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Samstag, 16. Dezember 1978 Kitzbüheler Anzeiger Seite 13 schen die Möglichkeit der Selbstbesinnung und damit der Neuorientierung bietet. Ange- sichts dieser Tatsachen hat die Frage nach dem Zweck der Volkskulturpflege im Sinne der Erhaltung organischer gewachsener Traditio- nen sich wohl selbst beantwortet. Es ist meine persönliche Überzeugung, daß die Gesell- schaft der Zukunft nur im Spannungsfeld von 6. Folge Verhaltensstörungen im motorischen Bereich (siehe Folge 2 und 3)werden häufig als Unarten des Kindes abgetan, die man gegebenenfalls mit einem „Klaps" auf den Hinterteil anerziehen kann.Die vegetativen Symptome (siehe Folge 4 und 5) hingegen sind allzuleicht mit körperlichen Krankheiten zu verwechseln und wir sind verwundert, wenn sie sich trotz Pillen, Säften und Spritzen nicht heilen lassen. Auffälligkeiten im Gefühls- bereich (affektive Symptome) wiederum wer- den seit altersher als „charakterlich" bedingt angesehen. Oh das Kind schnell überaus zornig wird, ob es sehr verträumt ist oder gleich Angst bekommt - „es ist halt so, das ist eben sein Wesen!". Und genau das ist falsch! Es gibt Kinder, die uns durch häufige starke Wutanfälle auffallen, auch wenn sie scheinbar nichts oder niemand gestört oder belästigt hat. Meistens sind die Anlässe, die in solchen Fällen aggressive Handlungen auslösen, ganz gering und unbedeutend. Solche Kinder haben eine geringe Frustrationstoleranz, und ganz minimale psychische Belastungen genügen, um sie zum „Explodieren" zu brin- gen. Aggressive Handlungen der Kinder können sich zerstörerisch gegen Menschen und Sachen wenden, sie können sich auch in körperlichen Aktionen wie Strampeln, Stoßen, Stampfen, Schlagen oder auch nur durch Schreien äußern. Zu beobachten sind dabei alle denkbaren Abstufungen zwischen stark gestörtem Verhalten und eher als „normal" einzustufenden Aggressionen, wie wir alle sie hin und wieder benötigen, um „auf- gestaute" Gefühle loszuwerden. Normal ist aggressives Verhalten bei den meisten dreijährigen Kindern! Bei der Ent- deckung des Ichs und den Versuchen zu eigener Willensbildung und Durchsetzungs- kraft benötigen sie oft ihr ganzes aggressives Verhaltensrepertoire. Hier mit Strenge und Strafe einzugreifen, würde eine zumindest belastungsfreie Entwicklung des Kindes behindern. Wegsehen und Nichtbeachten dieser Symptome bringt solches Verhalten meist bald zum Verschwinden, besonders wenn wir erwünschte Verhaltensweisen in dieser Zeit in hohem Maße beachten und ihm unsere Zuwendung schenken. Von einer Ver- haltensstörung im aggressiven Bereich sollten wir ganz allgemein erst nach dem dritten Lebensjahr eines Kindes sprechen. Und wie bei fast allen dieser Störungen sind die Tradition und Fortschritt sich behaupten kann. Es hat ganz den Anschein, daß die Bewoh- ner der Alpenländer selbst in der Gegenwart eine enge Bindung an die Gemeinschaft und damit an das Brauchtum haben. Damit ist Brauchtum auch heute noch wesentliches Ele- ment und Grundlage alpenländischer Kultur. Ursachen nicht einfach aus dem jeweiligen Verhalten ablesbar. Bewußte oder unbewußte Verstärkung aggressiven Verhaltens durch die Umgebung des Kindes, Lernen am Modell (Fernsehen u. a.), Ausbruchversuche aus einer zu direktiven Erziehungssituation können da- für genauso verantwortlich sein wie dauernde Überforderung, mangelnde Zuwendung. ver- steckte Eifersucht oder zu wenig bzw. gestörter Schlaf. Dabei müssen diese Ursachen gar nicht immer objektiv feststellbar sein, es genügt, wenn das Kind sie subjektiv oder sogar unbewußt empfindet. Zum unangemessenen Aggressionsverhal- ten gehört aber auch das Gegenteil von dem, was wir allgemein als „aggressiv" verstehen. Kinder, die nie ernstlich böse werden, die sich nie wehren oder gar nicht versuchen, ihre Wünsche durchzusetzen, stellen uns oft vor genauso große Probleme wie ihre „streiten- den" Altersgenossen. Ängstliche Kinder gibt es heute fast mehr als aggressive. Ihr Symptom tritt nicht so offensichtlich in Erscheinung, es ist für die Umwelt meist nicht so belastend, macht uns Erwachsene nicht „nervös" - aber es führt leicht zu einem Zustand allgemeiner Angstlichkeit, einer - auch körperlich diagnostizierbaren - Dauerreaktion des vegetativen Nervensystems. Diese Ängstlich- keit braucht dann keinen direkten Anlaß mehr! Die Angst des Kindes kann sich aber auch auf etwas ganz Bestimmtes beziehen: auf Dunkelheit, auf bestimmte Menschen, oder auf Objekte (Hund, Spinne, Katze, auf einen freien Platz oder auf überfüllte Räume). Solche fixierte Furcht gibt es bereits bei Kindern, und sie führt in der Folge nicht selten zu Zwangshandlungen, die das Kind selbst und seine Umgebung schwer belasten. In diese Gruppe von Verhaltensstörungen fallen auch noch Auffälligkeiten im Arbeits-, Spiel- und Sozialverhalten. Antriebsgestörte Kinder z. B. sitzen zu Hause stundenlang herum, ohne eine Idee, was sie nur anfangen könnten. Aufforderungen und Ratschläge der Mutter bringen dabei ebensowenig Abhilfe wie Anregungen von Freunden. Treten solche Probleme in der Zeit der Pubertät auf, können wir sie als entwicklungsbedingt und daher „normal" einstufen. Das gesunde Kind sollte aber vorher bis etwa zum 11. oder 12. Lebens- jahr keine auffallende Arbeits- und Beschäfti- gungsprobleme haben. Vorschulkinder glauben nicht nur gerne an den Weihnachtsmann, sie halten auch Geschichten und Gestalten für wahr und wirklich, die sie sich selbst ausdenken. In ihrer Welt ist Wirklichkeit und Phantasie noch nicht getrennt. Erfundene Behauptungen dürfen wir daher in diesem Alter keinesfalls mit Lügen verwechseln. Ab dem Schulalter aber können Lügen durchaus Symptom einer Ver- haltensstörung sein und ein Zeichen dafür, daß verborgene seelische Probleme vom Kind nicht recht bewältigt werden. Dasselbe gilt für das Stehlen. Nicht immer darf einfach Ver- wahrlosung als Grund dafür herangezogen werden. Diebereien können wie das Naschen zwanghaft sein und weisen dann auf starke psychische Belastungen hin, die durch eine Therapie und nicht durch Strafe gelindert werden können Schluß folgt! Weihnachtsspenie von Sparkasse, Hagebank und Raiffeisen- Bezirkskasse Am 1. Dezember 1978 eröffnete der Ortsführer des Österreichischen Bergrettungs- dienstes, Ortsstelle Kitzbühel, Toni W e r n e r, die denkwürdige Jahreshauptver- sammlung im Alpenvereinsheim, das in der alten Schule auch das Vereinsheim von Berg- rettung und Bergwacht ist. Sein besonderer Gruß galt Stadtrat Jakob Lackner, Gendar- merie-Postenkommandant Hermann Wind- brechtinger, Bergwacht-Bezirksobmann Harald Ritter, Bergwacht-Ortsobmann Hugo Haidacher, den Leiter der Pistenrettung Fritz Tschurtschenthaler, dem Senior der Berg- rettungsmänner Hans Lackner (76 Jahre) und dem Altobmann Pepi Graswander. An der Jahreshauptversammlung nahmen nicht nur die Bergrettungsmänner der Ortsstelle Kitzbü- hel, sondern auch jene der Bergwacht teil, da der Hauptpunkt der Tagesordnung, die Über- gabe der Personenrufanlage, beide Ortsstellen betraf. Mit besonderer Hochachtung begrüßte sodann Ortsführer Werner die Vertreter der führenden heimischen Geldinstitute, Vor- standsdirektor der Hauptanstalt der Tiroler Handels- und Gewerbebank Dr. Herbert Schlegel und dessen Filialleiter in Kitzbühel, Jakob Fuchs, den Direktor der Raiffeisen- Bezirkskasse Walter Egger und die beiden Herren der Sparkasse der Stadt Kitzbühel, Direktorsteilvertreter Dr. Dietmar Bissert und Martin Krismer. Es folgte die Übergabe der zehn Personen- rufgeräte,je zur Hälfte an die Bergrettungbzw. an die Bergwacht. Es handelt sich dabei um eine Alarm- und Rufanlage mit einer Reich- weite von 40 km, mit einer stationären Anlage bei der Funkzentrale der Bezirksstelle Kitzbü- hel des Roten Kreuzes im Rettungsheim im Werte von 80.000 Schilling, wofür sich der Ortsführer Werner im Namen beider Stellen herzlich bedankte. Im Namen der Geldinstitute sprach Vor- standsdirektor Dr. Schlegel der Bergrettung sowie der Bergwacht für ihre freiwilligen Ein- sätze das ganze Jahr über seine Anerkennung Kinderprobleme - Problemkinder von Dr. Walter Bodner Jahreshauptversammlung Bergrettung Kitzbühel
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