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Seite 14 Aber der kleine Ort im Pillerseetal war nicht nur ein Gesundbrunnen, sondern erfüllte bereits zur selben Zeit eine weitere bedeutende Funktion im damaligen Verkehrs- und Transportnetz. Er warAusgangspunkt und Endpunkt eines Weges, über dem die Saumtierkolonnen und später die Pferdefuhrwerke vom Tirolischen ins Salzburgi- sche zogen und über die Tauernpässe weiter nach dem Süden oder über die Landesgrenze hinauf gegen den Norden in die deutschen Lande. Her- bergen, Wirtshäuser nahmen dasfahrende Volk auf und bewirteten es. Heilkräftiges Wasser, Reiseverkehr, Um- schlagplatz und Verpflegsort brachten dem Fie- berbrunn des Mittelalters einen ersten wirt- schaftlichen Aufschwung und zeichneten schon damals die Konturen einer Funktion, die diese Gemeinde viele Jahrhunderte später in der klas- sischen neuen Form des Tourismus ausüben und mit Erfolg erfüllen sollte. Kitzbüheler Anzeiger Das war für Fieberbrunn ein kaum verdau- barer Schlag, eine traurige Zeit für die Ge- meinde, die aus dem spätmittelalterlichen Wohlstand zusehendsindenbitterenNotstand geraten war. Zum Niedergang der Industrie kam noch das Unglück des Ersten Weltkrieges. Somit war am Ende des vorigen Jahrhunderts und im ersten Drittel unseres Jahrhunderts je- de andere wirtschaftliche Entwicklung hintan- gehalten, denn die Gemeinde mußte sich mit dem zusammengeschrumpften Haushalt der zehner, zwanziger und dreißiger Jahre fast ausschließlich sozialen Aufgaben der Fürsor- ge widmen und für das Überleben und Weiter- leben der durch die Arbeitslosigkeit verarmten Familien Sorge tragen. Die Gemeindeväter erkannten die Wichtigkeit dieser Aufgabe, be- trachteten sie als Primat und verzichteten auf hochtrabende Pläne. Sie erfüllten ihre Aufga- be so gut sie konnten. Drei Jahrzehnte war die Gemeinde in ihrer Samstag, 16. Juni 1979 Entwicklung gegenüber der näheren und wei- teren Umwelt zurückgeworfen worden. Aber die Fieberbrunner gaben nicht auf. Sie began- nen nach neuen Möglichkeiten Ausschau zu halten. Es war der sich aus dem Tiefdes Ersten Welt- krieges und der großen Weltwirtschaftskrise langsam entwickelnde internationale Touris- mus, den man anzapfen wollte. Die europäi- sche West-Ost-Eisenbahnlinie Paris - Wien, die moorhältigen Seen und das Moorbad ka- men den Bestrebungen entgegen. Daß die Fie- berbrunner in Sachen Fortschritt nicht zim- perlich waren, bezeugt ein für die damalige Landesrat Komm.-Rat Christian Huber und BezirkshauptmannDr. Hans-HeinzHöflebei der Besichtigung des ADEG-Standes zur Ausstel- lung „Die Fieberbrunner Wirtschaft stellt sich vor". Während der Segen des Fieberbrunnens zu versiegen begann, entwickelte sich in den Ber- gen der Kitzbüheler Alpen im Gemeindege- biet des „Gebra" fast 1000 MeterüberdemTal- boden ein neuer Wirtschaftszweig. Eisenerz, in 1600 m Seehöhe abgebaut, wurde im Weiler Rosenegg verhüttet und zu dem allerorts ge- fragten Pillerseestahl verarbeitet. Um 1600 her- um arbeiteten in diesem Produktionsbereich zwischen 300 und 500 Männer, was im Ver - gleich zur heutigen Technik einem geradezu gi- gantischen Unternehmen gleichzusetzen wä- re. Mehrere große Geschlechter des Mittelal- ters, darunter die F u g g e rund die B a y e - r i s c h e n K u r f ü r s t e n, zählten zu den Fieberbrunner Gewerken-Herren. Vor hun- dert Jahren schon zeichnete sich das Ende des Industriezeitalters im Pillerseetal ab. Die Inlandskonkurrenz und der Weltmarkt drück- ten die Preise derart, daß die Existenzgrundla- ge nicht mehr gegeben war und im Jahre 1908 die Herstellung von Eisen und Stahl aufgelas- sen werden mußte. lich des Söllandes und nördlich des Brixen- tales war wohl mit Sicherheit eine heidnische Kultstätte. Auch die Flurnamen wie Tanz- platz, Brandstelle, Holzlögg und andere weisen ziemlich zweifelfrei daraufhin. Zudem war die Örtlichkeit für derartige Zwecke gera- dezu ideal, denn man liebte es, solche Stätten auf ausgesetzte Bergeshöhen, unter gewaltige Bäume (Eichen, Buchen, Eschen) oder in ge- heimnisumwitterte Bachschluchten oder Fel- senwinkel zu legen, gerne auch an besonders auffälligen schönen Quellen, auf markanten Felsblöcken (vielleicht auch am Eberstein) oder im Waldesdunkel einzurichten. Die christlichen Missionare hatten es, sofern ihnen nicht der Glaubenseifer durchging und es da- mit, wie erwähnt, zu Konflikten kam, den päpstlichen Richtlinien zur Bekehrung der Germanen folgend, vorerst darauf abgesehen, unter möglichster Schonung der Gefühle des Volkes heidnische Kultstätten nicht zu zer- stören, sondern auf oder bei ihnen Altäre oder Kreuze zu errichten und provisorische Kir- chen oder Kapellen zu bauen, um damit die Leute an diesen altvertrauten Orten weiterhin zu versammeln und die früheren Opferungen in irgendwelche christliche Feierlichkeiten umzuwandeln. Der Brauch der feierlichen Kirchweihessen lebt ja heute noch. Als Kir- chenpatrone wählte man auch bewußt solche Heilige aus, die irgendwelche Ähnlichkeiten mit den einst dort verehrten Göttern hatten. Der größte Teil der alten Kultstätten ist also bei uns von christlichen Bauwerken über- deckt, sodaß man sie nur mehr aus der Lage der Kapellen, Wallfahrtskirchen oder Einsie- deleien zu erahnen vermag. Der Rest ver- schwand allmählich aus dem Bewußtsein des Volkes. In ausgesetzten und abgeschiedenen Örtlichkeiten aber weisen Flurnamen und Sagen noch daraufhin und wer zum Beispiel in der germanischen Mythologie etwas bewan- dert ist, dem begegnen die ehemaligen, zwar nicht mehr verehrten aber noch lange in der christlichen Zeit als Unholde existent erachte- ten Göttergestalten in alten Erzählungen und sogar in einzelnen landläufigen Redensarten noch recht häufig. Und bis in die jüngste Zeit bargen einige der ganz alten, entlegenen Bauernhöfe in ihren Wänden das Andenken an geheimnisvolle, rätselhafte, in dieser Zeit zurückreichende Vorkommnisse und Ge- wohnheiten. BAUERNHAUSMUSEUM HINTEROBERNAU, Kitzbühel, Römerweg 91 wieder geöffnet. Öffnungszeiten täglich, auch an Samstagen und Sonntagen, von 13 bis 18 Uhr. Feuernotruf - Tel. 122 Rettung (Rotes Kreuz) Tel. 144 Notruf Gendarmerie Tel. 133
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