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Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 28. Oktober 1978 Chrysanth, der starke Patron in bäuerlichen Nöten Von Hofrat Dr. Eduard Widmoser Es gibt Heilige, an die wir sogenannte moderne Menschen kaum mehr odergarnicht mehr denken. Zu diesen gehört der hl. Chry- santh, dessen Fest wir in diesen Tagen zusam- men mit seiner Frau Daria begehen. Ich wage es gar nicht mehr, mir vorzustellen, daß jemand Chrysanth oder Daria heißt. Sollte es wider Erwarten doch der Fall sein, dann bin ich glücklich, alles Gute zum Namenstag wünschen zu können. Auch Krispin und Krispinian könnten wir feiern, aber mit denen können wir noch weniger anfangen als mit dem hl. Chrysanth, derjedochin einigen Orten Tirols wirklich kein Unbekannter, sondern ein überaus beliebter Volksheiliger ist. Ja, sogar eine Wallfahrt gibt es zu ihm. Wo, will ich jetzt noch nicht sagen, aber es werden dies ohnehin viele wissen, die vielleicht sogar schon von dieser Wallfahrt zurückgekehrt sind. Wer war Chrysanth und seine Frau Daria? Christliche Eheleute, die in Rom unter Kaiser Diokletian im Jahre 302 den Märtyrertod in der Art und Weise erlitten, daß sie bei lebendigem Leibe in einer Sandgrube bei der Via Salaria begraben wurden. Ihre Reliquien wurden vom Abt Marquart im Jahre 844 in das Kloster Münstereifel, das südlich von Köln liegt, gebracht. Im Rheinland sind daher zwei Kirchen zu Ehren der hl. Chrysanth und Daria erbaut worden. Im Jahre 859 erhielt der Salzburger Erzbischof Adalwin bei seiner Bischofsemennung Reli- quien dieses W. Ehepaares geschenkt, die er dann nach Salzburg brachte. Dies erklärt die Tatsache, warum gerade in Nörsach und in Hinterbichl St. Chrysanth so hochverehrtwer- den. Eine andere Tatsache ist auch von Bedeu- tung für die frühere tiefe Verehrung dieser römischen Heiligen. Im ältesten Kalender von Freising aus dem 10. Jahrhundert ist ihr Fest bereits unter dem 25. Oktober verzeichnet. Bemerkenswerterweise wurden noch im 15. und 16. Jahrhundert Kirchen zu ihren Ehren errichtet, so in Tesselberg bei Dietenheim im Pustertal und in Haiming, wo bei der Neu- weihe im Jahre 1517 der W. Jakob durch das hl. Ehepaar ersetzt wurde. Nun zurück zu dem, was ich bereits ange- deutet habe. Ich sprach von einer Wallfahrt. Diese führt nach St. Chrysanthen in der Ort- schaft und Katastralgemeinde Nörsach der politischen Gemeinde Nikolsdorf, hart am Kämtner Tor im Drautal. Auf einem, von schönen Fichten bewachsenen Hügel in ruhi- ger Lage steht ein schmuckes Kirchlein mit einem anmutigen spitzen Turm. Mit viel Mühe und großen Opfern wurde das Kirchlein zum hl. Chrysanth restauriert und ist nun wieder eine volksreligiöse Stätte besonderer Art und ein Juwel Tirols an der Kärntner Grenze, die aber für die Kärntner in der Chrysanthenwallfahrt nie bestand, da Chrysanthen für sie genau so viel bedeutet wie den Tirolern. Übrigens ähnlich ist es bei Maria Luggau im Lesachtal, das zu den Tiroler Wall- fahrtsorten zählt, obwohl es in Kärnten liegt. Ähnliche Beispiele gäbe es noch deren mehrere. Ich denke nur an Mariastein und Klobenstein bei Kössen, oder auch an Sach- rang bei Hohenaschau in Bayern und Maria Kirchenthal in Salzburg. Wer nach Chrysan- then kommt, und eine Reise dorthin wäre be- stimmt ein Erlebnis, dem fällt beim Betreten des Kirchleins etwas sofort auf, nämlich der Oferstein oder Opfertisch mit Ställen für Hennen und Lämmer. Damit ist auch der Wesenszug der Chrysanther Wallfahrt ange- deutet: sie war mit einem Tieropfer verbun- den, das vermutlich in der frühesten Zeit eine echte Opferung von Tieren war, dann aber abgelöst wurde durch Opfern von lebendigen Tieren als Geschenk an den hl. Chrysanth, den der Wallfahrtskurat bei der Entgegennahme der Hennen und Lämmer vertrat. Bei der Weihe des Kirchleins im Jahre 1485, ich nehme aber an, daß schon viel früher hier eine Opferstätte und Wallfahrt war, gab es schon drei Altäre, was für einen zahlreichen Besuch zeugt, im Jahre 1706 kam sogar noch ein vierter Altar dazu, auf dem ein Bildnis des hl. Hauptes Jesu Christi aufgestellt wurde: Die alte Inschrift verkündete dazu folgendes: Die in diesem gegenwärtig neuen Altar stehende schmerzhafte Ecce Homo - Bildnis hat in dessen Haupt und Angesicht anno 1685 miraculoser Weise einen braunen und dem Blute ganz ähnlichen Schweiß von sich geben, so von vielen Personen mit großem Wunder angesehenworden. Hören Sieaus diesenWor- ten heraus, was eigentlich dahinter steckt? Es ist die tiefe Not des Volkes, das seinen eigenen harten Schmerz im Blute Christi ertränkt. Dies spürt man bei allen sogenannten Blut- wundern. Ja, ein ganz großer Helfer in bäuerlichen Nöten war der hl. Chrysanth. Er half beson- ders bei ansteckenden Viehkrankheiten, also bei Viehseuchen. Man muß sich nur einmal vorstellen, was es für einen Bauern bedeutete, wenn sein Viehbestand von einer Seuche be- fallen wurde. Bitterste Not und große Armut waren die Folgen. Darum jagten heiße Hilfe- rufe der Tiroler und Kärntner Bauern zu ihrem Chrysanth hinauf, wenn ein solches Unglück über das Vieh hereinbrach. Die vielen Votiv- tafeln aber weisen daraufhin, daß der hl. Chrysanth immer wieder geholfen hat und sich als starker Beschützer des Bauern und seines Viehs erwies. Nun aber zum Schluß noch die Antwort auf die Frage, warum es verständlich ist, daß gera- de in Nörsach bei Nikolsdorf St. Chrysanth verehrt wird: Weil dieser Raum zum Gericht Lengberg gehörte, das bis 1816 salzburgisch war. Tiroler Rentner- und Pensionistenbund - Ortsgruppe Kitzbühel - Wandergruppe aktiv Die Wandergruppe des TRPB (Senioren- bundes) trifft sich am Dienstag, 31. Oktober, 13 Uhr, bei der Talstation der Kitzbüheler Hornbahnen. Wir unternehmen eine Talwan- derung. Führung: Rosa Hofer. MBM1e1er Lokalnudjrtdjten Sammlung für das Schwarze Kreuz Am Allerheiigenfest, Mittwoch, 1. Novem- ber 1978 wird auf allen Friedhöfen für das Schwarze Kreuz zur Pflege der Kriegsgräber in aller Welt gesammelt. In Kitzbühel besorgen die Sammlung während der Gräbersegnung Mitglieder des Osterreichischen Kameradschaftsbundes und zwar bei der großen sowie bei der kleinen Kirchenstiege. Die Kameradschaft ersucht freundlich um eine Gabe; auch für die kleinste wird gedankt. Dank der Stadtmusik Kitzbühel Für die Einladungen nach den Platzkonzer- ten dankt die Stadtmusik auch von dieser Stelle aus allen Freunden und Gönnern: Ehrenmitglied Dr. Ekkehard Kofler, Park- hotel Ehrenmitglied Peter Sieberer Hotel „Zur Tenne" Hotel Goldener Greif Hotel Tiefenbrunner Hotel Weißes Rößl Hotel „Zum Jägerwirt" Grillrestaurant Unterbergerstuben Gasthof Eggerwirt Gasthof Sonne Gasthof Neuwirt Restaurant Wienerwald Restaurant Stamperl Spielcasino AG Gasthof Grieswirt Restaurant Mockingstuben Restaurant Glockenspiel Cafe Resch Gasthof Huber-Bräustüberl Fleischhauerei Jenewein Fleischhauerei Fuchs Speckstube Tomasi Für die Stadtmusik: Sepp Brandstätter, Organisationsleiter Sepp Gasteiger, Kapellmeister Andre Feller, Obmann
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