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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 4. Februar 1978 erhaltenen „Rauchkuchl" war man von der überaus reichhaltigen Samm- lung an landwirtschaftlichen Gerä- ten beeindruckt. Man war der Mei- nung, daß gerade diese Gerätesamm- lung zu einem Schwerpunkt bei der weiteren Gestaltung dieses Museums werden könnte. Um viele Eindrücke reicher und be- Wenn dieser Tage Komm.-Rat Ru- dolf Witzmann seinen 70. Geburtstag feiert, so bedeutet dies einen gebüh- renden Anlaß zur Rückschau auf ein arbeitsreiches, aber auch erfolgreiches Leben. Nach einer fundierten Ausbildung in führenden Häusern Österreichs, übern'ah mer im Jahre 1941 den elter- lichen Hotelbetrieb in Bad Vöslau und wurde nach dem Kriege als Pächter und späterer Besitzer der Pension „Seebichl" auch in Kitzbühel ansässig. Er begnügte sich aber nicht damit, seine eigenen Unternehmen durch vorbildliche Führung zur Blüte zu bringen, sondern stellt sich als aner- kannter Fremdenverkehrsfachmann mit voller Einsatzbereitschaft in den Dienst der Fremdenverkehrswirt- schaft. Die Aufzählung 'seiner Funk- tionen an 'dieser Stelle erhebt durch- aus keinen Anspruch auf Vollständig- Der Biasiustag (3. Februar) wäre noch vor 50 Jahren ein ganz besonderer und wichtiger Tag gewesen. Heute ist er nur mehr 'im Reimmichikalender unci im Bauernkalender besonders vermerkt. Was wird dies wohl für ein Tag gewe- sen sein, den wir heute nicht mehr spü- ren und der für uns auch nicht mehr von Bedeutung ist. Eis war der S'chlreng- geltag. An diesem Tag oder in dieser Woche um Lichtmeß wechselten die bäuerlichen Dienstboten ihren Arbeitsplatz. Was heißt aber eigentlich Schlenggeln? Wir ha'ben ein anderes Wort viel besser im Ohr. Es ist rciais Wort „Schlingel". Der ist ein Schlingel, sagen wir, wenn wir damit ausdrücken wollen, daß man sich auf einen Menschen nicht ganz verlassen kann, weil er eben unbeständig, wechsel- haft, wetterwendisch, kurz und gut ein unsicherer Patron ist. Allerdings verwen- den wir heute das Wort Schlingel meist für einen Buben, oder junge Menschen. Dies soll aber nicht heißen, daß gerade dieses Alter die vorhin genannten Merk- male besitzt. Ursprünglich allerdings becceutet Schlenggen" hinausschleudern, hinaus- werfen. Und wenn wir nun bedenken, daß dieses Wort anfangs von der Herr- geistert von der herzlichen Aufnahme und Gastfreundschaft in Kitzbühel, wurde am späten Nachmittag die Heimreise nach Innsbruck angetre- ten. Man war sich einig, bald wieder einmal nach Kitzbühel zu kommen. Das Gebiet der Kelchalm, so war man der Ansicht, sei sicherlich eine eigene Exkursion wert. keit seiner vielseitigen Funktionen. Von 1956 bis 1968 war er im Aus- schuß des Kitzbüheier Fremdenver- kehrsverbandeis tätig, dem er lange Zeit als Vorstandsmitglied angehörte. In seiner Standesorganisation inner- halb der Tiroler Handelskammer be- kleidete er von 1960 bis 1970 die ver- antwortungsvollen Positionen eines Kammerrates rund Bezirksobmannes der Sektion Fremdenverkehr. Wichtige Aufgaben hatte er als Mitglied des Tiroler Landesfremdenverkehrsrates und Beisitzer des Arbeitsgerichtes Kirtzbühel zu erfüllen. Einen wesent- lichen Anteil leistete er zur Gründung 'der Kur- und Moorbad AG Kitzbühel, der er in der Folge als Mitglied des Aufsichtsrates angehörte. Der öffentliche Dank für seine im- mer mit besonderem Ernst rund Opfer- bereitschaft gezeigte Mühewaltung wurde insbesondere durch die Ver- schaft gebraucht worden ist, dann kön-- neu wirr uns zusammenreimen, daß die- ses schie'nggen, hinausschleudern, die Dienstboten, die Mägde unu Knechte, das Gesinde betraf, das einfach vom Ar- beitsplatz gefeuert wurde, wenn man ih- rer Dienste und Hände nicht mehr be- durfte. Eine gewaltige soziale Unsicher- heit steckt in 'diesem so harmlos klingen- den Wort schJienggein. Und plötzlich tritt eine andere Bedeu- tung an die Stelle cies hinausschleudern. Die neue Wortbedeutung lautet: sich ver- ändern, wechseln, einen anderen Dienst- platz suchen vom Dienst austreten. Das klingt wohl ganz anders, wie wir sehen. Hier wird der Mensch selbst zum Handelnden, zum Selbstbestimmenden. Zuerst mußte er es sich gefallen lassen, vor die Tür gesetzt zu werden. Jetzt entscheidet er selbst über seinen Arbeits- platz, jetzt bekundet er, ob er bleiben will oder ob er gehen will. Hier ist ciii sozialer Wanciel vor sich gegangen, den man als gewaltig bezeichnen muß. Die Dienstboten wurden sozial besser ge- stellt. Und dies zu einer Zeit, wo es noch keine Inte'ressensvertretungen gab. Übrigens erfolgte das Schlenggeln zu einem Zeitpunkt, der auch seine beson- dere soziale Bedeutung hat. Der Schl.eng- leihung Eder silbernen Kammermedail- le und des Titels „Kommerziralrat" ab- gestattet. Zu diesem äußeren Zeichen der Anerkennung gesellt sich zweifel- los die Dankbarkeit vieler seiner Be- rufskollegen für seine ersprießliche Arbeit und Hilfsbereitschaft. Komm.-Rat Witzmann blieb auch von Schicksalsschlägen nicht ver- schont. Trotz schwerer Krankheit baute er nach der Brandkatastrophe im Jahre 1975, durch welche die Pen- sion „Seebichl" vernichtet wurde, ei- nen neuen modernen Hotelbetrieb auf, der wohl als gastronomisches Gusto- stück bezeichnet werden kann. Er hat allerdings auch das Glück, daß ihm vor allem seine Ehegattin und später auch seine beiden Söhne in all diesen Zeiten immer treu zur iSeite standen und das nötige Verständnis für seine Arbeit aufbrachten. Rudi Witzmann hat sich inzwischen vom öffentlichen Geschehen zurück- gezogen und widmet sich seinen bei- den Gastbetrieben, doch wird sein Wirken immer als Teil der Kitzbühe- 1er Entwicklung im Fremdenverkehr bestehen bleiben. Es bleibt noch der allseits empfun- dene Wunsch, dem Jubilar zu seinem 70. Geburtstag herzlich zu gratulieren und zu hoffen, daß ihm noch viele Jahre für seine Arbeit im Kreise sei- ner Familie vergönnt sein mögen. 1 1 itag ist die Zeit, WO der Winter all- mählich seinen Schrecken verliert, wo der junge Lenz sich zum Einzug in sein blühendes Reich vorrb,ereftrtet, wo eben das bäuerliche Arbeitsjahr beginnt. Dies bedeutet, daß dieargd oder der Knecht nicht vor dem schaurigen Winter sozu- sagen an die kalte Luft gesetzt wurden, sondern auch in der arbeitsarmen Zeit mal dem Bauern die warme Stube teilen konnten. Heute wird leider oft wenig danach gefragt, ob der Winter vor der Tür steht ocier nicht. Und noch etwas dürfen wir nicht ver- gessen. Die Schlen•gglerr bekamen ihr Schlenggeribrot mit. Das ist die Wegzeh- rung bis zum neuen Arbeitsplatz. Sie aßen aber 'auch noch am runden Tisch in der Stube mit den Bauersleuten und mit dem bleibenden Gesinde das Schlenggelmahl, so wie sie Jahr und Tag am Tisch mit dem Bauern gleichberech- tigt saßen. Und noch etwas dürfen wir nicht über- sehen: Der Bauer führte selbst urem schlernggelndren Dienstboten die Truhe am Truhenta'g, das ist der Tag nach dem Schlenggeln, zum neuen Dienstherrn. Und in dieser Truhe waren überdies Ge- wand rund Schuhe, die der Bauer seinem schlenggelnden Dienstboten zum Ab- schied mitgab. Und SO erfahren vdr, aaß dieses ein- fache Wort schlenggeln der beredte Aus- druck einer gehobenen sozialen Stellung des bäuerlichen Gesindes war. Kommerziulrot Rudolf Witzmann - ein „Siebziger" 69Øene1n, 105brue einer croenen 103inten 61tonng Von Hofrat Dr. Eduard Widmoser
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