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Samstag, 16. Juni 1979 Kitzbüheler Anzeiger Seite 13 Knappenaltarin der Kirche und derverwitterte Marmorgrabstein des Ed! Mathias Katzpeck zu Katzenstein im Friedhof. In Kirchberg aber ist die Erinnerung an die Katzbecken, die am Am 1. Tag der „Festlichen Bildungswoche", Pfingstmontag, 4. Juni 1979, die im Rahmen der Markterhebungsfeiern abgehalten wurde, hielt Dkfm. Dr. Josef Ziepl zum „Abend der Wirtschaft" im Turnsaal der Hauptschule ein Referat zum Thema: Fieberbrunn, einer der wichtigen Fremdenverkehrsorte des Großraumes Kitzbüheler Alpen -seine Rolle in der Zukunft mit den Chancen und Gefahren. Das umfassende Konzept des Referates, dem nicht nur wirtschaftliche und kulturelle, sondern auch topographische Werte zukommen, folgt nachstehend im vollen Umfang. Aufgang zur Kirche ein Oratorium (die im Jah- re 1736 abgebrochene Annenkapelle) hatten, untergegangen. Anton Flecksberger Fieberbrunn, das Doif in den KitzbühelerAlpen, das in diesen festlichen Tagen den Status der Marktgemeinde" verliehen bekommt. -Fieber- brunn, diese saubere, gastliche Gemeinde, die den Gesundheit und Kraft symbolisierenden Brunnen im Wappenfiihrt, darfmtStolz aufsei- ne Geschichte zurückblicken, auf eine Geschich- te, die nicht immer leicht zu bewältigen gewesen ist, darfmit Stolz das betrachten und der Offent- lichkeit präsentieren, was dieser Ort und seine Menschen erarbeitet haben, darf mit Mut und Hoffnung in die Zukur?ft blicken. Daß mir als Obmann der Vereinigung der Fremdenverkehrsverbände Kitzbüheler Alpen die Ehre zuteil wird, die Laudatio aufdie große, beeindruckende Leistung halten zu dürfen, freut mich seht-, und ich danke dem Bürgermeister Herrn Alois Siorpaes und dem Obmann des Fremdenverkehrsverbandes Herrn Stefan Foidl sowie der gesamten Bevölkerung Fieberbrunns für die ehrende Einladung recht herzlich. Die Namen der Ortsteile -Fieberbrunn Dorf, Bä,feld, Berg, Buchau, End der Pfarr, Endthal, Hütte, Lehmgrube, Lindau, Rotache, Schönau, Schreibühel, Trixlegg, Rosenegg, Vorreith, Wal- chern, Wall und Wiesach - chiagen das Buch der Geschichte weit auf, sind selbst Geschichte. Diese in der Entstehungsgeschichte Fieber- brunns geborenen Namen besagen ganz eindeu- tig, daß die Fieberbrunner schon eh und je die Entwicklung einer wirtschaftlichen Monokultur haben vermeiden können, daß sie ihre Heimat aus den Anfängen heraus aufdie soliden Funda- mente der Landwirtschaft und Forstwirtschaft, des Gewerbes, der Industrie, des Verkehrs und Transports und des Fremdenverkehrs gestellt ha- ben, auf Fundamente auf denen eine gesunde, tüchtige Unternehmerschaft und eine gesunde, tüchtige Arbeiterschaft aufbauen konnten. Aus dem „Pramau" des Jahres 1156 und dem späteren „Brunnau", was schon auf die Örtlich- keit eines besonderen Quellwasservorkommens hindeutete, war durch Trinkkurbesuche von Margarethe Maultasch und von Claudia von Medici, zweier großer Persönlichkeiten und Erscheinungen ihrerZeit, das „Fieberbrunn"von heute geworden, einem Ortsnamen, der im Jahre 1354 erstmals urkundlich vorkommt. Schon im frühen Mittelalter waren demnach Menschen nach Fieberbrunn gepilgert in der Hoffnung, dort Heilungzufinden und neueKrif- te sammeln zu können. Fieberbrunn darf somit als einerderältesten Kurorte unserer Gegend be- zeichnet werden. Dr. Ziepl am Rednerpult. Bilder: Foto Heinz, Inh. Heinz Jöbstl, Fieberbr. Festliche Bildungswoche zur Markterhebung Fieberbrunns kaiserlichen Poststellen und Straßenst inen eigene Gespannwechsel unterhielten. Wer sich ihrer bediente, mußte ' näufig umsteigen, denn die Cisiar ihr den Nahschnellverkehr zustäi Was sich links und rechts der meist von romanischer Bevölkerung belebten Handels- straßen an kulturellem Eigenleben der Rätier und Noriker abspielte, schien den Römern, so- fern völlige Ruhe und Ordnung gewahrt blie- ben, wenig beachtenswert. Während sich also in den Talorten Christengemeinden bildeten, Kirchen entstanden, die kirchliche Organi- sation ausgebaut wurde, huldigte man in abge- legenen Seitentälem und einschichtigen Dörfern weiterhin den alten Kulten und Bräuchen. Daß es aber dann doch zwischen allzu eifrigen christlichen Priestern und der sich provoziert fühlenden bäuerlichen Be- völkerung zu Konflikten kam, bei denen auch Menschenleben zu beklagen waren, ist aus einer Reihe von Märtyrerprotokollen bekannt. In dieser Zeit wurde, wie erwähnt, auch Bischof Virgil in Südtirol erschlagen. Be- günstigt wurde das Beharrungsvermögen heidnischer Anschauungen bei weiten Be- völkerungsschichten noch durch den Abzug der romanischen Christen südlich der Donau und aus dem Alpenraum während des Aus- klangs der Völkerwanderungszeit, also im Zu- ge des militärischen und organisatorischen Zusammenbruchs des Römischen Reiches. Mit dem pulsierenden, geschäftigen Leben in den Haupttälern und auf den Alpenübergän- gen erlosch durch den Einmarsch und die dauernde Festsetzung der überwiegend heid- nischen Bajuwaren im 6. Jahrhundert auch weitgehend das Christentum, zumindest die kirchliche Organisation. Zurückgebliebene traten, wie wir wissen, zum germanischen Götterglauben über, andere wandten sich, von den religiös toleranten Bajuwaren unbehelligt gelassen, wieder ihren alten Väteranschauun- gen zu. Reste des Heidentums aus der Vorzeit schwammen nun also mit dem dominieren- den germanischen Heidentum zusammen und pflanzten sich zählebig in Sitte und Brauch fort, das später, gestützt auf die Staats- gewalt, endgültig siegende Christentum sogar erheblich beeinflussend. Alle möglichen Bräuche, vor allem Fruchtbarkeitskulte und Magie zum Schutze des Hauswesens der Bauern und des Viehs hielten sich an verschie- denen, hauptsächlich abgelegenen Örtlichkei- ten bis in die Neuzeit und dies, obwohl bei der äußerlichen Bekehrung der Bajuwaren im 8. Jahrhundert nicht mehr zimperlich verfah- ren wurde und sich sogar in Fürstenhäusern in Glaubenssachen wahre Tragödien abspielten. Im Spertental und westlich von Kitzbühel lassen Sagen darauf schließen, daß es auch hier zu Konflikten kam, letzte Heiden erschlagen oder zumindest besiegt wurden. Am Hang des Bromberges liegt nach einer uralten, geheimnisvollen Uberlieferung, die beim nächstgelegenen Bergbauernhof gepflo- gen wird, das Grab des letzten Heidenpriesters der sich nach der Erzählung geopfert habe, also vielleicht während einer Kulthandlung bei einem Zusammenstoß mit Christen umge- kommen ist. Auf diesem Bromberg, also süd-
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