besonderes zu leisten, da er klar erkannte, daß die Kitz- büheler Skiberge alleine die Konkurrenz mit der Schweiz aufnehmen konnten. Er bedauer- te sehr, daß die von Franz Reisch, der in- zwischen gestorben war, projektierte Seilbahn aufs Kitzbüheler Horn, wegen der hohen Kosten, infolge der ungünstigen Trasse, nicht durchgeführt werden konnte. Wie wir so, in Zigarrenrauch gehüllt, bei- sammen saßen, meinte Herold, ob man nicht eher eine kleine Seilbahn auf die Seidlalm bauen könnte. Diese aber bot nur zweiAbfahr- ten und erkannten wir als unrentabel. „Wenn schon, denn schon", rief plötzlich Herold, „dann frisch eine Seilbahn auf den Hahnenkamm, die immer noch billiger, wie die Hornbahn käme". In meinem jugendlichen Temperament, über das auch der alte Herold verfügen konnte, entschieden wir uns einstimmig für den Hahnenkamm. Wir waren uns einig, daß dieser von Kitzbühei stiefmütterlich behan- delte Hausberg den Schlüssel für die größte Anzahl von Skiabfahrten bot. Im Nu holte Herold die Skiroutenkarte her- vor und mit kindlicher Begeisterung demon- strierte er mir die fünfzig verschiedenen Abfahrten, welche alle vom Hahnenkamm aus erschlossen werden könnten. Der Entschluß war gefaßt und wurde mit einer besonderen Flasche Wein aus der Taufe gehoben. Endlich, um zwei Uhr nachts, brach ich auf. Vater Herold begleitete mich in gehobener Stimmung ein Stück nach Hause, durch die hell beleuchtete Vorderstadt im Winterkleide, unser einmaliges Kitzbüheler Stadtl. Herold, ohne Hut und Mantel trotz grimmiger Kälte, aber mit warmen, riesigen Patschen beschuht. Eine lange Virginia-Zigarre im Munde, stapfte er mit mir durch den knisternden Schnee. Vor dem Tiefenbrunner machte er kehrt und rief mir nach einer Weile nach: „Die Hahnen- kammbahn muß gebaut werden!" Das war also die Geburtsstunde der Hahnenkammbahn, welche heute für Kitzbü- hei das Um und Auf bedeutet. Die weitere Entwicklung istja allen bekannt. Es gab in Kitzbühel viele, die begeistert ihr Bestes hergaben und manche auch mit ihrem Besitze hafteten, wenn die Ausführung des Projektes in Not geriet. Es gab aber auch engstirnige Gegner, welche den alten Herold sehr oft völlig zur Verzweiflung brachten. Ich mußte oft halbe Nächte den armen Herold mit Trost stärken, und bei den Gegnern aus- gleichend wirken, bis wieder die Sonne schien. Aber es war Herold gegönnt sein Ziel zu errei- chen und den großen Erfolg zu erleben, ihm, dem Vater der Hahnenkammbahn. Nach fünfundzwanzig Jahren kann dieses Unternehmen zum Wohle der Stadt das silber- ne Jubiläum feiern und mit Stolz auf alle Leistungen und späteren genialen Verbesse- rungen der Bahn zurückblicken. Der Witwe, Frau Maria Herold, wurde für Lebenszeit die Freifahrt auf den Hahnen- kamm zugesprochen. „Betrachtungen aus vielfältiger Zeit", Gedich- te von Dr. Herbert Gläser. NOVEMBERS Letzter Blätter Blütenfarben halten stille Gräberwache. Gaukelspiel aus Nebelgarben nicht zu unheimlich Dich entfache, gestaltend verworren, was Licht uns verbarg Lebendiges viel, wie Vergangenes. Im November atmet die Erde noch stark zum Keimen bereit, deckt sie schon Empfan- genes. Im mählich Versinken zu braun und grau, nur die stärksten Ranken tragen noch Farbe. Unter Wolkendunkel zittert der Tau den Erdfurchen fast schon eisige Narbe. Alles hält inne, zum Warten bereit, zum Ruhen und Harren, in Zwielicht und Schatten. Wir geh'n über halmlose Matten weit, es rüsten zum Winterschlaf schon die Satten. Wir neigen uns des Jahres voll und suchen im Holz nach Frühjahrskeimen. Was uns ängstlich bedrängt, es ist nicht Groll, nur manchmal um uns ist's so schwer, fast zum Weinen Alfons Walde zur Geburtsstunde des Unternehmens Die Hahnenkammbahn vor 25 Jahren Aus: Kitzbüheler Anzeiger vom 4. Oktober 1952 (Fortsetzung von letzter Woche) HIIBhItIIfftt(ttIlltltllhIJl1HUHHll1HllJßorSO aabren IlUllIHHhltIt1t1I((1I11111111tUU111i11 Kleine Bezirksgeschichte aus dem Jahr 1928 ALFONS WALDE - WIEDER EIN GROSSER ERFOLG DES KWZBÜHELER MALERS (Fortsetzung von letzter Woche) Der Entwurf von Alfons Walde wird als die glücklichste Lösung bezeichnet. Er allein beherrscht die riesige Fläche in geistvoller und beseelter Art, im Gegensatz zu den Entwürfen anderer Bewerber, die trotz ihrer sonstigen Tüchtigkeit diesmal versagten. Der preisge- krönte Entwurf zeigt auf der einen Seite (in unserem Bild unten) das wartende, hoffende und trauernde Südtirol mit acht überlebens- großen Gestalten verschiedenen Alters und Geschlechtes. Besonders markant ein Sarn- taler Bauer in die Ferne schauend, eine Bauernmutter mit ihren beiden Buben, den jüngsten im Arme haltend und ein weinendes Weib auf dem Felsen sitzend. Diese und andere Figuren sind auf einem Joch droben plaziert, im Hintergrund die leuchtenden Fels- berge der Dolomiten. Auf der gegenüber- liegenden Seite (in unserem Bild oben) ist Nordtirol mit ebensovielen Figuren darge- stellt, aber mit grüßender, zurufender und anstürmender Gebärde, ebenfalls auf einem Joche. Die Jungen bereits oben, die Alten dahinter auftauchend. Die Landschaft im Hintergrund ist entgegen der glühenden Sonne Südtirols im frischen Alpengrün mit weißen Gletschern und schwarzen Felsen dar- gestellt. Beide Bilder enthalten somit das tragi- sche Los des geteilten Tirols, aber davon abge- sehen, deuten die Figuren auch das allgemeine Thema des Kommens und Wartens an. Der Bahnhof istja der Ort, wo sich jahrein, jahraus Szenen des Menschenschicksals abspielen. Den Innsbrucker Bahnhof betretenTausende von Fremden. Die Wände des Bahnhofs sollen davon sprechen, daß uns ein großes Volksleid bedrückt, das aber zugleich von einem starken Glauben an die Änderung dieser Verhältnisse begleitet ist Hoffen wir, daß dieses Werk, ent- sprungen einem echten Tirolerherzen, auch bald zur Ausführung gelangen wird. Für Kitz- bühel ist der Sieg Waldes eine Ehrung, zumal unsere Gegend an ausübenden Künstlern ärmer ist, als das übrige Tirol. Hopfgarten. Belobigung. Auf Grund des Ergebnisses der vorgenommenen Revision in der Marktgemeinde Hopfgarten hat das Amt der Tiroler Landesregierung dem Bürger- meister JosefMüllerfür die besonders umsich- tige, tadellose Führung der Amtsgeschäfte die belobende Anerkennung ausgesprochen. Going. Pfarrer. Pfarrer Rudolf Praxmarer wird mit Wirksamkeit vom 1. Dezember 1928
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