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Seite 10 - Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 28. Oktober 1978 war dann Herold selbst Besitzer von Skiern - und nun fing die Entwicklung Kitzbühels als Wintersportplatz an. Die tatkräftigen jungen Männer gaben dem winterlichen Leben und Treiben in Kitzbühel einen gewaltigen Auf- trieb, knüpften Verbindungen mit den damali- gen sportlichen Schrittmachern des In- und Auslandes an und stellten aufdiese Weise Kitz- bühel bereits zu einer Zeit, wo anderswo jegli- cher Wintersport verlacht wurde, an die erste Stelle aller ostalpinen Sportplätze. Das besondere Verdienst Herolds an der Entwicklung Kitzbühels zum weltbekannten Wintersportplatz lag in seiner photographi- schen Leistung. Unverdrossen schleppte He- rold bei jeder Skitour seine schwere Plattenka- mera mit und war mit seinen auch für die heuti- gen Begriffe noch hervorragenden Winter- sportaufnahmen der erste Künder der Kitzbü- heler Schnee- und Wintersportlandschaft. Bereits 1910 wurde Josef Herold in die Ge- meindevertretung berufen und half dort in erheblicher Weise, die Geschicke der Stadtge- meinde lenken. Während der Kriegsjahre 1914-1918, als die Not im Hinterland großen Umfang angenommen hatte, wurde Josef He- rold mit der Führung des Bezirkswirtschafts- amtes beauftragt. Infolge seiner umfassen- den wirtschaftlichen Kenntnisse gelang es ihm, für den Bezirk Kitzbühel weitgehendst zu sorgen. Zum aktiven Wehrdienst und damit zur Frontdienstleistung wurde Herold wegen seines infolge Kinderkrankheit nahezu erblin- deten rechten Auges nicht eingezogen. In der Nachkriegszeit widmete sich Herold ununterbrochen in hervorragendem Maß den Wirtschaftsaufgaben der Gemeinde Kitzbühel und des Landes Tirol. Als Gründer der Han- dels- und Gewerbebank war er viele Jahre Di- rektor dieses Institutes, das unter seiner Lei- tung und trotz der Nachkriegskonkurrenzen zur führenden Bank im Bezirk wurde. Durch viele Jahre war Herold auch als Funktionär in der Sparkasse der Stact :Kitzbühel tätig. Josef Herold war auch viele Jahre im Ausschuß des Verkehrsvereiis und in den Ausschüssen der Klobensteiner und der Brixentaler Straßen- konkurrenz tätig. Die Regierung würdigte sei- ne erfolgreiche Tätigkeit durch die Verleihung des Konimerzialrats-Ti:els. JOSEF HER OLD afr Zwanzigjähriger. Er wollte Schriftstelle- werde,. Foto: Sebastian Herold. mit 1. August 1933 wurde Josef Herold ein- stimmig zum Bürgermeister gewählt. Wie hoch Herold als Wirtschaftler und Finanz- mann geschätzt war, ist wohl aus dieser Wahl zu erkennen, die nicht nur von der Bevölke- rung, sondern auch von den Behörden be- grüßt wurde, obwohl Bürgermeister Herold im scharfen Widerspruch zum damaligen „Dollfuß-System stand. Trotz der unermüdlichen, rastlosen und uneigennützigen Tätigkeit im Interesse des Ortes und der Allgemeinheit mußte er als Bür- germeister gar bald abtreten. Die von der Re- gierung geforderte Taufe der Vorderstadt zum „Kanzler-Dollfuß-Platz" war der Anlaß seiner Enthebung vom Bürgermeisterposten am 3. August 1934. Am 17. April 1936 wurde Josef Herold, trotzdem er nicht bei der Vaterländischen Front war, und obwohl er der nationale Mann geblieben war, wiederum einstimmig zum Bürgermeister gewählt. Nach dem bitteren Unrecht, das ihm durch die seinerzeitige Absetzung widerfahren war, hätte er wahrlich keine Veranlassung gehabt, sich neuerdings in den Dienst der Öffentlichkeit zu stellen. Seine Heimatliebe überwand und vergaß alle Ver- gangenheit. Seiner Verhandlungskunst ist es auch, mit Hilfe Gleichgesinnter, zu danken, daß endlich die Landgemeinde Kitzbühel der Stadtge- meinde eingegliedert wurde. Der Zusammen- schluß erfolgte mit Wirkung vom 1. Jänner 1938 und JosefHerold wurde vom Amt der Ti- roler Landesregierung zum ersten Bürgermei- ster des vereinten Kitzbühel bestellt. Er nahm nun die Geschicke der beiden seit 1834 ge- trennten Gemeinden mit gleicher Umsicht und Liebe in die Hand und fand überall, für Städter, Bauern und Arbeiter, den gerechten Ausgleich, die notwendige Hilfe und das rech- te Verständnis. Beim Anschluß Osterreichs an das Deutsche Reich erfüllte sich ein langes treue nach Nordtirol gerettet hätte. Die Fahne, aus grünem Stoff künstlerisch gearbeitet, trägt auf einer Seite das Bild des hl. Josef, auf der anderen das der Gottesmutter und wurde von einem Südtiroler, Herrn Föger, getragen. So wurde das Begräbnis des allseits beliebten Herrn Plattner zur stummen Gedenkfeier für Südtirol. Kitzbühel. Verkehrsverein. Am 21. Novem- ber 1928 fand im Hotel Tiefenbrunner die Generalversammlung des Verkehrsvereins statt. Sie wies nur eine geringe Besucherzahl auf. Vorsitzender war Obmann Dr. Camilo v. Buschman. Vereinssekretär Oberst a. D. Kahrer erstattete den Kassabericht. 1927/28 betrugen die Einnahmen 32.800.83 und die Ausgaben 30.979.74 Schilling. Voranschlag für 1928/29 23.831.70 Einnahmen und 17.868 Schilling Ausgaben. Erschwerend für die Geschäftsführung: daß noch immer eine große Anzahl Mitglieder mit ihren Zahlungen sehr lange Zeit im Rückstand sind. Was die Entwicklung der beiden verflosse- nen Saisonen anbelangt, hat die Wintersaison infolge der ungünstigen Schneeverhältnisse nicht das gehalten, was sie anfänglich ver- sprach. Die Sommersaison kann, nach der Besucheranzahl beur:eilt, als Rekordsaison be- zeichnet werden. Von 2400 benützten Gast- betten waren rund 200 durch ziemlich lange Zeit voll besetzt. Qualitaiv war aber vielfach ein Rückgang zukontatieren. Auffallend groß war die Zahl der tusgesp:ochenen Touristen, welche bloß einige Tage in Kitzbühel bleiben. Die Zahl der Anfragen betrug im Winter 800, im Sommer dagegen 1800. Das Sekretariat hat am 20. Juli 1928 sein neues Heim am Haupt- platz bezo.en. Vom FremdenpublikLm lobend hervorge- hoben wurde die Hellwirkung und der Betrieb des städtischen Moorbades sowie das äußerst höfliche, entgeenlKommende und artige Benehmen der Schuljugend. Die Frage der Errichtung einer Zollabfertigungsstelle für Reisegepäck am Bahnhcf wurde dahin gelöst, daß in einzelnen Fällen eine Zollrevision hier zulässig ist. Von zer kommenden Winter- saison an hält da; hiesige Postamt durch- laufenden Mittagsdenst. Am Abend wird der Briefpostdienst bis 7 Uhr funktionieren. Der Telefondienst wird bis 11 Uhr nachts verlän- gert, ab dieser Zeit wird Kitzbühel durch eine öffentliche Sprechstelle direkt an Innsbruck angeschlossen bleiben. Die meteorologische Station ist technisch nahezu voll ausgebaut. Um eine Verlängerung der Sommersaison (Juni) zu erreichen, ver- focht Stadtarzt Dr. Friedrich Plahl seine be- kannte These vom ganzjährigen Kurgast: Aus- nützung der vorhandenen Heilelemente, Aus- bau des Moorbades zum richtigen Heilbad, Hallenschwimmbad etc., gewiß Forderungen, die der Beachtung wert sind. . . Nach einer Ent- schließung, angeregt durch Kommerzialrat Herold, bezugnehmend auf die Erbauung der Felbertauemstraße, war die Versammlung beendet Kitzbühel. Schubertfeier. Am hundertsten Todestag des großen Liederfürsten (10. No- vember 1928) fanden sich im Hause des Herrn Oberbezirksarztes Dr. Kaaserer mehrere Musikfreunde zusammen, um der Erinne- rung an den großen Komponisten einen Abend zu weihen. In dem stimmungsvollen Raum unter Schuberts schön geschmücktem
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