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Samstag, 10. März 1979 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 „Kultur und Brauchtum Bericht über ein Seminar der Hanns-Seidel-Stiftung in St. Johann Von Manfred Rupert Das Bildungswerk der Hanns-Seidel-Stif- tung (München) unter Direktor Christoph Röder veranstaltete vom 30. November bis zum 3. Dezember 1978 in St. Johann in Tirol ein Seminar über „Kultur und Brauchtum Das Seminar, das erste einer vor- gesehenen Reihe, wurde von Mitarbeitern der Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Kultur- referenten der Marktgemeinde St. Johann in Tirol, Gemeinderat Carl Hofinger, organisiert. Diese schon bei früheren Gelegenheiten erfolgreich gewesene Zusammenarbeit bewährte sich dabei ein weiteresmal. Die Hanns-Seidel-Stiftung verwirklicht mit dieser Veranstaltungsreihe eine Anregung, die von GR Hofinger gekommen ist, und die zum Ziel hat, daß die grundlegende Bedeutung von Tradition und Brauchtum für die Kultur des Alpenraumes aufgezeigt wird, daß die Grund- werte der überkommenen bodenständigen Kultur deutlicher erkannt werden und daß deren formende Kraft in der Gegenwart und ifir die Zukunft wirksam wird. Den Gegenstand des Seminars bildeten ver- schiedene Bereiche der Volkskultur im Siedlungsgebiet der Bajuwaren/Baiern. Dieses Volk hatte vor etwa 1400 Jahren damit begonnen, auch in einem Teil des Alpen- gebietes zu siedeln und hatte dann im Verlauf von Jahrhunderten unter Assimilierung der vorgefundenen Bevölkerung schließlich den größten Teil des Ostalpenraumes besiedelt. Die einzelnen Veranstaltungen des Seminars (Referate mit anschließender Dis- kussion und öffentliche Veranstaltungen) boten Betrachtung von Gegebenheiten auf verschiedenen Gebieten der Volkskultur im Siedlungsraum der Baiern - teilweise mit einem Blick auf Wurzeln oder Ursachen und Entwicklung dieser Gegebenheiten - und Bestandsaufnahme der heutigen Lage in einzelnen kulturellen Bereichen, oft verbun- den mit Hinweisen darauf, welche weiteren Entwicklungen möglich oder wünschenswert sind. Am Abend des 30. November 1978 eröffne- te der Direktor des Bildungswerkes der Stif- tung, Christoph Röder, im Saal des Dechants- hofes das Seminar und stellte den Seminar- leiter Friedrich-Karl Freiherr von Solemacher- Antweiler aus München vor. Der Seminar- leiter erteilte sodann als erstem Vortragenden dem Tiroler Landeshauptmannstellvertreter und Landeskulturreferenten Dr. Fritz Prior das Wort. Dr. Prior sprach über „Brauchtum, Grundlage der alpenländischen Kultur". Der Wortlaut dieses Referates wurde im Kitzbühe- 1er Anzeiger vom 9. Dezember und 16. De- zember 1978 zur Gänze wiedergegeben. Schwangerschaftsgymnastik: die zeitgemäße Vorbereitung auf eine schmerzarme Geburt Frau Heidemarie Feisch, diplomierte Assistentin für physikalische Medizin, seit Jahresbeginn freiberuflich tätige Heil- gymnastin, führt für werdende Mütter speziel- le Kurse durch. Schwerpunkte des Programms: Gymnastische Kräftigungs- und Stoff- wechselübungen, spezielle Entspannungs- übungen, Ubungen zur Verarbeitung der Wehentätigkeit, richtige Atemtechnik, dyna- misches autogenes Training zum Abbau unbewußter Ängste in der Schwangerschaft und vor der Geburt! Daneben gibt es noch das aufklärende Gespräch zum eigentlichen Geburtsverlauf, sodaß auch die Erstgebären- de genau informiert ist. Zum Abschluß erfolgt eine Kreuzmassage, um die überbeanspruch- ten Rückenmuskeln zu lockern und um Schmerzen in diesem Bereich vorzubeugen. Der gesamte Kurs besteht aus 10 Abenden zu je zwei Stunden. Kursort: Fieberbrunn, Schloßberg 25; Kurszeit: jeden Dienstag, 18.30 Uhr; eine vorhergehende Kursanmel- dung ist nicht notwendig! Ein Einstieg in den Kurs istjederzeit möglich. Voraussetzung zur Kursteilnahme ist eine entsprechende ärztliche Verschreibung auf einem Überweisungsformular. Die Kosten Der Vortragende zeigte auf, daß gewisse gemeinsame Gegebenheiten des Alpenge- bietes zugleich eine kulturelle Vielschichtig- keit und eine Vielfalt der kulturellen Formen- sprache in diesem Raume zur Folge hatten. Die geographischen Verhältnisse und als einstige hauptsächliche Lebensgrundlage in beruflicher Hinsicht die Landwirtschaft (vor allem Viehzucht mit Graswirtschaft) haben einen Zug zu überschaubarer Kleinräumigkeit und die Ausbildung kleiner Gemeinschaften bedingt. Gemeinschaft ist eine Voraussetzung für Brauchtum. Sitten und Bräuche als Verhal- tensformen des Gemeinschaftslebens sind neben der Sachkultur Ausdruck der Geistes- welt dieser Gemeinschaften. werden je nach Krankenkassenzugehörigkeit bis zu 90 % rückerstattet. Die Schwangerschaftsgymnastik wird in enger Zusammenarbeit mit dem behandeln- den Arzt und der Hebamme durchgeführt, um jeweils deren individuellen Entbindungsprak- tiken mit in die Vorbereitung aufnehmen zu können. Erst ab dem 6. Schwangerschafts- monat ist die Kursteilnahme besonders zu empfehlen! Unmittelbar nach der Geburt erfolgt, ebenfalls über ärztliche Verschrei- bung, eine Nachbehandlung, in der die erschlafften Bauchmuskeln durch Heil- massage und sehr intensives gymnastisches Training wieder gekräftigt werden. Zum Abschluß ein Zitat von Prof. Dr. P. Stoll, Direktor der Universitätsfrauen- klinik Mannheim der Universität Heidelberg zum Thema Schwangerschaftsgymnastik: „Der Leistungsanspruch an den mütter- lichen Organismus unter Schwangerschaft' und Geburt kann verglichen werden mit dem Leistungsanspruch, der an den Teilnehmer einer Olympiade gestellt wird. Kein Olympia- teilnehmer wird ohne Vorbereitung starten! Auch die werdende Mutter sollte sich daher in der Schwangerschaft auf die Geburt vor- bereiten." Das Bild zeigt das Erlernen einer speziellen Atemtechnik, hier noch mit beidhändiger Kontrolle durch die Schwangere, die bei Verarbeitung der Wehentätigkeit sehr hilf- reich ist. Ein großer Teil des einstigen und des noch bestehenden. Brauchtums hängt zusammen mit der Lebensform der Landwirtschaft, mit dem Ablauf des bäuerlichen Jahres. In diesem Brauchtum sind, historisch gesehen, verschie- dene Schichten festzustellen. Nach einem Niedergang der Volkskultur in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist es im 20. Jahr- hundert trotz eines starken Rückgangs des Anteils der bäuerlichen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung zu einem neuen Auf- blühen der Volkskultur und des Brauchtums gekommen. Einer der Gründe dafür ist wohl, daß sich im Alpengebiet die Stadtbevölkerung der bäuerlichen Welt verbunden oder sogar ihr zugehörig fühlt. Zumindest in Tirol kann man
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