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Samstag, 4. November 1978 Kitzbüheler Anzeiger Seite 11 Kinderprobleme - Problemkinder Dr. Walter Bodner wenn sie uns hellhörig machen und sensibel für die Not vieler Kinder unserer Zeit. Häufiger alsje zuvor begegnen mir heute der Sorge um die optimale und rechte Entwick- lung unserer Kinder. Sie entsteht zu einem Teil aus der Besorgnis der Eltern um die künf- tige Existenz des Kindes und zum anderen Teil aus dem Bewußtsein, daß viele unserer Le- bensgewohnheiten eine gesunde, problem- freie Entwicklung unserer Kinder zumindest gefährden. Im Rahmen dieser Artikelserie möchte ich versuchen, Symptome und mögliche Ursa- chen von Kinderproblemen aufzuzeigen, die in immer größerem Maß Eltern, Lehrer und Erzieher mit Sorge erfüllen, und welche die da- von betroffenen Kinder in ihrer Entwicklung belasten und sie zu Problemkindern werden lassen. Wir wissen heute ganz genau, daß Bezeich- nungen wie: schlecht, dumm, faul, ungezo- gen, boshaft u. a. bestenfalls ganz globale und oberflächliche Bezeichnungen für ein Endver- halten sind. Keinesfalls aber genügen sie, ein Kind und sein Verhalten zu beschreiben und zu klassifizieren. Solche Aussagen können dem einzelnen Kind nie gerecht werden, sie stempeln es ab, ohne ihm die Chance zu einer Verhaltensänderung zugeben. Was ist dumm? Wann ist das Kind faul? Warum verhält es sich in dieser oderjener Situation ungezogen? Sol- che Fragen eröffnen uns schon eher einen Ein- stieg in das jeweilige Problem. Kinder werden ja nicht als Faule, Ungezogene, als Schlampe- rer, kaum auch einmal als Bettnässer oder Stotterer geboren. Sie haben sich vielleicht zu solchen entwickelt. Und nur wenn wir die Ursachen für diese Entwicklung kennen und erfassen, können wir dem Kind und uns als Eltern und Erzieher die Chance geben, hel- fend einzugreifen. Kaum einmal aber liegen diese Ursachen offen zutage. Und nichts wäre verhängnisvoller, als oberflächlich etwas oder 1. FOLGE jemanden für die abweichende Entwicklung eines Kindes verantwortlich zu machen. Nur durch eine gründliche körperliche und psycho- logische Untersuchung sowie durch genaue Abklärung des sozialen und familiären Hinter- grundes einer Störung können wir allerdings mehr als man bislang dachte auch auf organi- sche Veränderungen des zentralen Nervensy- stems. Einflüsse genetischer Art, Störungen während der Schwangerschaft, während oder nach der Geburt, aber auch die Einflüsse der Umwelt während der frühesten und frühen Kindheit können kindliche Problemverhalten begründen. Eher selten wird dabei aber eine Ursache allein verantwortlich gemacht werden können. Meist ist es das Zusammenwirken mehrerer Faktoren, die zu einer Störung der kindlichen Entwicklung führen, und je früher wir diese Faktoren erkennen und erfassen, umso früher und umso leichter können wir helfen. Untersuchungen in Schweden, in England, aber auch bei uns weisen übereinstimmend nach, daß z. B. 20% aller Grundschüler deutli- che Symptome eines Problemverhaltens auf- weisen. Als häufigste Verhaltensstörung be- zeichnen die Mütter Unkonzentriertheit, Ner- vosität und Schlafstörung. Nach den o. a. Untersuchungen leidet bereits jedes fünfte Kind unter nervösen Kopf- oder Magen- schmerzen. Über 10% der Volksschüler näs- sen oder koten ein. Viele Kinder leiden unter AngstsymptOmen. Jedes vierte Kind wird als aggressiv bezeichnet. Sicherlich muß man bei der Interpretation derartiger Untersuchungen sehr vorsichtig verfahren, besonders dann, wenn nur Ergebnisse veröffentlicht werden. Alarmierend bleiben die Zahlen aber trotz- dem! Und einen guten Zweck erfüllen sie, Freilich muß gleichzeitig davor gewarnt werden, hinter jedem kindlichen Mißverhal- ten ein erstes Symptom einer ernsteren Stö- rung zu sehen. Kinder haben ein Recht, sich hin und wieder „anders" zu verhalten; sie brauchen die Möglichkeit, sich abzureagieren (auch einmal in der Form von Aggressionen) und nur durch Ausagieren ihrer Gefühle kön- nen sie belastende Situationen schadlos über- stehen. Kein Kind wurde je geboren, das den Eltern keine Sorgen bereitet hätte. Besser als früher aber können wir heute durch die Fortschritte der Medizin und die Kenntnisse über die psy- chische Entwicklung begründete von unbe- gründeten Sorgen unterscheiden, und mehr als früher haben wir heute die Möglichkeit, Entwicklungsstörungen rechtzeitig zu erken- nen und erfolgversprechend zu behandeln. Fortsetzung folgt! Reimmichis Volkskalender 1979 Erschienen im Tyrolia-Verlag Innsbruck; erhältlich im heimischen Buchhandel. Im Mit- telpunkt des neuen Jahrganges steht der Reim- michl-Roman „Die schwarze Frau", eine span- nende Geschichte vor dem Hintergrund des Tiroler Freiheitskampfes von 1809. Nach „Reimmichls himmlische Heimkehr" und „Die eingebildete Kranke" schreibt Werner Scheingraber über die bäuerliche Zeitbestim- mung, Rudolf Schinko über den biologischen Gartenbau und Peter Sölder über den alten Weg „tJbern Tauern". Einen volkskundlichen Beitrag liefert Hans Mayr, Wildschönau, der „Religiöse Aberglau- be" vor 300 Jahren. Sebastian Seissl, Kitzbühel (der im korn- hauses am Kalkstein und an der Eröffnung der Skihütte „Oberland" in Aschau am 9. Dezem- ber. Treffpunkt bei Dr. Zimmeter. Am 9. Dezember ab Hahnenkamm Kammwan- derung über Jufen-Pengelstein-Schwarzkogl; Abfahrt nach Aschau. Kitzbühel. Bolzschützengesellschafi. Am 8. und 9. Dezember 1928 findet das Eröff- nungsschießen der Bolzschützen (Luftge- wehr) im Gasthaus Harisch statt. KitzbüheL Rettungsabteilung. Die Tätigkeit der freiwilligen Rettungsabteilung im Monat November 1928 erstreckte sich auf 11 Trans- porte und 10 Erste-Hilfeleistungen. Beim großen Preisranggeln am 18. November hielt eine Rotte von 4 Mann Ambulanzdienst. Aschau. Skihüttenweihe. Am 9. Dezember 1928fand in Aschau dieEinweihung der von der Alpenvereinssektion Oberland-München erbau- ten Skihütte „Oberland" statt. Am Abend des 8. Dezemberfand imHotelDaxer, Kirchberg, die Begrüßungsfeier statt. Bei herrlichem Winter- Wetter ging es dann am Sonntag nach dem zwei Stunden entfernten Aschau, indessen Kirche der verehrte greise „Sektions-Kaplan' der nun schon diefünfte Hütte der Sektion weihte, Pater Leo von Fiecht, die Feldmesse hielt und hierauf die Weihe des neuen Hauses vornahm. Der Obmann der Sektion Ministerialrat Sortner, München, konnte eine Reihe alpiner Verbände, darunter die Akademiker- und Lehrersektion Wien, begrüßen. UnterallgemeinerBefriedigung über das Gesehene und Gehörte, insbesondere über die wunderbare Lage des Tales, kehrten die Festgäste gegen Abend mit dem Sportzug nach München zurück Die Bewirtschaftung der Hütte hat Herr Max Rainer, ein Sohn derinhaberin von Hinterbärenbad, inne. Going. Pfarrerinstallation. Am Sonntag, 9. Dezember 1928 war in unserer Pfarrkirche die Installation des neuen Pfarrers, des Hochw. Herrn Rudolf Praxmarer. Dekan Dr. Augustin Reiter von St. Johann übergab dem neuen Pfarrherrn die Insignien. Kirchberg. Theater. Am 8. Dezember 1928 brachten unsere Mädchen abermals ein wunderschönes Stück „Julia, die Römerin" von Peiler zur Aufführung. Die Spielerinnen erfaßten die Rollen der Römerinnen sehr gut, auch die Kostümierung war sehr gelungen. Das Stück war ergreifend; den Höhepunkt erreichte das Spiel beim vierten Akt, wo Julia als Märtyerin am Kreuze sterbend erschien. Jochberg. Schubertehrung. Am 8. Dezember 1928 fand im Gasthof „Post" eine sehr gut be- suchte Cädiienfeier, verbunden mit einer Schubertehrung, unter Mitwirkung des hiesi- gen Streichorchesters und des Kirchenchors statt. Die Leitung stand in denbewährtenHän- den des Dirigenten Schulleiter Ferdinand Insam. Pfarrer Georg Gigg hielt eine An- sprache, in der er die Verdienste des Chorre- genten sowie des Kirchenchors hervorhob. KitzbüheL Leserbrief Armer neuer Gemein- derat (aus Kitzbüheler Nachrichten vorn 8. Dezember 1928). Es wird uns geschrieben: Der Bibelspruch:,,Die Sünden der Väterrächen sich bis in das 6. oder 7. Glied" ist leider zu wahr und gilt auch für unserenneuen Gemein-
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