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Samstag, 17. März 1979 Kitzbüheler Anzeiger Seite 13 ti Ein unvergessener Pionier des Kitzbüheler Seilbahnwesens Vor25 Jahren starb Dipi.-Ing. Wido Messerklin- ger, Betriebsleiter der Bergbahn AG Kitzbühel Am 11. März jährte sich zum 25. Male der Todestag von Dipl.-Ing. Wido Messerklinger, der zu den Pionieren der Hahnenkammbahn und der beginnenden Liftzeit gezählt wird. Unvermittelt wurde der 53jährige aus seiner Arbeit gerissen. Nicht nur die eigene Familie erlitt einen schweren Verlust, auch die Mitar- beiter verloren einen väterlichen Chef Die ungewöhnlich hohe Zahl von Trauernden auf seinem letzten Weg durch Kitzbühel war Beweis höchster Achtung und Wertschätzung. Dipl.-Ing. Messerklinger war für die Beleg- schaft der Hahnenkammbahn und der ande- ren Betriebe der BergbahnAG - Schlittenlifte und Sessellift Steinbergkogel - ein Vorge- setzter, dem sie vollste Einsatzbereitschaft, uneingeschränktes Vertrauen und höchste Wertschätzung entgegenbrachte, den sie ob seiner Besonnenheit, seines Bemühens um Gerechtigkeit und seiner vorgelebten persön- lichen Bescheidenheit bewunderte. Als Tech- niker nahm Dipl.-Ing. Messerklinger die Ver- antwortung um das Leben sehr ernst, seine exakte Pionierarbeit diente 'Wissenschaftlern als Musterbeispiel. Wer ihn nicht besser kannte, mochte ihn für einen Techniker hal- ten, dem das Funktonieren des Betriebes über alles ging, wer ihn ganz erleben durfte, wußte um seine Fröhlichkeit, sein Verständnis, seine echte Freundschaft und eine insgesamt ein- fach liebenswerte Persönlichkeit. Im Nachruf der Bergbahn AG stand vor nunmehr 25 Jahren zu lesen: „Seine über- ragenden Fähigkeiten und seine unermüd- liche Schaffenskraft widmete er dem Wohle unserer Gesellschaft. Er war durch 26 Jahre die Seele unseres Betriebes". Die Gefolgschaft widmete ihm die Worte des Dankes: „Mit ihm haben wir einen vorbildlichen Vorgesetzten verloren, der sich durch sein fachliches Können, durch seine Gerechtigkeit und die einwandfreie Haltung die Wertschätzung aller Untergebenen erwarb. Er hatte stets Verständ- nis ifir die Sorgen und Anliegen jedes einzel- nen und stand uns immer mit Rat und Hilfe zur Seite". Eine neue Generation ist seit dem Tod von Dipl.-Ing. Messerklinger angetreten und so ist es gerechtfertigt, die Frage zu stellen, was dieser Mann für die wirtschaftliche Entwick- lung Kitzbühels geleistet hat, sodaß seinName in der Geschichte der Bergbahn AG einen Ehrenplatz behalten hat und behalten wird. Am 1. April 1927 trat Dipl.-Ing. Wido Messerklinger als Betriebsleiter der noch im Bau befindlichen Hahnenkammbahn in Kitz- bühel den Dienst an. Der aus Kirchberg stam- mende Sohn eines Staatsbahnbeamten hatte 1919 in Innsbruck maturiert und wurde 1926 in Wien zum Diplomingenieur graduiert. Während seiner Hochschulzeit hatte er im Projektionsbüro der Brown-Boveri-Werke gearbeitet. Der Eintritt in die Hahnenkamm- bahngesellschaft war ein schwerer Entschluß, denn damals konnte niemand ahnen, daß dem Seilbahnwesen ein rascher Siegeszug be- stimmt war. Sicher bestimmte das sehr gute Verhältnis zwischen dem Seilbahnpionier Josef Herold und dem Diplomingenieur Wido Messerklinger mit den Entschluß. Am Anfang standen die Schwierigkeiten für die Seilbahn. Die Betriebsaufnahme miß- glückte; als man 1928 endlich den Verkehrauf- nehmen konnte, beförderte die Hahnen- kammbahn stündlich 30 Personen. Im folgen- den Jahr konnte der Vollbetrieb aufgenom- men werden, wodurch pro Stunde 70 Perso- nen transportiert werden konnten. Sehr bald erkannte der Betriebsleiter die Notwendigkeit der Verbesserung. Vier Jahre nach der Be- triebsaufnahme wurden die Holzkabinen durch Leichtmetallgondeln der Zeppelinwer- ke ersetzt. Nun konnte man pro Stunde 90 Per- Dipl.-Ing. Wido Messerklinger sonen befördern. Freilich fehlte es angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten im In- und Ausland oft genug an Fahrgästen, weil sich viele Skifahrer eine Fahrt gar nicht leisten konnten. Umso bemerkenswerter war der Entschluß von Komm.-Rat Josef Herold und Dr. Julius Bueb, die Seilbahn auf den Hahnenkamm praktisch neu zu errichten, um die Förder- zahlen steigern zu können. Die Planung über- trugen sie dem Betriebsleiter, die Detailaus- arbeitung oblag der Firma Bleichert-Zuegg. Mit der Bauleitung war Dipl.-Ing. Messerklin- ger betraut. Im Herbst 1938 konnte die „neue" Hahnenkammbahn, die statt der neun Stützen nur noch drei hatte, dem Verkehr übergeben werden. Sie fuhr mit einer Geschwindigkeit von 25 km pro Stunde und legte pro Sekunde 7 m zurück. Die Förderzahl von 210 Personen pro Stunde war eine enorme Steigerung. Die Kapazitätsausweitung erwies sich als richtig, denn die nächsten Jahren brachten enorme Fremdenverkehrsziffern. Als 1941 Dipl.-Ing. Messerklinger zu den Eisenbahn- pionieren des Weltkrieges einrückte, war die Hahnenkammbahn in ihrer Stellung gefestigt. Es sollte viele Jahre dauern, bis Dipl.-Ing. Messerklinger auf seinen Platz als Betriebs- leiter zurückkehren konnte. Er hatte zwar 1945 das Glück, der Gefangenschaft zu ent- gehen, doch wurde er zur Arbeit bei der Brix- legger Brücke verpflichtet. Von 1947 bis Ende 1950 wirkte Dipl.-Ing. Messerklinger in der Kitzbüheler Baufirma Unterberger & Huter. Er war mit dem Bau landwirtschaftlicher Auf- züge und Seilbahnen beschäftigt. Dipl.-Ing. Messerklinger war es, der mit Walter Reisch die Kleinseilbahn auf das Kitzbüheler Horn errichtete, wobei dem Techniker gelang, den Grundbesitzern am Kitzbüheler Horn die Bahn „schmackhaft" zu machen. Damals wurde auf die Bichlalm die erste Seilbahn gebaut. Im November 1950 wurde Dipl.-Ing. Wido Messerklinger als Betriebsleiter der Hahnen- kammbahn wieder eingestellt. Ein Mann, dessen persönliche Untadeligkeit außer Zweifel stand, konnte nach harten Jahren für sich und seine große Familie, der die Mutter viel zu früh entrissen wurde, seine Existenz wiedersichern. Durch die Gründung derßerg- und Skiiftgesellschaft hatte sich die erste wesentliche Expansion ergeben, denn dem Betriebsleiter unterstanden nun auch der Ehrenbach-Sessellift, der Ganslemlift und der Steinbergkogelschlepplift. Mit seinem be- währten Mitarbeiterstab ging Dipl.-Ing. Messerklinger ans Werk. Die wirtschaftlich schlimmste Nachkriegsepoche war vorbei. Das Behelfsmaterial, das seinerzeit mit Zustimmung der Behörden von der Pionier- schule Hochfilzen nach Kitzbühel gebracht worden war und zum Betriebsaufbau gedient hatte, konnte durch besseres ersetzt werden. 1951 war der Austausch des elektrischen Antriebes abgeschlossen, die Hahnenkamm- bahn konnte nun 300 Personen in der Stunde liefern und hatte die Kapazität gegenüber dem ersten Betriebsjahr verzehnfacht. Die beiden Schlittenlifte auf der Skiwiese, Hinterbräulei- ten und Hohenegg waren, wie schon seinerzeit der erste Schlittenlift, der abgebrannt war, das Werk des Technikers Dipl.-Ing. Messerklin- ger. Der rapide Aufschwung des Fremdenver- kehrs und der um sich greifende Skilauf erfor- derten eine Erweiterung des „Skizirkus". Unter großen Schwierigkeiten, die das Gelän- de und die Witterung ergaben, wurde 1952 der Steinbergkogel-Sessellift gebaut, der stünd- lich 400 Personen befördern konnte. Die Leistung des Ehrenbachsessellifts wurde auf 300 Personen gesteigert, weil die Holzstützen durch eine Stahlkonstruktion ersetzt worden waren. Schon bald war die Forderung nach einem Ausbau im Bereich des Kitzbüheler Horns unüberhörbar. Der Betriebsleiter übernahm die Fixierung der Trasse für eine Seilbahn und konnte die Planung abschließen. Die Siche- rung der Finanzierung ergab sich erst Monate nach dem Tod Dipl.-Ing. Messerklingers. Sein Name ist aber mit beiden Seilbahnprojekten Kitzbühels eng verbunden. Den entscheiden- den Umbau der Hahnenkammbahn hat er ebenso geplant wie den Bau der Hornbahnen. Kaum mehr bekannt ist, daß der Elektro- techniker Dipl.-Ing. Messerklinger während
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