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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 20. Jänner 1979 Ein Mann - ein Wort Ein „Manneswort", gilt es auch heute noch? Ja, der Geschäftsmann Toni Werner hat den Beweis dafür erbracht Die Vorgeschichte: Bei der Weihnachtstombola zlr Kitzbühelet Kaufmannschaft von 1970 hat ein zehnjähri- ges Mädchen die Glücksgöttin gespielt. Toni Werner hat bekanntlich eine besondere Vor- liebe für langes, gepflegtes und schönes Haar. Sabine Moser, so heißt das Mädchen, hatte wunderbare Zöpfe. Toni Werner hat bei diese- Weihnachtstombola der schönhezopften Sabine versprochen, wenn sie mit 1. Jahren auch noch die schöne Haartracht trägt, kann sie bei ihm 1000 Schilling alholen. Matthias Bachmann ein Neunziger Der Kitzbüheler Gemeinderensionist Matthias Bachmann vollendete vor einigen Monaten in beachtlicher Rüstigkeit das 90. Lebensjahr. DerJubilar ist noch unterwegs und an allen Dingen der Umwelt interessier. Matthias Bachmann kam am 5. 3ktober 1888 zur Welt. Der Tag blieb sicher richt nur seiner Mutter in bleibendem Gedenken, sondern auch vielen Kitzbühelem. An diesem Tag war nämlich in Kitzbühel ein Erdbeben zu verspüren. Frau Bachmann, die bereits acht Kinder hatte, war am Vormittag im Haus Mantinger in der Unteren Gänsbachgasse allein mit einem eineinhalb- und einem drei- jährigen Mädchen daheim. Der Familienvater war als Kaminkehrermeistet u. a. auf der Bahnstrecke Hochfilzen-Wörgl bei allen Bahnbauten im Einsatz und daher auch an diesem Tag von zu Hause abwesend. Zudem kehrte Bachmann in mehreren Gemeinden. Als der Hausherr das Erdbeben verspürte, stürzte er in die im 2. Stockwerk gelegene Wohnung Bachmann und deU der Frau zu, sie möge sofort in Richtung Gänsbachgasse fliehen. Er fürchtete, daß der Kirchturm Von links: Kaus Lackner, S.adat Jakob Lackner, Franz Überall, Toni W.rner, vorne, mit Zöjfen, das ciLrnals zehnjähri'ge H2lbweise'z- kindSabineM9ser als Ghcksgött?n 1970). Weihnachten 1978 kam ein 18jähriges Mädchen mit langen Haarziipfen zum Kauf- mann Toni Werner und erhielt selbstverstiinzl- lich den versprochenen Betrag. Ein schönes Weihnachtsgeschenkfür Sabine,die heuervor der Maturapr.fung steht. Für Toni Werner ein Glück, da3 Zöpfe nicht mehr so stark in Mode sind. Käthe Nagiller umstürzen und auf das - Haus fallen könnte. Frau Bachmann kam bis ins Erdgeschoß, da bekam sie vermutlich wegen des S±ocks die Geburtswehen und kam nich: mehr aus dem Haus. Die Wohnpartei Bichler, die im Parterre wohnte, war behilflich und holte aus dem benachbarten Bäzkezhaus die Hebamme. In kürzester Zeitwar der durch das Erdbebenbei seinem Eintritt in die Weil so s:ürmischejuge Erdenbürger da. Im Jahre 1889 kaufte Frau Bachmann das Grundstück, auf dem noch der Bachmann- Besitz (heute Webergasse 9) steht. Von 1894 bis 1902 besuchte Matthias Bachmann die Schule. Am 15. Juli 1902 endete die Schulze--4 am 1. August stand er bei Meister Hans Gras- wan der als Schlosserlehrling ein. Die Arbeits- zeit war von 6 Uhr früh bis 11 Uhr und von 11.30 Uhr bis 6 Uhr abends. Am Samstag war um 3 Uhr nachmittags Schluß. Viermal wöchentlich war abends von 18.30 bis 20.30 Uhr die gewerbliche Fcrtbildungsschule zu besuchen, am Sonntag von 9.30 i-is ii.:o Uhr. Bachmann erinnert sich noch seiner Lehrer Franz Walde (Zeichnen) und Franz Ha:zl (Buchführung). Am Silvestertag bekam Bachmann einen Loh-- i von 2 Gulden. Damals war es allerdings üblich, daß man für die Lehrzeit bezahlte. Am Ende der Lehrzeit erhielt Bachmann als Preis auf ein Sparbuch 5 Gulden. 1910 kam Matthias Bachmann zur Muste- rung nach Nordwürttemberg, weil er durch die Mutter dorthin zuständig war. Bei der zweiten Musterung entging er dem Soldatenschicksal nicht mehr. Nach einem Jahr Militärdienst wurde er in Offenburg in Baden Schlosser. Im Juni 1913 entschloß er sich, auf die Walz zu gehen. Da er dem Gesellenverein Kolpings angehörte, fand er Aufnahme in Heimen und war gut versorgt. Sein Begleiter war ein Bayer, sie kamen über Karlsruhe bis Düsseldorf. Als 1914 die allgemeine Mobilmachung bekannt- gegeben wurde, meldete sich Bachmann beim Generalkonsulat in Köln. Auf den Bahnhöfen war ein Gedränge, daß die berittene Polizei einschreiten mußte. Bachmann mußte durch das Waggonfenster in den Eisenbahnwagen, die Koffer wurden nachgeschickt. In dieser Gegend arbeiteten viele Osterreicher, die nach Hause wollten. Bachmann kam zuerst nach Trient, wo er schon am 2. August eintraf. Wegen einer Erkrankung war er nicht beim ersten Transport nach Galizien. Er kam zu einem Marschbataillon. Nordöstlich von Przemysl erlebte er die Feuertaufe. Nach einer Verletzung kam er über Lazarette und Zivil- stationen zurück nach Trient. Bachmann war bis 1917 an der Südtiroler Front, dann wurde er nach Wien überstellt und war zur Montage in einer Flugzeughalle eingesetzt. Bei Kriegs- ende kehrte er 1918 nach Kitzbühel zurück. Für die nächsten Jahre fand Bachmann einen Arbeitsplatz in Rosenheim, 1923 wurden alle Ausländer entlassen. Inder Folge mußte sich Bachmann mit Gelegenheits- arbeiten durchschlagen, er arbeitete bei Bauern, vor allem zu Stang, beim Oberbau der Bahn und beim Verkehrsverein, den Oberst Kahrer als Geschäftsführer leitete. Schließlich fand er wieder einen Platz in der Werkstätte von Schlossermeister Hans Graswander, doch Foto Dir. Peter Brandstätter
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