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Samstag, 6. Jänner 1979 Kitzbüheler Anzeiger Seite 25 Marianischer Gnaden- Schatz von Kitzbühel Beschreibung der alten Votivtafeln der Liebfrauenkirche zu Kitzbühel von 1632-1744, nach Aufzeichnungen eines Dominikaners. II. Teil Eine gleiche Gnad ist vorhero von Maria- Hülf ausgefolgt einer anderen Frauen-Person, nemlich Anno 1649, da deroselben Ehe-Herr von einer zugestossenen Kranckheit mit sol- chem Gewalt ist aufs Beth geworfen worden, daß man sich des Aufkommens einige Hoff- nung kaum mehr machen dörifte. Die betrüb- te Frau warife sich auf ihre Knie darnieder, be- fahle flehentlich ihren lieben Mann dem Schutz der Allerseeligsten Lebens-Mutter, verspricht eine Heilige Meß und eine Danck- Tafel zu unserer Gnaden vollen Maria-Hülf- Capellen. Worauf dan geschehen, daß der Krancke unversaumet eine Linderung ge- merckt, deutliche Kennzeichen ob verschwun- dener Lebens-Gefahr von sich geben, und ist in Kürze ohne weitere Hülfs-Mittel wiederge- sund worden. Ein ebenmässige Kundschaft legt ein ande- rer krancker Mann ab mit folgenden Worten: Anno 1666 hat Christian Hirsch! an Kirchberg dise Tafel in seiner Kranckheit verlobt, und ist besser worden; Welches dan auch noch viele andere Opifer und Danck-Taflen aus vorigem Jahrhundert (!) nicht ungegründet beweisen, in welchen verschiedene Krancke und Brest- hafte vor unseren Wunder-Bild in ihren Bethe- ren in den Gemähl vorgestellt werden, obschon. . . Es braucht nicht mehr, als daß wir vertraulich unserer viel vermögenden Hülfs- Mutter das sagen, was einstens der Evangeli- sche Hauptmann zu dem Göttlichen Heyland gesprochen: Tantum dic verbo, & sanabitur puer meus. „Sag nur ein Wort, und mein Knecht wird gesund werden". Dises haben nicht wenig injetzigen ein tau- send sieben hunderten Jahr-Lauf bey unsern Wunder-Bild Maria-Hülf erfahren. Ein Verb- bungs-Tafel von 1702 meldet also: Ein Weibs- Person ist allhier urplötzlich in eine große und schwäre Kranckheit gefallen, darauf sich allhe- ro zu Maria-Hülf verlobt, nach gethanen Be- lübd aber wiederum Besserung erlangt. Eine andere dergleichen, Votiv-Tafel von Anno 1708, lautet also: Magdalena Weisache- rin ist von einer schwären Kranckheit durch allheriger Verlobung befreyet worden. Von Anno 1713 bezeigt in ihrem Danck- Opifer Anna Haggsteinerin, so annoch, da ich dises geschrieben, im Leben war, daß die, da in ihrer Todts-gefährlichen Kranckheit kein welt- liches Mittel nicht mehr geholfen, ihr gantz Vertrauen zu U. L. Frau Maria-Hülf gesetzt, und es hiesse bey ihr, wie die Heilige Schrift Zeugnuß gibt von der Tochter des Cananäi- schen Weibs, Matth. 15. Sanata est filia ex ulla hora. „Von der Stund an wurde ihre Tochter gesund." Im verflossenen 1739sten Jahr, als viel von denen umliegenden Berg-Knappen zur Schlei- fung der Vestung Belgrad in Hungarn abgeruf- fen, auf den Rückweg von einer ansteckenden Kranckheit also behafftet worden, daß nicht die Helffle das Glück gehabt, ihr Vaterland wiederum zu sehen, bekennet, und giebt erkandtlich Mariae die Ehr Paulus Rottenwun- der, daß er eben mit gedachter Kranckheit würcklich angesteckt, und fast stündlich ge glaubt, der nächste am Tode zu seyn. Alleinig, weil er eylfertig mit seinen Gedancken zur Kitzbüchlerischen Gnaden-Mutter abgeeilet, dero Schutz sich kindlich anbefohlen, ware bey ihm sein Bitten und erhört werden. Sich unser Hülfs-Frau anbefohlen, und besser wer- den war ein Ding! Im Jahr 1740, den 7. Märtzen, soste Marga- rete Wagnerin, verheirathet an Mathias Hin- terholtzer in Dirnberg, ein solches Trucken an, wie auch ein solche Mattigkeit an allen Glie- dern,daß sie hart einen Athem schöpffen kun- te, und ietz und glaubte, nothwendig zu erstik- ken. Ihr einiges Verlangen gienge nach einem Geistlichen, um durch ihme die letzte Heilige Sacramenten zu empfangen, und gleichwohl ihren Geist in die Hände des himmlischen Vat- ters aufzugeben. Unterdessen vertraut sie sich der weit auslangenden Obsorg der Kitzbüchle- rischen Mariae-Hülf, verspricht ein Heil. Meß, und augenblicklich, wie sie mir selbsten be- kennet, ist alle Gefahr und alles Übel auf ein- mahl gewichen. In eben disen Jahr hatte Brigitta Taxerin ei- ne bresthaffte Tochter, mit Namen Elisabeth Hauserin, alt 14 Jahr. Der Mund ware voller Löcher, der Arzt hatte 8 Wochen alle Artzney- Mittel fruchtlos angewendet. Die Mutter bey so gestalten Sachen nimmt ihr Vertrauen zu unseren allerseeligsten Wunder-Bild, verlobt sich dahin mit einem Opfer, und was der zeitli- che Arzt in geraumer Zeit mit allen angewen- deten Fleiß nicht zum Werck gebracht, das hat die himmlische Ärztin gantz leicht innerhalb 2 Tagen beygeschaffet, wo angezogene Patientin völlige Gesundheit erlangt hat. Zu disem ferneren Beweißthum trost- reich dienet die offentliche Bekandtnuß, wel- che eben in disem Jahr unserer Mariae-Hülfzu unendlichen Danck abgelegter Jungfrau Ma- ria Rosina Ruedorfferin, welche von einer Osterzeit bis zur anderen von einer langsam abzehrenden Unpäßlichkeit also behafftet worden, daß alle die jenige, so darvon Nach- richt hatten, an einer verhoffentlicher 'Wieder- herstellung billichgezweiffiet. Das gantze Jahr hindurch ein unaufhörlich gewaltsames Truk- ken auf der Brust, hart fort dauernde Rücken- Schmertzen, eine rauch-zustossende Husten waren gleichsam so viel sichere Vorbotten ei- nes bald folgendes Lebens-End. Wie dan der Herr Medicus Johann Caspar Heyrenbach se- hend, daß alle seine vorgeschriebene Medica- menten ihre Würckung nicht gethan, auch selbst alle Hoffnung fallen lassen, und der Pa- tientin eine wenige Frist ihres übrigen Lebens zugesprochen hat. Ich selbsten, da ich ein und andersmal dise Krancke besuchet, kunte aus allen äusserlichen Umständen nicht anders abnehmen, als ein abzörrende Dörrsucht wer- de letztlich der Sach einen kurtzen Ausgang geben. Alleinig gantz anderer Meynung ware die Krancke, und sagte mir fast eben das, was längsthin der Königliche Psalm-Singer gesun- gen: Non moriar, sed, vivam & narabo opera Domini. „Nein, nein, sterben werde ich nicht, ich werde leben zu meiner himmlischen Ärztin in der Frauen-Capellen, dise wird mir helfen, dise wird mich gesund machen. Was geschieht? Die Jungfrau nimmt ihre 9.tägliche Andacht in unserer Gnaden-Capellen vor, fangt selbe an, lasset zugleich eine Heilige Meß lesen, und nicht so bald hat die 9.tägliche Andacht ihr End erreichet, als auch der Jahr und Tag anhaltende Zustand wunderlich sich verbohren. So mächtig ist der Glauben und das Vertrauen auf die Fürbitt Mariae. . . Dises haben mehrmals erfahren die jenige, so in äusserster Lebens-Gefahr ein unwanckelbares Vertrauen zu unseren wunderthätigen Maria-Hülf-Bild gesetzt haben, und erstlich ungefähr vor 3 Jahren Brigitta Taxerin, eine wohl bekandte Bäuerin zu Steigberg. Dise hoch schwanger und nahend zu der Geburt, wolte einen geladenen Heu-Wagen in dem Stadel einführen, das angespannte Pferd flenge an sich zu wider- setzen, zu schaumen und letztlich also zu erwilden, daß es mit allem Gewalt die hoch schwangere Bäuerin zum anderten malaiso an die Wand geworfen hat, daß man nicht anders glauben kunte, als Mutter und Kind müsten elendiglich beschädiget seyn. Endlich hatte die schon erschröckte Bäurin das Unglück, daß sie gar zu Boden gefallen, der beladene Heu- Wagen über ihr ausgangen, das eine Rad zwar über den Schenckel, das anderte aber über den Mittern-Leib. Der Baur, so unterdessen bey- kommen, ersiehet dises, erbleicht in seinem Angesicht, erzittert an allen seinen Glied- massen, und schickte gleich seine seufftzende Bitt zu unserer Gnaden-Mutter. Die Bäurin selbst, so viel Forcht und Schröcken zuliessen, verlobte sich zu unser Wundervollen Maria- Hülf-Bild, und höret Wunder: noch der Mutter, noch tragender Leibs-Frucht ist in so augenscheinlicher Lebens-Gefahr mindester Schaden widerfahren. Ein nicht minder verdoppeltes Glück in Unglück hatte die Wohl-Edle Frau Rosina Pruggerin von Prugghaim, das erste ungefehr um das 1725ste Jahr, das anderte in dem Jahr 1740. Dorten auf dem Weeg von Pillersee zurück nach Kitzbühel mit ihrer jüngeren Jungfrau Tochter. Es waren zwey Calessen beysammen, und kamen in die bekandte Weeg-Enge, Grueg und Palfen genannt, wo einer Seits aufsteigender Schroffen, anderer Seits vorbey fliessendes Wasser den etwas erhöheten Weeg also einschliessen, daß man nirgends wo auszuweichen nicht den mmdi- sten Platz findet. BaydiserEnge stiege die Frau aus, gab ihrem Knecht Befehl vorauszugehen, und der ersteren Calesse sicher fortzuhelffen, damit sie ungehindert und schadloß durch- passiren möchte. Sie unterdessen stellte sich zu dem Pferd des anderen Wagens, haltet den Ziegel-Riem, 'damit allen besorgenden Unglück behutsam vorgebogen wurde. Alleinig alle Behutsamkeit schiene nicht
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