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Samstag, 30. Dezember 1978 Kitzbüheler Anzeiger Seite 21 Fortsetzung von Seite 14 Anteil an dem Aufeld und der Stadiwiesen, dem Achgrund, dem Erlholz und dem Spertengrund hatte auch das Gut Malhausen auf dem Kirchberg. An dem Aufeld, dem Achgrund und dem Erlholz auch die Güter Wenig- und Michirain „hinumb vom Kirch- perg gegen Wezing". Keinen Anteil aber hatten die Güter Niederthann „zunechst am Kirchperg" und Oberthann „ob des Kirch- bergs". Wenig- und Michelrain, Ober- und Niederthann hatten eigene Holztratten (Wald und Weide) „in der Fützen". Wie jede Dorf- und Kirchgemeinde hatte auch Kirchberg „ehehafte" oder offene Orte. Die Emühle bei der Malhauser Mühle zwischen der Mühlbrücke und der Schmiede, 1977 abgebrochen; die Eschmiede bei der Malhauser Schmiede zwischen der Mühle und der Schmelzhütte, 1760 abfebrannt; die „gmain Tanzlabn" beim (nachmaligen) Sommerhaus am Poschen, herober der Müll- pruggen und das „gmain Pad" beim (nach- maligen) Baderhaus an der Frei, herunter der Müllpruggen, 1978 abgebrochen. Mit der Verlegung der Wirtstaferne von der Bauparzelle 5(nachmaligeWidum, 1972 abge- brochen) 1561 - 1612 auf die Bauparzelle 2 (nachmaliger Bräu), 1902 abgebrannt, aber wieder aufgebaut, wurde auch das Tanz- oder Sommerhaus am Poschen von der Bau- parzelle 7 (heute Haus Krautschneider), 1612 auf die Bauparzelle 8 (heute Haus Gamper) übersetzt. Die 4 ehehaften Orte standen wie auch das aus der Zeit des Burgbaues Sperten stammen- de Grafenhaus (Gp. 2) und Heroldhaus (Gp. 3)an der Kirchgassen, auf dem Grund des Gutes Malhausen und haben 1332 schon bestanden. Herunter und herober der Mühl- brücke zwischen dem Dorf Sperten unter dem Kirchberg und dem Gut Malhausen auf dem Kirchberg spielte sich das ehehafte oder öffent- liche Leben des Dorfes ab. Das durch die Nidringergasse geteilte Dorf grenzte im Westen an die (heutige Stöckl-) Gasse, im Norden und Osten an die Land- straße und im Süden an den Anger (dem späteren Markt- und heutigen Dorfplatz) mit dem Dorfbrunnen (vor dem späteren Pechi- wirt, der damals noch nicht stand). Zwischen dem Dorfanger und dem Achgrund lag der alte Dorffreithof mit der Totenkapelle (die spätere Pechlschmiede). Das war Kirchberg um das Jahr 1332, als der Name Kirchberg erstmalig genannt wurde. Kirchberg zur und nach der Zeit des Kirchenbaues auf dem Kirchberg An die neun Gehöfte im Dorf Sperten,jedes inmitten eines Angers, schlossen sich „ausge- märkte Orter", sogenannte Peunten, das sind eingezäunte Grundstücke, an, auf denen nach den Verstuckungen der „alten Höfe" nach der Zeit des Überganges der Landesherrschaft im Brixental vom Stift Regensburg an das Stift Salzburg. 1380 gegen Wiederlosung und 1384 auf „ewig", die „neuen Höfe" und Häuser vom Neuwirt, Kalsen, Weber, Peter-Stöckl-Häusl, Krimbacher, Panger, Peter-Geusauf-Häusl, Angerer, Michael-Stöckl-Häusl, Peuntner, Peterschmied, Steininger, Scharler und Sixt- Tanner-Häusl „aufgesetzt" wurden, von denen aber Steininger, Scharler und Sixthäusl nicht „im Dorf' liegen. Unverbaut blieben nur drei Peunten an der Stöcklgassen gegen dem unteren March- oder Seefeld, zwei Peunten an der Landstraßen gegen die Moßpeunt, zwei Peunten an der Landstraßen gegen das Sill- feld, drei Peunten an der Sillgassen gegen die Ache. Zwischen dem Dorf und der Frei (Weide) an der Ach (zwischen der Land- und Mühlbruggen) stand, anstelle der 1549 errich- teten Michael-Stöckl-Schmiede eine Toten- kapelle mit anschließendem Freithof, auf denen heute das Kaufhaus Bechlschmied und die Bankhäuser der Sparkasse der Stadt Kitz- bühel und der Bank für Tirol und Vorarlberg stehen. Die Geschichte eines Körnchens Weizen Die Energie, die sich in einem Weizen- kern verborgen hält, ist dieselbe, die jeder Art von Leben zugrundeliegt. Wenn so ein Körn- chen in der Erde begraben wird, weigert es sich, still und leblos zu bleiben. Es springt an einem Ende auf und beginnt sogleich zu atmen und Nahrung aufzunehmen. Seine Wurzeln bohrt es in die Tiefe und seinen Stamm richtet es in die Höhe. Bald kommt dann die Zeit, da das Grün der Pflanze über dem Boden erscheint, bezaubernd anzusehen und köstlich zu berühren. Ein hohler Halm, ein Wunder der Architektur, bildet sich, ein Halm, der sich im Winde wiegen mag. Ganz oben aber, auf der höchsten Spitze des Halmes, da wachsen allmählich jene kleinen Körnchen, die, wenn sie in die Erde fallen, diesen wunder- baren Kreislauf immer wieder erneuern kön- nen, für ewige Zeiten. Plötzlich wird dieser Kreislauf unterbro- chen. Ein Mann erscheint mit seiner Sense und der Leidensweg des Körnchens beginnt. Es wird herzlos enthauptet, mit harten Schlä- gen gedroschen, zwischen schweren Steinen gemahlen, mit rohen Händen geknetet, im glühenden Ofen gebacken, mit scharfem Mes- ser zerschnitten; und mit unbarmherzigen Zähnen zermalmt. Aber siehe! Trotz dieses scheinbar mannig- fachen Todes, die Lebenskraft des Körnchens ist keineswegs vernichtet. Durch das tägliche Brot gerät sie in den Blutstrom des Menschen, gibt ihm Kraft und Gesundheit, gibt ihm Ener- gie zu denken und zuarbeiten. Aufdiese Weise wird er befähigt nachzudenken über die Pro- bleme des Lebens und Sterbens, nicht nur über die eines Menschen, sondern vielleicht sogar über die eines Weizenkörnchens selbst. Wenn das Leben, das in einem so kleinen Körnchen verborgen liegt, so erfolgreich einer Vernichtung widerstehen kann, wie könnte je- mand so töricht sein zu glauben, daß das menschliche Leben mit dem Tode plötzlich und endgültig erlöscht sei? Gleich ob wir in der Bibel oder im Buch der Natur blättern, das Prinzip des Weiterlebens nach dem Tode ist überall deutlich erkennbar. Paul v. Hevesy Marianischer Gnaden-Schatz von Kitzbühel Das ist: Beschreibungjener Gutthaten, wel- che die allmögende Hand des großen Gottes durch die barmherzige Königin Himmels und der Erden in der Gnaden-vollen Maria-Hülfs- Capellen der Stadt Kitzbüchl in Tyrol an ver- schiedenen betrangt-bresthafften und elenden Personen mildhertzigst gewürket hat. Verfaßt und beschrieben vom alldasigen Seelsorger. Mit Erlaubniß der Oberen, Ynnsbrugg, ge- druckt bei Michael Antoni Wagner, 1744. Das Büchlein „Mariannischer Gnaden Schatz" erhielt das Kitzbüheler Heimatmu- seum vom Heimatpriester Josef Mayrhofer, Pfarrer i. R in Oberlangkampfen 38, Post 6322 Kirchbichl, als Dank flur die Kitzbüheler Stadt- bücher, die er 1977 aus Anlaß seines 40jähri- gen Priesterjubiläums erhalten hat. Viele Jahre schon suchte das Heimatmuseum dieses Büchlein, nun ist es zurückgekehrt. Pfarrer Mayrhofer erhielt das Büchlein als Studentge- schenkt, und hat nun zugunsten seiner Hei- matstadt darauf verzichtet. Herzlichen Dank! Anno 1632. (laut einer der ältisten Opffer- Taflen) hatte Maria, ein Töchterlein des Ehrsa- men Georg Rettenböck, Bürger und Vier- Bräuer allhier, und Sara Spitzweggin, ein Kind von 3. Jahren, das Unglück, daß es aus einem Fenster, zwey Gaden (Stockwerke) hoch, auf die Gassen, und muthmaßlich auf die gepfla- sterte Stein gefallen: Alle, so disen Fall, oder von ihren Häusern, oder auf offnen Platz erse- hen, schlugen ihre Hände ob den Kopf zusam- men, und glaubten nicht anderst, als das gute Kind müsse ihm. e nothwendig Hals und Bein gebrochen haben, sofern es oder nicht vorhero in den Lufft erstickt, oder bey einem so harten Fall sein Leben gar eingebüst. Die betrübten Eltern laufften selbsten voller Schröcken die Stiegen hinab dem gestürzten Kind zu, solches unterdessen dem hohen Schutz Mariae befeh- lend, und da fanden sie, Glück über Glück! das 3.jährige Kind am Leben, ohne mindester Ver- letzung des Köpfleins, ohne mindester Verlet- zung eines Gliedleins in- oder äußerlich, also, daß es den dritten Tag nach dem Fall wieder- rum frey seine Weeg und Steg fortgegangen, und sich zu jedermanns Verwunderung gantz fröhlich gezeigt. Das verwunderlichste bey di- ser Begebenheit ware, daß das Kind des Falls halber befragt, offensichtlich aussagt, eine schöne Frau in einen blauen Mantel seye ihr nächst an die Seite gestanden, habe sie mit ihren Händen liebreichen aufgefangen, und gantz leiß auf die Erden gesetzet. Einen gleichen unglücklichen Fall von einer Stiegen machte ungefehr um das Jahr 1710 die Wohl-edle Frau Rosina Pruggerin von Prugg- haimb (annoch im Leben) und zwar nächtli- cher Weil, hoch schwanger, in einer Hand eine brennende Kertzen, in der anderen Hand ein Schlitten-Kuß (?) haltend: der Fall geschah mit solcher Gewalt, daß so gar das Geld, so sie bey sich hatte, sich von freyen Stucken aus dem Rock-Sack heraus schüttete, und hin und wie- der auf dem Boden hat aufgesucht müssen werden. Weilen sie aber unter währendem Fall
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