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Samstag, 28. Oktober 1978 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 JOSEF HEROLD - zur Wiederkehr seines 40. Todestages Am Elterngrab Ich steh' vor'm Grab und möchte nur noch einmal mit euch reden, möcht' all die Dinge sagen euch, die mich so sehr bewegen. Möcht' danken euch für alles, was für mich ihr habt getan in eurem opferreichen Leben, das nun der Herrgott nahm! Möcht' bitten euch um Segen noch, für mich und für die Meinen, möcht' tapfer sein und stark und still - und muß schon wieder weinen. Am Hügel all' die Blumen blüh'n, ein Vogel singt im Baum, ich höre Mutter's Stimme nun, von weiter her, wie im Traum! „Mein Kind, sagt sie, hast Kummer du, so trag' ihn her zu mir, so wie du's früher hast getan, wirst seh'n,ich helfe Dir"! Auch Vaters Lieb' lebendig ist, sie starb nicht mit dem Tod, durchdringt das Grab und tröstet mich und hilft mir aus der Not. So steh' ich nun und bete still und ruhig wird das Herz, das Leid zieht aus und Friede ein und leichter wird der Schmerz. Ein linder Baum läßt die Blätter sich bewegen, es ist, als brächte er den Trost und auch der Eltern Segen. Drum ist für mich der kleine Fleck dort in geweihter Erde, der Platz, an dem ich Hoffnung find' und stets getröstet werde! Therese Wdrgötter Kirchdorf In den frühen Morgenstunden des 4. Novem- ber 1938 starb im Sanatorium der Kreuz- schwestern in Innsbruck, nach einer schweren Operation, der Bürgermeister Komm.-Rat Jo- sef Herold, Präsident der Bergbahn AG Kitz- bühel, 65 Jahre alt. Josef Herold wurde am 4. Dezember 1872 im Heroldhaus in der Kirchgasse geboren. Das Haus trug nach einem Fresko an der Vorder- front, das einen bekleideten Christus am Kreuz darstellte, den Namen: die „Kümmer- nishütte". Er war das vierte Kind des Maler- meisters und Photographen Sebastian Herold, das vierte von insgesamt elf Kindern, so daß der Name des Hauses für die Familie oft von Bedeutung gewesen sein mag. Jedenfalls mußten die Kinder schon früh trachten, selbst etwas zu verdienen. Josef Herold besorgte dies, wenn auch nicht immer mit dem Willen der Eltern, bereits mit 14 Jahren als Klarinettist bei der „Griesenauer Musik" und spielte ganze Nächte zum Tanz auf. Josef Herold war ein aufgeweckter Junge, dessen Ideales gewesenwäre, ein Schriftsteller zu werden. Als Josef Herold 18 Jahre alt war, verlor die Familie den Vater, der inzwischen zu seinem Malerhandwerk auch das Photogra- phieren dazugelernt hatte. Das Photogeschäft mußte nun derjunge Josef, der ein Jahr zuvor in München die Lehre absolvierte, übernehmen. Das Photographenhandwerk beherrschte Jo- sef Herold im Laufe der Jahre in einem Aus- maß, das ihn zum wahren Meister emporhob. Nicht genug, Josef Herold gilt nun auch bei den bezüglichen Stellen in der Bundeshaupt- stadt als erster Pressephotograph des Winter- sports in Österreich. Auf die geistige Enwicklung des jungen He- rold mag der Kreis um den berühmten Ana- tom Joseph von Hyrtl, der der Taufpate aller Heroldkinder war, von Einfluß gewesen sein. Seine politische Einstellung, der er sein ganzes Leben treu geblieben war, verdankte er sei- nem Vater, einem begeisterten Schönerianer. Georg Ritter von Schönerer gehörte der „groß- deutschen Richtung" an. Die wirtschaftlichen Fähigkeiten waren ein Erbteil der Mutter, die als Witwe unter schwierigen Verhältnissen die Familie zu einem gewissen Wohlstand ge- bracht hatte. Ihr Grundsatz war es, wie wir dem Nekrolog an Herold aus der Feder des da- maligen Chronisten Egid Moser in den „Kitz- büheler Nachrichten" vom 12. November 1938 entnehmen, auch in Zeiten der größten Not auf eigenen Füßen zu stehen, sich nicht auf andere zu verlassen und durch ehrliche, harte Arbeit das Brot für sich und die Familie zu verdienen. „Arbeiten und Sparen" wurde dann auch der Leitsatz von Josef Herold. Josef Herold hat es sich zur Aufgabe ge- macht, im Sinne seines aufrechten, deutschen Geistes und seiner überaus großen Liebe zu sei- ner engeren Heimat zu kämpfen und für die geliebte Vaterstadt Kitzbühel zu wirken. Uber- rall, wo es galt, Neues zu schaffen, stellte sich Josef Herold in die vorderste Reihe, so im Turnverein, bei der Bürgermusik, beider Frei- willigen Feuerwehr usw., bis dann in Erkennt- nis der Zukunftsentwicklung Kitzbühels an die Gründung des Wintersports, des heutigen weltbekannten Kitzbüheler Skiklubs, geschrit- ten werden konnte. Es war im Jahre 1892, als Franz Reisch, der mit Glücksgütern mehr be- dachte Freund desjungen Herold, aus Norwe- gen das erste Paar Skier nach Kitzbühel kom- men ließ. Auf ihnen erlernte Josef Herold die Anfangsgründe des Skilaufs. Ein Jahr darauf IIIJIUUIIf(IIIIIJIIIII IfflhI)I1 1111111111 IO nICS, (tIUUUIltllhItIuhlII IIUIIIUIUIIUIuUtII Kleine Bezirksgeschichte aus dem Jahr 1928 Kitzbühel. Von der Hahnenkammbahn. Am 23. August 1978 erreichte die Hahnenkamm- bahn ihren 10.000sten Fahrgast Die letzthin gemeldete Besuchsziffer wurde durch die vom Sonntag, 12. August, überboten und zwar fuhren an diesem Tage 170 Personen zu Berg jnd 120 zu Tal. Bei allem ist immer zu berück- sichtigen, daß derzeit nur einseiig und mitver- minderter Geschwindigkeit gefahren wird. Fieberbrunn. Kirchenrenovierung. Unser Kirchturm hat nun einen neuen Anstrich be- kommen, welch mühevolle Arbeit Maler- meister Otto Felice in tadelloser Weise ausge- führt hat. Auch unsere 128 Jahre alte „leiden- de" Turmuhr hat durch die neu aufgerichteten Zifferblätter ein schöneres Gesicht bekom- men. Eilmau. Hochzeitsschießen. Am 5., 12. und 15. August 1978 fand im Schießstand zu Scheffau das Hochzeitsschießen des Schüt- zenbruders Doktor Michael Widschwenter und seiner Frau Elfriede statt. Am 5. August versammelten sich nach dem Gottesdienst die Schützenbrüder, Heimkehrer und alle Freunde des Schützenwesens unter dem Kommando des Bauern zu Mitterspach, Seba- stian Steiner. Unter Vorantritt der Musik- kapelle Scheffau zog die 64 Mann starke Schüt- zengesellschaft zur Schießstätte. Um 12 Uhr mittags wurde Dr. Widschwenter eine Ehren- scheibe überreicht, worauf das Schießen seinen Verlauf nahm. Kössen. Verkehrsverein. Am 19. August 1928 fand im Gasthaus des Jakob Fuchs (Erz- herzog) eine Versammlung von Fremdenver- kehrsinteressenten statt, die der Obmann der Gewerbebundortsgruppe Hans Ebersberger leitete. Das Hauptreferat hielt Herr Max Werner aus Kitzbühel. Nach dem Beschluß über die Gründung des Verkehrsvereins wurde der Ausschuß gewählt: Obmann, Hans Ebersberger, Stellvertreter, Heinrich Derfflin- ger, Ausschußmitglieder: Georg Kramer, Josef Haunholter, Georg Huber, Josef Unter- thiner und Georg Pirmoser. Kitzbühel. Begräbnis. Am 27. November 1978 fand das Begräbnis des Südbahnreviden- ten in Ruhe und Gastwirt zum „Schwarzen Adler", Karl Plattner statt. Außer zahlreichen Leidtragenden beteiligten sich am Begräbnis eine Abordnung der Freiwilligen Feuerwehr und derDeutsche MännergesangvereinKitzbü- hel, der dem verstorbenen Sangesbruder mit einem wirkungsvoll vorgetragenen Trauer- chor ein letztes Gedenken weihte. Auffallend war die starke Beteiligung der Schützengilde Kitzbühel, die eine von Herrn Plattner aus Südtirol mitgebrachte Schützenfahne mittrug. Diese Fahne stammt aus VahrnbeiBrixenund wäre dem Vernichtungswahn der Faschisten anheimgefallen, wenn nicht Plattner das Zeichen von Tiroler Gemeinsinn und Heimat-
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