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Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 17. März 1979 bahn beim Spar- und Vorschußverein Schwaz (heute Volksbank), zunächst als Praktikant und dann als Angestellter. Mit 1. November 1929 trat ich in den Verwaltungs- und Buchhal- tungsdienst der Sparkasse der Stadt Lienz und bekleidete diese Stelle bis 6. Juni 1931. Zu Beginn des Jahres 1931 beschloß der Ge- meinderat der Stadt Kitzbühel unter Bürger- meister Carl Planer die Finanzgebarung der Stadtwerke mit jener der Stadtkasse zu verei- nen. Hiezu bedurfte es eines versierten Buch- halters. Ich bewarb mich um diese Stelle und erhielt sie auch zugesprochen. So begann meine Tätigkeit als Buchhalter bei der Stadtgemeinde Kitzbühel mit 7. Juni 1931 mit sehr viel Arbeit. Galt es doch, den Be- schluß des Gemeinderates zu erfüllen und die gemeinsame Führung sämtlicher Verrech- nungen der Stadt und deren Betriebe verwal- tungstechnisch zu organisieren und eine hie- für erforderliche ordnungsgemäße Buchhal- tung einzurichten, die jederzeit eine Geba- rungskontrolle innerhalb derselben, als auch gegenüber der Hauptkasse und aller Neben- kassen (Elektro-, Wasser- und Sägewerk, Moorbad und Krankenhaus), zuließ. Es muß- te auch der Umstand berücksichtigt werden, daß die Jahresrechnungen der Hoheitsverwal- tung „kameralistisch" und die Bilanzen der städtischen Betriebe rein kaufmännisch zu erstellen waren. Es galt die vielen und teilweise hohen Zah- lungsrückstände an Darlehens-Annuitäten, Landesgrund- und Landesgebäudesteuern, die Schulbeiträge und die Lieferantenverbind- lichkeiten der Hoheitsverwaltung und der Be- triebe genau zu erfassen, ebenfalls die offenen Frdemngen an Gemeindesteuern, Strom-, V asser-, Installations- und Sägewerksrech- nungen in die buchhalterische Verrechnung einzugliedern. Dank der Unterstützung von Stadtverwalter Sepp Krimbacher und Fritz Grünwald von den Stadtwerken gingen alle diese Arbeiten gut voran, sodaß die neue Buchhaltung schon mit 1. Jänner 1932 in Funktion treten konnte, die auch dann allen Erweiterungen standhielt, wie dem Zusam- menschluß der beiden Gemeinden Kitzbühel- Stadt und -Land am 1. Jänner 1938 und dem Anschluß Osterreichs an Deutschland. Gemäß der neuen Buchhaltung vom 1. Jän- ner 1932 mußten alle Forderungen hereinge- bracht werden, wozu ein umfangreiches Mahnwesen in Fluß kam. Die allgemeine wirtschaftliche Not der „dreißiger Jahre" machte auch vor den Toren des Kitzbüheler Rathauses nicht halt. Zu den vielen Aufwendungen, die der ordentliche Haushalt erfordert;und dem aus dengeringen Steueraufkommen kaum zu bewältigenden Annuitätendienst für die zum Bau der Hah- nekammbahn aufgenommen Darlehen ka- men die Fürsorgeleistungen an die von Monat zu Monat sich steigernde Zahl der ausge- steuerten Arbeitslosen und sonstigen Hilfsbe- dürftigen, die kein oder nur ein geringes Ein- kommen hatten. Zuwenig zum Leben, zuviel zum Sterben. Josef Herold, erstmals 1933 Bürgermeister, erreichte bei der Tiroler Landeshypotheken- anstalt und der Innsbrucker Sparkasse lang- fristige Termine zur Bezahlung der Annuitä- tenrückstände, ebenfalls beim Amt der Lan- desregierung hinsichtlich der Rückstände auf dem Sektor der Landesgrund- und Gebäude- steuern und der Schulbeiträge. Die gleichen Zugeständnisse wurden ihm auch seitens der sonstigen Lieferanten gemacht und so kam Ordnung in die Finanzgebarung. Die Zahlungstermine wurden Monat für Monat vorgemerkt und mit den neu dazuge- kommenen Fälligkeiten erweitert bzw. nach erfolgter Zahlung rot durchgestrichen. Mein Vormerkzettel - einer tibetanischen Gebets- rolle gleich - hing neben meinem Kanzleifen- ster. Herolds erster Weg im Rathaus warjeden Tag der in die Stadtkasse und hin zu diesem Terminvormerk und wenn ein Termin des Vortages nicht durchgestrichen, d. h. nicht be- zahlt war, erklang sofort die Frage: „Herr Gei- ger, was ist, warum ist der Posten noch offen?", dann mußte ich manchmal leider gestehen, daß die Zahlungseingänge zu gering waren. Passierte dies zu Ende eines Monats, so drohte Herold: „Schau'n Sie dazu, sonst schaut es diesmal mit dem Gehaltbekommen schlecht aus." Für die Gemeindeführung galt die Devi- se: „Arbeiten und Sparen". Ich habe für die Stadtgemeinde immer gerne gearbeitet und nie auf die Uhr geschaut. Während des Krieges wurde ich immer wie- der vom Militärdienst freigestellt, wogegen Stadtverwalter Sepp Krimbacher als Offizier der Luftwaffe nicht freizubekommen war. Ich hatte daher während der Kriegsdienstzeit von Krimbacher, gemeinsam mit Pepi Mössner, der langjährigen Sekretärin, die Geschicke der Gemeindeverwaltung mit den kriegsbeding- ten Verordnungen, Lebensmittel- und Klei- derkartenstellen, zu leiten. Das ging zur Zu- friedenheit der Aufsichtsbehörde)bis ich nach dem Zusammenbruch im Auftrag der ameri- kanischen Militärregierung eingelocht wurde. Allerdings nur für einige Tage, da sich alle Anschuldigungen als falsch und lügenhaft erwiesen hatten und auch, weil meine Arbeits- kraft in der Stadtgemeinde notwendig war. Dennoch erhielt ich bald darauf, obwohl ich bereits Beamter war, die Kündigung, die aber eher ein Akt der Postenhascherei gewesen sein mag. Mit Erlaß des NS-Gesetzes wurde auch diese Kündigung hinfällig und ich konnte ungehindert meinen beruflichen Pflichten nachgehen. - Um eine höhere Dienst- klasse zu erreichen, verlangte die Gemeindeaufsicht beim Amt der Tiroler Landesregierung von mir den Nachweis der abgelegten Matura und der Staatsverrech- nungsprüfung. Auf Grund meiner bereits 23jährigen und vollkommen anerkannten Tä- tigkeit als Leiter der Finanz- und Steuerabtei- lung der Stadt Kitzbühel erließ man das Tätig- keitsmerkmal der Matura,jedoch unter keinen Umständen die Staatsverrechnungsprüfung. So mußte ich alsFünfzigjährigerdenumfangrei- chen, ifir den Rechnungsbeamten einer Ge- meinde eher wenigerbrauchbaren Stoffdurch. arbeiten, habe die Prüfung aber mit Erfolg abgelegt. Im Jahre 1969 ging ich, nach einer fast 50- jährigen Dienstzeit, davon 38 Jahre bei der Stadtgemeinde, in Pension. Ich habe bei der Stadtgemeinde unter 14 Bürgermeistern ge- dient und zwar: 1931 Carl Planer 1931 Ernst Reisch 1933 Anton Hölzl 1933 Josef Herold 1934 Anton Hölzl 1934 Max Werner 1935 Dr. Hubert Lauer 1935 Gen. Mir. Hilarius Wolf 1936 Josef Herold 1938 Erwin Müller 1945 Hans Hechenberger 1946 Walter Hirnsberger 1950 Dr. Camillo v. Buschman 1959 Hermann Reisch Außerdienstlich betätige ich mich im Turn- verein, im Skiklub und im Alpenverein. Schon 1924 legte ich in Innsbruck die Gau-Vorturner- prüfung ab und leitete den Turnbetrieb in Schwaz, dann in Lienz sowie nach 1931 in Kitzbühel. Zum Alpenverein kam ich schon 1927, mit 17 Jahren, und eswar für meine Auf- nahme ein eigener Vorstandsbeschluß erfor- derlich, da damals das Mindestalter für eine Vereinsaufnahme 18 Jahre war. Durch Jahr- zehnte war ich Rechnungsprüfer beim Ver- kehrsverein bzw. dem Fremdenverkehrsver- band und von 1943 bis 1977 erledigte ich die Jahresabschlüsse der Bergbahn AG Kitzbü- hel. Als ich nach Kitzbühel kam, wollte ich ursprünglich auch der Stadtmusik beitreten, da ich ja bei der Turnermusik in Schwaz als Po- saunist tätig war. Ich muß aber ehrlich geste- hen, meine musikalischen Leistungen waren für so einen vorzüglichen Klangkörper doch zu schwach und für eine neuerliche AUSblr dung fehlte mir einfach die Zeit. Dem Männer- gesangverein Kitzbühel trat ich aber bei und bei diesem Chor „bassiere" ich heute noch, schon der lieben Kameraden willen. Nun schaue ich von meiner Villa am Schatt- berg gerne auf Kitzbühel herab, im Glauben, daß ich für unsere Stadt etwas leisten durfte." Soweit Georg Geiger. Dem fanatischen Pa- trioten wünschen wir noch viele gesunde Le- bensjahre. 1961 fand im Rathaus eine Ehrung statt und zwar für Fritz Grünwald und Pepi Mössner, beide für 40jährige Dienstzeit bei der Stadtgemeinde, für Hans Hechenberger (35 Jahre) und unseren Georg Geiger (30 Jah- re). Bürgermeister Hermann Reisch qualifi- zierte diese vier Persönlichkeiten zu „Säulen der Gemeindewirtschaft". Bezirks-Skilehrermeisterschaften Das traditionelle Bezirksskilehrerrennen findet heuer am Samstag, 31. März und Sonn- tag, 1. April statt. Über das Programm berich- tea wir in einer der nächsten Ausgaben. Tiroler Handelskammer Bezirksstelle Kitzbühel Vorschau - April 1979 Kerbschneiden für Tischler (Fortgeschrit- tene): Beginn: Freitag, 20. April 1979, 8.30 Uhr Dauer: 4 Tage Beitrag: S 750.— (einschl. Material) Leiter: Friedrich Bauer
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