Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 28. Oktober 1978 Kitzbüheler Anzeiger Seite 11 Sehnen des Schönerianers Josef Herold und mit Freudentränen verkündete er dies am 14. März 1938 in der Vorderstadt dem Staatsmini- ster Wagner. Nicht lange mehr war es ihm gegönnt, den Aufbau mitzuerleben. Für die Stadtgemeinde Kitzbühel hat Herold als letzte Tat noch den zwanzigjährigen Pachtvertrag über das Joch- berger Elektrowerk eingebracht, wodurch Kitzbühel die Selbständigkeit in der Stromver- sorgung gesichert wurde. Das Lebenswerk von Bürgermeister Josef Herold war die Hahnenkammbahn. Es war im Jahre 1925, als die Pläne, in Kitzbühel eine Seilschwebebahn zu erbauen, greifbare For- men annahmen. Mit gutem Blick wählte He- rold für seine Bahn den Hahnenkamm als Ziel. Mit dem Projekt war jedoch die Sache noch nicht getan, nun hieß es, das Geld für die Aus- führung zu beschaffen. Josef Herold gelang es durch überzeugende Beredsamkeit, die ver- antwortlichen Herren der Gemeinde für sein Projekt zu gewinnen. Nach langwierigen Aus- einandersetzungen übernahm die Stadtge- meinde Kitzbühel die, Hauptlast der Finanzie- rung, gemeinsam mit Herolds Freund, dem Berlinder Großindustriellen Dr. Julius Bueb. Über den Bau der Bahn waltete anfangs kein guter Stern. Fast schien es, als sollte das stolze Werk nie zur endgültigen Verwirklichung kommen. Aber ein Herold mit seiner Tatkraft und Zähigkeit überwand alle auftauchenden Schwierigkeiten und stellte durch den ungeahnten Aufstieg des Bahnunternehmens und damit des Ortes Kitzbühel sinnfällig unter Beweis, daß seine Idee richtig war und im be- sten Sinne des Wortes zum Wohle der Ge- meinde diente. Die Hahnenkammbahn, wel- che von Herold für eine Leistungsfähigkeit von 30.000 Personen im Jahr gebautwurde, ei- ne Zahl, die 1925 wohl von den meisten Kitz- büheler Bürgern als phantastisch angesehen wurde, führte im Jahre 1937, trotz Krisenzeit, 62.000 Personen. Wenn Kitzbühel in ien Jah- ren 1933 bis 1937 als Insel der Seeligen im österreichischen Wirtschaftschaos gepriesen war, so war dies einzig und allein dem Bestand der Hahnenkammbahn und damit dem Werk Herolds zuzuschreiben. Bgm. Herold war nicht der Mann, der auf seinen Lorbeeren auszuruhen pflegte. Als die ungeahnte Entwicklung des Wintersports in JOSEF HEROLD, der Vater der Bergbahn - 1 Jahr vor seinem Tode (mit seiner geliebten Virginiazigarre). Kitzbühel die von ihm erbaute Bahn zu klein werden ließ, schritt er mit unermüdlicher Energie daran, Kitzbühel eine Bahn zu bauen, die auch den modernen Anforderungen Ge- nüge zu leisten imstande wäre. Es war für Josef Herold sicherlich kein leichter Entschluß, sein eigenes Werk nahezu zur Gänze abreißen zu lassen, damit einer neuen, besseren Anlage Platz gemacht wird. Herold faßte diesen Ent- schluß und führte ihn trotz aller Schwierigkei- ten durch. Im Frühjahr 1938 wurden die Bauarbeiten zur neuen Bahn begonnen. Die Vollendung des Werkes durfte er nicht mehr erleben. Die letzte Fahrt von JosefHerold Strahlend wölbte sich der Himmel, als Kitz- bühel am Sonntag, 6. November 1938, sich anschickte, seinen Bürgermeister von der Ka- tharinenkirche aus zur letzten Ruhe zu gelei- ten. Hunderte folgten seinem mit dem Feuer- wehrtuch gedeckten Sarg, der von Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr getragen und von Angestellten der Hahnenkammbahn flankiert wurde. Die Stadtmusik, die Feuerwehr, der Turnverein, die Schützen, alle mit Fahnen, schritten dem Sarg voran. Den Leidtragenden folgten die Betriebsführung und die Gefolg- schaft der Hahnenkammbahn, die Beamten und Angestellten der Stadt Kitzbühel, ferner sah man im Zuge die Bürgermeister der Kreise Kitzbühel und Kufstein und Vertreter der Amter und Behörden, Abordnungen des Ski- klubs, des Alpenvereins und des Verkehrsver- eins. Am Friedhof hatten uniformierte Abteilun- gen sämtlicher Parteiformationen mit ihren Fahnen Aufstellung genommen. Nach einem letzten Gruß aller angetretenen Fahnen klang das Lied vom Guten Kameraden auf. Sodann hielt Gauleiterstelivertreter Christoph dem alten Kämpfer einen ehrenden Nachruf. Die Lieder der Nation klangen über den Kirchhof, beim Nachhausegehen sich das lose in der Westendorf 302 1.168 Rücktasche getragene Stichmesser be einem Oberndorf 125 681 Sturz in die Brust stieß und sich schwerverletz- Going 195 451 te. Dr. Max Mutschlechner aus Kössenleistete Aurach 318 407 demselben erste Hilfe. Schwendt 105 105 Bilde, gab es ein abwechslungsreiches Pro- gramm: Gesang, Violine, Klavier. Alle Teil- nehmer gaben ihr Bestes, sogar die jüngste Jugend, die kleine Hilda Engl und Eifriede Kaaserer huldigten dem großen Meister durch den flotten Vortrag eines seiner schönsten Walzer. Musikkapelle Ehrung. Am 25. November 1928 fand im Gasthaus Erzherzog Rainer das diesjährige Cäcilienkonzert statt. An Kapell- meister Michael Fahringer und seinen Stell- vertreter Finanz-Oberkontrollor Andrä Auer wurden 25jährige Tätigkeit im Musikwesen mit einem Diplom geehrt. Viehmarkt. Infolge des schlechten Wetters war der am 26. November 1928 abgehaltene Viehmarkt flau. Aufgetrieben wurden insge- samt 53 Stück. Am gleichen Tag nachmittags fand eine Stierprämiierung statt. Von den 41 Stieren wurden 35 (!) prämiiert. Kössen. Hirschjagd. Am 22. November 1928 wurde auf der Eigenjad Karalpe ein Hirsch, 100 kg schwer, erlegt, wobei ein Beteiligter Bezirksübersicht des Fremdenverkehrs 1927/28, vom 1. November bis 31. Ok:ober. Gemeinde Zahl der Gäste Frequenz Kitzbühel-Stadt 12.947 91.926 Kitzbühel-Land 7.775 85.684 Kirchberg 1.484 19.619 Fieberbrunn 1.460 18.607 Waidring 1.448 15.068 Kössen 2.191 11.480 St. Johann 2.797 8.391 Brixen im Thal 496 7.854 Kirchdorf 706 3.825 Hopfgarten-Markt 1.284 4.740 Reith 413 3.697 St. Jakob in Haus 169 3.249 Hopfgarten-Land 704 2.757 St. Ulrich am Pillersee 341 2.746 Hochfilzen 511 2.613 Jochberg 682 1.170 Zusammen 36.456 286.238 Der Fremdenverkehr im Bezirk. Es soll - zur o. a. Bezirksübersicht von 1927/28 angeblich noch immerLeute geben, die am Fremdenver- kehr kein Interesse haben, in der Meinung, daß er nichts oder zu wenig trage. Diesen sei gesagt (Kitzbüheler Nachrichten vom 8. De- zember 1928), daß im Bezirk Kitzbühel nach der Volkszählung vom Jahre 1923 genau 27.571 Einwohner leben. Wenn nun diese Zahl durch 36.456 konsumierende Fremde vergrößert wird, die im laufenden Jahr hier weilten und viele Tage, Wochen und Monate, .alles zusammen 286.238 Tage im Bezirke Auf- enthalt nahmen und dafür natürlich ihr Geld ausgegeben haben, so ist es doch einleuch- tend, welchen Vorteil die Bevölkerung daraus zieht. Und da für dieses Geld wieder Lebens- mittel bezogen werden, Arbeit geleistet wer-
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