Kitzbüheler Anzeiger

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Weihnachtskonferenz des Katholischen Referent Präsident Dr. Eckmayr aus Linz und Lehrervereins beim „Klausner", von links: Bezirksobmann Dir. Plattner. Foto: Werner Landesobmannstellvertreter Dir. Wörle, Nessizius, Kitzbühel. Kindergarteninspektorin Aufschnaiter, Seite 28 Kitzbüheler Anzeiger Samstag. 13. Jänner 1979 Ausgezeichnetes Gastreferat bei Konferenz des Lehrervereins Präsident Dr. Eckmayr aus Linz sprach zu bildungspolitischen Entscheidungen in Osterreich Zur traditionellen Weihnachtskonferenz des Katholischen Tiroler Lehrervereins im Bezirk Kitzbühel konnte Obmann Dir. Alfons Plattner eine große Zahl von Lehrerinnen und Lehrern, Kindergärtnerinnen und Pensioni- sten begrüßen. Ein besonderer Gruß galt dem langjährigen Mandatar Regierungsrat Franz Kaler. Die Vereinsleitung vertraten die Obfrau Kindergarteninspektorin Anna Aufschnaiter und der 2. Obmannstellvertreter Dir. Oswald Wörle (übrigens der Gatte der Kitzbüheler Volksschullehrerin Margareth Brandstätter). Referent war der amtsführende Präsident des Landesschulrats für Oberösterreich, Prof. Dr. Karl Eckmayr, Landesobmann des dorti- gen Christlichen Lehrervereins und Bundes- obmannstellvertreter der Katholischen Lehrerschaft Osterreichs. Er sprach zum Thema „Pädagogisch-weltanschauliche Orientierung und bildungspolitische Ent- scheidungen". Prof. Dr. Eckmayr ging davon aus, daß bei uns Bildungsprobleme zusehends Aktualität erlangt haben. Man hatte nach dem Schul- gesetzwerk von 1962 erwartet, daß wieder ein jahrzehntelang gültiges Werk wie das seiner- zeitige Reichsvolksschulgesetz geschaffen worden sei. Noch unter dem Bundesminister Dr. Mock kam die Beratung von Bildungs- fragen in Fluß. Immermehr zeigt sich nun, daß man zwar an sinnvollen Neuerungen nicht vorbeigehen darf; aber auch an die Quellen der Erfahrung und die tragenden Grundwerte denken muß. Es ist sehr problematisch, in der Erziehung und Bildung „Wertfreiheit" zu propagieren, denn man weiß, daß die Schule von Wertgesichtspunkten getragen ist In der Folge des Konzils ergibt sich die Forderung nach einer lebendigen Gestaltung der reli- giösen Übungen und des Religionsunter- richts, ohne daß Grundwerte über Bord geworfen werden können. Ganz allgemein bereitet die Schule noch zuwenig unmittelbar auf die Berufswelt vor, alle Einrichtungen der Bildungsberatung sind daher zu stärken. In Österreich ergibt sich durch das Aus- laufen von Gesetzen eine neue Situation. Die anstehenden Fragen sind: Aufnahmsprüfung an den allgemeinbildenden höheren Schulen, 13. Schuljahr an den Langzeitformen der Gymnasien, Verlängerung oder Ende der Schulversuche, Ausbildung der Lehrer an den Pflichtschulen, der Kindergärtnerinnen und Arbeitslehrerinnen. Hinsichtlich der Aufnahmsprüfung für die AHS ist zu entscheiden, ob diese ersatzlos gestrichen werden soll, wie es die Regierungs- partei verlangt, oder ob es nicht doch besser ist, den Zulaufzu den Gymnasien vor allem in den Großstädten etwas zu bremsen. Dr. Eckmayr sprach sich dafür aus, die Entscheidung hinauszuschieben, bis sich gezeigt hat, welche Zukunft man der Hauptschule gibt. Die Hauptschule als die Hauptform der Aus- bildung für die Zehn- bis Vierzehnjährigen darf nicht in den Sog der allgemeinbildenden höheren Schule geraten. Auch in der Frage der Einführung des 13. Schuljahres an den Gymnasien sind sich die Großparteien uneinig. Prof. Dr. Eckmayr, der dem parla- mentarischen Verhandlungsausschuß ange- hört, sprach sich dagegen aus, daß aus arbeits- marktpolitischen Grundsätzen das 13. Schul- jahr wieder eingeführt wird, weil vorüber- gehende wirtschaftliche Schwierigkeiten damit kaschiert werden können. Sehr stark im Gespräch sind die Schulver- suche, die jährlich 180 Millionen Schilling kosten. Viele sind längst keine Versuche mehr, weil sie sich so bewährt haben, daß sie in die Regelschule übernommen werden können. So ist die Einführung der Wahl- und Interes- sensfächer an den Polytechnischen Lehr- gängen ab 1980 sehr zu begrüßen. Die „fremd- sprachliche Vorschulung" in den Volks- schulen ist soweit durchgesetzt, daß sie kein eigentlicher Schulversuch mehr ist. Hinsichtlich der Vorschulklassen muß eine Möglichkeit geschaffen werden, daß sie auch mit geringerer Schülerzahl geführt werden können, sollen nicht bis 80 Prozent der Fläche Osterreichs die vorgesehene Form nicht reali- sieren können. Die Schulgesetze dürfen nicht auf die Großstadt zugeschnitten sein. Die Ver- treter der Österreichischen Volkspartei ver- treten in den Verhandlungen die Auffassung, daß zusätzliche Maßnahmen, wie die Führung einer Kindergarten-Obergruppe oder die Vor- schulklasse mit einer geringeren Schülerzahl, notwendig sind, um die maximale Förderung jener Kinder sicherzustellen, die mit Start- schwierigkeiten kämpfen. Die Schulversuche Hauptschule - Allge- meinbildende höhere Schule laufen aus. Die Gesamtschule der Zehn- bis Vierzehnjährigen lehnte Präsident Dr. Eckmayr ab, verlangte aber eine klare Zielsetzung für die künftige Hauptschule. Dort muß die Schülerhöchst- zahl pro Klasse umgehend gesenkt werden, vor allem im Zweiten Klassenzug, zudem müssen Schwerpunktfächer eingesetzt werden. Entschieden wandte sich Dr. Eckmayr gegen Bestrebungen, die Haupt- schule und die AHS zusammenzuführen. Im nächsten Jahrzehnt bleibt die Langform des Gymnasiums und die Hauptschule. Diese wird allerdings einige Änderungen durch- machen müssen, soll sie den Anforderungen genügen, die heute gestellt werden. 'Wichtig ist die Einführung von Leistungsgruppen in den Fächern Mathematik, Deutsch und Fremd- sprache, die Senkung der Teilungszahlen nach den in der Großstadt praktisch verwirklichten Grundsätzen, die Einführung einer Klassen- vorstandstunde, um diese Position als Bezugs- person aufzuwerten, und die Ermöglichung von Interessensschwerpunkten in den 3. und 4. Klassen. Entschieden wandte sich Präsiden t. Eckmayr gegen die Einführung des Mehi- lehrersystems an der Grundschule. Für die Drei- bis Sechsjährigen ist der Kindergarten die „Normalform", für die in der Schule zurückzustellenden Kinder zuerst die Vor- schulklasse. Präsident Dr. Eckmayr betonte das Grund- recht der Mitbestimmung der Eltern in den Fragen der Schule, verwies aber darauf;) daß alle Entscheidungen auf der Freiwilligkeit beruhen müssen. Schließlich rief er, der '„als Mitglied der Verhandlungsausschüsse die'. Ziele der derzeitigen Politik in der Schule genau kennt, die Lehrerschaft zur Wachsam- keit auf. In der Diskussion, die auf die mit großer Spannung aufgenommenen Ausführungen
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