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Samstag, 8. September 1979 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 Fortsetzung von letzter Ausgabe und Schluß! Die Kompagnie fuhr nach kurzem Auf- enthalte, nachdem der in Trient stationierte General sagte: „Es freue ihn diese schöne star- ke Kompagnie, sie komme nach Montebaldo, wo sie sich tapfer wehren sollte, denn dort komme sie bald in's Feuer", mittelst Eisen- bahn voller Schneid nach ihren Bestim- mungsort, kam in später Nacht am 4. Juli in Peri an, ersah, daß sie schon 4 Stunden über die Tirolgrenze hinaus war, hielt den 5. Juli da Rasttag und menagirte dort das erstemal, erfuhr ihre Station nach Spiazzo auf Monte- baldo Kommune Caprino in dem Königreiche Venedig. Hier erzählte man, daß die Kompa- gnie Nachmittags schon in's Feuer kommen kann. Dann marschirte selbe voller Muth um Uhr früh nach Spiazzo ab, welches sehr hoch liegt, nur aus einer Kirche und vier Häusern besteht und wo die Kompagnie um halb 7Uhr Morgens ankam. Die Kompagnie traf da eine frische gesunde Gegend, gutes Wasser, 2 Kompagnien Kaiser- jäger und eine Kompagnie der k. k. Finanzwa- che, sah auf und über den Gardasee, beide La- ger, nämlich das österreichische und das fran- zösisch-piemontesische, letzteres bei der Festung Peschiera, bewunderte da das Auf- blitzen der Kanonen, und zur Nachtzeit das Werfen von Leuchtkugeln. Ein Donnerwetter trieb die Mannschaft in die für sie vorgerichtete Kaserne. Am andern Tage, am 7. Juli, verließen die 2 Kaiserjägerkompagnien Spiazzo, und die Kompagnie versah nun den ersten Dienst. Das Rundfleisch wargut, sonst das Meiste schlecht, vorzüglich der Wein. Das Rundfleisch kostete 22 und das Seit! Wein 10 Kreuzer österr. Währung. Am 12. Juli war auch kein Wein mehr zu bekommen. Da marschirte eine Abtheilung von 130 Mann in das Dorf Ferara, zwang einen Bauern oder Wirth Wein zu liefern. Derselbe brachte nun Wein, das Seitl kostete aber 20 Kreuzer und der Wein war kaum trinkbar. Mit der Finanzwache herrschte das beste Einvernehmen und der Hauptmann Buol der letzteren war ein strenger Dienstmann, außer Dienst äußerst freundlich und gefällig, verschaffte der Kompagnie Wein und leistete uns manche Dienste; denn er kannte Italien, da er Anno 1848 den Feldzug als Oberlieutnant mitmachte. Juli fuhr Genannter und unser Hauptmann sammt unserm Feldkaplan mittelst Vorspann nach Caprino; allein der Vorspannbauer, ein wohlhabender Mann, entwischte während der Reise, wurde aber eingeholt, nach geleisteter Vorspann zu 25 Gulden Geldstrafe ifir den Lokalarmenfonds oder 20 Stockstreichen verurtheilt. Da er in Güte weder das eine noch das andere wollte, wurde von der Kitzbühler Kompagnie um ihn ein Quarr formirt und zwei Finanzschützen finden die Exekution an. Schon nach dem zweiten Streich zersprang seine Hose, er kehrte sich jammernd um und erlegte 20 Gulden Strafe, woraufihm die weiteren Prügel erlassen wurden. Man merkte recht gut, daß seine Landsleute ihm diese Strafe vergönnten. Juli verordnete der angekommene Brigade-General Reichlein ein Scheibenschießen und da sah er, daß Leute der Kitzbühler Kompagnie sehr gut schossen, spendierte er ihr ein Best, sowie ihr schon frü- her ihr Hauptmann ein Best zum Aufschießen gegeben hatte. Das Fahnenband (Kitzbüheler Heimat- museum) der Kitzbüheler Schützenfahne, links das Wappen der Fürsten Lamberg, rechts das Wappen der Stadt Kitzbühel mit der Jah- reszahl 1858, dem Jahr der Stiftung des Ban- des. Die Fahne, mit welcher damals die Kom- panie ausrückte, stammt aus dem Jahre (nach Egg/Pfaundler: Tiroler Schützenbuch) 1797. Die am 10. und 17. Juli abgehaltenen 2 hl. Feldmessen unter Parade der zwei Kompagnien mit erhabenen, mit Epheu schön geschmückten Kreuze werden sowohl den Schützen, als auch den Bewohnern gewiß unvergeßlich guten Eindruck zurückgelassen haben; aber kaum war letztere Messe vorbei, kam wegen abgeschlossenen Waffenstillstandes Befehl zum Nachhausemarsch, welcher Befehl den wenigsten Schützen willkommen war, denn gar zu gerne hätten sie den Feind ihre Kraft und Schützenkunde empfinden lassen. Juli wurde von vielen Schützen der höchste Berg des Montebaldo erstiegen und ganze Körbe voll Edelweis wurden gepflückt, mit welchem sämtliche Schützen ihre Hüte schmückten. Daß diese Kompagnie in Spiazzi in jeder Hinsicht gut benahm, beweiset der Umstand, daß ihr der Capo die Commune durch die dortige gute Musik ein Abendständchen brachte, und der weitere, daß die Bewohner recht freundlich und herzlich davon Abschied nahmen. Juli marschirte die Kompagnie nach Peri, bekam da einen unreinlichen Kessel zum Kochen, dessen Reinigung nicht mehr ganz gelang, und elendes altes, ganz bläuliches Rindfleisch, das die wenigsten Schützen aßen; von jenen, welche aber aßen, bekamen sehr viele die Diarrhöe, welche überhaupt die meisten Schützen schon in Spiazzi erleiden mußten. Am20. nachniittagsum3 Uhr konnte die Kompagnie mittelst Eisenbahn nach Bozen abfahren, wo sie nach vorher in Trient abgeholter Fahne um 9 Uhr abends ankam. Schon um 12 Uhr nachts marschirte die bis Kollmann, 22. bis Brixen, am 23. nach Stilfes, hatte da am 24. einen Rasttag, kamam25. nach Gries, am 26. nach Innsbruck, 27. mittelst Eisenbahn nach Wörgl und von da zu Fuß nach Hopfgarten, am 28. nach Kitzbühel. (Die Giselabahn gab es damals ja noch nicht.) Von Peri weg hatte die Kompagnie überall freundlichen Empfang, gute Quartiere, insbesondere in Bozen, Innsbruck und Hopfgarten; auch wurde sie in letzteren 2 Stationen mit der Bürgermusik einbegleitet. In Innsbruck wurde dieselbe überdies vom allgeliebten Herrn Erzherzog-Statthalter so freundlich empfangen, daß sich alle Schützen gleich geehrt fühlten und ihn nie und nimmer vergessen werden, denn Er ließ sich alle drei Glieder öffnen, sprach nicht nur ergreifend und herablassendst mit den Ober- und Unteroffizieren, sondern sogar mit jedem Gemeinen. Der Hauptmann hatte das Glück, zur erzherzoglichen Tafel gezogen zu werden. Am anderen Tage marschirte die Kompagnie über Hall in die berühmte Wallfahrtskirche nach Absam, wo sie dem Herrn der Heerscharen recht inbrünstig für das sämmtliche gesunde Zurückkommen der ganzen Kompagnie dankte, da sie keinen einzigen Unfall, keinen einzigen Exceß, nicht einmal schlechtes Wetter hatte während der ganzen Zeit bis einmal in Stilfes, wo aber Rasttag war. Rasttage hatte sie hin und her nur zwei, eine in dem Nest Peri und einen in Stilfes. Fünfhundert Jahre Kitzbüheler Schützenwesen Der Ausmarsch der Kitzbüheler Gerichts-Kompanie im Jahre 1859
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