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Samstag, 25. November 1978 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 Alfons Walde zum zwanzigsten Todestag Geboren am 8. Februar 1891 - gestorben am 11. Dezember 1958 Auszüge aus dem Gästebuch des Berghauses Walde am Hahnenkamm Willst du im Herzen genesen, so flieh in die Berge. Hast du Glück, triffst du das gastliche Heim des liebenswürdigen Alfons Walde. 21. November 1934, Josef Kollmann. Ein nettes Wochenende - lieben Dank, Max Werner, 29.-30. Jänner 1935 Schönheit - Herzlichkeit Ein schönes Paar! Im Berghaus Walde werden sie wahr. 26. November 1935, Hanny Reitlinger. Heut war ein schöner Abend, 24.125. Fe- bruar 1936, Fürst Starhemberg. Sonnwende 21. Juni 1936 mit einem Feuer auf der Baumgartneralm (Kaisergebirge) und einem zweiten vorne am Hahnenkamm. (Wahrlich kärgliche Sonnwende.) o mein lieber Augustin! Heut ist einmal gar nichts hin. Im Berghaus sind wir wohl versorgt - Sogar die Guta folgt aufs Wort! Die Oma sagt: „Da ist's ruhig und fein". Der Opa meint: „Und endlich allein!" In unseren alten Tagen. Hat man allerlei Plagen. In Höhenluft und Sonnenschein gesessen - macht aufs Alter fast vergessen. Franz und Maria Walde, 28. August 1936. Ich sage dem lieben Frontkameraden Alfons für die wunderlieben, glücklichen Tage, die wir im Berghaus verleben durften, herzlichen Dank. Kaiserschützen-Heil! Gustl Hofbauer, Linz. 31. Juli 1937. Adler, Tiroler Adler, warum bist Du so rot? Weil's gar so viele Tadler im eigenen Lande hot, darum bist Du so rot. Ambrosi, 13. September 1937. 13. März 1938, 9 Uhr abends: Rücktritt des Kanzlers Dr. Schuschnigg mit den Worten: „Ich weiche der Gewalt, Gott segne Oster- reich! Ein Trauertag für uns. Am 16. März 1938 wurde hier mein Freund Dr. Zimmeter verhaftet. Am 18. März wurde das Berghaus von der SA umstellt und unter- sucht. Am 5. Mai wurde ich von der Gestapo verhaftet. Das Schicksal war mir aber dennoch gut gesinnt. Berghaus Lopez wurde am 22. November 1938 von der Reichsbahn angekauft. Brand. Am 8. Jänner 1939 brach im Berg- haus ein Brand aus. Durch rechtzeitige Entdek- kung konnte dieser durch Aufreißen des Pla- fonds in der Nordveranda gelöscht werden. Herzlichen Dank allen, die mitgeholfen ha- ben, das Unglück zu verhüten. Vom 6. bis 27. Mai 1939 zur Umschulung bei Pionieren in Salzburg eingerückt. A. Walde, Leutnant 1. September 1939: Was nützt das schönste Wetter auf diesem herrlichen Platz hier, wenn die ganze Welt mit Kriegsstimmung geladen ist und die Menschen mit besorgten Gesich- tern Arges befürchten. Ich bin Optihiist und hoffe, daß kein Krieg kommt. Ich war 32 Mo- nate im Felde. Voller Ideale habe ich gekämpft für mein Vaterland und für Osterreich, im Glauben, daß wir dadurch einen langen Frie- den erleben. Die Niederlage im 1. Weltkrieg war bitter genug. Wir dürfen keinesfalls wieder eine solche erleben. Am 12. September 1939 als Leutnant einge- rückt zum Ersatzbataillon der Gebirgspionie- re in Salzburg. 1944, 10. Jänner: Was ifir den Stier das rote Tuch, ist für den Gast das Gästebuch. Dr. Kai Mühlmann. Dagehen sie endlich - die verdammten, se- kanten, ausgschamten, arroganten, penetran- ten, verkannten Tanten-Verwandten! Dabei hat der Alfons die Verwandten sehr gerne. Auf was tät er schimpfen, wenn die Verwandten nicht wären und schimpfen, das muß er, um sich zu zerstreuen, denn das braucht der Alfons, um glücklich zu sein. 29. September 1946, Melita, Lore, Richard Kropsch. Herzlichen Dank! Den ganzen Sommer 1946 nur einmal 2 Stunden auf dem Berghaus. Vom 7. August bis 3. Oktober im Polizeigefängnis in Innsbruck. Am 16. September 1. Verhandlung vor dem französischen Tribunal, am 3. Oktober Frei- spruch. 8 Wochen unschuldig gesessen! Ich wurde zehn Jahre verfolgt und geschädigt und stand dreimal vor dem Konzentrationslager. Vor dem Tribunal wurde ich angeklagt, daß ich nach Kriegsende 1945 Dr. Mühlmann auf dem Berghaus versteckt hielt und ihn nicht anzeig- te. Aber ich hatte ein reines Gewissen. Das Haus steht umfichtet, perfekt eingerichtet für seine Gäste hat er das Beste. 7. August 1954, Franz Janiczek, Schuh-nahst (Journalist in Salzburg, war früher Schuhma- cher bei Kocourek in Kitzbühel). Nach Waldes Tod, Und als wir nach Jahren wieder hier waren - war der Hausherr nicht mehr, sein Platz war am Tisch leer. Verstummt ist die Stimme, die oftmals im Grimme gegen jedes Unrecht gewettert nicht schlecht! Ewig die Erinnerung an ihm bliebe! Wir gedenken seiner in Liebe Franz Janiczek, Journalist. Das Gästebuch im Berghaus Walde endet mit zwei eingeklebten Zeitungsartikeln, der ei- ne für Kaspar Berger, der andere für Alfons Walde. Kaspar Berger zum Gedenken Seit zwanzig Jahren stand er droben auf dem Gipfel des Hahnenkamms bei Kitzbühel mit seinem großen Fernrohr, aufdas er so stolz war. Unzähligen Fremden aus aller Welt zeigte und erklärte er in origineller Weise seine ge- liebten Berge. Seine Erscheinung mit dem ge- bräunten, markanten Kopf, aus dem zwei him- melblaue Augen leuchteten, verkörperten den Tiroler Bergbauern. Er entstammte ja dem höchsten Hofe des Bezirks. Sein bescheide- nes, höfliches Wesen sowie seine Klugheit und sein erstaunliches Wissen, das er sich in den vielen einsamen Tagen aneignete, machten ihn allgemein beliebt und geachtet. Viele Fremde, welche durch sein Fernrohr sahen, machten von ihm ein Photo und schickten ihm aus weiter Ferne Grüße und Geschenke. Als gewissenhafter Hausmeister von zwei Berg- siedlungen (Walde und Holzmeister) fühlte er sich, so hoch da droben, nie einsam. Auf Unwetter und Stürmen folgten wieder schöne Sonnentage, welche ihm seine Bergwelt in ihrer Pracht darboten. Im ersten Weltkrieg stand Berger als Tiroler Kaiserjäger mit patrio- tischer Hingabe an der Front. Seine dadurch erschütterte Gesundheit hatte ein späteres schweres Leiden zur Folge, dem er am 11. Mai 1951 mit 65 Jahren erlag. Dem Tode fiel es nicht leicht, ein echtes, starkes Tiroler Herz zu brechen. Der hiesige Trachtenverein und der Kaiserjägerbund gaben ihm die letzte Ehre. Viele Jahre rückte er in seiner schmucken Altti- roler Tracht aus, bis er eines Tages fehlte und über sein Grab geschossen wurde, dem welt- bekannten Kaspar vom Hahnenkamm. Alfons Walde als Kaiserschützenleutnant des 1. Weltkrieges. Schützenrock mit Hut und Kai- serjägersäbel sowie die Tapferkeitsmedaillen (Große Silberne, Kleine Silberne mit Spange und das Kreuz,, Vitam et Sanguinem" befinden sich im KitzbühelerHeimatmuseum).
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