Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 4. März 1918 Kltzbtiheler Anzeiger Seite 5 Resolution des Landesbouernrates von Tirol Bekenntnisse zur Partnerschaft in Gesellschaft und Wirtschaft - Tirols Land- wirtschaft exportabhängig - Neues Konzept für die Regelung des Milchmarktes - Neue Agrar- und Ernährungswirtschaftsordnung - Aufstockung der Förde- rungsmittel - Ablehnung der neuen Straßenverkehrssteuer - Keine Diskrimi- nierung der Nebenerwerbsbauern - Keine Benachteiligung im Finanzausgleich - Behebung der Härten durch das Raumordnungsgesetz. Am 18. Februar tagte im Festsaal der RaIffeisenzentralkasse in Innsbruck der Landebauernrat, das höchste Gremium des Tiroler Bauernbundes. Lanueshaupt- mann Eduard Wailnöfer führte den Vor- sitz. An der Tagung nahmen iauch die Bauernräte aus den Bezirk Kitzbühel teil. Es wurde folgende Resolution be- schlossen: Der Landesbauernirat VOfl Tirol als das oberste Organ des Tiroler Bauern- bundes ist sich seiner Aufgabenstellung und Verantwortung für das Land und seine Mnscheu bewußt. Er bekennt sich zur Partnerschaft in Gesellschaft und Wirtschaft, zur Sicherung und Ernäh- rung und zur Erhaltung der Erholungs- und Kulturlandschaft. Er muß daher in ernster Stunde die Sicherung eines an- gemessenen Einkommens der in der Land- und Forstwirtschaft arbeitenden Menschen bewußt in den Vordergrund stellen. Der Tiroler Bauernbund verkennt nicht die Leistungen des Landes und des Bundes zur Abgeltung der erhöhten Pro- duktionskosten im Berggebiet, zur Si- cherung,dels, Viehabsatzes und der Alm- bewirtschaftung. Trotz steigender Pro- dukttionsieistung stagniert das Einkom- men des Baueustandes. Die Erhaltung der Bodenhewirtschaftung in den Berg- gebieten ist sichtlich nicht mehr geähr- leistet. Zwischen 1973 und 197 ist das landwirtschaftliche Einkommen je Ar- beitskraft in diesem Bereich zurück- geganglen. Die Bundesförderung für die Land- und Forstwirtschaft wurde, ge- messen e messen am Anteil am Gesamtbudget, seit 1970 praktisch halbiert. Der Lanesbauemral von Tirol for- dert die Bundes- und Landesregierung auf, die wirtschaftlichen, sozialen und strukturellen Voraussetzungen zur Exi- stenzsicherung des bäuerlichen Berufs- sandes zu schaffen. Der Wille zum Bau- er sein ist aus einem gesunden Selbst- verständnis heraus im bäuerlichen Men- scheu tief verankert. Das allein genügt aber nicht. Tirols Landwirtschaft ist mit ihren Haupterzeugnissen - Zucht- und Nutz- vieh, Milchprodukte und Holz - seit jeher stark exportabhängig. Die Export- erschwernisse, ja die Gefährdung der Ausfuhrmöglichkeit in die Länder der EG, können nicht hingenommen werden. Die Bundesregierung wird aufgefor- dert, durch rasches und entschiedenes Verhanteln mit den EG-Behörden, allen- falls mit den Regierungen dieser Län- r. die mist 1. Jänner 1979 drohende Ein- schränkung des Zuchtilinderexportes zu verhindern. Die hohen Importüber- schüsse Österreichs aus diesem Raum, auch im Bereich des' Landwrtschaft, ge- ben, bei echtem Willen der Bundejsregie- rung eine gute Verhanutungsposition. Österreich hat 1976 von der EG um rund 8 Milliarden Schilling Agrarprodukte importiert, das waren 44,3 Prozent des gesamten agrarischen Einfuhrwertes, während nur um 3,6 M'iil]uiarclen Schilling agrarische Ausfuhren dorhin 'möglich waren. Die erforderlichen Exontzuschüsse für Vieh müssen trotz budgetärer Schwierigkeiten gesichert werden, weil der Erlös aus dm Viehverkauf die Grundlage der bäuerlichen Einkommen gerade in den Berggebieten ist. Der Österreichische Bauernbund hat ein Konzept zur Regelung des Milch- marktes vorgelegt, welches eine starre Kontingentierung und den damit ver- bundenen Einkommensrückgang vermsei- det, den Bauern weiterhin einen Spiel- raum für die Proctuktions- und Eisnkom- mensentwickitunig erhält und die Ernäh- rung für alle in Krisenzeiten sichert. Die Bundesregierung wird aufgefor- d'ert, dieses Konzept zur Grundlage der kommenden Verhandlungen über die Wirtschaftsgesetze zu nehmen, weil der Vorschlag des Landwi'rtschiaftsmiinsisters über die Einzelhofkontingeutsierung und über die Einhebung einer Milchsteuer die besonderen Verhältnisse in Tirol, die jahreszeitlichen Produktionsschwankun- gen und die Almwirtschaft nicht berück- sichtigt. Geradle der VoLerwerbsbetrijeb im Grüniandgebiet würde durch Kontin- gentierung und Einkommensminderung schwer getroffen. Für die Bergbauern wilate durch die verstärkte Aufzucht in den Milchgebiie- ten der Viehabsatz im Inland entschei- dent verschlechtert. Der Österreichische Bauernhund hat einen Gesetzesentwurf ‚ .Agrar- und Er- nährungswirtschaftsordnung" ausgear- beistet, der von Abgeordneten der ÖVP im Parlament eingebracht wurde. Dieser Entwurf sieht eine Versachlichung der Preispolitik in uer Landwirtschaft durch jährlich festzusetzende Richtpreise für landwirtschaftliche Schlüsselprodukte vor. Er ist eine solide Grundlage zur Weiterentwicklung der mit 30. Juni 1978 auslaufenden Wirtschaftsgesetze. Die Bundesregierung wird aufgefor- dert, über das vorgelegte Konzept in sachliche Verhandlungen einzutreten, damit die Arbeitsplätze im Bereich der Land- und Forstwirtschaft gesichert wer- den und die in dies1er iSr3arte arbeitenden Menschen ein befriedigendes Einkom- men erreichen. Die Förderungsmittel für die Land- ieiirtschasft gehen im Budget anteilsmäßig von Jahr zu Jahr zurück. Die Kürzung der Mittel für iden Güterwegbau von 406 Mio. S 1976 auf 290 Mio. 5 1,978 ver- hindert die rasche Erschließung i'er ent- legenen Gebiete und ist für diese exi- stenzbedrohend. Der Landesbaueg'nrat fordert daher die Aufstockung der Förderungsmittel im Umfang der Budgetsteigerung, da- mit ole Abgeltung der Wirtschafts- erschwernisse verbessert und die be- währten Förderungsvorhaben im not- wendigen Umfang weitergeführt werden können. Die geplante Straßenverkehrssteuer belastet die Land- und Forstwirtschaft, da diese viele schwere Transporte bei Vieh, Holz, Futter und Düngemitteln durchführen muß und veirschlehterrt durch diese Kostensteigerung erneut Jic Einkommenssituation. Der Laindesbau- ernirat lehnt diese neue Steuer ab; ihre Einführung darf keinetfalls zu einer Herabsetzung der Produzenstenpreiitse führen. Die Bewirchaftung unseres Landes kann nur mit Hilfe der Nebenerwerbs- betriebe, welche in Tirol bereits mehr als ßO Prozent betragen, erfolgen. Des' Ausschluß vieler fleißiger Familien von den Förderungsmaßnahmen des Bundes durch den fiktiven Edniheistswert ist nicht erechtfertigt. Die Sicherung und cie Neuanschaffung von Arbeitsplätzen bleibt ein wichtiges Anliegen des Tiroler Bauernbundes. Eine allfäi]sige Diskrimi- nierung der Nebenerwerbsbauern bei auftretender Arbeitslosigkeit oder bei Bezug von Arbeitslosengeld wird schärfsteus zurücksgewiiesen. Im Finanzausgleich ist die im Laufe der letzten Jahre ierfoilgte Benachteili- gung der Länder und Gemeinden zu be- heben. Der abgestufte Bevölkerunsgs- schlüse1 ist schrittweise abzubauen und wenigstens üie Stufe bis 1000 Einwohner zur Gänze zu beseitigen. Die Gemeinden müssen über einen gerechten Ausgleich Mittel zur Erhaltung der oft vielen kilo- meterlangen Güterwege bekommen, da- mit die Bauern von diesen direkten La- sten endlich befreit werden. Die Länder müssen durch den Finanz- ausgleich in die Lage versetzt werden, eine eigenständige finanziell untermau- erte Politik durchzuführen, Jie dem ech- ten Föderalismus entspricht. Die Härten, welche für die Tiroler Landwirtschaft in der Handhabung des Tiroler Raumordnungsigesetzes und der Tiroler Bauordnung verstärkt auftreten, sind durch praxisnahe Novellen zu be- heben. e heben. Insbesondere ist der Bestand an wertvollem landwirtschaftlichem Kultur grund und die für die Funktionsfähig- keit der ländlichen Gebiete notwendige Besiedlungsdichte zu sichern.
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