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Samstag, 23. Dezember 1978 Kitzbüheler Anzeiger Seite 21 zungen findet, weil diese ihm für seine Absicht gerade gut genug und auch nicht zu teuer sein werden. Diese Bedingungen sind in der mitt- leren Höhenlage der Alpen, das heißt in einem Großteil Osterreichs zu finden, in einer See- höhe, die Aktivitäten wie Wandern, Tennis, Golf ect. nicht nur ermöglicht und empfiehlt, sondern durch die gemäßigten Klimata anreizt, herausfordert. Der Gast, der all diese Voraussetzungen vor- findet, wird bereit sein, für die ihm entgegen- gebrachte Serviceleistung in die nebst der Unter- kunft und Verpflegung die Investitionen der gesamten touristischen Struktur miteinbezogen sein müssen1einen höheren, sagen wir leistungs- gerechteren Preis zu bezahlen. Der Industrie- mensch, der Großstadtmensch, der Gast ganz allgemein, beginnt den Dienstleistungsberuf im Fremdenverkehrsgewerbe mit anderen Augen zu betrachten. Das Bedienen bekommt langsam aber sicher einen neuen Platz, das Bedient- werden eine ganz andere, viel gewichtigere Bedeutung, einen psychologisch aber auch materiell erhöhten Stellenwert. Daß ein Mensch einen anderen Menschen bedient, von früh morgens bis spät am Abend, für ihn da ist, beginnt aus dem Klischeebild der Selbstver- ständlichkeit zu verschwinden. Mit der Auf- wertung der Fremdenverkehrsberufe be- ginnen diese auch wieder an Anziehungskraft zu gewinnen. Vor allem junge Menschen, die früher in die Industrie gegangen wären, sehen im Tourismus nicht nur die Möglichkeit gutes Geld zu verdienen, sondern eine Chance für ihre Zukunft. Der Andrang zu den Fremden- verkehrskursen und Fachschulen ist erfreulich groß. Eine abgeschlossene Ausbildung bringt Sicherheit, Freude und einen besseren Ver- dienst. Mit geschulten Mitarbeitern, die an ihrem Beruf Freude habenweil er anerkannt und geschätzt wird, wird der Standard in allen Bereichen angehoben werden können. Mit der besseren Leistung wird sich der leistungs- gerechtere Preis leichter erzielen lassen, was dem Unternehmer wiederum den Weg zu mehr Mitarbeitern unter besseren Bedingun- gen freimacht. Das ist kein utopisches Bild, sondern eine Entwicklung die von der Industriegesellschaft ausgeht, ein Prozeß, der von der gesundheit- lich angeknackten Generation schon ausgelöst worden ist, langsam aber sicher auf die mitten im Arbeitsprozeß stehenden Jahrgänge über- greift und schließlich die nachrückende Jugend erfassen wird, jene Altersgruppen, die an den Gebrechen der Eltern erkennen wer- den, daß Vorbeugung besser ist als Heilung. Die sich ankündigende Entwicklung wird sich nicht in einigen Jahren vollziehen lassen, sie wird in ein bis zwei Jahrzehnten zu messen sein. Es wird auch niemand glauben, daß der Weg zu einer besseren Fremdenverkehrs- zukunft bereits geebnet ist und ohne Hinder- nisse beschritten werden kann. Es wird nach wie vor des totalen Einsatzes der gesamten Fremdenverkehrswirtschaft bedürfen, aber die Schranken sind geöffnet. Das Fremden- verkehrsland Osterreich muß geschlossen und massiv gegen die Konkurrenz antreten und seine Trümpfe, die aüsgezeichnete geographi- sche Lage, die guten Klimazonen, die Vielfalt und Schönheit derNatur, Kultur und Gastlich- keit ausspielen. Der qualitative Ausbau der Bereiche Unter- kunft und Verpfleguiig ist in vollem Gange, ebenso der Aufbau einer vorrangig den Sommergast absichernden sekundären Infra- struktur für Sport, Unterhaltung und gegen Witterungsunbilden. Er könnte mit einer abgabenentlastenden Wirtschaftspolitik ver- stärkt und beschleunigt werden. Wir müssen Anläßlich der traditionellen Weihnachts- feier der Bergbahn Aktiengesellschaft Kitzbü- hel, die in der „Tenne" stattfand, konnte Vorstandsvorsitzender Hans Werner Tscholl den größten Teil der Stammbelegschaft und als Ehrengäste die Mitgliederdes Aufsichtsrats und Vorstands, an der Spitze Aufsichtsratsvor- sitzenden Hofrat Dr. Hans Trentinaglia be- grüßen. Gekommen waren die Aufsichtsräte Ehrenbürger Hermann Reisch, Peter Sieberer, Dkfm. Rudolf Maier, BM Herbert Noichl, Dir. Wilhelm Kindl und Andreas Bachler. Die dem Gemeinderat angehörenden Aufsichts- räte aus Kitzbühel mußten sich wegen einer Sitzung entschuldigen, ebenso Komm.-Rat Hagsteiner. Der langjährige Vorstandsvor- sitzende Dkfm. Fritz Tschoil war wegen eines Auslandsaufenthalts entschuldigt. Der herz- liche Gruß galt den Vorständen Ing. Adolf Chlup und Dr. Walther Tappeiner, den Betriebsleitern und den Funktionären des Betriebsrats. Vorstandsvorsitzender Hans Werner Tscholl gab eingangs bekannt, daß am gleichen Abend der Gemeinderat Kitzbühel sich mit dem Projekt Kurhausbau beschäftigt habe und die Entscheidung einhellig für die Einbeziehung einer kleinen Fläche des Kur- parks erfolgte, wodurch der Weiterarbeit am Vorhaben Kurhaus nichts mehr im Wege steht. Dann zog Tscholl die Bilanz des ab- laufenden Jahres. Es war arbeitsreich, aber auch erfolgreich. Alle Vorarbeiten für 1979 wurden zielgerichtet gemacht, sodaß auch dieses ein gutes Jahr werden müßte. Heuer wurden zwischen Aschau und dem Paß Thurn in harter Arbeit viele Projekte verwirklicht und eine große Zahl von Arbeiten abgeschlossen. Die herausragendsten Projekte waren Bärenbadkogel 1 und II. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes Bergbahnanlagen, denn noch nie wurde soviel in Eigenregie und unter oft schwierigsten Bedingungen gebaut. Die Bauzeit betrug nicht ganz sieben Monate. Es waren bis zu 80 Personen im Liftbau beschäf- tigt. Glücklicherweise ist das Vorhaben der beiden Lifte am Bärenbadkogel ohne wesent- liche Unfälle abgewickeltworden. Es war mög- lich, eine größere Zahl von Bediensteten über den Sommer zu beschäftigten. Die Gesell- schaftverfiigt über eine Zahl von eingespielten Arbeitspartien, die es ermöglichten, daß so rasch und erfolgreich gearbeitet werden konnte. Neben dem Bau der Lifte mußte man vor auch unseren Weg mit der einheimischen Bevölkerung und mit dem Feriendorf weiter- gehen, uns davon nicht abbringen lassen. Und eines müssen wir tun, allen Menschen,diezu uns kommen wollen,die Naturrein,undden von ihnen gesuchten und ersehnten Bewegungsraum frei- halten. Wenn der österreichische Weg im Fremdenverkehr nach wie vor kein leichter sein wird, so ist er doch auch chancenreich. Betriebsbeginn auch andere Voraussetzungen schaffen, so Erdbewegungen, Schlägerungen, Wegebau und Wildbachverbauung. In Jochberg konnte das Werkstätten- und Garagengebäude fertiggestellt werden. Am Kitzbüheler Horn wurde die Bergstation der Gipfelbahn umgebaut, am Kitzbüheler Horn wurde ein Sprengmittelbunker gebaut, dort waren im Bereich der Kaiserpromenade Lawinenschutzbauten auszuführen. Der Ausbau der Skiabfahrten konnte im Raintal, am Pengelstein, auf der Hagstein und auf der Streif fortgesetzt werden. Die Einfahrt ins Raintal istwesentlich verbessert, deruntere Teil der Pengelsteinabfahrt stark ausgebaut, das Schlußstück der Hagsteinabfahrt groß- zügig erweitert worden und auf der Streifwur- den die notwendigen Verbesserungen im Bereich Streifalmausfahrt gemacht. Auf der Streifabfahrt wurde ein Wasser- bassin für den Bereich .der Bergstation errich- tet. Umbauarbeiten waren bei den Schutz- hütten am Pengelstein und am Steinberg- kogel. An das Zentralbüro konnte ein Anbau errichtet werden, der ebenfalls fertiggestellt wurde. Bei dieser Gelegenheit würdigte Vor- standsvorsitzender Tscholl die Bediensteten des Zentralbüros, die die Umstellung auf den Computer nicht nur verkrafteten, sondern die Wundermaschine beherrschen. Im Jahre 1978 wurden drei neue Pisten- maschinen gekauft, die Funkgeräte wurden auf den letzten Stand gebracht. Insgesamt hat die Bergbahn AG im Jahre 1978 rund 50 Mil- lionen Schilling investiert. Diese große Bauentwicklung führte zwangsläufig dazu, daß eingegangene finanzielle Verpflichtungen erst im neuen Betriebsjahr erwirtschaftet wer- den müssen. Tscholl bat um Verständnis der Mitarbeiter, daß nicht weiterhin in diesem Tempo und mit dieser Rasanz investiert wer- den kann. Es sind Pausen für die finanzielle Erholung notwendig. Wer an die Zukunft denkt, muß auch die Begriffe Krisenfestigkeit und Liquidität einbeziehen. Die finanziellen Vorgriffe auf das Folgejahr, wie sie derzeit praktiziert werden müssen, sind nicht gerade eine ideale Finanzierungsform und bringen Engpässe mit sich. Die Bergbahn AG Kitzbühel hat ein umsatzstarkes Jahr hinter sich. Es wurden rund 120 Millionen Schilling netto erwirt- schaftet und dabei rund 12,5 Millionen Per- sonen befördert. Die finanziellen Belastungen Bergbahn AG Kitzbühel hat heuer über 50 Millionen Schilling investiert
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