Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 13. Oktober 1979 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 Der Unglückstag von Melick vor 170 Jahren Von Dr. Herbert Sandner, Innsbruck -- Kitzbühel Fortsetzung aus Nr. 40 Die Truppen Haspingers, Passeirer, Höttin- ger, Sarntaler und Pongauer unter Führung der Hauptleute Lagner, Stmber, Joachim und Harasser stürmten den Lueg im Frontal- und Flankenangriff und warfen die Gegner bis Golling hinaus. Ebenso erfolgreich verlief der Kampf im zweiten Operationsbereich. Wall- ner und sein Kampfgenosse Panzl nahmenmit den Pinzgauem Luftenstein, Firlers Burggräf- 1er, Wipptaler und Sonnenburger rückten ge- gen den Strub und über die Loferer Alm auf Lofer zu, die Kitzbüheler und Jochberger Schützen des Hauptmanns Oppacher, des Helden vom Paß Strub (Firlers dritte Kolon- ne), eroberten den Kniepaß. Auch der Distriktskommandant Speckbacher selbst griff mit den Pillerseer Schützen unter Haupt- mann Platt! ein. Die starken bayrischen Trup- pen, rundum bedroht, suchten sich nach Zu- sammenfassung aller Kontingente auf einem wahren Todesmarsch nach Unken durchzu- schlagen. Die Hauptkolonne, nun auch vom Kniepaß her bedroht, konnte sich gerade noch über die Enzbäume der abgetragenen Ober- rainerbrücke hinüberretten, die Nachhut, die total aufgerieben zu werden drohte, ergab sich Oppachers Männern nach Zusicherung der Pardonierung. Nun war auch Wmtersteller trotz des langen Marsches von Kössen her zur Stelle. Seine ihm zugeteilten Meraner, Kastel- beller und Naturnser Schützen verlegten dem Gegner Unken, um das sich sofort ein mörde - rischer Kampf entspann. Abermals zeichneten sich Kitzbüheler Schützen unter Thomas Rei- scher aus. Sie stürmten im hin- und herwogen- den Kampf fünfmal den beherrschenden und daher heiß umstrittenen Friedhof des Ortes. Keinen anderen Ausweg mehr sehend, warfen sich die unter Major Rummel tapfer fechten- den Bayern schließlich in die Saalach. Einjun- ger Fähnrich rettete dabei sogar noch, im reißenden Wasser rundum kämpfend, seine Fahne an das andere Ufer hinüber. Die unter Oberstleutnant Graf Waldkirch und Major Kronegg stehenden bayrischen Streitkräfte konnten Unken gar nicht mehr erreichen und schlugen sich über ein Nebental nach Schnait- zelreuth hinaus. In Meliek warf dervon linken weiter gestürmte Speckbacher die Truppen des Obersten Ströhl und stand bald darauf mit den Vorhuten unweit von Reichenhall. Es war ein totaler Sieg und ein Triumph der Taktik Speckbachers, des wohl verwegensten und fähigsten Truppenführers im Tiroler Freiheits- kampf. Die tapferen Bayern hatten schwerste Ver- luste an Toten und Gefangenen zu beklagen. Während Speckbacher und Fir!er klugerweise am Bodenbühel und in Mellek feste Stellung bezogen, nahmen die Pinzgauer unter Wallner und Margreiter das Berchtesgadenerland ein, Haspinger überschritt ungestüm Hofers Be- fehl stehenzubleiben und besetzte am 28. September das von seiner Besatzung verlas- sene Hallein. Der Pater wollte sogar noch gera- dewegs nach Salzburg hinaus, geriet aber we- gen dieser selbstmörderischen Idee mit allen anderen Führern und Hofer selbst in Konflikt, sodaß er am 1. Oktober verärgert Hallein ver- ließ und sich nach Radstadt und Schladming wandte,um bei den Steirern Zuzug gegen Na- poleon zu erlangen. Auf diesem Höhepunkt der Erfolge ange- langt, zeigten sich nun zunehmend die Schwä- chen eines Volksaufgebotes, also einer locker geführten Miliz mit ihrer Anfälligkeit, bra- vourös erfochtene Siege beim Nachlassen ei- ner unmittelbaren Feindbedrohung zu ver- spielen. Natürlich waren die Tiroler Landesvertei- diger nicht „die" Soldaten und daher in einer offenen Feldschlacht ohne ausreichende Dek- kung dem rollenden Pelotonfeuer gedrillter Infantrieverbände, den Reiterattacken und denArtilleriekanonaden nichtgewachsen. Da- zu fehlte ihnen die Ausbildung, die Disziplin und die Vertrautheit mit der Waffenwirkung eines modernen Heeres und selbstverständ- lich auch die Ausrüstung. Das zeigte sich da- mals bei der schweren Niederlage in Wörgl, die von aktiven österreichischen Offizieren unter totaler Verkennung der Ungunst des Geländes und der Belastbarkeit ihrer zusammengewür- felten Truppen verursacht wurde. Dort hinge- gen, wo die Tiroler Schützen und auch Sturm- männer, von Natur aus zäh, tapfer, gen ugsarn und durch den Lebenskampf im Uehr::ge- härtet, Chancengleichh' .uen, UiLefl sie hervorragend nid ir der Reg. Ju elio!g- reich. Wo unseie Männer und Burschen noch dazu über eine gute Ausbildung und eine halb- wegs genügende Ausrüstung verfügten, hat- ten sie, obwohl alles andere als Kriegslüstern, überhaupt noch nie einen Gegner zu scheuen. Das bewiesen sie in den vergangenen Welt- kriegen. Man ersetzte also im Freiheitskampf 1809 die fehlenden Kriegsmittel und die Einstellung zu ihnen durch eine günstige Wahl des Kampfgeländes mit Deckung und Rückzugs- möglichkeit und durch einen Spürsinn von Jä- gern entsprechende Taktik. Daher waren auch die Anweisungen Hofers bei den Bergisel- schlachten goldrichtig: „Dös abistürmen hat koan Sinn, grad nit zualassn tiats ös si!" Die zweite Schwäche eines Volksaufgebotes gegenüber einer regulären Truppe lag in der fehlenden oder oft sogar falschen Information über die spezielle oder die Gesamtlage und in einer oft überraschenden Sorglosigkeit. Damit in Zusammenhang eine hohe Anfälligkeit für Panik und Verwirrung, ausgelöst durch uner- wartete oder unerklärliche Vorgänge am Kampfplatz oder in der weiteren Umgebung des Gefechtsfeldes. Bereits ein unglückliches Beiträge zur spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Hüttengeschichte von Kitzbühel und Umgebung Von Manfred Rupert, Kitzbühel Uber die Eisengewinnung im 17. Jahrhundert (Aus: Archaeologia Austriaca, Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien, Ver- lag Franz Deutike, Wien 1976) Der Landesfürst wollte so lange keine Regal-Gefälle verlangen, „biß vierjahr verschi- nen sind und im ersten derselben über 35 ß (= Saum) eisen gemacht sein", erst dann mußte Rosenberger „für fron, zoll oder andere regalia von jedem sämb oder stahel, deren jeder im gewicht 2 ½ centen und schwerer nit wegen solle, 36 Kreuzer raichen und geben". Damit die Obrigkeitüber den Umfang derPro- duktion genau informiert ist, solltej eder Saum Eisen oder Stahl „neben seinen, Rosen- bergers, zaichen der rosen auch unnsere öster- reichische Wappenschild" aufgeschlagen erhalten und damit gekennzeichnet wer- den.. . Rosenberger sollte die für den Verkauf bestimmten Mengen des erzeugten Eisens und Stahl an das Kitzbüheler Bergwesen, dann an Inländer, besonders an die Schmiede und Schlosser in der Herrschaft Kitzbühel, vor Fremden oder Ausländern zu angemessenem Preis verkaufen. Der Landesfürst stellte auch in Aussicht, daß für den Fall, „da dises werckh nützlich fortgeet" und daraus für die Bergwer- ke auf Silber, Kupfer und andere Erze und für die Regalien kein Nachteil entsteht, Verlei- hung von weiterem Holz und andere För- derung. Dieser neue Eisenbergbau im Pillersee-- Gebiet erwähnt auch Burglechner: „So ist auch ain eusenperckhwerch im Piller- see in aller höche gegen dem Pinzgaw. Alda werden die hundt wie die sämbroß verwendet. An halß legt mann innen amen kammet (= Kummet, Geschirr), auf den ruggen bindet man inen die söckh, von schweinheuten ge- macht, und tragen solche hundt bis auf die höche, von 40,50 biß in 60 pfundt schwär. Das eusenarzt würdt in die söckh gefaßt und wintterszeiten durch die risen herabgelassen, und gibt sich, das die hundt bißweilen auf die söckh ligen, so iren herrn gehören, und fahren damit auf die ebne". Sperges, der bei Nennung der Tiroler Eisen- bergwerke unter den besten das „in Pillersee an den Gränzen vom Pinzgau" anführt, be- richtet auch, zum Teil im Anschluß an Burg- lechner, über den dort üblichen Erztransport: „Die Bergleute im Pillersee im Berggericht Kitzbühel, wo das beste Eisenbergwerk sehr hoch im Gebirge gelegen ist, machen sich im Winter die Förderung von dem Berge in das Tal hinab auf eine ganz besondere Art leicht und bequem. Das Eisenerzt wird in große Säcke von Schweinhäuten gefüllet, ein Knecht setzet sich auf einen solchen Sack und fährt mit Hülfe eines langen Steckens, den er rückwärts hinaus unter dem Arme hält und sich damit gleich einem Steuerruder leitet, auf dem Schnee durch die Rissen ganz sicher den Berg hinab, schleppet auch an einem Stricke noch andere Säcke hinter sich her.
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