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Seite 16 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 9. Dezember 1978 no Wald", mein Maßstab. Und da können wir, wenn man die Umstände und die Rückschläge kennt, stolz auf unsere Landsleute sein, die sich mit primitiven Mitteln, auf sich allein ge- stellt, diese neue Heimat aufgebaut haben. Die nun dringendsten Arbeiten, wie Asphaltie- rung, Kanalisierung, werden wohl auch noch in den nächsten Jahren drankommen, dann sind sie unsja gar nicht mehr „soo" weit hinten. Die bäuerlichen, wirtschaftlichen Aussichten bezüglich des Absatzes der milchwirtschaft- lichen Erzeugnisse sind nach dessen Speziali- sierung bedeutend besser, wie bei uns in Europa. Frischmilch und Käsesorten sind in den Millionenstädten Brasiliens noch viele Jahre Mangelware. Wie schaut es nun auf einer Kolonie aus? Eine teilweise buckelige Welt mit ange- nehmen Klima. Auf den meist geneigten Hängen gedeihen vor allem Mais, Bergreis, Sojabohnen und Mandioka, auch Weizen und Kartoffeln. IndenGärtenwiebeiunsinEuropa alle Arten von Gemüse. Um die Häuser Oran- gen, Mandarinen, Zitronen, auch Apfel und Birnen. Den Weinbergen widmen sich mehr die Italiener. Dreizehnlinden hat reichlich gutes Trinkwasser. Zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit wird neben dem Wirtschaftsdünger auch Kunst- dünger gestreut. Im übrigen Brasilien werden die Brandrodungen immer noch durch- geführt. Die abgebrannten Flächen werden sieben Jahre genutzt, dann läßt man sie wieder 20 Jahre verwildern, und andere Urwald- flächen kommen daran. In Dreizehnlinden ist also der Großteil (3/4) Weidefläche und 1/4 Ackerland. Stallungen gibt es für die Milchkühe, eventuell für Mastvieh und für Schweine. Im Winter gibt es nur manchmal einen Rauhreif, so daß man für die Milchkühe Maissilage zufüttert. Der Wald- reichtum geht zur Neige. Nach jeder Schläge- rung muß aufgeforstet werden. Dazu hat man nun die amerikanische Pinie, die jährlich drei Triebe macht, und in 20 Jahren schlagreif ist. Wie schnell unsere Freunde in Dreizehn- linden ihre gesteckten Ziele in Zukunft errei- chen, hängt von der Einigkeit, die bekanntlich stark macht, ab. Spezialisierung heißt Weiter- bildung, das gilt für die Landwirtschaft, wie auch beim geplanten Aufbau einer Fremden- verkehrswirtschaft. Dazu kann und will die alte Heimat sicher weiterhin durch Stipendien behilflich sein. Dazu wär halt für die jungen Leute, außer dem tirolerisch, die deutsche Sprache in Wort und Schrift vordringlich. Im großen weiten Land Brasilien sind schon viele deutsche Industrien. Mit der Zwei- sprachigkeit eröffnen sich für die Jugend, weichende Söhne und Töchter, unbegrenzte Möglichkeiten. Für die Erhaltung der deutschen Sprache und Kultur hat sich die Fieberbrunnerin Ella Grander geb. Schober, als Lehrerin große Ver- dienste erworben. Als sie für ihr uneigennützi- ges Wirken vom Land Tirol eine Rente zu- gesagt bekam, verstarb sie. (Ella Grander geb. Schober, wurde am 1. September 1891 beim „Brennsteiner-Gasthaus" in Fieberbrunn ge- boren. Sie war ausgezeichnete Rot-Kreuz- Schwester im 1. Weltkrieg, Lehrerin in Obern- dorf, Schulleiterin in Erpfendorf; verehelichte sich am 20. August 1920 mit dem Hummel- bühelbauern Josef Grander (Fahnenträger im Bild) und verstarb am 6. Februar 1969 in Drei- zehnlinden, ohne ihr Sehnsuchtsziel, das Wiedersehen der Heimat, erreicht zu haben.) Die deutsche Sprache ist in Dreizehnlinden Freifach. Der Kindergarten und die Brauch- tumsgruppe haben sich schön entwickelt. Das Land formt eben auch die Menschen, darum können wir es der Jugend von Dreizehnlinden nicht verargen, wenn ihre Art und Denkungs- weise auch brasilianisch ist. Der alten Generation danken wir für Weiter- vermittlung unserer Tiroler Kultur, die beson- ders in der bevorstehenden Weihnachtszeit, trotz gegensätzlicher Jahreszeit, in den Stuben und in der Kirche ausdrücklich gefeiert wird. Josef Grander, Hummelbühelbauer in Reith bei Kitzbühel, 1934 nach Dreizehnlinden aus- gewandert, als Fahnenträger der Tiroler Kreuzgruppe im Juli 1955 beim Eucharisti- schen Kongreß in Rio de Janeiro. Unseren alten Siedlern werden unsere hinter- lassenen Weihnachtsschallplatten wieder etwas Heimweh aufkommen lassen. Viel- mehr sollen sie aber die Bande mit der Heimat wieder fester knüpfen, nicht zuletzt durch gegenseitige Besuche. Mit den besten Wünschen für die Zukunft grüßt die Heimat Dreizehnlinden, besonders ihre letzten Besucher in Dankbarkeit für die Gastfreundschaft. Das Begrüßungsgedicht von Dreizehn- linden, vorgetragen von Hedwig Unterberger, verfaßt von Maria Moser, der Nichte von Minister Thaler Herzlich willkommen und Grüaß Gott habe Gäst, die kema san zum 45 -Jahre-Dreizehnlinden- fest! Und weit übers Meer, send vui ummagflogn schaun, ob die Dreizehnlindner scho was taug'n. Und ganz die größte Freud' is wohl, das der Landeshauptmann is kemma aus Tirol. Dr. Ilg und Frau san a dabei, dös tuat uns alle richtig gfreun. '5 Beste is, was wir an ihm finden, (dem Landeshauptmann) da guate Göd is kemma nach Dreizehnlinden! Was hat er für Dreizehnlinden scho alles gmacht: die Musik steht da in da schönsten Tracht! Spital, Molkerei und Kulturverein, überall san guate Spenden von eahm drein. Und die drei Jungbauern konnten lerna ent, als hat da Landesvater gspendt. Jetzt kann sich da Landesvater schon selber überzeugen: Als hat guat gholfn und sie werdn nimma steckenblaibn. Drei Generationen kinnans heut scho sehn, so wird Dreizehnlinden nimma untagehn. Dreizehnhinden dankt von Herzen Pfarrer Reitmeier, dem guatn Gottesdeana weil solchen hats gebn auf der Welt nur oan. Von die Ersten wird die Schar allweil kloana, viel schon san gonga ins ewige Hoam. Dös Schönste: Musik und Gesang hat uns da Kapellmeister erhalten - er gehört a schon zu die Alten! Wir danken ihm vom Herzen für sein Fleiß; er hat g'habt a guate Hand, drum is er a so bekannt worn im ganzen Land. Mit Hack, Sag und Ochsengespann, so haben gfangen die Ersten an. Heut habns scho Traktor, groß und kloan, so tuan sie sich schon leichter toan. Und wanns so weitergeht, können wir Kinder uns freu'n, denn dann können viel in Dreizehnlinden bleibn. Es wird verbessert im Stall und aufn Feld, so daß wir fit hintenbleibn der übrigen Welt. Herr Landeshauptmann: Wir von Dreizehnlinden haben a große Bitt! Nehmts an guatn Eindruck von uns mit! Wenn a fit alls gfallt - denkts Euch: Vor 45 Jahr war no alles Wald! Wir wünschen Enk viel Glück und Gottes Segen und danken Euch was Ihr habts für Dreizehnlinden geben. Da Gründer, da Siedlungsvater Thaler wird sich wohl freuen, wenn sei Werk so guat tuat gedeihen. EDllDDllD3E3 Hochzeitsjubiläum Am Sonntag, 3. Dezember 1978 feierte das Ehepaar Franz und Maria E g g e r, Kitzbü- hel, Bacherwiese, das 40. Hochzeitsjubiläum. Wir gratulieren herzlich!
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