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Samstag, 1. September 1979 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 Frohe Ferientage für unsere behinderten Kinder aus dem Bezirk Kitzbühel im Fritzhof in Aschau Zum zehntenmal erlebten 24 Kinder, gesunde, leicht- und schwerstbehinderte gemeinsam wunderschöne Tage. Wieder wurde bestätigt, Kinder haben keine Vorurteile! In Aschau hat sich beider Bevölkerung eine innige Zuneigung entwickelt. Wenn Sie nach- stehend lesen können, mit wieviel Verständ- nis, Besuchen und Geschenken bewiesen wurde, daß man mit so einer Urlaubsaktion mehr helfen kann als mit Geldspenden. Gera- de diese Kinder brauchen ein bißchen Abwechslung, vor allem aber die Eltern ein klein wenig Entlastung! Erst wenn man den Alltag mit diesen Kindern kennt, weiß man um die seelische Belastung dieser Familien. Wir Betreuer wissen das, und wir machen es jedes Jahr gerne, ja wir freuen uns auf dieses Ferien- lager. Als großen Erfolg werten wir, daß gesunde und kranke Kinder sich im Ferienlager gegen- seitig helfen müssen und es auch gerne tun. Auch das geistig behinderte Kind braucht die Anregung einer normalen Umwelt, durch die Nachahmung wird am besten das Ziel einer größtmöglichen Selbständigkeit erreicht. So kann ich wieder nur allen von Herzen Dank sagen! Der Wirtin Leni Pletzer, sie sagte: Ohne „Euch" würde mir das ganze Jahr etwas fehlen! Den Besuchern: Herrn Bezirkshaupt- mann Dr. Hans Heinz Höfle, Amtsarzt LOSR Dr. Willibald Puelacher, LA Bürgermeister Hans Brettauer, LA Paul Landmann, die Bür- germeister Josef Schönacher, Westendorf, Hans Fuchs, Itter, Hans Werlberger, Brixen, Egid Jöchl, Reith, Herbert Noichl, Kirchberg. Die Ortsbäurin und große Gönnern unserer Kinder Frau Maria Brandstätter und Maridl Jöchl aus Reith. (Erinnern wir uns an den „Dogglabend" in Reith!) Frau Margit Jenewein, Frau Resi Schroll (Kobingerhütte), Herr Max Heinzle, Sportge- schäft Kirchberg, Familie Hermann und Erna Vötter mit Freunden, Familie Nolte aus Kassel, Frau Helene Schwaiger, Frau Elfriede Turk. Die Leiterin der Frauenbewegung von Kössen, Frau Mühlberger mit Mitarbeiterin- nen, Familie Hans und Traudl Mayr, Hechen- moos. Ein Feriengast aus Aschau sowie Gäste aus Kirchberg, Familie Paul und Francis Theuss, Andrea Lehnert mit Freundin aus Kössen. Familie Bacher aus Aschau, Familie Flesar, Kitzbühel, Fräulein Paula Bachler, Kitzbühel, Frau Huber-Gröbl, Kirchberg, Dr. Hammerle mit Familie, Kirchberg. Allen Be- suchern sei gedankt! Es ist das Wichtigste bei unserer Arbeit mit den Behinderten, der Kontakt mit der Umwelt, nur so werden wir erreichen, daß diese ärmsten Mitmenschen sich aufgenom- men und verstanden wissen in dem großen Kreis der Gemeinschaft. Wir wurden von Euch reich beschenkt mit guten Sachen, aber der Kontakt und das Verstehen der Probleme ist das Wichtigste. Die großzügige Einladung der Ochsenalm- wirtin Anna Thaler ist fast schon Tradition. Es schmeckte wieder herrlich und wir danken von ganzem Herzen, ebenso den Pächtern der Oberlandhütte, Emil und Rita Schattner, für die Einladung zum Eisessen. Dem Taxiunternehmen Hans Rettenwan- der, Kirchberg, ifir die kostenlose Fahrt zur Ochsenalm, der Familie Gutensohn in Aschau für die Benützung des Schwimmbades. Aus dem Erlös eines Popkonzertes, 3. März 1979, veranstaltet von der Jugendrotkreuzgemein- schaft der städtischen Handelsakademie und Handelsschule, Kitzbühel, und dem großarti- gegen Entgegenkommen der Firma Hansjörg Schlechter, bekamen wir eine komplette Tischtennisausrüstung. Die behinderten Kin- der hatten großen Spaß und es entwickelten sich wahre Meisterschaften. Ein Zirkusbesuch war wohl eine kleine Strapaze, aber doch ein großes Erlebnis. Diesen Kindern ist so eine Veranstaltung meistens versagt. Warum? Weil wir noch lange nicht gelernt haben, die Eltern, wenn sie den Mut haben mit ihrem behinder- ten Kind in die Öffentlichkeit zu gehen, nicht mitleidig anzusehen. Der Bezirksstelle des Ro- ten Kreuzes vielen Dank für die verständnis- volle Unterstützung. Höhepunkt unseres Ferienlagers war aber ein Zauberabend. Herr Dipl. -Ing. Dr. Gerhard Hantich mit Frau aus Kitzbühel, Mitglied des Lionsclub, verstanden es, die Kinder zu begei- stern. Mit viel Einfühlungsvermögen und großem Können brachte er die große Schar da- zu, begeistert mitzumachen. Als dann aus ei- ner großen leeren Kiste fürjedes Kind ein Ge- schenksackerl gezaubert wurde, war die Begei- sterung groß! Vielen Dank! Zwei Feriengäste aus Kirchberg gaben ein Beispiel, wie gut auch heute noch die Jugend ist. Fräulein Annie van Alphen aus Holland opferte 2 Tage iherer Urlaubszeit, um bei der Betreuung dieser Kinder mitzuhelfen. Aber auch ein Junge von 12 Jahren, Harald Nolte aus Kassel, ist seit letztem Jahr mit unserem Thomas, 11 Jahre (er hat keine Hände und Füße), in echter Freundschaft verbunden. Auch er war jeden Tag bei den Kindern, nicht aus Mitleid, wie er selbst sagte, sondern aus Freude, weil diese Kinder so dankbar jeden Spielgefährten annehmen. Zweimal machten die Kinder, die gut bei Fuß sind, eine kleine Wanderung. Herr Son- derschuldirektor in Axams, Josef Soder, und Wanderführer Adolf Nagiller nahmen sich der Bergsteiger an. Begeistert und mit Blaubeer- mund kamen sie wieder zurück. Eine schöne, ausgefüllte Ferienzeit ist vor- bei! Ich danke allen von ganzem Herzen. Den Besuchern, die so großzügig gespendet haben, meinen lieben, bewährten Mitarbeiterinnen Frau Käthe Feiersinger, Frau Paula Luxner, Fräulein Katrin Nagiller. Aber auch den Kin- dern, alle halfen, daß es eine schöne Zeit wurde. Davon überzeugte sich auch, wenn ganz zufällig, Herr Dr. Josef Taus mit Gattin. Er interessierte sich sehr für unsere Probleme. In einem Gespräch konnte ich erfahren, daß die Politiker wohl wissen, daß hier noch viel zu tun ist. Wir haben im Bezirk viel erreicht und wir werden auch weiterhin uns voll einsetzen, da- mit diese Menschen nicht voller Furcht in die Zukunft schauen. Gemeinsam werden wir unser Ziel errei- chen! Käthe Nagiller Ein überholter Plan Öffnung der Wälder - Sperrung der Wege Die Gemeinden Hopfgarten und Westen- dorf wollen ihre „Gründe", sowohl den Lan- gen und Kurzen Kelchsauer Grund, als auch den Windauer Grund als Naherholungsgebie- te erhalten. Alle diese Talgründe sind bis zum Talhintergrund erschlossen und können auch mit Kraftfahrzeugen - in der Kelchsau gegen eine Maut - befahren werden. Von den inner- sten Grundalmen aus, die befahren werden können, sind zahlreiche Bergwanderungen in der herrlichen Gebirgswelt des Kelchsauer und des Windauer Grundes möglich. In der Gemeinde Kirchberg ist der obere Aschauer Grund überhaupt, der untere Aschauer Grund ab der dem Land gehörigen Stieralm für Kraftfahrzeuge gesperrt. Für älte- re Leute, die keine stundenlangen Tal- oder Bergwanderungen mehr machen können, sind diese Talhintergründe ein für sie uner- reichbarer Almhimmel. Es müßte - wie in Hopfgarten und in Westendorf — auch der Ge- meinde und dem Fremdenverkehrsverband Kirchberg möglich sein, diese herrlichen Tal- hintergründe auch der älteren Generation zu- gänglich zu machen. Gerade die Älteren suchen abseits der Verkehrshölle im Durch- zugsort Kirchberg Ruhe und Erholung in den Gründen des Spertentales. Nachdem in Kirch- berg —wie in Hopfgarten und in Westendorf - die 0W den Bürgermeister stellt, müßte es dem ÖVP-Seniorenbund möglich sein, die Offnung der Wege im Unteren und Oberen Grund zu erreichen. Wie im Kelchsauer Grund, so könnte auch im Aschauer oder Spertner Grund eine Wegmaut eingehoben werden, damit die Last der Wegerhaltung nicht nur von den Alm- und Waldbesitzern, sondern auch von den Kraftfahrzeugbesitzern getragen wird. Mit der Sperrung der Wege im Grund der Spertner oder Kirchberger (nun Aschauer) Ache schließt sich Kirchberg aus der Reihe der Gebirgs-Fremdenverkehrsgemeinden selbst aus. Nicht der Nahverkehr im Spertental und im Spertnergrund stört die Ruhe und Erho- lung, sondern der Fern- und Druchzugsver- kehr im Ort. Die seit 1926/30 geplante Ortsumfahrung wurde bis heute nicht gebaut und scheint auch im gegenwärtigen Entwurf des Flächenwidmungsplanes gar nicht mehr auf. Der Flächenwidmungsplan kommt nicht nur um Jahrzehnte zu spät, der vorliegende Entwurf ist schon wieder überholt. Als seiner- zeit vom Verein für Heimatschutz und Hei- matpflege (unter Hofrat Sebemy) bstellter Heimatpfleger finde ich diesen „Plan" weder ideal, noch real. Eine „freie" sich selbst verwal- tende Gemeinde müßte diesen „Plan" zurück- weisen. Aber haben wir wirklich noch eine selbstverwaltende Bürgergemeinde und nicht eine weisungsgebundene Amtsgemeinde? Anton Flecksberger
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