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Seite 6 Josef Pirchl, Bürgermeister, Schützenhaupt- mann und Oberschützenmeister, Kitzbühel, 122 —1906. eben so schöne als kernige, auf die Pflichten der Schützen sich beziehende Rede, bei wel- cher, so wie bei jener, welche der Hauptmann Pirchl nach eigewohnter Feldmesse am 27. Juni darauf vor der, vor dem k. k. Bezirksamts- Gebäude aufgestellten Kompagnie hielt, we- nige Argen trocken blieben. Unter Vivats, Glückwünschen und sichtbar mIt Teilnahme ergriffenen Bevölkerung, urter Begleitung der trefflichen Bergmusik und zahlreicher GeleitEgebung zog sodann diese Kompagnie mit2 zweckmäßig konstruir- ten Bergkanonen nach Brixenthal und mar- schirte gegen Abend mit Begleitung der be- kannt guten Musik von Hopfgarten in Wörgl ein. Der Herr Bezirksrichter Jäger und Herr Dr. Pusch beehrten diese Kompagnie bis Inns- brjc. Traurig und düste sah damals das sonst sc joviale Kitzbühel aus, denn man berechnete die Gefahren, denen diese Kompagnie entge- gen eilte, kannte deren brave Männer von altem Schrot und Korn, wie uns Tacitus die Deutschen beschreibt, erwog, wie schwer und unersetzlich der Verlust vieler Schützen wäre, freute sich anbei diesertrefflichen Kompagnie, deren Brüderlichkeit jnd solides Benehmen unser Stolz war und bleiben wird; denn man sah, wie herzlich vereinigt sind: Bürger, Bauer, Frster, Bergmann und Taglöhner, Vater und Sohn, (wie Hagleitner aus Pillersee 56 und dessen Sohn 19 Jahre alt. Ersterer Familienva- ter mit 5 Kindern), freiwillig eingereiht in die natürlicher Tirolerlandwehrschaft, worin sich die 'Tiroler so sieggewil3 ausnehmen, beigesellt wie eine P:ofetenstimme das treuherzige Glückauf der Bergleute bei gemindertem Bergsegen, aber reich in alter unversieglicher Liebe zu Gott, Kaiser uni Vaterland, Jüngling, Mann und Knapp, stahlbewährt, wie ein Mann, den Wahlspruch Ihres ritterlichen Kai- sers im Herzen: „Mit vereinten Kräften", ein 1(1 cehlatt, wie keine Künstlerhand so zu malen vermag in die mächtigste Krone der Welt. Diese Kompagnie traf mittelst Eisenbahn am 28. Juni 1859 in Iinsbruck ein, wurde ehrenvollst, wie andere cort angelangte Korn- pagniei mit Musik usw. vom Bahnhofe in die Kitzbüheler Anzeiger Stadt begleitet, marschirte am 29. nach Stein- ach, 30. nach Stilfes, 1. Juli nach Brixen, wo der Hr. Fürstbischof Vinzenz den Hauptmann und Feldkaplan zur Tafel zog, darnach an die, im fürstb. Residenzhofe aufgestellte Kompa- gnie eine äußerst herzliche, geistreiche Ansprache hielt mitden Worten Davids zu Go- liath: „Due kommst zu mir mit Spieß und Schwert", ermahnte die Kompagnie zur Aus- dauer und Tapferkeit, aber legte ihr auch Milde und Barmherzigkeit gegen verwundete und gefangene Feinde auf s Wärmste an's Herz. Am 21. August 1979 vollendete der Bahn- vorstand in Ruhe Sebastian Seißl sein 90. Le- bensjahr. Eine Reihe von Gratulanten, darun- ter Bürgermeister LA Hans Brettauer, Mitglie- der des Glockenspielkomitees und Mitglieder des Krippenvereins brachten dem Jubilar die besten Glückwünsche dar, denen sich die Hei- matzeitung hiermit freundlichst anschließt. Sebastian Seißl wurde am 21. August 1889 in Schwoich geboren. Nach seinem Studium, das er in Salzburg und in Wels absolvierte, trat er als Bahnbeamter in den Dienst der Station Söll-Leukental und wirkte bei kommerziellen Vertretungen im Bahnhof Wörgl. Durch 30 Jahre lang war er Bahnhofsvorstand in Kitzbü- hel. In seiner Freizeit erkannte er seine schöp- ferische Kraft im Technischen. Er entwickelte sich im Selbststudium zu einem „Amateur- techniker", der es mit jedem Fachmann auf- nehmen konnte. Schon mit 14 Jahren begann Seißl zu foto- rafieren. Er begann mit dem Grund- und Olumdruck. Er hatte im Laufe der Jahre 25 große internationale Fotoausstellungen be- schickt und dabei zahlreiche Preise errungen. Der Kameraklub Kitzbühel ernannte ihn auf- grund seiner Leistungen und Kenntnisse, die er in den Dienst des Klubs stellte, zum Ehren- mitglied. Als Naturfreund erwarb sich der Jubilar ein Herbarium mit an die 700 in Osterreich vor- kommenden Pflanzen. Die Sternkunde lockte ihn von Jugend an. Allem Neuen aufgeschlos- sen, beschäftigte er sich von den Anfängen an mit dem Radio. Er erwarb den Gewerbeschein als Radiotechniker und war während des 2. Weltkrieges durch 1 1/2 Jahre der technische „Chef` bei der Firma Hans Hinterholzer, deren männliche Stammbelegschaft im Kriegseinsatz war. Die Mithilfe beim Orgelbau in Kitzbühel im Jahre 1941 unter Stadtpfarrer Joseph Schmid führte Seißl zum Orgelbau. Er befaßte sich mit der Theorie und baute schließlich eine mecha- nische und eine Elektronenorgel. Um seine Werke verwerten zu können, erlernte er das Orgelspiel. Besonders groß ist das Verdienst Seißls am Glockenspiel auf dem Turm der St.-Kathari- nenkirche. Er war 1949/50 nicht nur als Sammler und Werber tätig, er vertiefte sich auch in die Technik des Werks und betreute das Glockenspiel als Techniker seit der Ein- weihung im Oktober 1950. Auf dem Turm Samstag, 1. September 1979 Nach erhaltenem hl. Segen marschirte diesel- be am 2. Juli 1859 nach Kollmann, am 3. nach Bozen. Von dieser Stadt lobt die Kompagnie den freundlichen Empfang, deren Patriotis- mus, und fuhr noch an diesem Tage um halb 4 Uhr nachmittags bis Trient, wo sie von den Herren Generalen Baron Paumgarten und Ritter von Burlo, den Kaiserjäger-Offizieren mit deren schöner Musikbande begrüßt, und ihre Schützenfahne auf Anrathen Burlos im dortigen Kastell in Verwahrung gegeben wurde. Fortsetzung folgt! wurde eine elektrische Uhr angebracht, die auch das Glockenspiel zu den verschiedenen Spielzeiten auslösen kann. Das ganze Werk wurde mit einem elektromagnetischen Klöp- pelschlag ausgestattet. Dadurch ist es möglich, von einem Spieltische aus mittels Tastenbewe- gung jede Melodie zu spielen (18 Glocken der Tonhöhe von d - g), während andererseits mit Hilfe einer einstellbaren Walze bestimmte Lieder wiedergegeben werden können. Diese ganze Konstruktion stammt von Sebastian Seißl, der sich aber auch um die praktische Durchführung große Verdienste erworben hatte. Und bis ins hohe Alter stieg er min- destens alle 14 Tage die 100 Stufen zur Glockenstube des Turms der St.-Katharinen- kirche empor, um den Mechanismus zu über- prüfen, bis er sich, mit 85 Jahren, nach einem Nachfolger umsah. Unser Jubilar verfaßte den „Führer durch Kitzbühel" auf der Grundlage der 5. Auflage von Hermann Reisch neu. Er war 1950 bei der Renovierung der Stadtpfarrkirche tätig, wid- mete sich der Kirchenorgel und ihm verdankt Kitzbühel auch das Überleben der Kirchen- uhr, die er durch eine ausgeklügelte Reparatur, an die sich sonst niemand wagen wollte, in Gang hielt. Sebastian Seißl, 90er Sebastian Seißl - 90 Jahre alt
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