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Seite 10 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 9. Dezember 1978 gen Retusche. Beides zeigte Regisseur Alfred Nottar mit seinen Spielern. Die sieben Rollen (Weiser, König, Bettler, Landmann, Reicher, Schönheit, Welt) wurden zwar größtenteils in Doppelrollen gespielt, was eine gewisse barocke „Bühnenfülle" vermissen ließ und notgedrungen auf Kosten des Spieltempos ging, die Substanz des Stückes ist jedoch so gewaltig, daß dies sekundäre Dinge sind. Frei- lich ist die Umsetzung barocken Welterlebens nicht ganz einfach. Der Einbau von Musik (z. B. Orgel) erwies sich als glücklicher dramaturgischer Griff. Dazu die Kulisse des Presbyteriums unserer Stadtpfarrkirche! Sie unterstützte die Grundaussage des Stücks „Diese Welt ist nur Schein, hinter ihr steht eine ewige Wirklichkeit, der Mensch aber handelt im Angesicht Gottes - gut oder böse" aufs beste. Die Spieler: Alfred Nottar selbst, weiters Gertrude Nottar, Günther Tressl und Alfred Kutschera. Besonders beeindruckend die Rolle des Landmanns - zugleich wohl die dankbarste Rolle (Tressl!). Aber auch die übrigen Spieler hinterließen Eindruck. Ein Abend, der beim Publikum von Nummer zu Nummer wachsende Freude, ja Begeisterung, auslöste, war das Konzert des bekannten blinden Pianisten Prof. Siegfried Schmalzl. Er war mit einem wunderschönen Programm nach Kitzbühel gekommen. Schon das einleitende Choralvorspiel „Es komm' der Heiden Heiland" - eine Busoni-Bearbeitung - ließ aufhorchen. Während aber die folgende Mozart-Sonate A-Dur stellenweise noch etwas spröde klang, wandelte sich das Bild bei Schuberts Moment musicaux völlig. Das Pro- gramm ging dann in die umwerfend schön gespielte Fis-Dur-Romanze 5 chumanns über. Prof. Schmalzl ließ sie wie einen Traum vor- überschweben. Welcher Technik Schmalzl aber trotz seines Handicaps fähig ist - und wie sehr ihm die gemäßigt Modernen liegen - zeigte sich in Respighis „Notturno", welches regelrecht Begeisterung auslöste. Schmalzl scheint ja überhaupt im vollgriffigen Spiel zu Hause zu sein. Wenn nur die Hände viel zu tun haben! Vollends explodierte Schmalzl dann bei Joseph Marx („Albumblatt") und bei Debussy (Feuilles mortes, La Cathdrale engloutie, Jardins sous la pluie). Leider gab ausgerechnet hier das Pedal den Geist auf. Zwei gern gespielte Zugaben - ein „Valse" von Casella und ein Brahms-Intermezzo aus op. 116 - beschlossen den Abend, der ein erfreulich zahlreiches tief beeindrucktes Publikum entließ. Zu einem „Konzert der Ratlosigkeit" gestal- tete sich der Kammermusikabend der Nieder- rheinischen Konzertsolisten mit Rosemarie Gasteiger-Feyersinger als Gast. Das im wesent- lichen auf Klassik und Romantik eingestellte Publikum wurde mit extrem moderner, also zeitgenössischer Musik konfrontiert - und mit alten Meistern vertröstet. Daß die Zuhörer zum größeren Teil völlig überfordert waren - trotz der trefflichen Kommentare durch den anwesenden Komponisten Wolfram Fürstenau (der Höflichkeitsapplaus konnte darüber nicht hinwegtäuschen) - zeigte sich auch darin, daß zur Pause eine Reihe Leute das Haus verließ. Dies alles ändert nichts an der Tatsache, daß gerade dieses Konzert zum Interessantesten gehörte, was je in Kitzbühel geboten wurde, gewiß aber auch zum, mit Riesenabstand, Modernsten. Zu Beginn das „Grave" aus Bachs Partita 1, von H. Chr. Siegert sauber und stilgerecht gespielt - von einigen kleinen Schönheitsfehlern abgesehen. Dann „3 Sonette" für Sopran und Gitarre von Wolfram Fürstenau - ein trotz sparsamst ein- gesetzter Mittel sehr dichtes und phantasie- reiches Werk mit großen Spannungsbögen; eine Art musikalischer Klein-Kosmologien - wie auch die übrigen der vorgeführten Fürstenau-Werke. Die metallische Stimme Jennifer Samsons mit ihrem ungewohnt starken Tremolo schien der Musik adäquat, wenngleich man sich erst einhören mußte. (Und hörbereite Ohren verlangten alle Nummern!) „Greensleeves to a ground" zeigte die heimische Künstlern Rosemarie Gasteiger-Feyersingerals sehr versiert auf der Tenor-Blockflöte, wenngleich sie - wohl aus Mangel an Konzerterfahrung - eine gewisse Nervosität nicht zu überwinden vermochte. (Dies galt auch für Telemanns „Sonata a-Moll"). Der Rodelverein Aurach zog mit der 12. ordentlichen Generalversammlung den Schlußstrich unter die Arbeit mit der Natur- bahn-Europameisterschaft 1978. Dazu konnte Obmann Rupert Aufschnaiter beim Auwirt neben den Mitgliedern begrüßen: Kampfrichterwart des Österreichischen Rodelverbandes Guido Marignoni, den stell- vertretenden Jugendsportwart des ORV Martin Flörl, den TRV-Sportwart Reinhard Fiegl sowie von den Körperschaften und Vereinen von Aurach Bürgermeister Rupert Bachler, Vizebürgermeister Ferdinand Hechl, Fremdenverkehrsverbandsobmann Georg Heinrich, Musikobmann Josef Obermoser, Skiklubobmann Direktor Hansjörg Lasta, den SEC-Obmann Josef Hochwimmer und den Kampfrichterwart Georg Vötter. Das von Egid Rehbichler verfaßte Protokoll und der Kassabericht, der in diesem Jahr eine erfreuliche positive Endbilanz zeigte, wurden mit dem herzlichen Dank für die Arbeit Rehbichlers einstimmig angenommen. Der umsichtige Einsatz aller Funktionäre und die große Unterstützung durch die Gemeinde, den Fremdenverkehrsverband, das Land Tirol, das Bundesministerium für Unterricht und Kunst, den Allgemeinen Sportverband Osterreichs, vor allem aber durch Firmen und viele Private in Aurach und in den Nachbar- orten haben dazu geführt, daß der internatio- nale Verband FIL feststellen konnte, daß die 7. Europameisterschaften auf Naturbahn, die in Aurach ausgetragen wurden, die bisher Außer Werken von Fürstenau - „Oszilla- tion", „Trois pieces" und „Wiegenlied" - hörte man noch Benjamin Brittens „3 songs from the Chinese", John Dowland (Renais- sance-Lieder) und Silvius Weiss (Trombeau ä Graf N. von Joh. L. Neuwirth, Gitarre, hervor- ragend gespielt - wie Neuwirthja überhaupt der Dominant des Abends war.) Daß Wolframm Fürstenau ein großer Könner ist, zeigte sich Nummer für Nummer. Daß er vielleicht zu sehr zum Konstruktiven neigt, wurde, trotz Phantasie, ziemlich klar. Daß die Kluft zwischen eigentlich zeitgenössischen Komponisten und Publikum fast unüber- brückbar ist, wurde zurgrausamen Gewißheit. Freilich lag ein Teil der Schuld eindeutig bei den Musikern: Man hätte sich in der Gesamt- darbietung mehr Temperament erwartet! So ging alles in einer fast beklemmenden Welt- raumatmosphäre unter. Der mögliche Kommunikationsfunke wollte einfach nicht überspringen - eben auch aus Mangel an Zügigkeit in der Programmabfolge. Trotzdem sei sowohl den Musikern, als auch dem verantwortlichen Veranstalter (Kulturreferat!) für so viel Mut ehrlicher Dank ausgesprochen. Es war und bleibt ein kulturel- les Ereignis. h. bon. bestorganisierten waren. Die Vorbereitung, Abwicklung und Abrechnung, die sehr prompt erfolgte, wurde vom internationalen Verband gewürdigt. Es ist nicht verwunder- lich, daß auf Grund dieses Ergebnisses bereits mit dem RV Aurach Fühlung wegen weiterer internationaler Veranstaltungen aufgenom- men wurde. Die Vereinsführung hat sich aber entschieden, im Winter 1978/79 keine inter- nationale Veranstaltung durchzuführen. Obmann Aufschnaiter dankte dem Schrift- führer und Kassier für seinen durch viele Jahre bewiesenen Einsatz, der allerdings im letzten Jahr eine einmalige, aber enorme Ausweitung erreicht hat. Im Tätigkeitsbericht des Obmanns stand naturgemäß die EM 1978 im Mittelpunkt. Sie war das größte Ereignis in der Vereinsgeschichte und erforderte alle Kraft des Ausschusses und der Mitarbeiter im Verein. Die Blaufeldabfahrt konnte europameister- schaftswürdig erstellt werden, wenn sich auch durch die 'Witterung viele Schwierigkeiten bei der Vorbereitung ergaben. Der Renntermin selbst war, abgesehen von leichtem Schnee- fall, bestens getroffen. Eine Woche später wäre statt der Rodelbahn eine Wasserbahn zur Ver- fügung gestanden. Die Funktionäre des Tiroler Verbandes, des Österreichischen Ver- bandes und des internationalen Dachver- bandes anerkannten die organisatorische Monsterleistung des kleinen Vereins an. Die Fahrerinnen und Fahrer aus neun Nationen waren von der Bahn begeistert. Eröffnung und Siegerehrung konnten auf dem Platz in Ober- aurach zu würdigen Festen gestaltet werden und bleiben auch den vielen Zuschauern in Erinnerung. Der Presseempfang auf dem Branderhof beim Wildpark war sehr nett und zeigte tirolische Gastfreundschaft. Werbe- RV Aurach zog Erfolgsbilanz des EM-Jahres Obmannwechsel - Finanziell erfolgreicher Abschluß - Anerkennung für tadellose Organisation
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